Geschichtliches aus Hannovers Südosten: Werner von Grävemeyer baute hier als Erster
Die Serie „Geschichtliches aus der Südstadt“ ist beendet. Doch nicht nur im Südstädter Maschseekurier bin ich der Stadtteil-Geschichte nachgegangen. Außer dem Maschseekurier und dem heute noch existierenden Maschseeboten (für den hannoverschen Stadtbezirk Döhren-Wülfel) erschien im selben Verlag zeitweise unter anderem der Tiergarten-Blick. In einigen Ausgaben schrieb ich Beiträge zur Historie der jeweiligen Stadtteile. Die einzelnen Hefte sind natürlich schon lange vergriffen und vergessen. Auch wenn diese damaligen Artikel keine zusammenhängende Geschichte der Stadtteile ergeben, sondern nur einige wenige Aspekte schlaglichtartig beleuchten, sollen nun diese Geschichten in loser Folge nach und nach bei myheimat veröffentlicht werden. Bestimmt interessieren sie ja den einen oder anderen myheimat-User. Denn Heimatgeschichte ist immer aktuell und nie von gestern. Dieser Beitrag erschien im Tiergarten-Blick Nr. 1/1995, wurde für myheimat aber etwas abgewandelt.
Werfen wir nun einen Blick auf einen hannoverschen Stadtteil, dessen Gebiet erst sehr spät zu Hannover kam. Denn der Stadtteil Seelhorst, von dem die Rede sein soll, entstand auf Flächen, die überwiegend ursprünglich einmal zu Kirchrode und Bemerode zählten. Kam Kirchrode schon 1907 insgesamt zu Hannover, so wurden die Bemeroder Teile erst in den dreißiger Jahren von dem Dorf abgetrennt und hannöversch. Bis Oktober 2011 zählte der größte Teil des hier behandelten Gebietes zum Stadtbezirk Döhren-Wülfel. Dann wurde der Bereich östlich des Messeschnellweges dem Stadtbezirk Kirchrode-Bemerode-Wülferode zugeschlagen.
Der Stadtteil Seelhorst selbst zählt rund halbes Jahrhundert. Die Wohnbebauung setzte in den 30ger Jahren nach dem Ausbau der Straße "Am Schafbrinke" ein. Aber er ist, wie der unlängst verstorbene Heimatautor Helmut Zimmermann einmal geschrieben hat, "doch nicht ohne Geschichte." Es gab hier einst eine Burg (die Garkenburg) und das verschwundenes Dorf Süßerode. Daneben gibt es aber auch in dem jungen Stadtteil eine Reihe sehenswerter Baudenkmale.
Neben dem Militär, das an der Seelhorst seit dem zweiten Kaiserreich ein Pulvermagazin unterhielt, zählte ein gewisser Werner von Grävemeyer zu den ersten Bauherren im Gebiet zwischen der Eisenbahnstrecke nach Kassel, der Güterumgehungsbahn und der Bemeroder Straße. Im Jahr 1852 ließ sich der Leutnant außer Diensten am Waldrand der Seelhorst ein kleines eingeschossiges Jagdhaus bauen. Später entstand daraus die heutige Waldwirtschaft. Ein Fachwerkhäuschen an der Hofseite dürfte noch älter sein und bereits 1820 Waldaufsehern als Unterkunft gedient haben.
Zu der Kette von Villen, die vor allem auf der Kirchröder Seite der Bemeroder Straße entstanden, gehört ebenfalls das Wohnhaus Döhrbruch 6. Der 1904 im englischen Landhausstil entstandene rote Backsteinbau mit seinem tief herabgezogenen Dach sei zwar kleiner als die Kirchröder Villen, "aber doch ebenso qualitätsvoll", urteilen die Denkmalpfleger. Sie loben besonders die kontrastreichen schwarz-weißen Fachwerkdetails an dem Wohngebäude.
Einer der "herausragenden Bauten expressionistischer Architektur in Hannover" (Denkmalstopographie), steht inmitten des 1919 angelegten Stadtfriedhofes Seelhorst. Es ist das Krematorium mit der Friedhofskapelle. Der Architekt Konrad Wittmann schuf 1924 die Anlage mit dem mächtigen Kubus der Kapelle. Von ihm stammt auch das zweite Baudenkmal auf dem Friedhofsgelände: der frühere Haupteingang am Hohen Weg.
Ein weiteres denkmalgeschütztes Objekt steht im Seelhorster Wald und lässt so manchen Spaziergänger rätseln. "Was mag sie wohl bedeuten?", wird angesichts der weißgetünchten vierkantigen Säule mit der Spitze sicherlich oft gefragt. Der schlichte Obelisk trägt lediglich die Jahreszahl 1852. Vielleicht soll es an den Bau des einen Steinwurf entfernten Jagdhauses des Herrn von Gräveneyer erinnern.
Bürgerreporter:in:Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld |
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