Hochwasser an der Leine – Zwischen Sarstedt und Hannover
Es ist mal wieder soweit. Alle paar Jahre wieder, kann man sagen. Die Leine, zusätzlich gespeist durch die ansonsten kleine aus dem Harz kommende Innerste und andere Flüsschen, macht sich so richtig breit. Sie führt das Vielfache ihrer normalen Wassermenge mit sich. Und das sorgt in der Region des Leinetals für Land unter. Was für den Beschauer einen reizvollen Anblick bietet, ist für den anderen ein Ärgernis. Nicht nur für viele Autofahrer, die wegen der Brückensarnierung über die Hildesheimer Straße am Südschnellweg sowieso schon lieber Umwege in Kauf nehmen, um dort nicht im Stau stehen zu müssen. Doch nun sind auch noch die Brückstraße von Döhren nach Hemmingen und die Wilkenburger Straße von Wülfel nach Wilkenburg und Hemmingen wegen Überflutung gesperrt. Und auch auf der B 343 nach Pattensen staut es sich deswegen. Für Autofahrer ist Geduld angesagt. Doch eine Besserung scheint in Sicht ist. Die Pegelstände werden in den nächsten Tagen wohl sinken.
Auch die Landwirte im Leinetal finden das Hochwasser nicht lustig. Großflächig stehen viele Felder unter Wasser. So manche Aussaat, die zu lange im Nass steht, wird zerstört. Und wiederum andere, und das ist natürlich noch schlimmer, bangen darum, dass das Wasser nicht höher steigt, sind doch ihre Häuser in Gefahr. Allein in Sarstedt mussten schon am Dienstag 150 Keller leergepumpt werden. In so manchen Baumarkt sind Pumpen längst ausverkauft, so auch im Raum Braunschweig, wo die Oker für Überschwemmungen sorgt.
Bei einer Radtour am Rande des Hochwassergebietes von Hannover nach Sarstedt leineaufwärts musste ich leider auch feststellen, dass die Storchennester in Laatzen und Grasdorf verweist waren. Und so stand dann auch in der HAZ, dass die Jungstörche dort wegen des feuchten und kalten Frühjahrs nicht überlebt haben. Das ist schade. Aber das ist nun mal Natur und damit ganz natürlich. Aber vielleicht kommt es ja noch zu einer zweiten Aufzucht, hat sich doch das Storchenpaar bei Grasdorf erneut gepaart.
Festgestellt habe ich auch, dass zwar viele Gebiete unter Wasser stehen, dass dieses aber längst nicht so hoch steht wie zum Beispiel im November 1998 oder im Januar 2003. Damals waren die Brückstraße und die Wilkenburger Straße weit höher überflutet. Und die älteren von uns werden sich noch an das Hochwasser 1946 kurz nach dem Krieg erinnern, als ganz Linden von den Wassermassen eingeschlossen war und das Wasser in manchen Straßen über eineinhalb Meter hoch stand.
Dass die Fluten auch gefährlich sein können, musste am Donnerstag eine Frau in Seelze erfahren. Sie wollte das überschwemmte Gebiet mit dem Rad durchqueren und wurde von der Strömung mitgerissen. Sie konnte von der Feuerwehr zwar geborgen werden. Doch es war zu spät. Im Krankenhaus verstarb sie.
Immer wieder versuchen auch Leute das Hochwasser der Ihme vorm Düsterntor in Ricklingen vom Maschsee her zu durchqueren. 1994 musste dort eine Frau in der starken Strömung von einem Hubschrauber gerettet werden. Im November 1998 habe ich selber, auf dem Deich stehend, mit angesehen, wie eine Frau mit vier Hunden versucht hat, die Fluten zu durchqueren. Sie verlor den Boden unter den Füßen und wurde von der Strömung mitgerissen. An einem Baum konnte sie sich festhalten. Bis zum Bauch durch das Wasser watend, konnte ich damals zu ihr gelangen und ihr ans Ufer helfen. Auch die Hunde gelangten, wie wild in der starken Strömung paddelnd, mit letzter Kraftanstrengung ans Ufer zurück.
Wie sich die Lage in den nächsten Tagen entwickeln wird, ist wohl noch nicht absehbar. Fallen die Pegelstände, oder kommt es im Harzgebiet zu neuen Regenfällen? Wir werden in der Tageszeitung das Geschehen weiter beobachten, und vielleicht auch vor Ort.
Jedenfalls werden Technisches Hilfswerk, Feuerwehr und auch freiwillige Helfer noch einiges zu tun haben.
Siehe auch: Die Restaurierung des historischen Leinewehrs am Maschsee ist abgeschlossen
Bürgerreporter:in:Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode |
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