Dörfliche Gotteshäuser: alte Kapellen und Kirchen im Westen von Hannover

Fachwerkkapelle in Davenstedt
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Dorfkirchen und -kapellen: Vier dieser historischen Gotteshäuser aus längst vergangenen Tagen sind im Westen der Stadt Hannover stehen geblieben. Gebaut wurden sie, als die heutigen Stadtteile noch selbstständige Dörfer weit vor den Toren der Stadt waren. Für romantische Gemüter haben diese uralten Gemäuer einen besonderen Reiz. So soll vor allem die mittelalterliche Kapelle auf dem Ricklinger Edelhof bei Brautpaaren sehr beliebt sein.

Das kleine Kirchlein am Rande der Leineaue ist das älteste und bedeutendste Gebäude Ricklingens. Um 1340 ließ die Adelsfamilie von Alten auf ihrem Gutshof die Kapelle aus Kalkbruchsteinen erbauen. Sie war ein Ableger der St. Martins-Kirche in Linden. Bis 1877 kam der Lindener Pastor zu Gottesdiensten in die Kapelle, erst dann stieg Ricklingen zu einer eigenen Kirchengemeinde auf. Elf Jahre später – 1888 – weihten die Ricklinger die neue Michaeliskirche an der Stammestraße ein. Die historische Kapelle wurde nicht mehr benötigt; sie diente als Scheune. Zeitweise hielt auch die kleine katholische Gemeinde dort ihre Messen ab.

Zum Teil zerstört überstand Ricklingens Schmuckstück den Zweiten Weltkrieg. Zwischen 1963 und 1966 wiederaufgebaut, wird die Kapelle heute erneut von der Michaeliskirchengemeinde genutzt. Ab und zu finden wieder Gottesdienste, Taufen und besonders Hochzeiten statt.

Um einen würdigen Rahmen für Hochzeiten und Taufen zu haben, ließ die St. Johannes-Gemeinde die alte Davenstedter Kapelle im alten Dorf 27 Ende der 80ger Jahre des vorigen Jahrhunderts renovieren. Rund 230.000 Mark kostete die Baumaßnahme. Der tiefe Griff in die Geldbörse hat sich gelohnt. Das Gebäude strahle danach wieder so wie 1790. Damals errichteten die alten Davenstedter das schlichte Gotteshaus auf den Fundamenten einer Vorgängerin. Als sie vor über 200 Jahren die Glocke aus dem Jahr 1635 wieder in das neue Türmchen hängten, war das Kirchlein noch der Mittelpunkt des Dorfes. Heute steht das hübsche Fachwerkgebäude nur noch am westlichen Rand von Davenstedt.

Nicht so viel Glück wie die Ricklinger und Davenstedter hatten die Bürger in den benachbarten Stadtteilen Bornum und Badenstedt. Ihre alten Kapellen wurden abgerissen. In Badenstedt erinnert lediglich der „Kapellenweg“ noch an die frühere Andachtstätte. Nach einer alten Beschreibung aus dem Jahr 1899 war es eine „dürftige rechteckige Fachwerkkapelle mit Dachreiter“, wohl nach einer Jahreszahl über den Eingang 1787 erbaut. Von dem 1971 abgebrochenen Bornumer Kirchlein ist immerhin ein Foto geblieben. Das Schwarzweißbild zeigt einen mit Schindeln verkleideten rechteckigen Bau. Auf dem Dach thronte ein kleines Türmchen mit spitzer Haube.

Trutzig wirkt ein historisches Kleinod im Dorfkern von Wettbergen. Die Johannes-der-Täufer-Kirche mit ihren verputzten Bruchsteinmauern ist das Zentrum des Ortes. Die ältesten Nachrichten über eine kleine Kirche in Wettbergen sind aus dem Jahr 1447 überliefert. Wie dieses Bauwerk aussah, ist nicht bekannt. 1580 wurde es in einer Fehde zerstört. Zwei Wappensteine an der heutigen Kirche von 1697 und 1702 datieren vermutlich den Wiederaufbau. Damals entstand der jetzige schlichte Bau mit dem achteckigen Dachreiter.

Recht früh wurden die alten Dorfkirchen in Linden und Limmer durch Neubauten ersetzt. Limmers (und Hannovers) berühmtester Pastor – Jacobus Sackmann – ließ seine deftigen Predigten noch durch ein anderes Kirchenschiff hallen. Vielleicht war es das bereits 1268 urkundlich erwähnte, dem heiligen Nikolaus geweihtes Gotteshaus. Die neue Kirche hat der 1715 gestorbene Geistliche nicht mehr gesehen. Das Kirchenschiff wurde erst 1787 bis 91 nach Plänen des Baumeisters C. H. Brückmann errichtet. Lange Zeit mussten die Limmeraner ohne Kirchturm auskommen. Weil das Geld anfangs nicht reichte, konnte sich erst ab 1898 eine Kirchturmspitze in den Himmel strecken.

17 Jahre nach der limmerischen Nikolauskirche taucht die St. Martins-Kirche in Linden anno 1285 in vergilbten Urkunden auf. Doch auch dieses Bauwerk musste 1727 der modernen Zeit weichen. Wegen leerer Gemeindekassen wurde auch hier zunächst am Turm gespart. Er gedieh anfangs nur zu einem Stumpf. Erst 1853 bekam er seinen schlanken Helm aufgesetzt. Von der Lindener Kirche des 18. Jahrhunderts ist allerdings auch nicht viel geblieben. 1943 zerstörten Bomben das Kirchenschiff. Nur der Kirchturm ragt weiterhin – baulich etwas verändert – in die Höhe. Wie die anderen sakralen Gebäude signalisiert er als einer der wenigen Zeugen aus vergangenen Tagen noch heute die Lage des einstigen Dorfes.

Hier geht es zu Teil 3: Dorfkirchen im Osten und Norden von Hannover

Zum 2. Teil des Berichtes über die Dorfkirchen in Hannover bitte hier klicken
Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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