Die Kanzlerin und die digitale Intelligenz
Bundeskanzlerin Angela Merkel ( CDU) muss in diesen Tagen vom Internet beeindruckt sein, ob sie will oder nicht. Bei ihrer Rede zur Eröffnung der weltgrößten IT-Messe Cebit sagte sie am Montagabend: "Wir haben in diesen ersten Tagen des Jahres 2012 erlebt, wie Informations- und Kommunikationstechnologien gesellschaftlichen Wandel, gesellschaftliche Veränderungen fördern." Damit meinte sie nicht die digital organisierte Jagd auf Abgeschriebenes in der Doktorarbeit ihres Verteidigungsministers Karl Theodor zu Guttenberg( CSU), sondern "den Umbruch in vielen arabischen Ländern" wie Tunesien und Ägypten.
Im Beisein des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan hat Merkel die Cebit am Montagabend offiziell eröffnet - in einem historischen Umfeld, das tatsächlich die gesellschaftliche Relevanz digitaler Technologien deutlicher erlebbar macht als je zuvor, im In- wie im Ausland. Rechner schlagen Menschen in Quizshows, junge Menschen organisieren Revolutionen mit Hilfe des Netzes, die Internetplattform WikiLeaks wirbelt mit radikaler Veröffentlichungspraxis Diplomatie und US-Außenpolitik durcheinander - und auch die deutsche Politik sieht sich einer neuen Öffentlichkeit gegenüber, die sich mit den alten Aussitz-Mechanismen für politische Skandale nicht mehr zufrieden geben will.