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Doc Grilles 3. Hundertbuch - 100 Geschichten mit jeweils 100 Wörtern.

1

Dummerchen

hat immer so viel Kummerchen
und kriegt davon viel Speck.
Und den kriegt sie nicht weck!

Sie heißt Duratschka, Dummerchen, das unbedingt Model werden wollte, aber für Paris und Mailand und New York 2 Zentimeter zuviel auf den sibirischen Hüften hatte.
Doch ihr 2 Zentimeter-Dicksal hat ihr zu einem anderen Ansehen verholfen.
Als Autorin.
Sie hat nämlich ein Buch darüber geschrieben, was sie in der Zeit, als sie versucht hat, die überflüssigen 2 Zentimeter Speck ‚weck’ zu bekommen, alles nicht gegessen hat.
Das Buch ist exakt 2 Zentimeter dick, hat einen Torso-Schnitt und erzeugt beim Umblättern der Seiten Magenknurrgeräusche.

2

Mäuschen

ist keine kleine Maus, sondern ein Ort. Er hieß ursprünglich Mäu-schen. Mäu-schen liegt nicht in China, sondern bei Saarbrücken. Oder jedenfalls ganz in der Nähe von Saabrücken. Das ist aber eigentlich egal – vielleicht für die Saarländer nicht –denn im Saarland liegt alles irgendwie in der Nähe von Saarbrücken. Auch Frankreich.
Das Saarland ist sehr klein. Solange es zu Frankreich gehörte, war es größer. Mäu-schen hieß da Meuschenne.
Und weil das Saarland so klein und grau ist, wurde mit der Zeit aus Mäu-schen Mäuschen. Selbst die sonst so stolzen Bürger von Mäu-schen nennen sich ‚Mäuse’. Und das Rathaus heißt ‚Käseberg’.

3

Der Rote Räuber

In den ersten Jahren seines Unwesens eilte ihm ein so übler Ruf voraus, dass alle, die durch seinen Wald reisen mussten, es in großer Eile taten, als ginge es darum, mit einem Hasen um die Wette zu laufen. Davon bekamen aber alle Feiglinge vor Anstrengung und Aufregung so einen roten Kopf, dass sie vom Roten Räuber leichter auszumachen waren als Glühwürmchen in einer lauschigen Sommernacht.
Als sich dies herumgesprochen hatte, schlichen darauf die reichen Schlauen nur noch durch das Gehölz, stets darauf bedacht, ja keinen roten Kopf zu bekommen.
Dass machte es dem Roten Räuber noch leichter.

4

Spargel und Birne

Äußerlich sind so unterschiedlich, wie man es nur sein kann. Und nur um sie zu beschreiben, reicht das Bild: Spargel und Birne’
Aber hinter der Beschreibung soll ja auch eine kleine Geschichte stehen.
Also, los damit.
Spargel und Birne sind ein schwer (Birne) oder auch leicht (Spargel) verliebtes Paar, das bald schon zum Synonym für andere Paare dieser Laune der Natur wurde.
Und da sagten sie sich, wenn wir schon synonym sind, dann wollen wir auch das Beste daraus machen.
Das Beste wurde ein Speiselokal, in dem es ausschließlich Gerichte mit Spargel und Birne gibt.
Guten Appetit!

5

Gedanken tanken

Für den Linksaußen Franco Franke,
dem ich so manche gute Flanke
bei Fußballspiel verdanke.

Wenn wir uns beim Fußball zanken
über sehr missgelungne Flanken,
die im Morast im Aus versanken
im Dreieck Köln-Worms-Unterfranken,
dort wo auf den rot-weiß schlanken,
jetzt ausrangierten Bahnsteigschranken
der Efeu und die Bohnen ranken,
vor Wut besoffen torkelnd schwanken,
und gleich Kreislaufkollapskranken
unwürdig knieweich wacklig wanken,
weil wir auch zu viel Wodka tranken,
dann kotzten und nach Kotze stanken
wird’s wieder Zeit, mit Riesenpranken
mit der Knete von den Banken,
die sie schließlich uns verdanken,
6 Liter frostige Gedanken
in unser heißes Hirn zu tanken.

6

Bücherbäuche

Wenn Bücher Rücken haben, dann haben sie bestimmt auch einen Bauch. Buchrücken – Buchbauch. Und selbstverständlich dann auch noch alle anderen Köperteile wie Arme und Beine.
Deswegen können Bücher mit starken Armen wahrscheinlich auch gut Reckturnen und Bücher mit krummen Beinen gut reiten.
Und Bücher mit großen Ohren können logischerweise gut hören. Deswegen verkaufen sie sich als Hörbücher auch sehr gut, denn man kann sie nachts als Wachhunde einsetzen.
Nun, wenn Bücher aufgrund der Definition ihrer Teile Lebewesen sind, dann müssten sie ja auch eine Seele haben.
Diese sticht bei Bücherverbrennungen durch das Auge direkt ins das Gehirn. Gut so.

7

Weißer Löwe

Das Haupt meines weißen Löwen krönt ein roter Hase, der mit seinem Kopf, dem eines Wackeldackels gleich, nach jedem noch so kleinen Stupbser (die Wahl zwischen dem p und b ließ mich für beide dann entscheiden) nachdenklich wackeln kann.
Ob er dabei sehr geistreich ist, kann letztlich nur der Löwe wissen. Wer weiß?
Der Hase sieht recht putzig aus und in seinem dunklen Rot dem Leu gemäß auch noch recht majestätisch.
Doch ob nun Lampe oder Leu,
ich bin der Weizen, sie sind Spreu.
Denn ich hab mir das ausgedacht – ohne Nachzudenken.
Ließ mich durch einen Einfall lenken.

8

Biersacks erster Brief
an seine Schwester, in die er sich später verliebt

Liebe Schwester,
Vater und Mutter sind sicher beleidigt, weil ich nicht geschrieben habe.
Aber wenn ich „Lieber Vater, liebe Mutter!“ geschrieben hätte, hätte Mutter die Nerven verloren und anders herum Vater.
Deshalb schreibe ich Dir in der Hoffnung, dass sie diesen Brief auch zu Dir in die Nervenheilanstalt reinlassen. Du kannst MutterVaterVaterMutter dann erklären, warum ich ihnen nicht geschrieben habe.
Wenn ich hier in der Legion fertig bin, hole ich dich da raus.

Anbei der Kuss, nach dem Du Dich so gesehnt hast.
Dein Biersack
und immer offensiv

9

Der Teichtaucher

ist kein Wasservogel, sondern Gerdchen, dessen Schicksal es war, sein langes Leben lang - er ertrank im Celler Karpfenteich im Alter von 107 – nur Gerdchen genannt zu werden, obwohl er wie alle Gerdchen Gerd hieß.
Zum Gerdchen ward er einst durch die tröstenden Worte seiner Mutter, als er einmal von einem Pferd gefallen war und sie versuchte, den Sturz kurz zu reden.
‚Nun, wein doch nicht so Gerdchen, es war doch nur ein Pferdchen.’
Als Gerdchen wurde Gerd Teichtaucher, weil er vor der Tiefe des Meeres zu großen Respekt hatte. Als Gerd vom Pferd, wäre er Atlantiktaucher geworden.

10

Die KaffeeFee

Mich ärgert es, dass die meisten Deutschen Kaffee immer wie Affe mit K sprechen. Sogar in einem Café bestellen sie sich einen Kaffe oder Tee – lächerlich: im Café!
Dabei heißt die zweite Silbe des Wortes doch nicht umsonst ‚Fee’. Denn immer wenn der Kaffee schön heiß ist, steigt mit dem Kaffeeduft eine Fee auf. Und dem, der dann Kaffee sagt, gewährt sie einen Wunsch.
Ich hatte mir gewünscht, dass zukünftig alle Deutschen Kaffee sagen sollen.
Da hat die Fee hat nur ihr niedlichen Locken geschüttelt und gesagt: „Oh, sorry, der Kaffe wird kalt und ich muss rasch zurück.“

11

Stuten-Studio

Zuerst dachte ich, dass im Stuten- Studio bei mir gegenüber Stuten fotografiert werden würden. Denkste!
Das Stuten-Studio ist ein Zuchtpuff.
Männer, die einmal in die Rolle des Alleinerziehenden schlüpfen möchten, können dort einer Zuchtstute ihrer Wahl ihren Samensaft eintrichtern und nach 9 Monaten ihren eigenen kleinen Kacker zum Windeln mit nach Hause nehmen.
Die Zuchtstuten sind ausschließlich junge Damen, die sich mit einer Schwangerschaft eine goldene Nase für den nächsten goldenen Schuss verdienen wollen.
Es handelt sich dabei aber trotzdem auch um ein Resozialisierungsprogramm für die Stuten, da sie während der Schwangerschaft keine Kontakt zu ihren Dealern aufnehmen dürfen.

12

Morgenkind

ein Gedicht, ganz ohne Uni-Form
aus Faulheit und aus Ungeduld.
Der Druck ist Schuld.
Enorm.

Ich bin ein Sorgenkind.
Denn ich bin ein Morgenkind.
Zum Glück kein Kind von Übermorgen.
Weil die noch viel mehr Sorgen-
kinder sind
bzw. werden
im Universum und auf Erden.

Wir Kinder von morgen
machen
uns und anderen Sorgen.
Weil wir weniger lachen.
Worüber
auch.
Schon im Mutterbauch
scheint die Zukunft trüber.

Wer hat denn noch Aussicht
im Universum und auf Erden
Ein Sonntagskind zu werden.
Morgenkinder nicht.

Es werden doch die Wehen
heute früher eingeleitet,
damit man am Freitag
schon der Mutter entgleitet.

13

Der Lokussitz

Es war ein Missverständnis. Eins mit Folgen. Ich bin jetzt Sitzpinkler.
Mein alter ego Christina teilte mir wie immer zwischen Tür und Angel etwas mit, das ich so verstanden hatte: Wir sind zu einem tibetanischen Abend eingeladen. Für dich ist das aber nichts, denn dort gibt keine Stühle. D.h. den ganzen Abend im Lokussitz. Aber du weißt, du musst trotzdem mit, denn ich habe die Hosen an. Also, übe schon mal schön!
Tat ich. Täglich. Auf allen Klos und in allen erdenklichen Posen.
Zuerst ging manche Pose noch kläglich in die Hose, doch nun sitzt er, der Lokussitz.

14

Wir kommen gleich

Meines Erachtens haben wir schon Gemeinsamkeiten: Wir wohnen nicht zusammen, mögen keine Hunde und spielen nicht Skat. Aber wenn ich darauf verwies, hieß es immer nur: H und M wohnen auch nicht zusammen, C und A mögen auch keine Hunde, Dolce und Gabbana spielen auch kein Skat – außerdem seien das, was man nicht zusammen tut, streng genommen auch keine Gemeinsamkeiten.
Sie wollte etwas Einmaliges, Spontanes. Und das bekam sie dann ja auch. Als es mitten im wilden Sex wütend an unsere Tür bollerte, riefen wir wie aus einem Munde: wir kommen gleich.
Seitdem ist sie richtig zufrieden.

15

Galgengesang

Er sang sich an den Galgenstrick,
der war aus bestem Hanf und dick
und brach ihm sauber das Genick.

Immer, wenn es ihm gut ging, sang er. Und nach dem Mord an seiner ‚Falschen’, wie er sie nannte, ging es ihm so gut, dass er besonders laut sang. So laut, dass ihn die Müllerin deutlich an der dritten Strophe erkannte. Der Gendarm brauchte nur noch die anderen beiden Strophen zurück verfolgen und schon war er überführt.
Zum Tode verurteilt wurde er aber nicht wegen seines Vergehens, sondern weil er nicht mehr aufhören wollte zu singen. Und das falsch.

16

Der kalte Januar

Sie nannten ihre ersten Zwillinge August und April. Die nächsten März und Mai. Zum Glück hatten das Jahr noch Juli und Juni in petto, denn sie wünschten sich noch ein drittes Zwillingspaar. Die anderen Monate eigneten sich nach ihrem Geschmack nicht als Vorname.
Es wurden dann aber Drillinge, denn da schlüpfte noch ein Nachzügler – und das auch noch am 29. Februar. Der konsequenten Not gehorchend nannten sie den Kuckuck schließlich Januar. Zwar dreisilbig, aber passend zu einem Drilling.
Mit dem wurden sie doch nie richtig warm, denn er blieb selbst in den Patenmonaten seiner Mitdrillinge auffällig kalt.

17

Oklahoma

aus Hawai’i war auch dabei.
Dabei war er gar kein waschechter Amerikaner. Ein Hawai’i Weichei, wenn man so will. Aber wenn man als Hawai’i Weichei Oklahoma heißt, ist man nominell schon Amerikaner, auch wenn Oklahoma Roter Mann heißt.
Er machte schon schlapp, wenn er nur an das dachte, was er tun sollte. Wenn es an das Tun selbst ging, ging der Honolulu-Oklahoma regelmäßig verloren und war schwer wiederzufinden. Als es darum ging, New York von Ratten zu befreien, hatte er sich sogar bis Alaska verloren.
Später verlor er sich dann endgültig nach Hawai’i zurück, um die Vulkanausbrüche zu organisieren.

18

Der Fontänen-Fisch

Der dicke Goldfisch Goliath will unbedingt ein Fontänen-Fisch werden. Die Fontänen-Fische sind etwas ganz besonderes. Sie tanzen auf der Spitze der Fontäne im Großen Garten von Götalund.
Die Fontänen-Fische sind die Todesmutigen unter den Fischen und genießen hohes Ansehen. Sehr hohes Ansehen, denn kein Fisch kommt jemals so hoch und ist den Vögeln so nah wie ein Fontänen-Fisch.
Nun sind dicke Goldfische nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie sich in große Höhen schießen lassen und dann todesmutig wieder hinunterstürzen. Aber hinunterstürzen will Goliath sich ja auch nicht. Er will oben bleiben und sich wie eine goldene Kugel drehen.

19

Die Mallorca-Palmen

Ich bin der Palma von Mallorca. Meine Frau ist die Palme. Mein Tochter ist die Palmi und mein Sohn der Palmo. Oma ist die Palmu. Opa gibt es nicht, gab es nicht, wird es nie geben, weil es keine weiteren Vokale für Palm am Ende gibt.
Brauchen wir auch nicht, wir kommen mit dem Regieren auf Mallorca auch so zu recht. Schließlich ist es hier warm. Und wenn es mal nicht warm ist, haben wir dafür unsere Leute.
Wir ziehen uns dann in unseren Palmen-Palast zurück, der von einer deutschen Putzefrau poliert wird, und baden in heißer Kokusmilch.

20

Diogenes

Mit Lothar Krause verbanden mich die Vorliebe für Fußball und die Überalterung in Klasse 7.
In seinem Denken war Lothar träge. Er lernte sehr mühsam, staunte oft über die verblüffende Einfachheit einer Mathematikaufgabe, entrang sich nur zögernd eine englische Vokabel und gewann dem Plusquamperfekt nur ein verständnisloses Schulterzucken ab.
Trotzdem war er zu einem Geniestreich zu dem Thema „Wie kommt ein Regentropfen ins Meer?“ fähig:

Ich fiel aus einer Wolke und landete dann auf dem Dach eines Hauses. Dann rutschte ich in die Dachrinne. Von da bin ich in eine Regentonne gefallen. Da sitze ich jetzt und schreibe dies.

21

Das Brieftäubchen

Onkel Mustafa war sehr geizig.
Onkel Mustafa hatte aber auch eine Ehre.
Und deswegen heftete er auch seiner Tochter einen großen Geldschein an ihr Hochzeitskleid.
Diesen hatte er zuvor zu einem Brieftäubchen gefaltet.
Onkel Mustafa war auch sehr geschickt.
Dann zog Onkel Mustafa seine Tochter stolz an seine Brust, wobei er sorgsam darauf achtete, das Täubchen nicht zu zerquetschen, sah ihr ehrlich in die Augen und sagte:
„Meine Tochter, mein größter Wunsch ist es, dass du glücklich bist. Und wenn es dein größer Wunsch ist, dass ich glücklich bin, dann hauche dem Täubchen schon bald ein Leben ein.“

22

Der Briefkastenschlitzer

Der Briefkastenschlitzer war ein ganz ausgebuffter Hund.
Sein erstes Opfer war der Briefkastenschnüffler aus dem zweiten Stock. Hans Leibel. Mit aufgeschnittenen Pulsadern lag er unter den Briefkästen. Die er hatte sich beim Versuch, in den Schlitz der Blechkästen zu greifen, selber aufgeschnitten.
„So eine Sauerei!“, meckerte die Frau Maus, die Hausmeisterin. Sie hätte gerade erst aufgewischt.
Seine anderen Opfer erledigte er nach und nach nach der gleichen Methode.
Er steckte immer stark parfümierte Brief in die Briefkästen, deren Schlitze besonders scharfe Kanten hatten und durch ihre Breite den Eindruck erweckten, man könne bequem Nachbars Post herausfischen.
Das funktionierte.

23

Catwalk

Kater Charlie wird ganz schwach,
wenn im Mondschein auf dem Dach,
die Pussies promenieren,
um sich zu verlustieren.

Ganz besonders auf Charlene
hat es Charlie abgesehn
und macht sich zum Idioten,
denn ihre weißen Pfoten

bringen ihn um den Verstand.
Und ganz außer Rand und Band
tobt er als Karl der Kühne
über die Mondschein-Bühne.

Bis er dann zu viel riskiert
und das Gleichgewicht verliert
und aus der Theaterwelt
in die Regentonne fällt.

Ein winzig kleine Maus
schenkt ihm donnernden Applaus.
Charlene ist von den Socken
und reibt den Charlie trocken.

So ein Kater pudelnass
hat für Katzendamen was.

24

Mein Berater

Er war nicht mein Vater, auch nicht mein Kater, schon gar nicht mein Pater und nicht vom Theater. Er spielte trotzdem gern meinen Berater.
Nach dem Motto, guter Rat ist nicht teuer.
Teuer zwar nicht, kostete aber schon. Mich meine Nerven, meine gute Erziehung und meine Beziehung, denn meine Beziehung konnte mich ohne gute Erziehung nicht mehr ertagen.
Aber wenigstens einmal erwies er sich als guter Ratgeber, als ich ihn um Rat bat, welche Form des Selbstmords ich wählen solle.
„Eine solche Entscheidung will gut überlegt sein“, riet er mir.
Seitdem überlege ich. Derweil berät er mich weiter.

25

Rolf

Rolf hatte zwei Mitschülerinnen gekidnappt – die besten. Oder - in der Sprache von Rolfs Mutter: nur vom Allerfeinsten.
Er versorgte sie mit allem, von dem er glaubte, dass sie es brauchten: Fernseher, Chips und Kosmetika.
Dafür mussten sie ihm dann zum Lernen zur Verfügung stehen, wenn ihm danach war. Abends, nachts, nachmittags. Denn wenn ihm danach war, dann konnte Rolf auch lernen.
Als sich die Mädchen nach Monaten wegen einer Schlafmützigkeit ihres Schülers befreien konnten, drehten sie den Spieß um und unterrichteten ihn nach ihren Normen. Morgens. Regelmäßig. Im Gegenzug erhielt er Nahrung und Schlaf. Bis er zerbrach regelrecht.

26

Joghurt

Ich saß über meiner heißen Brühe neben einem älteren Herrn. Und weil die heiße Brühe ihrem Wesen entsprechend so heiß war, pustete ich in systematischen Intervallen auf sie ein.
Während einer längeren Pustepause – ich war vorübergehend außer Atem – sah ich, dass der ältere Herr ebenfalls sein Essen bepustete. Aber es war kalter Yoghurt.
Als er meine Irritation bemerkte, sagte er zu mir:
„Ich bin alt, aber kein Idiot, obwohl mein Verhalten zu dieser Einschätzung Anlass gibt. Aber wissen Sie, wenn man sich erst einmal an heißer Milch ordentlich die Schnauze verbrannt hat, dann pustet man auch in kalten Yoghurt.

27

Ralle, nicht alle

Ralle, nicht alle! Was könnte denn damit bloß gemeint sein?
Dass Ralle nicht alle auf einmal essen, hauen oder loben soll? Nein. Und es ist natürlich auch nicht damit gemeint, dass besagter Ralle sie nicht mehr alle habe.
Ralle, nicht alle! – das ist Fußballersprache.
Ralle ist Ralf von Linden 07, er ist Abwehr seiner Mannschaft. Mit dem Drang nach vorne.
Und sein Trainer sieht das nicht gern. Und deshalb hat er ihn und seine nach vorne drängenden Abwehrspieler zurück geschnauzt.
Gereimt bekommt ein solcher Anschnauzer gleich etwas Lyrisches.
Fußball ist nicht nur ein Spiel.
Fußball ist Kunst.

28

Mein Manhattan

Für Zainab, die aus dem Land der Zedern kommt und so gerne Seinab geschrieben werden möchte.

„Glaubt mir, Wissen ist nicht einfach da. Wissen muss man sich aufbauen wie ein Haus.“
Die, die ich damit zu erreichen glaubte, waren meine Schüler, denen meine Ausführungen aber zu Gerlinde gesagt am Arsch vorbei gingen.
Nur Seinab nicht und ihrer besten Freundin Miriam, die so gerne Maria genannt werden möchte.
„Ich jedenfalls habe mir mein Wissen aufgebaut und jetzt habe ich viele Häuser in meinem Kopf. Und wenn ich Wissen daraus brauche, mache ich einfach eine Haustür auf und ‚schwups’.“

29

Die Pudelschule

In die Pudelschule gehen kleine Teufel, damit sie dort lernen, wie man sich als Pudel fühlt und verhält.
Nachdem Goethe seinen Mephisto als Pudel erscheinen lässt – als Kernobst sozusagen –
ist es bei den Teufeln Mode geworden, sich als Pudel unter die Menschen zu mischen. Nur Pudel ist man nicht, das muss man erst einmal werden. Und richtig ist schwer. Dackel geht da viel leichter und Schäferhund auch. Eigentlich alle Hunde –außer Pudel. Die Locken sind ja mir nichts dir nichts gemacht, aber für einen Teufel ist es nicht leicht, sich das Schwule des Pudels zu eigen zu machen.

30

Die Filmerzählerin

Auch den ersten Film, den sie gesehen hatte, hatte sie nacherzählt. Man hatte das damals nur nicht gewusst, weil sie da noch in der Babysprache gelallt hatte.
Und seitdem erzählt sie jeden Film. Manchmal summt sie sogar synchron den Soundtrack dazu– sie gilt deshalb als Wunder.
Da aber heutzutage die Menschen die Filme, die sie erzählt, selbst gesehen haben, hatte sie eine Zeit lang kaum noch Zuhörer – bis sie schusselig wurde und mehrere Filme durcheinander erzählte. Ein solche Erzählung hat zufällig ein Filmemacher mitbekommen und daraus einen neuen Film gemacht. Davon erzählt sie jetzt allen, die Ohren haben.

31

Der Anzieher

Der Bildhauer und Sonnenanbeter Dett-Leff Fels hatte überall in der Stadt siebenundsiebzig aus heimischem Regenrinnstein gemeißelte Nackte aufgestellt und ihnen mit Raufasertapete eine Gänsehaut verpasst. Diese verlieh seinen Skulpturen dazu noch eine jämmerliche Frühlingsblässe.
Der Volksmund taufte sein Werk ‚Die Bibbernden’.
„Ich hoffe, dass ich damit endlich die Sonne rauslocken kann“, hoffte der durch Sonnenentzug gebeutelte Künstler. Vergeblich.
Das war dann die Gelegenheit für den Anzieher, wieder einmal zuzuschlagen.
Er hüllte die Bibbernden in weiße Handtücher und setzte ihnen wie zur Abrundung seines Werks noch ein Regenhäubchen auf, wie es ältere Damen zum Schutze ihrer frischen Dauerwelle tragen.

32

Diese verdammten Viertfrauen

Pascha Konstantin hatte außer seiner Erstfrau noch zwei Zweifrauen, drei Drittfrauen und fünf Fünftfrauen. Nur mit den Viertfrauen wollte es irgendwie nicht klappen.
Eine Weile tröstete er sich darüber mit seinen sieben Sechstfrauen hinweg.
Eigentlich erlaubte ihm seine eigene Religion nur sechs Sechstfrauen, aber da es seine eigene Religion war, machte er da mal eine Ausnahme und gönnte sich eine siebte Sechstfrau, denn schließlich hatte er ja keine Viertfrauen.
Doch eine siebte Sechstfrau war kein richtiger Ersatz für die fehlenden Viertfrauen.
Aber selbst mit dem tiefer gelegten vierlagigen Fliegenden Teppich konnte er keine Begehrlichkeiten bei Viertfrauen wecken.

33

This is my Sigrid

König war des Englischen nicht sehr mächtig. Er sprach es aber gern. Aber weil er sonst sehr mächtig war, ließen ihn seine Untertanen das nicht wissen. Wollte er ein bread, brachten sie ihm eben ein Brett.
Eines Tages wurde König mit einer Frau gesehen.
Und als die Neugier zu groß wurde, platzte jemand mit der Frage heraus: „König, wer ist denn die Schöne da in Eurem Schatten?“
„This is my secret!”, stotterte der in Liebesdingen scheue König und verschwand in seinem Schatten.
Aber jeder Mund tat es einem anderen kund: Des Königs Liebste ist die Sigrid!

34

Warme Würmer

Sie kamen beide aus Schwul,
der eine im Buch, der andere im Stuhl.

Bücherwürmchen liebte Bandwurm, weil der lang war.
Bandwurm liebte Bücherwürmchen, weil das so büchig war.
‚Büchig’ hatte Bandwurm extra erfunden, denn er wusste gar nicht, was ein Buch ist.
Aber ein gebildetes Adjektiv für seine Liebe wollte er unbedingt auch haben.
Bücherwürmchen war zwar ein bisschen schwuchtelich, hatte aber die Hosen an, wenn sie sich schwulten.
Das Ergebnis ihrer Schwulitäten konnte sich sehen lassen. 20 Bände ‚Brehms Tierleben’. Und schon getauft. A bis Ca, Ch bis De, usw. – der letzte, eine sie, hieß Z Komplett.

35

Der Kiemenatmer

röchelt noch.
Wie absurd. Oder doch nicht. Er ist eben weder Fisch noch Fleisch.
Aber solange er noch röchelt, ist ja nichts verloren. Nicht einmal sein Leben als Fischmensch. Und auch nicht hier in der Wüste.
Jemand kennt eine Oase hier in der Nähe.
Da naht ja auch schon ein Wüstenschiff vom Roten Halbmond. Sogar eine ganze Flotte. Wo Schiffe sind, da ist auch Wasser – oder eine Werft. Dann sieht es nicht so gut aus.
Wie besprengen den Kiemenatmer mit Kamelpisse.
Wenigstens röchelt er jetzt nicht mehr.
Wir fragen uns: wie hat er es bis hier her geschafft?

36

Der Liedschatten

Es gab nur das eine Lied, das Schatten warf. Dafür sogar in der Nacht. Da war das Licht sein Schatten. Das Negativ der Nacht.
Das Lied war nicht besonders schön anzuhören. Es klang so wie das Schnarchen eines Elches.
Nachts. Tags wie das Kreischen einer Möwe.
Aber die Leute kamen ja auch nicht, um das Lied zu hören. Sie wollten seinen Schatten sehen.
Er soll prächtig gewesen sein. Habe ich gehört. Aber niemand konnte ihn mir beschrieben.
„Den muss man selbst gesehen haben, der lässt sich nicht beschreiben“, sagte mir eine.
„Doch das Lied ist schwer zu finden.“

37

Helgoland an Onkel Paul

Ich bin recht jung für mein Alter. Meine Alten waren in meinem Alter schon viel älter. Mussten sie ja auch sein, denn in meinem Alter hatten sie ja schon mich und hießen deshalb ja auch meine Alten.
Wenn ich in ihrem Alter sein werde, werde ich ihnen zum Dank etwas vererben. Damit sie sehen, dass man es auch beim Älterwerden zu etwas bringen kann.
Meine Alte bekommt Alfeld, mein Alter einen Arschtritt und Helgoland geht an Onkel Paul, der kurz mal mein Alter gewesen ist, als meine Alte nach meinem alten Alten noch keinen neuen Alten hatte.

38

Ponzo und Betsy

können nur in Versen miteinander sprechen. Das haben sie gelobt, damit ihr Haus nicht von den Großen Felsen zerschmettert wird, die auf ihrem Hausberg thronen.
Die Große Felsen sollen die versteinerten Goethe, Schiller und Lessing sein.
Es bleibt ihnen auch nicht anderes übrig, als sich an ihr Gelöbnis zu halten, – umziehen wollen sie ja nicht -, denn einmal, als sie aus Versehen in einem heftigen Streit ins Prosa abglitten, begannen die Felsen bedrohlich zu wackeln.
Seitdem drehen sie jedes Wort wieder zweimal um.
“Liebste, bringst du mir Shit
mit? “
“Ja, Schatz, vielleicht,
wenn’s Geld noch reicht.”

39

Ein ziemlich guter Feind

Aber kein perfekter. 10 auf der Hassskala. 12 wäre High Noon. Da kriege ich ihn aber nicht hin – wegen des Schwesternbonusses. Seine dicke Schwester – alle nennen sie Kombüse – kocht für mich. Manchmal bringt er es auf 11, wenn er mir ins Essen spuckt. Aber 12 ist unmöglich. Denn schließlich ist er ja immer für mich da. Wenn mir gerade nach einem Feind ist, ist er da. Gerade als würde er nur dafür da sein. Wer kann sich sonst schon so einen Feind leisten? Das rechne ich ihm hoch an. Und das fehlt eben bis zur 12.

40

Die Stunde der Kröte

Am Ende des Regenbogens steht ein Goldener Nachttopf, auf dem gebieterisch eine faltige Kröte hockt.
Sie ist gut im Geschäft mit dem Geschäft, denn alle Ankömmlinge müssen sich erst einmal erleichtern. Auf dem Weg bis hier her gibt es keine Dixie-Klos, und die Landschaft ist so durchsichtig, dass sich niemand traut, ganz frei drauf los zu scheißen.
Und da schlägt dann die Stunde der Kröte.
Sie schnellt jedem Neuen erst einmal ihre klebrige Zunge aufs Auge, damit der auch gleich weiß, dass sie hier die Herrschaft hat.
Und gegen einen Golddukaten darf dann frei geschissen werden.

41

Nega geil

Ich war heute mit meiner Anti-Rassismus-Gruppe im Sonnenstudio. Das fanden alle nega geil.
Vielleicht bis auf den blassen Benno. Ansonsten therapeutisch ein voller Erfolg.
Aber anschließend beim Chinesen war fast alles wieder verspielt. Es war vielleicht doch keine so gute Idee von unserer Supervisionsleitung, die Patienten ohne Stretching auf die Stäbchen loszulassen. Denn bis auf den blassen Benno brachte es niemand fertig, mit den Hölzchen auch nur einen Happen in den Mund zu bekommen, und der Hunger schürte dann den Hass auf die Hundefresser. Nur der blasse Benno fand die Köter lecker. Er fand: Die Schlitze kochen spitze.

42

Engelssärge

Angelina, das Engelchen, war ein Geschenk des Himmels und musste ihrem Vater immer Modell stehen, wenn er Engel in die Särge schnitzte.
Der Vater war Sargtischler und seine Engelssärge waren beliebt und teuer. Weil Angelina eben so himmlisch schön war.
Doch eines Tages erklärte Angelina ihrem Vater wie aus heiterem Himmel, sie wolle nicht mehr für die Engel stehen. Kategorisch.
„Welcher Teufel hat dich denn geritten, dass du ein solches Sinnen hast?“, fragte sie der Vater.
„Der süße Safranius war’s, gestern im Busch am Weiher“, gestand Angelina ganz offen. „Erst leichter Trab und dann Galopp! Jetzt bin ich ausgeengelt!“

43

Kaiserstuhl

Bei meinem letzten Fernschach – d.h. Schachonline - musste ich nach der 134. Partie mal das Klo aufsuchen. da aber m.E. Klo nicht zum Sprachgebrauch eines Online-Schachspielers gehört, schrieb ich meinem ungeduldig zickenden Partner „Weiß fängt an!“– ich glaube er kam aus der Steiermark – als Entschuldigung, dass ich gerade auf dem Kaiserstuhl gewesen sei. Darauf chattete er mir völlig entgeistert zurück: wo???? – man beachte die 4 Fragezeichen.
So schrieb ich ihm, immer noch das Wort Klo vermeiden wollend, ich sei austreten gewesen, woraufhin er wiederum anfragte, was????- wieder mit 4 Fragezeichen.
Ich schrieb dann Klo. Und er antwortete ‚Ach so!!!!’.

44

Wu und Wi

sind Wunsch und Wirklichkeit. Julia ist Wu. Und Wi ist Romeo, ihr Mann, seit 100 Jahren.
Wu tänzelt den lieben, langen Tag durch die Wohnung, wobei rhythmisch ihre vollen Brüste hüpfen. Ihre linke Brust schmückt eine Leche, die rechte eine Nachtigall.
Um 17 Uhr begibt Wu sich schließlich auf den kleinen Balkon, um wie jeden Alltag aufgeregt nach ihrem Romeo Ausschau zu halten.
Wenn Wi dann so gegen 18 Uhr die Haustür aufschließt und noch im Öffnen fragt: ‚Julia, wie war dein Tag?’, dann wissen beide, dass Wu erst wieder gegen 20 Uhr mit Wi reden wird.

45

Duschen-Duschen

Duschen-Duschen ist ein Vorort von Baden-Baden. Ohne Kasino und ohne Pferderennen. Aber, wie der Name schon sagt, durchaus mit fließend Wasser.
In Duschen-Duschen gibt es auch keine herkömmlichen Hotelzimmer. Nur Stehzellen.
Mit Haltegriff. Was dem Baden- Badener sein Liegen, ist dem Duschen-Duschener sein Stehen.
Deshalb ist Duschen-Duschen auch so besonders beliebt bei Männern – halt, natürlich nicht bei allen Männern – aber schon noch bei den meisten, den Stehpinklern.
Denn Sitzen beim Spritzen gilt in Duschen-Duschen als verpönt. Nur bei den etwas größeren Geschäften gibt es eine leichte Lockerung der Stehbestimmung – da gilt der Grundsatz: Die leichte Hocke schützt die Socke.

46

Tinis Tierleben

Der Schwan, der violett gefiedert die Briefköpfe ihrer Geschäftsbriefe zierte, war jahrelang das einzige Tier in Tinis Leben, abgesehen von den Blattläusen auf dem Hibiskus.
Doch dann kamen die Mäuse. Mausi war die erste, die durch das Café huschte und von Olli mit einer leeren Kaffeetasse gejagt wurde. Was Hoffnung keimen ließ bei den Damen, die mit gerafften Röcken auf den Tischen kreischten.
Der Versuch endete kläglich, und Mausi brachte schon nachmittags ihre Spielgefährtin Mandy mit.
Mittlerweile hat sich Tini mit den Mäusen arrangiert, so zwar die Damen verloren, aber dafür Kinder gewonnen. Und Montag kommt Walt Disney.

47

Ich bin in Deutsch zu Hause

Dort steht mein Bett mit Brause.
Und auf dem Balkon,
da blüht mein Lexikon
zusammen mit Geranien.
Mein Cocker kommt aus Spanien.
Herr Spaniel aus Madrid.
Der lernt jetzt Schritt für Schritt
Deutsch und auch „Bei Fuß“.
Abends gibt es Apfelmus,
damit ich morgens besser kann:
aufs Klo und freier denken.
Und Ostersonntag schenken
Herr Spaniel und ich
dem Hakan Helmerich
aus der Deutsch-Türkei
ein fettes Pfauen-Osterei
in den Farben Schwarz-Rot-Gold,
bewundern seine Baut als hold,
wohl wissend das, was er nicht weiß,
nicht wissen darf, um keinen Preis,
sie ist die Loreley –
eijeijeijeijei!

48

Bitte Seisogut

kauert auf seinem Bett und schüttelt ständig den Kopf und phrasiert nach dem inneren Rhythmus einer sprunghaften alten Schallplatte immer wieder– und Sorry, nein, - aber nicht böse sein.
Um ihn herum summen und brummen seine 14 Kinder wie die Schmeißfliegen um die Pferde im Stall. Nur dass er keinen Schwanz hat, den er schleudern kann.
Nach 59 Minuten erhebt Frau Seisogut die Fliegenklatsche, und alle 14 Kinder stellen sich in Reih und Glied zum Abmarsch aus dem Raum bereit.
„Und putz dir nächstes Mal die Zähne!“ befiehlt sie ihm dann nach ihrem Abschiedskuss.
„Bitte, sei so gut!“

49

Wyoming

1888 wurde der Chinese WeiOhMing dreigeteilt. In Wei, den Kopf, O ,den Körper und Ming, die Füße - durch eine Dampflokomotive auf den von ihm Schienen. Gefunden wurden die Teile nie.
Da aber die Menschen in dem namenlosen Staat mal dort die Füße, mal dort den Kopf, mal dort den Körper eines Chinesen gesehen haben wollen– aber nie alle zusammen- entstand das Gerücht, dass sich die Teile gegenseitig suchten, um sich wieder zu vereinen. Ob es ihnen gelungen ist, weiß niemand. Um den Chinesen jedoch im Gedenken als Ganzes zu erhalten, gaben die Menschen später ihrem Staat den Namen 'Wyoming'.

50

Der Tod radelt vorüber

Dieses meistverkaufte Kunststück von Dietlind Preiss heißt ‚Der Tod auf dem Fahrrad’. Das klingt so, als würde da der Tod beim Fahrrad fahren lauert. Aber dem ist nicht so. Dietlinds Tod ist ein junger Mann, dem Sensenmann nur ähnlich weil Skelett. Sonst eher Traum der Schwiegermütter, der der da vorüber radelt, motorbetrieben gleichmäßig die Pedale tretend , dabei lächelnd, freundlich winkend. Mit einer Katze auf dem Gepäckträger.
„Hallo, ihr Lieben, macht es gut, bis bald, was für ein schöner Tag, genießt ihn und das Leben. Und macht euch keine Sorgen. Irgendwann bin ich dann wieder da.“

51

Gaguna

ist überall willkommen. Nie wird sie überschwänglich aufgenommen, ist doch aber gern gesehen.
Sie ist so etwas wie Lotto-Botin, die stets 4 Richtige im Gepäck hat. Nicht 5 oder gar 6, nein nur 4. Aber das ist doch auch schon etwas.
Nur dass es bei Gaguna um Nachrichten geht, um Ganz Gute Nachrichten eben.
Letzte Woche kam sie zur der Kleinwüchsigen Frau Groß und teilte ihr mit, dass der Zutritt zum Kinderland bei Ikea nicht mehr vom Alter, sondern von der Größe abhängig sei. Bis EinsElf bist du dabei. Das war natürlich eine Ganz Gute Nachricht für Frau Groß.

52

Wolkenkratzer

Der Indianer war so hoch, dass er die Wolken berührte, wenn er auf seinem Mustang saß und durch die Prärie ritt. So erhielt er den Namen Wolkenkratzer.
Weil er aber auch wirklich an den Wolken kratzte und damit seine Ahnen in den Ewigen Jagdgründen störte, erzürnte er den Großen Manitu und dieser schickte jedes Mal scharfe Blitze und zorniges Donnergrollen, wenn Wolkenkratzer sich anschickte auszureiten.
Weil das ständige Geblitze und Gegrolle auf die Dauer für seinen Stamm unerträglich wurde, durfte Wolkenkratzer nur noch dann sein Wigwam verlassen, wenn der Himmel wolkenlos war, und das kam nicht sehr oft vor.

53

Bimm, bumm, bamm

Bimm, bumm, bamm,
ich dampfe oft in Blütenschlamm,
beträufle mich mit einem Schwamm,
pfeif dazu auf einem Kamm,
fühl mich dabei wie eine Femme
total fatale
beim Bade in einer Muschelschale.

Bamm, bimm, bumm
ich schwimme oft in weißem Rum
stundenlang im Kreis herum,
stelle mich dabei saudumm
und bestaune trunken stumm
mit roter Narrennase
die Welt aus meinem Glase.

Bumm, bamm, bimmel,
ich habe oft den Fimmel
und reite nackt auf einem Schimmel
im leichten Galopp am Abendhimmel
durch Meteoriten und Sternengewimmel
bis ich soweit den Verstand verliere,
dass ich mich wie wild mit Neptun liiere.

54

Frau Di und ihr Herr Ti

betreiben eine Tankstelle in der Provinz Sezuchuan im nördlichen Teil von Schleswig-Holstein. Dorthin verfährt sich selten mal jemand, und seitdem es Navigationsgeräte gibt, noch seltener. Nur die südlichen Dünen-Dänen aus der Nähe von Kopenhong verirren sich noch regelmäßig, um für ein paar Kopenkronen bei Frau Di und Herrn Ti tanken.
In der Inzwischenzeit poliert Frau Di mit großem Eifer die Radkappen, die Herr Ti früher beim Auftanken der Autos für sie stibitzt hat. Und wenn die Kappen richtig glänzen, spiegelt sie sich darin. Dalan erfleut sich dann Hell Ti in del Inzwischenzeit.

55

Das Klassentreffen

„Wo sind denn die Anderen?“, fragte der Vorletzte ehrlich überrascht.
„Sie sind alle tot!“, antwortete der Letzte.
„Schade!“, seufzte der Vorletzte, „und ich habe extra für heute unseren alten Klassenraum nachbauen lassen!“ Und dabei strich er mit einer Hand über einen Tisch, wie um sich bei diesem stellvertretend für das gesamte Mobiliar zu entschuldigen.
„Sehr naiv für unseren einstigen Klassenprimus!“, bemerkte der Letzte mit einem kleinen Teufel im Ton.
„So, du hegst also immer noch die Ressentiments des ewigen Sekundus!“, erwiderte der Vorletzte gelassen. „ Doch sei getrost, morgen sterbe ich. Dann bist du die Nummer Eins. - Allerdings allein.“

56

Bulgur, der Bulgare

Bulgur ist eigentlich gar kein Bulgare. Dann hieße er ja auch Bulgar.
Bulgur kommt aus Bulgurien und war dort ziemlich wichtig. Inwieweit wichtig ist nicht übermittelt. Jedenfalls so wichtig, dass man heute einen Hirsebrei nach ihm nennt.
Da es aber eines Tages Bulgurien nicht mehr gab, weil wie aus dem Nichts plötzlich Rumänien aufgetaucht war, hatte Bulgur keine Heimat mehr, weshalb er schon bald als 'Bulgur hosenlos' verschrien war, weil Heimatlose als schamlos galten.
Doch glücklicherweise begegnete Bulgur einer pausbäckigen Bulgarin, der er gerade ohne Hose so gut gefiel, dass sie kurzerhand einen Bulgaren aus ihm machte.

57 Sturmsauger

Wie Wolf ein Lamm, reißt ihr Sturm ein Frühlingsblatt.

Während meiner Suche nach der Dritten, von der ich glaubte, sie würde alle guten Dinge vollständigen, wanderte ich durch ein tiefes Tal, in dem es so stürmte, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben in Gefahr geriet.
Sie rettete mich, indem sie den Sturm in sich aufsaugte wie meine Erste mich und meine Zweite den Staub in ihrem Appartment. Und weil jetzt Frieden um mich herum und wieder Furchtlosigkeit in mir war, blieb ich mit ihr zusammen, bis ich merkte, dass sie den Sturm jetzt in sich trug.

58 Grothe-Drops

für Frau Große-Möpse

Mit Draht-Meyer (Da ist guter Draht teuer!) hat meine Sammelleidenschaft für diese Kombination aus Namen und Produkten angefangen.
Was für eine Kraft: Bier-Kolle! – Hannover
Was für eine Sinnlichkeit: Mieder-Müller! – Magdeburg
Was für eine Geschichte: Vergaser-Norbert! - Bekanntenkreis
Was für eine Zuverlässigkeit: Eisen-Pagel
Was für ein Märchenzauber: Frottee-Wolf – Online Schachspieler
Was für eine Bergseeromatik: Zitteraal-Alois – reine Phantasie
Ganz nebenbei – meine Gattin, die nichts zu tun hat, weil ich so viel verdiene, eröffnet demnächst einen Lutsch-Bonbon-Laden. Und mit dem Namen für den Laden bringt sie ihr Verständnis für meine Leidenschaft genau auf den Punkt. Er heißt Grothe-Drops.

59 Von Maria und Seinab

Wenn man Erinnerungen auf Papier bringen könnte, so hätten wir Ihnen die Karte voll geschrieben. Wir können Ihnen nur für die jahrelange Hilfsbereitschaft danken und Ihnen ein schönes und erfolgreiches Neues Jahr 2009 wünschen.
Ihre Maria und Seinab

38 Wörter, die für mich mehr als 1000 Wörter wert sind. Wertvoller als Rubine, sind es doch Worte der Anerkennung, die man nicht so oft im Leben erfährt. Selbst wenn man von den Schulmeistern der allerbeste ist.
Aber dieses bringen nur solche Schülerinnen wie Maria und Seinab in Erfahrung, die in jeder Unterrichtsstunde lernbegierig an meinen Lippen hingen.

60 Hilfe, 60!

Als mir die 50 drohte, schrieb ich an meine Vertrauten und Verwandten: Hilfe, ihr Lieben, mich bedroht die 50!
Aber meine Lieben reagierten wie Fische vor der Flut.
Um wenigstens eine Ermutigung für mein neues Leben als zukünftiger Fünfziger zu bekommen, schickte ich mir eine Scherzpostkarte mit dem aufmunternden Scherz: Halten Sie die Ohren steif, besonders das da unten!
Jetzt droht mir die 60. Das habe ich nur meinem Hamster erzählt – während seines Fitness-Trainings im Laufrad. Doch auch das Hamsterherz hatte kein Mitgefühl. Nur glaube ich, dass er seit meinem Outing mit seinen winzigen Füßchen irgendwie schneller wetzt.

61 Gisela

An einem schönen Donnerstag
trug Gisela, die niemand mag,
ein teures neues Abendkleid,
entsprechend ihrer Hässlichkeit.
Und ging auf einen Opern-Ball.
Dort kam sie zu Fall.
Vor einem eleganten Herrn
von dem bis dahin fremden Stern
der Hyper-Mega-Super- Süßen.
Dem lag sie nun zu Füßen
in ihrem neuen Abendkleid
entsprechend ihrer Hässlichkeit.
in einer Pfütze Sekt –
die Arme ausgestreckt,
innerlich den Sturz verfluchend,
äußerlich nach Hilfe suchend,
die ganze Tragik
im Augenblick,
der, als er aus den Augen huschte,
so ihre Hässlichkeit vertuschte
und einen Liebreiz fast erzeugte
dass sich der Herr hernieder beugte
und ihre feuchte Hand ergriff.

62

Fan

Eines Tages fragte sich der Fan: „Warum sind Andere berühmt und nicht ich?
Ich gehe zu ihren Konzerten, Vernissagen, Lesungen und Wohltätigkeitsveranstaltungen. Aber zu mir kommen sie nicht mal, wenn ich krank bin.
So beschloss der Fan, selber berühmt zu werden. Er ging zu so vielen Konzerten, Vernissagen, Lesungen oder Wohltätigkeitsveranstaltungen wie kein anderer Fan.
Das brachte ihn um sein Vermögen und seinen Schlaf, sodass er bald aussah wie ein Gespenst.
Auf das Gespenst wurden die Medien aufmerksam und 5 Wochen prangte er auf allen Titelseiten.
Auch in Talkshows war er allgegenwärtig. In denen schlief er allerdings immer ein.
63

Jahr

Das so genannte Neue Jahr
beginnt bei uns mit Januar-
immer nach Silvester.
Januar hat eine Schwester,
die kurze Februar,
die nimmt man gar nicht richtig wahr.
Auf den meist sehr kühlen März
folgt der April - mit einem Scherz.
Danach kommt dann der Mai
da ist der erste Tag gleich frei.
Juni, Juli und August-
selbst mein Schaf hat das gewusst -
machen Badewetter.
September färbt die Blätter,
die dann im Oktober tanzen
über dem goldenen Ganzen.
November heißt auch Depression,
im Nebelgrau, wer lacht da schon.
Im Dezember gibt es Kerzen,
in deren Schein sich Menschen herzen.

64

Eis und jelbe Brause

Ick möcht an Eis und ne jelbe Brause,
und det Eis am liebsten mitten Stiel.
Die nehm ick dann mit zu mir nach Hause
hab meinen Spaß und kost ja ooch nich viel,
son leckret Eis und ne jelbe Brause
und det Eis sogar mitten Stiel.

Kiek doch ma rinn bei mir zu Hause.
Ick biet dir nen wirklich juten Deal.
Du kriegsten Eis und ne jelbe Brause,
dann hamwa Spaß und kost ja ooch nich viel,
son leckret Eis und ne jelbe Brause.
Und mir selbst kriegste mitten Stiel.
Is det nichen wirklich juten Deal?

65

Im Schweinsgalopp

Keine Ahnung, keine Nahrung
kein Himmelbett und keine Frau
nie daheim, stets auf dem Sprung.
Ich bin diese arme Sau,
die im rasanten Schweinsgalopp
durch das Dasein galoppiert,
immer hoffend, hopp, hopp, hopp,
dass im Dasein das passiert,
was ich nicht zu hoffen wage:
dass ein Marsmensch mich massiert,
dass mein Hirn die dunklen Tage
stets ein Feuerwerk geriert.
Oder das ich etwas finde,
das die Welt bereichern würde.
Dafür spränge ich geschwinde
sogar über manche Hürde.
Etwa einen Gummibaum
mit einem Gummiband
oder Nordseewellenschaum
im antiken Griechenland.
Nur lerne ich beim Rennen
niemals das Weltweib kennen.

66

Winter weicht in tausend Tränen

Bald wird Winter dem Frühling weichen
kaum noch kalt und kaum noch weiß,
wird er bald die Segel streichen
und untergehen. Es wird heiß.

Heiß in Köpfen erst, noch nicht im Blut.
Noch ist der Sommer theoretisch,
Frühlingsglimmen, noch nicht Glut.
denn draußen ist es noch sehr frisch.

So bleibt ihm eine Galgenfrist
und nachts im Frost der status quo,
in dem Winter noch Winter ist,
doch Winter weiß, das bleibt nicht so.

Weil wir uns nach Wärme sehnen,
wird er weich in Eis und Schnee
und taut trauernd tausend Tränen
in den Badebaggersee.

67

Adele

Adelheid ade Adele
verkaufte ihre Seele
an John den Seelenkäufer,
einen Lump und Säufer,
dem sie ergeben war.
Sie war erst siebzehn Jahr,
als sie mit ihm ging,
noch ahnungslos und ohne Ring
in der hübschen Nase.

In der ersten Phase
mit ihrem John dem Säufer
und Mädchenseelenkäufer
ging es ihr noch gut,
denn in ihr glimmte noch die Glut,
um viele Feuer zu entfachen.
Da gab’s noch viel zu lachen,
wenn John die Freier schröpfte
und tausend Branntweinflaschen köpfte.

Doch als ihr die Glut ausging,
bekam sie einen Ehering
durch die hübsche Nase
für die zweite Phase.

68

Die Trüffel des Herrn Gümüsch Küsch

Der Herr Büffel Gümüsch Küsch üst ein hübscher Mann und anderes Geschlecht - unzüchtig wie es üst - fühlt süch zü ühm hüngezogen. Denn kaum züngelt Gümüsch Küsch müt seiner Büffelzunge, fünkt es bei anderes Geschlecht.
Der Herr Gümüsch Küsch müss dann nür noch püsten und schon lodert lüchterloh anderes Geschlecht und schlüpft hüllenheiß aus dem Tanga - Schlüpfer und hüpft mit Brüstchen wüpp, wüpp, wüpp zu ühm ins Bettgebüsch und macht mit ihm hüsch, hüsch, hüsch Küschelküschelküschelpüsch.
Nach dem Küschelküschelküschelpüsch spendiert Büffel Gümüsch Küsch erotüsche Pralünen für anderes Geschlecht und ein Stückchen Trüffeltorte.

69

Immer mit der Ruhe

Sie sprach: „Mal immer mit der Ruhe!“,
stieg gemächlich aus der Truhe
in der dunklen Kellergruft
mit dem maroden Madenduft,
schlüpfte in ihre Sonntagsschuhe

und befahl dem Enkel:
„Bück dich und bind die Senkel!
Und zieh die Knoten fest!
Und dass du mich nicht fallen lässt,
das Leben hat keine Henkel.“

Dann schlurfte sie die Treppe rauf,
wie eine Dampflok, schnauf, schnauf, schnauf
vom Enkel hochgeschoben.
Nach einer Stunde endlich oben,
sprach sie: „Verlass dich drauf!

Dieser Schock wird sitzen
und ihre Gemüter so erhitzen,
dass sie sich erst in ungelenken
Ausflüchten verrenken,
doch letztendlich Blutorangen schwitzen..

70

2008

Als ich heute Mittag aus dem Hause ging, schien alles wie immer. Die Böllerreste der Schlacht von Silvester lagen überall verstreut und außer ein paar Kindern, die mit einer verpufften Rakete im Müll nach Blindgängern stocherten, war noch niemand auf der Straße. Wie jedes Jahr so...merkwürdig war nur, dass sich unter den Kindern der kleine Junge befand, der letztes Jahr gestorben war.
Plötzlich schwirrte durch die bitterkalte Luft ein brummender Helikopter, aus dem wie aus heiterem Himmel Extrablätter abgeworfen wurden – mit der fettgedruckten Schlagzeile ‚Kein 2009!’
Mit 2009 hatte zum ersten Mal das Neue Jahr gegen das Alte verloren.

71

Blond wie Bohnenstroh

Blödsinn, Blödsinn!

Im Feuerhaus
in Oberunterwalde
brennt es oft lichterloh,

denn in diesem Feuerhaus
in Oberunterwalde
da lagert trockenes Bohnenstroh.

Das ist sehr leicht entzündlich,
besonders wenn dort stündlich

der Feuerwehrmann Quappenkaul
auch genannt der geile Gaul

völlig ungezügelt
die Blondinen bügelt,

weil er stets zur Stelle ist,
ob blonde Maid, ob heißer Mist,
wenn es was zu löschen gibt,
wofür ihn jedes Blondchen liebt.

Und brennt’s wieder mal lichterloh
im Feuerhaus zu Oberunterwalde,
gibt’ s da dieses Sagtmanso:
Heut bügelt
wie immer ungezügelt
der Feuerwehrmann Quappenkaul,
auch genannt der geile Gaul,
mal wieder blond wie Bohnenstroh.

72

Elmar der Langsame

ist noch nicht wieder zurück.
Irgendwo am Himalaya hat man ihn gesehen. Aber ob er nun schon auf dem Mount Everest gewesen ist, weiß niemand.
Wir verlieren jetzt langsam die Geduld mit Elmar. Denn wir wollen endlich unsere Sauerstofflasche zurück haben. Schließlich wollen wir ja auch mal auf den Mount Everest. Jetzt, wo da alle rauf laufen.
Moment mal!...ja., ja...ja...ist ja super...na, ja, Hauptsache es geht überhaupt voran.
- Wir hören gerade, dass Elmar sich auf dem Aufstieg befindet.
Sehr langsam, aber immerhin.

Geschrieben, um zu beweisen, dass ich weiß, dass man Sauerstofflasche mit drei F schreibt.
73

Schneiden, Waschen, Fönen

kostet bei meinem Friseur ein halbes Monatsgehalt. Dafür spare ich zwar die Heizkosten und die Tageszeitung, aber unter dem Strich rechnet sich das nicht. Deshalb trage ich seit kurzem wieder einen Pferdeschwanz– wie früher – weil der im Unterhalt doch wesentlich billiger ist. Selbstgewaschen, selbst gefönt. Selbst getönt... Genau, ich werde langsam grau.
Da es dem Friseur aber nicht entgangen ist, dass immer mehr Pferdeschwänze durch die Stadt traben, hat er sich etwas einfallen lassen.
Ab kommenden Dienstag wird es nun nicht mehr ‚Schneiden, Waschen, Fönen’ beim ihm heißen, sondern ‚Schneiden, Naschen, Klönen’.
Ich habe schon einen Termin.

74

Die Pflaume

Die Pflaume pflaumte voller Eifer,
wurde grün und gelb und reifer.
Im Fleische süßlich-säuerlich,
die Haut mit dunklem Blau-Anstrich,
hing sie dann appetitlich
und irgendwie auch niedlich
und sexy anzuschaun
am Zweig über den Gartenzaun
und kokettierte kess und kiebig
mit dem Nachbarn, dem Herrn Liebig.
Was nicht ohne Wirkung blieb:
Herr Liebig, gibbrig, gar nicht lieb,
warf nun nach der koketten Pflaume
Äpfel von seinem Apfelbaume,
um sie dort oben abzuschießen,
um sie dann unten zu genießen.
Bald schon gab das Zweiglein nach
und brach
und ließ die faule Pflaume fallen
und auf des Nachbarn Glatze knallen.

75

Abseits

Abseits ist, wenn der Schiedsrichter pfeift.

Bruno wohnte auf der Insel Bo und war dort sich selbst überlassen.
Um sich die Zeit zu vertreiben, spielte er Fußball. Auf allen Positionen gegen eine imaginäre gegnerische Mannschaft.
Schiedsrichter war sein Papagei, dem er das Pfeifen einer Trillerpfeife beigebracht hatte.
Und so wurde Bruno, wenn er mit heißem Kopf dem Ball hinterher jagte, immer wieder durch das Pfeifen seines Papageis gestoppt. Reumütig und respektvoll akzeptierte er die spontanen
Entscheidungen seines gefiederten Schiris.
Nur auf Abseitsentscheidungen reagierte er wütend und diskutierte heftig mit dem Unparteiischen. Er war auf dem Wege erwachsen zu werden.

76

Boxerbäume

Dass die feine Birke den härtesten Punch hat, überraschte mich. Der feisten Buche hätte ich das eher zugetraut.
Worum geht’s?
Ich gebe in meinem kleinen Park zweimal im Jahr eine Party, auf der sich die Gäste an meiner Kunst und an meinen Freigetränken berauschen und dann hinter den Bäumen verschwinden, um dort ihr Wasser abzuschlagen.
Bis es der Birke und den anderen Bäumen zu bunt wurde.
Das erste Opfer war der Buchhalter Mausemann, der mit offener Hose, aus dem sein kleines Zweiglein baumelte, mit einem tiefblauen Auge hinter der Birke hervor taumelte und fassunglos stammelte: „Hilfe, die Birke boxt!“

77

Kunst und Kommerz

Seele und Herz

Oft kommt das Fräulein Kunst daher
und klagt, es fiele ihr doch schwer
sich richtig zu entfalten,
würde sie der Herr Kommerz
doch wie im goldenen Käfig halten,
zwar mit Sekt,
den Tisch gedeckt
abgetupft rund um die Uhr
aber nur
mit diesem Quantum Subkultur
mit diesem Flair von Schmuddel
und Urinsteinsedimenten
und Bierchen aus der Buddel
und diesem Sound der Quietscheenten
bei den Quickies der Kultur
sei die Kunst noch pur.
Sie wolle wieder Sau sein,
in einer Dreckschicht ehrlich rein.
Und wenn sie ausgeklaget hat,
nimmt sie erst mal ein heißes Bad.

78
Das Tor zum Süden
steht auf der einzigen Schnittstelle der Nordstadt mit der Südstadt. Ein hoher, aber schmaler Rundbogen, ein Nadelöhr, durch das sich 2x täglich Tausende Pendler zwischen den beiden Stadtteilen drängeln. In Richtung Süden ein in bronzenem Golde chargierendes Gebilde, in Richtung Norden ein in stumpfem Roste dämmerndes Gestell. Daneben ein senfiger Souvenir-Kiosk, in dem man ausschließlich solar-betriebene Trommelhäschen erwerben kann. Es gibt in der Nordstadt fast kein Fenster mehr, in dem nicht wenigstens ein Trommelhäschen steht und auf den ersten Sonnenstrahl wartet, um dann zusammen mit den anderen Trommelhäschen einmal so richtig auf die Pauke zu hauen.

79
Andere Richtung

Ich bin der einzige Mensch, der rückwärts lebt.
Mein Geburtstag liegt schon lange zurück. Gestorben bin ich genau an meinem 101. Geburtstag im Jahre Fünftausendnull.
Während ihr nun nichts Besseres zu tun habt, als euch eure Grabstellen zu reservieren, freue ich mich darauf, endlich nicht mehr strafmündig zu sein, bei dem was ich mir bislang habe zu Schulden kommen lassen. Die Verlockungen sind groß beim Jüngerwerden.
Aber auch wenn mein Weg in die andere Richtung geht, stellt sich auch mir die Frage nach dem ‚Danach’. Nur ist das, was für euch die Gruft ist, für mich der Mutterbauch.

80

Hartz 4 der III

ist der König der Habenichtse. Im Sommer residiert er unten in Marbella, im Sommer oben in St. Moritz. Ein Pendler zwischen den Jahrezeiten, den versonnten, den verschneiten, zwischen seiner Burg aus Sand und seinem Schloss aus Schnee. Immer brutzebraungebrannt, ob nun auf Wasser- oder Langlaufskiern.
Seinen Untertanen schenkt er im Herbst Bananen und im Frühling kurze Hosen. Und auf die Frage, wie man von nichts so leben kann, erklärt er allen ab und an, das würde er nicht verraten,
dann müsse er ja seinen Sonntagsbraten mit seinem Volke teilen und könne nicht mehr in Marbella verweilen.

81

Ingwertee und Buttermilch

Frau Mitte Vierzig Ingwertee
und Herr gut Sechzig Buttermilch
fanden zu einander.
Er quälte sich am Expander,
um sich wie Fünfzig zu fühlen.

Frau Mitte Vierzig Ingwertee
rührte in ihrer Seele,
um ihren inneren See
zu einem Meere aufzuwühlen,
das wie im wilden Wind
in hohen Wellen tobt und tost
und fand bei Herrn Buttermilch
in dessen Muskeln Trost.

Frau Mitte Vierzig Seelenweh
heulte sich an seiner Brust
die Tränensäcke leer.
Es war zum Herzerbarmen.
Herr gut Sechzig Fangmichauf
Mit geilem Liebesdrange,
der gerne von der Zukunft sprach,
schaukelte sie so lange
in seinen kräftigen Armen,
bis sie sich erbrach.

82

Über die Kunst

Kommt nicht Gunst von Gönnen?
Na siehste, dann kommt auch Kunst von Können.

Viele versuchen vergeblich, weil oftmals überheblich, die Kunst zu definieren.
Und verlieren den Grand mit Vieren.
Das war in der Tat ein Zitat vom Skat.
Für mich ist Kunst all das, was zu nichts nütze ist und was ich selbst nicht kann.
Wie etwa beim Kartoffeln kaufen immer rückwärts-seitwärts laufen.
Einem Nashorn auf dem Brocken eine Quinte zu entlocken, fällt mir als Beispiel auch noch ein.
Wie sagte doch der weise Hein:
Steht ein Schwein auf einem Bein, kann das auch sehr kunstvoll sein.

83

Marzipantante

Als wir noch auf der Untertasse lebten und uns mehr schlecht als recht von übergeschwappter Milch ernährten, gab es in unserer Nachbarschaft eine Frau ohne Alter und ohne Mann, die sich jeden Tag aufs Neue aus schwerem Marzipan ein Kindlein machte.
Meine Mutter, die mich ja hatte, nannte sie nur die Bekloppte, ich hingegen nannte sie liebevoll die Marzipantante, weil sie mir jeden Tag ihr Marzipankind vom Vortag schenkte.
Beim ersten Marzipankind hatte ich noch Skrupel, ihm den Kopf abzubeißen, doch war die Gier dann doch so groß, dass ich von da ab süßesüchtigskrupelos jeden Tag ein Kind verschlang.

84 Gurkengesicht

Durch einen biotechnischen Defekt wurde sie beim Erröten immer grün, was sie neidisch im Allgemeinen und ihren extrem krummen Gummel im Besonderen wie eine Gurke aussehen ließ. Erschwerend hinzu kam, dass sich ihre Gurke dann auch noch teleskopartig in die Länge zog.
Sie errötete oft, was in ihrem Falle eigentlich ergrünte heißen müsste, aber da Scham ja in volkstümlichem Konsens stets mit Röte assoziiert wird, ist hier rot der terminus technicus für grün.
Uns so gurkte sie sich durch ihr vergurktes Leben. Dabei blieb es natürlich nicht aus, dass sie zwangsläufig ihre lange Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckte.

85

Kaiser

Der Kaiser kommt in der folgenden Geschichte nur einmal vor - an der Stelle, an der es darum geht, dass er die bittere Erfahrung macht, dass es gar keine Kaiser mehr gibt.

Es war März – die Zeit, in der sich in Holland die Tulpenzwiebeln rekeln, um sich bald als bunte Tulpen aus dem Erdreich in den holländischen Himmel zu recken.
Genau in diesem Monat März ging der ältere Herr Kaiser in Recklinghausen in ein Reisebüro und wollte eine Kurzreise zur Tulpenblüte buchen. Musste sich dann aber sagen lassen, dass das nicht ginge, da es ja keine Kaiser mehr gebe.

86

Heribert

Da ist Heribert, ein unbegabter Musiker, der sich außer an seinem Saxophon auch noch an einer, die Welt erschütternden Komposition versucht, die ihm nie gelingt, aber als seine gilt.
Er wird eines Morgens aufwachen, das Maul voller Bröseln, das Hirn voller Aggression wegen seines trillernden Kanarienvogels, wird auf das Notenblatt schauen, das neben seinem Bett liegt, und wird feststellen, dass die vielen Fliegen, die ihn die ganze Nacht geplagt hatten, in schöner Unregelmäßigkeit und im Sechs-Achteltakt auf das leere Blatt geschissen haben. Mit dem ihm eigenen Dilettantismus gelingt es ihm schließlich, daraus eine zauberhafte Melodie zu komponieren. Shit happens.

87

Ich lass mich gehen

Jahrelang hatte ich mich festgehalten, dann fasste ich den Entschluss: ich lass mich gehen, das
kann zwar niemand verstehn, trotzdem ‚bye bye’ auf Wiedersehen.
Ich bin wie aufgedreht, wie durchgedreht, wie ein Wind, der immer weht, ich bin der Jemand, der immer geht.
Ich lass mich noch gehen, lass meine Spirale sich drehn. Die Nahrung, die ich brauche, hole ich mir auf den Marathonstrecken, davon gibt es ja Tausende auf der Welt, und das bisschen Schlaf, das ich brauche, hole ich auf mir auf meinem früheren Weg zur Arbeit. Den renne ich auch mit geschlossenen Augen.

88

Überlebensernährung

Er wurde mir auf einer „Glaub-es-oder-nicht-Party“ vorgestellt als jemand, der auf einer einsamen Insel 20 Jahre überlebt hatte.
Auf meine Frage, wovon er sich die ganze Zeit ernährt habe, antwortete er: Von Beeren.
Eine langweilige Antwort, da sich ja bekanntlich alle Robinsons von Beeren ernährt haben.
2 Jahre später spülte es mich dann selbst auf diese einsame Insel, zusammen mit meiner Frau.
Als erstes suchten wir natürlich nach Beeren. Meine Frau fand sie zu meinem Glück zuerst, denn nachdem die beiden Teddys sie vergnüglich gefressen hatten, waren sie erst einmal so satt, dass ich mich ins Meer flüchten konnte.

89

Krach im Handschuhfach

Was ist denn das bloß für ein Krach
hier im neuen Handschuhfach?
Das ist kein Krach im Handschuhfach,
der Krach kommt dort vom Autodach,
auf das der Regen prasselt.
Quatsch, es klingt, als wenn was rasselt,
wie Rasseln einer Klapperschlange.
Dann hält der Motor nicht mehr lange.
Der Motor ist grad ausgetauscht.
Ich finde eher, dass es rauscht,
wie wenn wilde Wellen wogen…
Du bist eben ungelogen
übrigens wieder falsch abgebogen.
Noch ein Wort
und ihr geht über Bord!
He, der Krach
kommt doch aus dem Handschuh,
denn dann da spielen Leute Schach.
Mach mich nicht schwach!

90

Pool-Noodle

Eine Pool-Noodle ist eine bunte, angeraute, biegsame, unterarmdicke, halbmeterlange, wasserfeste Plastik-Makkaroni. Makkaroni insofern, als sie innen einen röhrenförmigen Hohlraum besitzt, mit dem man wie mit einem Strohhalm Wasser aufsaugen und wie mit einem Elefantenrüssel wieder ausspritzen kann.
Jeweils eine unter den Kopf und unter die Beine gelegt, bewahrt sie uns vor dem Ertrinken und ermöglicht es uns, uns im Wasser liegend zu sonnen.
Man kann sich mit der Pool-Noodle auch ohne Verletzungsgefahr gegenseitig auf den Kopf hauen oder sie sich auch als Kragen um den Hals biegen, um nicht halbnackt in der Strandbar spießige Blicke auf sich zu ziehen.

91

Ronny

mein Zitronenbaum bewirft mich täglich mit Zitronen, weil er die Kokospalme auf der Kommode nicht gut leiden kann, denn er glaubt, dass ich mit ihr über ihn reden würde.
Dabei spreche ich mit ihr nur über die neue Nachbarin: Conny Donnerstag. Allerdings auf Englisch, Bonny versteht kein sächsisch.
Conny war nämlich die Vorbesitzerin von Bonny. Und Conny hat mir Bonny geschenkt, weil ich einmal, als ich bei ihr war, Bonnys dicke Nüsse bewundert habe. Jetzt kommt Conny jeden Tag zweimal zu mir, um sich nach dem Wohlbefinden von Bonny zu erkundigen und sich ihre dicken Nüsse bewundern zu lassen.

92

Das Papagalli-Terzett

sind meine 3 Papageien Gustavo, Blödmann und Brigitte. Gustavo habe ich in einem Katzenklo aus dem Amazonas eingeschmuggelt. Blödmann, der lange keinen Namen hatte, hat sich quasi selbst getauft durch das erste Wort, das er nachahmen konnte. Würde man dies auch bei Kindern so machen, hießen wohl die meisten Papa. Brigitte ist eine weiße Kakadu-Dame mit besonders hoher Stimme, die am liebsten Frauenzeitschriften gleichen Namens zerfetzt!
Ihr Terzett hieß ursprünglich GuBB, heißt jetzt aber logischerweise BGB.
Ihr Erfolg beruht weniger auf ihrer Musikalität als auf ihren Fähigkeiten, die Stimmen anderer Tiere nachzukreischen. Entsprechend arrangiert klingt das durchaus konzertant.

93

Dem Schulz sein Impuls

Dem Schulz sein Impuls
pulsierte den Schulz
als ihn das doofe Fräulein Dörte
mit ihrem reifen Duft betörte,
als sie mit ihm und er mit ihr
nachmittags so gegen Vier
eine geölte Schnulze hörte.

Und gleich nach dem Schluss-Refräng
war Schulz mit Dörte auch schon eng,
die ihn am Kinnchen kitzelte
und in sein Öhrchen witzelte:

Jede Sekunde der Minute
ist mir plötzlich so zu Mute
als bräuchte ich
ganz eindringlich
ihren schnulzigen Impuls,
mein süßer Putzi, Putzi Schulz.

Darauf griff Schulz ihr an die…
Was heißt hier, ich muss schon bitten?

Biste impulsiv, wirste primitiv!

94

Hansel und Gratel
- und die böse Haxe

Im Schlachtewald, im Schlachtewald,
da macht man alle Schweine kalt…

Weil ihre Eltern nicht mehr kochen wollten, McDonalds ihnen aber zu teuer war, setzten sie ihre Kinder einfach in Schlachtewald aus.
Dort kamen sie zum Hause der Bösen Haxe.
Das Haxenhaus war dekoriert mit allen erdenklichen Schweinereien: Zigeunerschnitzel, gegrillten Rippchen, panierten Koteletts, geschmorten Nierchen, knusprigen Pfötchen und gefüllten Saumägen, und aus dem Schornstein ringelte sich statt eines Rauches das Schwänzchen eines Spanferkels.
Doch damit konnte die Böse Haxe Hansel und Gratel nicht aufhalten.
Sie wollten lieber zum Bäcker und sich ein Schweineohr holen.

95

Peter kommt später

Peter
Ja, hier ist Peter,
wir kommen etwas später!
Ich bin noch auf’m Schnaps
bei meinem Paps.
Und meine Frau
steckt im Stau.
Wo weiß ich nicht genau.
Bei Dortmund, glaube ich
oder in Köln-Gürzenich.
Die Zwillinge
sind bei Inge,
Ich bringe Paps statt Anni mit,
denn die steckt ja im Stau.
Wo genau, weiß keine Sau!
Seit Donnerstag wird sie vermisst.
Nicht von mir,
ich trinke noch mit Paps ein Bier,
dann fahren wir zu dir.
Ich bin zwar etwas blau,
aber meine Frau
steckt ja im Stau.
Inge
Anni, wer war dran?
Anni
Mein Mann!

96

Sattelfest

LassoLarry ritt zum Viehtrieb immer auf dem Arsch seiner Frau MeatballMary aus. So ließen sich die Wochen im Sattel aushalten.
Mary übernahm seinen, den kleinen. Zur Freude von Richter FuckFuckBarry, der Marys Begehrlichkeiten während Larrys Abwesenheit befriedigte. Doch ihm gelüstete es nicht nach Marys Milchbrüsten, sondern nach Larrys knackigem Arsch.
Als Mary mit fetten 29 Jahren starb, schien Larrys Arsch ihm in die endlose Prärie zu entreiten, denn nun würde Larry immer auf seinem kleinen in den Sattel steigen müssen. Dem vorzubeugen, verfügte der Richter, dass Ärsche wie der des LarryLasso nicht sattelfest seien.
Seitdem wird LassoLarry landesweit ‚Wanted’.

97

Einfahrt freihalten

Ihr glaubt ja nicht, wie viele Einfahrten ich in meinem Leben schon freigehalten habe. Eigentlich gibt es gar keine, die nicht wenigstens einmal in den Genuss meiner Großzügigkeit gekommen ist. Erst gestern wieder so eine kleine, die den Namen Einfahrt meines Erachtens überhaupt nicht verdient hat, weil sie gar nicht zu befahren ist, sondern nur mit Mühe zu begehen – und das nur gebückt – weil sie zu einer Zeit erschaffen wurde, als die Menschen insgesamt noch kleiner waren.
Egal, ich habe auch sie freigehalten mit Pommes und Frites, aber glaubt ja nicht, dass sich mal eine bedankt hätte.

98

Dichter Hannes Hasenohr

Sie lieben sich im Gras
und haben dabei Spaß,
auch wenn sie auf pollenden Wiesen
beim Lieben die ganze Zeit niesen.
Hasenohr

Dem Dichter Hannes Hasenohr,
ein Weiser mal, mal auch ein Tor,
geht des Öfteren ein Reim
wie ein Vöglein auf den Leim,
das sich verflogen hat
beim Flug in eine andere Stadt.

Als ihn im Dirnenparadies
die Dirne Hanna hart verstieß
mit dem Verweis auf seine Schulden:
„Du schuldest mir noch sieben Gulden.“
Erwiderte er schuldbewusst,
doch mit breiter Dichterbrust:
„Ihr hattet beim Lieben mit mir Geduld,
nun habt Sie doch auch mit meiner Schuld.“

99

Die Kraft des Mondes

Wenn der Mond die Erd’ anzöge,
noch ist es ja umgekehrt
ja, dann flöge
wohl die Erde
völlig aus Bahn.
Und blieb wohl nicht unversehrt.

Auf der Promenade von Treasure Island zog ein Hambuger-mampfendes Frauchen, das seinen all-you-can-eat-Körper in einen

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