Doc Grilles 1. Hundertbuch - 100 Geschichten mit jeweils 100 Wörtern.
1 – 7.10.06
Losenowski
Losenowski trägt ein Toupet.
Und Losenowski macht gerne Kopfsprünge vom Einmeterbrett.
Deshalb hat Losenowski zehn Jahre herum experimentiert, um einen Kleber zu entwickeln, durch den sein Toupet nach einem Kopfsprung auf seiner Glatze halten soll.
Mit Katzenkacke und Gebisshaftpulver und angelutschten Sahnebonbons zum Beispiel.
Denn es ist ihm zu einem peinlich, ohne seinen Haarersatz auffällig zu werden –Losenowski ist eitel -, zum anderen, dass die Badegäste sein Toupet, das meistens neben seiner Nase dümpelt, wenn er auftaucht, für eine Wasserratte halten und dementsprechend reagieren.
Den Orkantest hat seine Mischung bereits bestanden.
Doch heute gilt es. Losenowski nimmt Anlauf... springt...
2– 8.10.06
Garbor
„Wenn du es zu mir hinauf schaffst, dann bekommst du mich“, hauchte die süße Bijou hochmütig zu ihm herab und schaukelte sich in ihrem Trapez gleich noch ein wenig höher.
Zwerg Garbor verkroch sich unter seinen Hut und schämte sich noch kleiner.
Fortan trainierte er dafür, der Obermann in der Pyramide der Kraftakrobaten zu werden. Dort oben war man ganz nahe am Trapez.
Als er endlich im Trommelwirbel den Gipfel erklommen und die Hand der stolzen Bijou nach der seinen greifen gespürt hatte, wurde ihm plötzlich das Herz ganz schwer. So schwer, dass die Pyramide bedrohlich zu wackeln begann...
3– 9.10.06
Billings
Das Gefängnishausboot auf dem Niagara-River, belegt mit den Vielfachmördern Billings, Strange und Coburn, war den Wasserfällen des Flusses freigeben und trieb unschuldig auf deren Sog zu.
Bereits abends zuvor hatten die Maus Molly und das Wachpersonal das Boot verlassen. ‚Vollzug durch Naturgewalt’ war erdacht worden von Jerome Billings, als er noch Senator war. Dass er selbst entgegen aller Unschuldsbeteuerungen als Prostituiertenmörder Opfer seiner Idee werden sollte, sicherte ihm historische Unsterblichkeit. Als Billings sein nahendes Ende realisierte, erschlug er in einem persönlichen Gnadenakt Strange und Coburn und stürzte sich in einem Heringsfass kurz vor dem Abgrund in die brodelnde Wasserhölle.
4– 10.10.06
Lucy
Der Lieblingsweg des aufgehenden Mondes führte ihn über den Friedhof von Goh, über dem er stets einen Moment stehen blieb und besonders das Grab von Lucy beleuchtete, in der Hoffnung, dass sie sich noch einmal zeigen würde. Ihm war ganz gleich wie.
Lucy hatte sich in ihrem Leben auf ungewöhnliche Zugaben kapriziert, mit denen sie immer wieder zu überraschen wusste - nicht nur nach ihren Konzerten.
Berühmt waren ihre Desserts.
„Sie brütet bestimmt gerade etwas aus“, dachte sich jedes Mal der Mond. „Ich werde mich wohl noch gedulden müssen. Die Zugabe zum Tod will ja auch gut überlegt sein.“
5– 11.10.06
Petzold
Sie war eine nur flüchtige Bekannte, mit der er hin und wieder schweigen und ihr dabei die ganzen Geschichten erzählten konnte, die ihm das Leben aufgebürdet hatte.
Nach seiner letzten Geschichte verloren beide ihr Schweigen und sich aus den Augen.
Mehr als zehn Jahre später lief sie ihm zufällig wieder über den Weg.
Sie sagte nur kurz „Hallo!“, während sie vorüber eilte, aber so als wären sie eine Ewigkeit miteinander vertraut.
Er hatte sich gewünscht, sie hätte nicht gesprochen, denn dann hätte er ihr wenigstens rasch die eine oder andere neue Geschichte erzählen können.
So musste er weiter warten...
6– 12.10.06
Tom
War seine Mutter etwa vorausschauend, als sie ihren Sohn, der eine Tochter hätte sein sollen, Thomas nannte? Irgendwann wird jeder Thomas zu einem Tom. Auch Thomas Bola.
Einige Jahre schlug er sich als Tombola durchs Leben: „Ohne Los wohl nichts los?“ Besonders heftig auf den verschiedenen Schulhöfen.
Doch zusehends entkräftete ihn der Schmerz, vor allem die Verweiblichung.
„He, ist das nicht die niedliche Tombola?“, flachsten sie, auch weil er langes, weiches Haar hatte.
Folglich bekam er in der Pubertät keinen Bart, sondern stattliche Brüste und zwischen seinen Beinen wurde das Wenige weniger als nichts.
Sie nannte sich fortan Tomate...
7– 13.10.06
Orchester
Das Orchester war seit 5 Tagen unterwegs durch die Wüste. 9 Tage ohne Außenkontakt standen ihnen noch bevor.
Am 2. Tag war die Frau des Busfahrers gestorben. An eine Beerdigung war aber nicht zu denken, da er sich weigerte, auch nur einen Meter ohne seine Frau weiterzufahren.
Als der Verwesungsgeruch unerträglich wurde, beschloss der Dirigent:
„Die Tote gehört dem Sand. Wir übernehmen abwechselnd die Rolle der Frau. Der Alte merkt das nicht, er fährt mit ihr schon 50 Jahre.“
Die Jungflötistin machte den Anfang. Und unerwartet aktivierte sich beim Alten eine schlummernde Dauererektion.
Nach ihr übernahm die 2. Geige...tapfer...
8– 14.10.06
Matilde
Matilde war bei wilden Weibern, doch sie hat keine Erinnerung mehr daran.
Sie kann es aber nicht aushalten, ohne Erinnerungen zu sein und macht sich deshalb welche.
Die wilden Weiber machte sie kurzerhand zu menschenfressenden Vogelscheuchen.
Manchmal kommt Matilde auch die richtige Erinnerung zurück, die sie dann zu der selbstgemachten passend machen muss, damit sie nicht wirr wird.
So wird schon mal ein weißes Pferd, das sie sich schwarz erinnert hat, einfach zu einem Zebra.
Aber wie kann sie mit Lukas, der in ihrer selbstgemachten Erinnerung an einem Moskitostich gestorben ist, heute ins Kino gehen? Und in welchem Kleid?
9– 15.10.06
Dicke
Die dicke Frau mit dem Rettungsring auf den Hüften stand mittlerweile bis du den Waden im Meer. In einer Stunde würde ihr das Wasser bis zu den Hüften gehen, wenn sie sich weiterhin nicht bewegte, und den Rettungsring ein bisschen heben.
Sie probte ihren Freitod für den Fall, dass sie es nicht schaffen sollte, sich wieder einmal allein die Schuhe zuzumachen.
Morgen würde sie auf den Ring verzichten und so lange aushalten, bis ihr das Wasser bis zum Halse stünde.
Bis dahin war aber alle Zeit, um sich mit einem kleinen Kilochen Konfekt für ihren heutigen Mut zu belohnen.
10– 16.10.06
Uwe
„Bei einem Schluckauf denkt jemand an dich!“, hatte ihn seine Großmutter gelehrt.
Sie ahnte nicht, was sie damit angrichtet hatte.
Die Idee kam ihrem Lieblingsenkel Uwe, als er gelesen hatte, dass eine junge Frau an einem chronischen Schluckauf gestorben sei.
„Sie wurde totgedacht, genial!“, blitzte es in Uwes Hirn.
Seinen ersten Erfolg mit dem Totdenken, nach anfänglichen Konzentrationsstörungen, hatte er bei seinem Zwillingsbruder Udo, seiner spielgelnden Identitätsstörung. Und er genoss es – wie später nie mehr - so nahe am Todeskampf seines Opfers dabei zu sein.
Nur seine neue Freundin erweist sich als resistent und denkt ihrerseits ständig an ihn.
Hicks...
11– 17.10.06
Plattfuß
Du hast einen Plattfuß, sagte ein schrecklicher Trecker.
Weiß ich, sagte das Auto mit dem Plattfuß.
Den musst du aufpumpen, sagte der schreckliche Trecker.
Warum? fragte das Auto mit dem Plattfuß.
Damit kannst du nicht mehr fahren, erklärte der schreckliche Trecker.
Ach, so! sagte das Auto mit dem Plattfuß. Aber dafür habe ich einen nagelneuen Auspuff.
Ja, und? fragte der schreckliche Trecker.
Jetzt kann ich endlich mal wieder so richtig einen fahren lassen, erklärte das Auto mit dem Plattfuß. Das geht auch mit Plattfuß.
Ferkel! sagte der schreckliche Trecker.
Gar nicht! sagte das Auto mit dem Plattfuß. Pass auf!
12– 18.10.06
Seelsorgerin
Die roten Augen hinter dem Gitter im Beichtstuhl waren ihr wie ein Vorgeschmack auf die Hölle, die ihr drohte.
„Tochter, beichte deine Sünde?“, fistelte das Teufelchen durch das Gitter.
„Nun, Euer Hochwürden, ich habe eine verlorene Seele gefunden und sie zurück gebracht.“
„So geht das wirklich nicht, kommst einfach daher und nimmst uns unsere Arbeit weg“, verteufelte sie das Fistelchen.
„Ich habe auch Finderlohn dafür angenommen“, fügte sie eilig hinzu.
„Finderlohn? Dafür gehörst du in die Flammen“, erzürnte sich jetzt der Satan.
„Dann müssen Hochwürden aber nächstes Mal zu Irma gehen, aber die ist nicht so fromm wie ich...“
13– 19.10.06
Jolie
Die zeitlosen Stühle im verwilderten Garten hatten gleichsam etwas Bedrohliches und Verführerisches.
„Was sind das für mysteriöse Stühle?“, fragte Jakob seine Jolie, seines Herzens Honig.
„Sie zeigen jedem, der sich auf sie setzt, die Zukunft im Jahr 10 von jetzt. Auch jeder!“, antwortete die traurige Jolie.
„Stimmt!“, bestätigte Jakob, der mutig Platz genommen und seine verzagte Jolie auf den anderen Stuhl gezogen hatte. „Mein Haar ist schon ziemlich dünn.
Und was ist mit dir? Wo bist du denn? Jolie?...Jooolie...“
Sie stand hinter ihm und hatte ihre Hand auf seine Schulter gelegt.
„Puh!“, seufzte er erleichtert. „Ich dachte schon...“
14– 20.10.06
Konradi
Konradi wohnte in einem Baumhaus und war davon überzeugt, durch diese Art des Wohnes eines Tages fliegen zu können.
Bis dahin kletterte er jeden Morgen munter die Strickleiter herunter, kletterte sie abends müde wieder hinauf, machte bleiern von des Tages drückender Last erfolglos Flugversuche und fiel anschließend wie von einem Ast erschlagen ins Bett.
Morgens fühlte er sich immer leicht, und nach 3 Tagen Bettruhe wegen schweren Durchfalls fühlte er sich sogar so leicht, dass er glaubte, er wäre nun flugfähig.
Gerade rechtzeitig, den Flugversuch zu wagen, denn die Motorsäge hatte schon erbarmungslos ihre Zähne in die Rinde geschlagen.
15– 21.10.06
Kind
Kind lag mit bequemer Krankheit im Spielzeugkindersarg und wollte nicht gesund werden, aber sterben wollte es auch nicht.
„Du weißt auch nicht, was du willst?“, schimpfte Mutter.
„Doch, das weiß ich“, trotzte Kind, „ich will nicht gesund werden, aber sterben will ich auch nicht.“
„ Ein Sarg ist aber nur für Tote, deshalb stehst jetzt auch auf!“, befahl Mutter.
„Mutter ist eine Mörderin, Mörderin, Mörderin, erst quält sie kleine Kinder, und dann bringt sie sie um“, trompetete Kind und marschierte splitternackt hinaus in den Schnee.
„Du wirst dir noch den Tod holen“, warnte Mutter und schloss hinter ihm die Tür.
16– 22.10.06
Olivia
Olivia dachte, sie sei betrunken, als ihr ihr erster Flaschengeist erschien.
Sie trank zwar nicht, aber da der Geist aus einer Bierflasche kam, war ihr Trunkenheit die einzige Erklärung für seine Wirklichkeit.
„Du hast drei Wünsche frei“, eröffnete ihr der Fremdling.
„Als erstes möchte ich, dass du dich wäscht. Dann möchte ich, dass du mich wäscht, und den Rest kannst du dir sicher denken“, bestellte sie ohne groß nachzudenken.
„Kann ich“, bestätigte der Geist, „aber du musst es aussprechen!“
„Und was, wenn ich es nicht tue, du geiler, eingebildeter Schmutzfink?“, geiferte sie aufgebracht und schlüpfte zurück in ihre Coladose.
17– 23.10.06
Tränensammler
Besonders stolz ist er auf seine Sammlung von Krokodilstränen. Vom Nilkrokodil bis zum Alligator hat er von jedem Krokodil mindestens eine Träne in seinen Einweckgläsern, die alle feinsäuberlich etikettiert sind.
Auch von einem Indianer des Stammes Pousoiap hat er eine Träne ergattert und konnte damit die weitverbreitete Meinung 'Ein Indianer kennt keinen Schmerz' widerlegen.
Wahrscheinlich wären alle anderen Möchtegern-Tränensammler bereits vom ersten Krokodil zerfleischt oder vom ersten Indianer mit einem Tomahawk erschlagen worden, er aber sieht so herzzerreißend aus, dass er alle Wesen zu Tränen rührt.
Nur Frauen nicht, weil er sich nicht traut, ihnen seine Sammlung zeigen.
18– 24.10.06
MeiTei
MeiTei arbeitete bei Onkel Chong in der Wäscherei, und Onkel Chong prahlte im Teehaus damit, wie schön sie sei.
So brachten alle Leute ihre Wäsche zu Onkel Chong, um einen Blick auf MeiTei zu erhaschen, aber immer hieß es: MeiTei hat heute frei.
Dem saftigen Linfu wurde das zu bunt.
„Sag, wo sie ist!“, forderte er Onkel Chong auf, „ wenn es sie überhaupt gibt.“
“Wenn sie frei hat, wird es sie schon geben. Bald wirst du sie sehen“, ermutigte er Linfu.
„Wann wird bald sein?“ beharrte dieser.
„Das weiß nur MeiTei, doch die hat heute frei“, kicherte der Onkel.
19– 25.10.06
Okowombo
Okowombo sprach sehr laut. Alle Menschen vom lauten Fluss sprachen sehr laut, denn sie mussten sich gegen den lauten Fluss verständlich machen.
Aber keiner sprach so laut wie Okowombo, der deshalb auch der 'Amlautesten – oko – Sprecher – wombo' genannt wurde.
Okowombo wurde gerne eingeladen. Auch weil er so weiße Zähne hatte. Alle Lautsprecher vom lauten Fluss hatten weiße Zähne, aber keiner hatte so weiße Zähne wie Okowombo.
„Hohoho!“, lachte Okowombo, und wenn bei seinem donnernden Lachen seine Zähne blitzten, war es wie ein Sommergewitter.
Eines Tages begann Okowombo beim Lachen feinen Regen zu spucken. Wie alle Leute vom lauten Fluss.
20– 26.10.06
Khan
An den Tagen, an denen Herr Khan die Pauke schlägt, fallen die Vögel tot von den Bäumen. Und der Tiger trollt sich. Die Vögel kommen wegen der Toten. Der Tiger kommt wegen der Lebenden.
Herr Khan wird bald sterben und möchte nicht von den Vögeln geholt werden. Deshalb hat er jetzt einen Lehrling, den Jungen Wisu. Aber Wisu paukt nur recht widerwillig, denn er hat sich dem Trötenspiel verschrieben, um sich den Vögeln einzuschmeicheln.
Seitdem klettert Herr Khan jeden Abend selbst in den Baum und wartet unter den Vögeln darauf, dass der Tiger wiederkommt.
Doch der soll erschossen sein.
21– 27.10.06
Kamina
Kamina aß für sein Leben gern Buchstabensuppe, weil er sich stets daran erfreute, was für lustige Wörter in seinem Teller herumschwammen: kglzco oder xhgp oder iuzv oder auch nasir.
Aus diesen Zufallswörtern machte er sogar ein Wörterbuch von acssfg bis zundun, in dem man viele neue Wörter finden kann, die durchaus die Sprache bereichern. Nicht gerade acssfg oder kglzco, aber bestimmt nasir oder zundun. Und die anderen regen die Phantasie so an, richtige Wörter aus ihnen zu machen. Wie aus kglzco 'Kegelzoococochanelslieblingspudeldach'.
Kamina leidet seit kurzem unter einer Nudelsuppennahrungsmitelunverträglichkeit, will sich aber demnächst intensiv dem Studium der Bihunbuchstabensuppe widmen.
22– 28.10.06
Hagebutte
Sie war eine keusche Nutte
und hieß Hagebutte,
weil sie es in roter Kutte
und mit Schamesröte trieb.
Ein Freier von ihr gewann sie lieb,
der, der immer länger blieb,
und machte mit ihr ein Teehaus auf,
das hat einen guten Lauf,
Gäste kommen gleich zu Hauf,
um sich zu zerstreuen
und sich der Geisha zu erfreuen,
der ehemals so scheuen,
schamesroten Liebsdame,
deren Name
heute als Reklame
auf der Fahne steht,
die auf dem Dache weht
und selbst dem Wind den Kopf verdreht..
Im Teehaus 'Hagebutte'
trägt jetzt die einst so keusche Nutte
den Kimono anstatt der Kutte
23– 29.10.06
Krawallke
Der Mops im Strandkorb war ehemals der Herr Krawallke, ein Neunmalkluger mit neun Leben.
Das als Mops war sein zweites. Der Hitzschlag hatte ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Bis dahin hatte die milde Hitze auf Sylt Herrn Krawallke nichts ausgemacht.
Unter diesem Schock beschloss der Mops Krawallke mit seinen weiteren Leben hauszuhalten, zumal sein drittes das einer Eintagsfliege werden sollte. Das ausgleichende vierte einer Schildkröte war noch nicht genehmigt.
Da sah er im Nachbarstrandkorb eine super-geile Möpsin, Frau Doktor Pralle-Hillemann, seine Nachbarin mit den ehemals dicken...
„Nomen est Omen!“ dachte er und bekam Atemnot...
24– 30.10.06
Blue
Als der Stern vom Himmel fiel,
war die Nacht so grün wie das Meer
und ein Fisch flog an Land.
Madame Bijou Blue fand einen Kerl.
Keiner weiß, woher er kam,
keiner weiß, wohin er ging,
Madame Bijou Blue zog deshalb mit ihm mit.
Nur ihr Name blieb zurück.
Als der Stern die Erde traf,
wurde alles grau wie ein Berg.
Und der Fisch flog ins All.
Madame Bijou Blue nahm sich den Kerl.
Keiner weiß, woher er kam,
keiner weiß, wohin er ging,
Madame Bijou Blue zog deshalb mit ihm mit.
Wer weiß, vielleicht ins Glück...
ins Glück...
25– 31.10.06
Lüftchen Bravo
Ein Wind durch unser Zimmer strich
und durch das Schlüsselloch entwich,
als wäre nichts gewesen.
Ich war beim Zeitungslesen...
Poseidon
Lüftchen Bravo wehte jedes Mal wie eine kühle Sommerbrise durch unser Leben und war längst wieder fort, während wir noch im Begriff waren, sie gerade wahrzunehmen.
Aber sie ließ stets etwas zurück, am häufigsten Unruhe oder Unordnung, doch durchaus auch andere untrügliche Zeichen dafür, dass sie tatsächlich da gewesen war: Lippenstiftküsse auf den Kinderwangen, eine halb volle Pralinenschachtel oder ein aktuelles, schrilles Polaroidfoto, auf dem sie aber immer nur von hinten zu sehen war.
Wie vermissen sie...unbekannterweise...
26– 1.11.06
Annie und Cowboy
Annie Nenn mir deinen Namen, Fremder!
Cowboy Cowboy!
Annie Kein Mensch heißt Cowboy.
Cowboy Dann bin ich eben kein Mensch.
Annie Sei nicht gleich beleidigt.
Cowboy Bei uns heißt man nachdem, was man ist.
Annie Cowboy klingt staubig wie die Prärie. Da wird mir ja die Kehle trocken, wenn ich diesen Namen spreche.
Cowboy Dagegen hilft ein kräftiger Schluck. Hier!
Annie Sieh an! Irischer Whiskey.
Cowboy Ihr kennt euch ja gut aus. Wohl schon viel Staub geschluckt?
Annie Leider nein. Mein Mann ließ mich manchmal etwas wissen, wenn er den Tag mit dem rechten Fuß begonnen hatte.
27– 2.11.06
Schneeschreie
Dort, wo wir wohnen, gibt es noch Schnee. Deshalb haben wir Neider, die das aber nicht zugeben und so tun, als würden sie lieber im Winter im Regen stehn.
Aber leider haben wir auch Wind. Nur nachts. Starken Wind. Und der bringt uns oft um den Schlaf. Aber ganz anders als ihr denkt.
Als ich das erste Mal diese entsetzlichen Schreie gehört habe, bin ich aus dem Haus gerannt, konnte aber keinen Schreihals ausmachen.
Ich zweifelte schon an meinem Verstand, aber meine Frau beruhigte mich wenigstens diesbezüglich:
„Schatz, es ist der Schnee, der schreit. Er liegt in den Wehen.“
28– 3.11.06
Wahre Geschichte
Ich habe heute von Frau Holle ein Knöllchen bekommen.
Das liegt sicher daran, dass es für den Januar viel zu warm ist. Und da auch eine Frau Holle nicht so einfach auf der faulen Haut liegen darf, hat sie die Stadt zur Knöllchen Holle gemacht.
Gut, ich gebe ja zu, dass ich heute mein Toastbrot habe anbrennen lassen, aber dafür bin ich gestern gegen einen Apfelbaum gefahren und die faulen Äpfel sind gleich zu Hunderten auf meinen neuen BMW geprasselt.
Gegen diesen Appelmatsch auf dem Dach war die Teerdusche der Pechmarie wahrscheinlich eine Fangopackung. Also, halblang, olle Holle!
29– 4.11.06
Detektei Pille- die Grammatik-Detektive
1.Fall
'Pille', das sind
Paule, der Faule,
Isabelle, die Schöne,
Lilly, wegen ihrer Blässe Lilie genannt,
Leo, der Draufgänger
und natürlich
Ecky, genannt Superhirn
Der 1.Fall war für 'Pille' eher pillepalle und nicht wirklich ein Problem, für das Superhirn Ecky sowieso nicht.
Gut, Leo, der in Deutsch nicht so fit ist, dafür in Sport umso fitter, musste von der blassen Lilly ein bisschen belehrt werden und wurde deswegen von Paule und von Isabelle etwas belächelt, was Leo aber locker am Sitzbereich vorbei geht.
Also, die Lösung für den 1.Fall lautet?
Ja, ganz genau:
1.Fall - Nominativ!
30– 5.11.06
Elli
Sie war nicht halb so wild
wie ihr eigenes Spiegelbild.
Das tanzte mit offenem Haar
in der verruchten Seemannbar,
während sie selbst zu Hause saß
und ein dünnes Süppchen aß.
Ihr Spiegelbild wurde erschlagen
von einem Seemann aus Kopenhagen -
vor etwa einem halben Jahr,
weil es ihm nicht gefügig war.
Derweil schluckte sie schwarze Pillen
gegen ihren Widerwillen
gegen das eigene Spiegelbild
und wurde langsam wild.
Dann ging sie in die Seemannsbar,
wo sie dann bald nicht anders war,
als ihr verhasstes Spiegelbild,
vielleicht im Ganzen nicht so wild,
doch wild genug für das Behagen
von Seemännern aus Kopenhagen.
31– 6.11.06
Fährmann
Ein Fährmann wartete in seinem Boot darauf, jemanden auf die andere Seite des Flusses zu bringen. Da aber bislang noch nie jemand diesen Wunsch hatte, war er selbst auch noch nie dort gewesen.
Aber täglich träumte er von einem schönen Leben in dem jenseitigen Land.
Da erschien eine bezaubernde Frau, die sich von ihm übersetzen lassen wollte. Als sie ihn jedoch derart glücklich träumen fand, verliebte sie sich und wollte ihn mit einem Kusse wecken. Aber der Kuss war so zart, dass der Fährmann davon nicht erwachte. Also setzte sie sich neben ihn und sah ihm einfach nur zu.
32– 7.11.06
Joko und Caramba
Joko ist als Pirat ziemlich erfolgeich. Es wurde sogar schon ein Film über sein Leben gedreht. Ein Knüller und ein Kassenfüller.
Aber im Privatleben hapert es mit dem Erfolg. Er will unbedingt Eindruck auf Caramba, die schöne Tochter des spanischen Vizekönigs, machen und hatte deshalb schon mehr als 50 Galeonen ihres Vaters gekapert. Das kam bei Caramba nicht so gut an. Das wäre aber nicht ausschlaggebend gewesen. Was die Caramba wirklich hasst, ist Dickköpfigkeit bei Anderen. Und bislang weigert sich Joko dickköpfig wie ein Seeesel, seine 'Seegurke' in 'Seepferdchen' umzubenennen, was Caramba so niedlich fände.
„Caramba!“
33– 8.11.06
Paula
„Schwarz steht mir nicht, und nichts auf der Welt kann mich dazu bewegen, etwas anzuziehen, was mir nicht steht. Nicht einmal auf meiner eigenen Beerdigung.
So, und jetzt können wir anfangen.
Der Anlass unseres Hierseins ist die Feier zur 1000. Bestattung durch unser Institut. Mit Recht werden Sie jetzt sagen, es seien ja erst 999, und bei der demoskopischen Entwicklung in unserem Lande und dem Trend zur Selbstverbrennung aufgrund der wirtschaftlichen Lage würden wir noch eine halbe Ewigkeit auf unseren nächsten Auftrag warten müssen.
Deshalb habe ich beschlossen, mich ermorden zu lassen.
Und einer von Ihnen wird das tun!“
34– 9.11.06
Fledermaus
Sie wurde für ihre Taten verurteilt und von Volkes Meinung hingerichtet..
Sie kam aus ärmlichen Verhältnissen, in denen es Tradition war, durch Unwissen zu beweisen, dass man etwas Besseres war.
Ihren Lebensunterhalt verdiente sie getreu dem Motto: Bleibe dumm, stell dich stumm, dreh dich nicht um.
Doch dann verliebte sie sich in einen Mann, der krank war vor Wissensdurst.
Um ihren Liebsten vor dem Verdursten zu bewahren, trieb sie von da an täglich ihre spitzen Eckzähne in die Hälse derer, die ihr Wissen gewissermaßen im Blut hatten, saugte es aus und tränkte ihn damit.
Vor Gericht verleugnete er sie.
35– 10.11.06
Der Schweiger
1. Bild
Er steht vor dem Spiegel, schaut sich nachdenklich an und murmelt überraschend: „So, so, man nennt mich also den Schweiger.“
Desweiteren macht er seinem Namen alle Ehre.
Dabei räumt er seine Wohnung auf, liest Zeitung, hört Radio, gießt Blumen, isst Zwieback, den er in Milch stippt und macht sich ein Fußbad (der Höhepunkt des Stücks).
Schließlich geht er ins Bett. (Vorhang)
2. Bild
Um Mitternacht klingelt es.
Er schlüpft verschlafen zur Tür, sieht niemanden, schüttelt den Kopf, setzt sich auf das Sofa und raucht Pfeife bis zum Sonnenaufgang.
Dann stelllt er sich vor den Spiegel. (Vorhang)
36– 11.11.06
Wasserratte
„Schatz, guck mal, was ich dir aus Indien mitgebracht habe! Da kommst du nie drauf!“, sprudelte sie jedes Mal aufs Neue los wie eine geschüttelte Sektflasche, kaum dass sie ihren Reisemantel abgeworfen hatte.
Da ich sie auf ihren Reisen nicht begleiten kann, entschädigt sie mich immer durch ein ungewöhnliches Mitbringsel.
„Eine echt indische Wasserratte aus einem Nebenfluss des Ganges. Süß, nicht?“ Und schon hatte sie das durch den Zoll geschmuggelte Viech aus ihrer Strumpfhose ausgerollt. Lange konnte ich mich daran nicht erfreuen, denn gleich wurde es Opfer der amerikanischen Klapperschlange, die sie mir von ihrer vorherigen Reise mitgebracht hatte.
37– 12.11.06
Maria
Bevor Maria mit Herrn Millionari freiwillig und ohne zu Zögern mitging, hatte sie noch rasch das Schild 'Bin bald wieder da!' in die Tür ihres kleines Geschäftes gehängt.
Bis heute hängt das Schild noch dort. Seit nun 20 Jahren, aber Maria ist noch nicht wieder zurück.
Weil ich aber Maria gut kenne, weiß ich, dass 'bald' jetzt wirklich bald sein wird.
Denn Maria hat irgendwie erfahren, dass Herr Millionari kürzlich vergeblich versucht hat, das Schild aus der Tür zu entfernen, weil er sich endlich von seiner zwanzigjährigen Angst erlösen wollte, dass Maria wegen des Schildes zurückkehren könnte.
Zu mir.
38– 13.11.06
Unsterblich
Er ist unsterblich. Zumindestens seit 900 Jahren. Ich habe später die entsprechenden Dokumente gesehen.
Kennengelernt habe ich ihn auf dem Friedhof von Galon, den ich wie Millionen vor mir besucht hatte, um mir dort den berühmten Marmorengel, der sich angeblich bewegt, anzusehen. An diesem Tag war ich wundersam allein.
Der Engel hatte mir einen gehörigen Schrecken eingejagt, als er plötzich anfing, zu mir sprechen, als ich ihn studierte.
„Ich bin unsterblich“, hauchte er, „weil ich mich ständig unsterblich verliebe. Jetzt gerade in dich.“
„Oh!“, stotterte ich, war er doch ausnehmend schön. Doch dann bekam ich Schuldgefühle und rannte davon.
39– 14.11.06
Gestankstelle
Weil die Königin zwar eine zierliche, doch schlechte Nase hatte, rochen ihre Duftwässerchen, die ihr Hofalchemist ihr mixte, für die anderen Nasen so streng, dass der König sie dazu verdonnerte, sich nur noch im Walde ihr tägliches Duftwässerchen abzuzapfen und danach so lange auszureiten, bis der Duft verflogen war.
Die sonst sehr sperrige Königin fügte sich sanft, um eingehüllt im stinkenden Tüll, dem Alchemisten im Gebüsch zu Freuden zu sein, der über der Geliebten Aroma galant hinweg schnupperte.
Um ein Vielfaches vom Winde verdünnt, zog das erotische Aroma in das nahe Dorf und versetzte die Untertanen in ungeahnte Aufregung.
40– 15.11.06
Langer Tag
Niemand hat es eilig,
der Tag ist lang und weilig.
Bisweilen stinkt ein Appenzeller
leis stöhnend auf dem Pappeteller.
Ein Mensch mit einem halben Buche,
seit Jahren schon auf Wohnungssuche
für seinen Hund aus Pappmaché,
stapft durch den frisch gestrichnen Schnee.
Als er den Appenzeller sieht,
entlockt sich ihm vor Glück ein Lied,
das einen kleinen Spatz betört,
der ihm mit schiefem Hals zuhört.
Niemand hat es eilig,
der Tag ist lang und weilig.
Nur der alte Appenzeller auf dem alten Pappeteller
stöhnt stinkend fortan etwas schneller,
weil ihm jetzt das Böse schwant,
weil er wohl sein Schicksal ahnt.
Kommentar von Tini
Ein Gedicht voll ironischer Melancholie
41– 16.11.06
Machst du Foto
Die Welt ist voller interessanter Gesichter, für die ein Fotograf oft tief in die Tasche greift, um sie auf den Film oder auf die Speicherkarte zu bekommen.
Aber wer zahlt nicht gerne für ein quadratisches Lächeln, eine Nase mit Ohrkontakt oder eine Stirn, deren Falten die Konturen von Sri Lanka bilden?
Aber für kein Gesicht?
Er tippt mir auf die Schulter und sagt: „Machst du Foto, mach ich Gesicht! Kostet dein Vermögen!“
Ich schnelle herum und sehe in eine Röhre, in der ein Lachen hallt.
Ich zahle, drücke den Auslöser in der Hoffnung, dass er Wort hält.
42– 17.11.06
Fiete
Fiete
zahlt keine Miete,
Fiete hat gar kein Geld.
Fiete steht auf dem Feld.
Fiete ist Strohmann.
Ach, Strohmann, sieh an!
Nein, keiner für ein Incognito.
Fiete ist einfach ein Mann aus Stroh,
und wünscht sich, er wäre ein Mann von Welt
Doch Fiete steht nur da wie bestellt,
und nicht abgeholt,
seine Schuhe sind nicht besohlt,
dafür ist sein Hemd zerschlissen
und es geht ihm beschissen,
weil an ihm die Stute Elli rumknabbert
und ihm dabei die Hose besabbert.
Er riecht auch schon wie frischer Mist,
was nicht gerade erotisch ist.
Unser Strohmann Fiete
fühlt sich einfach Schiete
43– 18.11.06
Tante Tünjes
Tante Tünjes hatte lebenslang allen neumodischen Kram abgelehnt. Fast allen.
Bis sie kurz vor ihrem Tode das Handy für sich entdeckte. Für die Zeit nach ihrem Ableben.
Tante Tünjes glaubte nämlich, dass sie aufgrund ihrer guten Leistungen als Büglerin in den Himmel käme. Von da gedachte sie dann doch einmal anzurufen, denn Tante Tünjes war etwas angeberisch, was sie wusste und deshalb auf eine kurze Bewährung im etwas weniger komfortablen Vorhimmel vorbereitet war.
Für das Gelingen ihres Ansinnens hatte sie in ihrer irdischen Ruhestätte vorausschauend diverse Akkus gebunkert.
Und letzte Woche hat sie erstmals auf den AB gesprochen.
44– 19.11.06
Polterer
Artur wurde im Jahre 1313 von Amalia, der Schiefnase, in einen schweren Eichenschrank eingeschlossen, weil er sie trotz einer stattlichen Mitgift in Form von Landgütern nicht heiraten wollte. In diesem verstarb er zu einem Gespenst.
1813 erwarb eine amerikanische, schiefnasige Millionärswitwe den Schrank von dem verschuldeten Urur...enkel der Amalia. Diese wurde aber damit nicht glücklich, weil es jede Nacht aus für sie unerfindlichen Gründen darin laut polterte.
Nächste Besitzerin war eine schwerhörige, schiefnasige Baronin aus Belgien, bei der es Artur bis zu deren Ableben aushalten musste.
Derzeit steht der Schrank in einem Antiquitätengeschäft einer schiefnasigen, deutsch-türkischen Neureichen.
45– 20.11.06
Über Bäcker Siggi
Das ist die nur Hefe, durch die die Geschichte eines bewegtes Bäckerlebens aufgehen wird.
Siggi über sich
Ich hatte 4 Jahre Klavierunterricht und gleichzeitig 4 Jahre Fußballunterricht. Da mich der Klavierunterricht wenig interessierte und ich für einen guten Fußballer nicht gut genug war, bin ich Bäcker geworden. In dieser Beziehung wurde ich dann aber erstklassig.
Ingrid über Siggi
Wer bei Siggi ein Brötchen kaufen wollte, ging mit einem Blech Butterkuchen nach Hause.
Dirk Grothe über Siggi
Wahrscheinlich war Hannover 96 1954 gar nicht Deutscher Meister. Die Leute haben das nur geglaubt, weil Siggi ihnen das eingeredet hat.
46– 21.11.06
Die Katzentotfahrerin
Lilly rekapituliert Ich habe heute eine Katze totgefahren. Dann habe ich mir auch noch eine Laufmasche geholt. Dann habe ich noch eine Katze totgefahren. Und dann habe ich noch eine Katze totgefahren. 3 totgefahrene Katzen und eine Laufmasche sollten für einen missglückten Tag doch reichen.
Aber nein! Jetzt habe ich auch noch meinen Tiger-Tanga vergessen.
Also, zurück nach Hause, unterwegs Katzen totfahren... Löwenbändiger stürmt herein Zu spät... Du? Jetzt schon?
Löwenbändiger Ja! Die Vorstellung fällt heute aus. Jemand hat meine Katzen totgefahren.
Aber dafür werde ich dich heute bändigen, mein Tiger. Lilly, mach schon, zieh dich um!
47– 22.11.06
Palmen und Pelikane
Der Strand ist gelb und glatt. Er streckt sich wie eine kleine Sahara zwischen dem Meer und der Tankstelle.
Die Morgensonne wirft die Schatten von drei Palmen in den Sand, die bald bis in das Wasser wachsen. Die Schatten stehen etwas schief. Wie eine schräge Schrift.
Die Pelikane sind zu dieser Stunde auf Fischfang. Zwischendurch machen sie Pause und dümpeln wie alte Fregatten auf den Wellen.
Der Jogger und die Joggerin haben die Kopfhörer abgenommen. Er sagt etwas. Sie schüttelt den Kopf. Dann sagt sie etwas. Er nickt. Sie setzen ihre Kopfhörer wieder auf und laufen weiter.
48– 23.11.06
Louis
Louis hatte sich ein Loch in den Arsch gefreut, weil ich ihn besucht hatte, dabei war ich nur gekommen, um ihm seinen Ferrari zurückzubringen.
Auch dass der von meiner Spritztour ziemlich verbeult war, konnte seine Freude nicht trüben. Er bot mir für meine nächste Tour sogar seinen Sechsspänner an.
Aber wenn ich mit einer Kutsche aufkreuzen würde, die nur sechs läppische Pferdchenstärken hat, würden sich meine Tussis bestimmt veräppelt fühlen, denn damit die romantisch werden, brauchen sie mindestens 300 PS unterm Arsch.
Deshalb werde ich Louis auch demnächst nicht besuchen. Jedenfalls solange nicht, bis mein Ferrari wieder ausgebeult ist.
49– 24.11.06
John Cooley
hatte schon als Knirps den Glauben an die Gerechtigkeit verloren. Er hatte beim Buddeln nach Regenwürmern im Garten seiner Eltern eine Ölquelle entdeckt, aber zur Belohnung nur einen deftigen Arschvoll bekommen, weil er sich dabei das weiße Sonntagshemd vollgesaut hatte.
Da er aber sehr religiös erzogen war, suchte seitdem dringend etwas Neues, an das er glauben konnte. Doch den geeigneten Glauben fand er erst spät nach glaubensleeeeeeeeeeeeerer Zeit, nachdem er Polizist geworden war.
Den Glauben an das Recht. Als Streifenpolizist glaubte er noch mehr schlecht als Recht, als Einsatzleiter schon fester. Als Polizeichef wurde er ein religiöser Eiferer.
50– 25.11.06
Kusstod
Ich war ungelogen
sehr gut angezogen.
Und dazu noch gut gebaut,
doch trotzdem viel zu schnell getaut.
Schon nach ihrem ersten Kuss
war mit mir Schluss.
Denn der Kuss, der war so heiß,
der schmolz mir mein Herz aus Eis
und damit auch mein Leben,
so ist das eben.
Von einem Kuss aus dem Leben gestohlen,
man sollte ihr so den Hintern versohlen,
auf dass sie nie mehr einen Mann betöre.
Ich hinterließ eine Möhre
und eine Pudelmütze
in einer schmutzigen Pfütze,
sechs Kohlen und einen Schal.
Was ist davon die Moral?
Kannst du nicht tanzen,
mach keine Avancen.
51– 26.11.06
Tornado Berta
ist die fliegende Kuh aus Kansas. Sie fliegt nicht selbst, aber sie hat einen untrüglichen Instinkt für Tornados. Normalerweise werden Kühe mit ihren Instinkten geboren, aber den für das Fliegen hat Berta nachgewiesenermaßen erst später entwickelt. Nämlich nach ihrem ersten Flug. Eines Tages wurde sie – friedlich wiederkauend - von einem Tornado aufgewirbelt und landete 3 Meilen weiter – immer noch friedlich wiederkauend – unversehrt auf ihren vier Beinen.
Über dieses Glücksgefühl kauenden Fliegens hat sich dann offenbar der Tornado-Instinkt bei ihr entwickelt, denn sie ist seitdem in ganz Kansas immer dort zu finden, wo gerade ein Tornado wirbelt.
Guten Flug!
52– 27.11.06
Burma
Ich bin in Burma gewesen und in..und-und-und. Ich war quasi schon überall. Nehmen Sie sich einfach einen Globus, drehen Sie ihn und tippen Sie irgendwo darauf. Wenn Ihnen an dieser Stelle nicht der Finger abfällt, dann bin ich da schon gewesen.
Auf den Reisen bin ich müde geworden und liege seitdem daheim im Bett. Mit dem Nötigsten werde ich von einer rüstigen Alten versorgt, deren Belohnung darin besteht, dass ich ihr meine Reiseabenteuer in den kurzen Phasen meines Wachseins erzähle.
Manchmal spielen wir auch das Globusspiel, bei dem sie gestern unglückseligerweise den rechten Zeigefinger verloren hat.
53– 28.11.06
Pinguine
waren einst alle weiß, bis auf die Schäbel, Füße und Augen. Deshalb sind sie in den Schneestürmen, die es dort, wo sie leben, fast täglich gibt, auch oft zusammengeknallt. Aber darin sahen die Pinguine noch lange keinen Grund, etwas zu verändern. Die Veränderung in ihrem Äußeren fand erst statt, als sie den ersten Karambolagetoten zu beklagen hatten. Und das aber auch nur, weil sie sich zu seiner feierlichen Bestattung im ewigen Eis Fräcke angezogen hatten und diese aus praktischen Gründen seither nicht mehr ausgezogen haben.
Eine andere Theorie besagt, dass die Punkerpinguine einfach noch spießiger waren als die Spießerpinguine.
Kommentar von Grille
Das ist die Geschichte, die Thomas immer schreiben wollte.
54– 29.11.06
Clarissa und Cornelius
waren als Schauspieler von der Firma 'Allwetterhäute' als Sonnenfrau und Regenmann für deren werbeträchtiges Wetterhäuschen engagiert, weil sie es als Einzige in Kauf genommen hatten, sich klein spritzen zu lassen. Clarissa hatte sich sogar für ihre Rolle eine sündhaft teure winzig kleine Sonnenbrille gekauft.
Da es die ganze Zeit aber regnete, kam sie nicht zum Zuge, während Cornelius als Regenmann ständig draußen war.
Es tröstete sie auch nicht, dass Cornelius wegen des Dauerregens auch keine Zuschauer hatte, sie wurde sie bald entlassen, weil die Firma wegen des anhaltend schlechten Wetters Kosten sparen konnte.
Clarissa blieb auch winzig.
55– 30.11.06
Anatol
Anatol war enttäuscht. Endlich hatte er das Ende des Regenbogens gefunden, und was war da? Nichts, gar nichts. Schon gar kein Topf voller Gold.
Halt! Warte, Anatol!
Wie aus dem Nichts sozusagen erschien der Donkosakenchor und sang Anatol 'Das Lied von der armen Birke in der Taiga'.
Arme Birke!
Anatol war viel ärmer als diese Birke, denn seinen allerletzten Rubel hatte er dem bärtigen Oberkosaken aus trotzigem Stolz und mit großzügiger Geste zugesteckt. Für umsonst ließ sich ein Anatol nämlich nicht abspeisen. Auch nicht mit Goldkehlchen.
Los, geh schon!
Erleichtert machte er sich auf – grobe Richtung 'Schatz im Rhein'.
56– 1.12.06
Frau Dr. Dr. Knaller
'Wenn es den Urknall nicht gegeben hätte, würden wir heute nicht alle so alt werden.' hatte Xantia B. in einem Schulaufsatz geschrieben. Sie war damals gerade erst 12einhalb und fühlte sich sehr erwachsen, wie sie mir später gestand.
Jetzt ist sie 112einhalb und blickt auf ein erfülltes Leben mit dem Urknall zurück. Mit der Erkenntnis aus ihrem Schulaufsatz erlangte sie die Doktorwürde sowohl in Physik, als auch in Philosophie und konnte mit dieser akademischen Legitimation ganz unromantisch nach den Sternen greifen.
'Ich habe nach dem Urknall meine Kindheit verloren', schrieb sie in ihrer Biographie. 'Na und?'
57– 2.12.06
Tango
Herr Sümsüm war einsam. So einsam, dass er jeden Tag mit seinem Tandem über die Promenade fuhr, in der Hoffnung, dass eine Frau mit ihm mitfahren würde.
„Sie kann von mir aus auch lenken“, räumte er ein, sagte es aber nicht laut.
Für den Fall, dass er eine Frau gefunden hätte, die mit ihm mitgefahren wäre, hatte er sich ganz allein Tango beigebracht. Mit Briefmarken hatte er es nicht so.
„Sie kann von mir aus auch führen“, räumte er ein, aber vielleicht wollte sie es ja auch nicht. „Aber meinen Namen behalte ich. Sie kann ihren ja dran hängen!“
58– 3.12.06
Wohltäter
Was amerikanische Idealisten sich in den Kopf gesetzt haben, haben sie auch immer in die Tat umgesetzt. Henry Ford das Fließband und George W. Busch den Irakkrieg.
Solche Vorbilder gaben Major Huntington, auch 'Eisenschädel' genannt, gegen viele Widerstände die Kraft, in der Sahara einen Apfelbaum zu pflanzen.
Einen Tag, nachdem der erste Bratapfel vom Baum gefallen war, entschlief der Major in der Gewissheit, ein gutes Werk für die Menschheit getan zu haben.
Er hatte nicht mehr mitbekommen, dass geraume Zeit später der erste Beduine mit seinem Kamel gegen den Apfelbaum galoppieren sollte, weil er einfach damit nicht rechnen konnte.
59– 4.12.06
Ilsen
Dass es im heutigen Ilsenheim heute so viele Ilsen gibt, liegt daran, dass genau vor achtzig Jahren eine gewisse Ilse von Gänglingen alle drei Banken der Stadt überfallen und es dadurch in gewissen Kreisen zu einer gewissen Berühmheit gebracht hatte. Jedenfalls wurden in diesen Kreisen in der Zeit nach den Banküberfällen fast alle neugeboren Mädchen Ilse genannt.
Diese Ilsen singen im angesehenen Ilsenchor des Frauengefängnisses von Ilsenheim, das zur Zeit der räuberischen Ilse noch Gänglingen hieß, dreimal täglich das hohe Lied auf ihre Namenspatronin und Wegbereiterin.
Deshalb werden diese greisen Ilsen auch nie wieder die Freuden der Freiheit erfahren.
60– 5.12.06
Mutprobe
Emilo war dem Tod schon mehrmals von der Schippe gesprungen. Jedes Mal von weiter oben. Quasi aus den Wolken ohne Fallschirm.
„Wenn du leibhaftig wirst, wird man plötzlich mutig“, gestand er sichtlich überrascht dem ratlosen Sensenmann. „Ich hätte dir viel früher begegnen sollen, dann wäre alles anders gekommen. Bestimmt wäre ich dann über die glühenden Kohlen gelaufen, um der feurigen Emilia zu imponieren. Sie hat sich immer die Draufgänger ausgesucht.“
„Sie lebt heute in der Hölle“, erklärte ihm der Tod, der plötzlich seine Chance witterte.
„Du hast es faustdick hinter den Ohren“, lachte Emilio. „Aber gut, du hast mich!“
61– 6.12.06
Die Kinder von Prisbilla
verwandeln sich in ihr Lieblingstier, wenn sie wütend sind.
Und wenn alle gleichzeitig wütend sind, weil es zum Mittag wieder einmal Rosenkohl gegeben hat, findet man in Prisbilla lauter Viehzeug vor.
Das kann für die Kinder aber sehr unangenehm werden, wenn sie ins Tierheim kommen, weil sie zu laut gebellt haben. Und ein KleinesMädchenMäuschen muss auch schon mal um sein Leben fürchten, wenn sein GoßerBruderKater vor seinem Mauseloch hockt. Hungrig wie ein Tiger, weil er den Rosenkohl nicht gegessen hat.
Nur KaiKai geht es gut. Er wurde ein Kuckuck, will es aber bleiben. In der Kuckucksuhr.
62– 7.12.06
Das Los
Ich hatte gerade die rote Pappnase aufgesetzt, um damit schon einmal für das neue Jahr zu üben, als jemand die Notbremse gezogen haben musste.
Durch die beschlagenen Scheiben meines Abteils konnte ich in dem Schneegestöber nichts erkennen, was diesen plötzlichen Halt erklärt hätte.
Da ich nicht zur Hysterie neige, verwarf ich den ersten Gedanken wieder, den Schaffner aufzusuchen. Diesen Gedanken mussten wohl auch die anderen Fahrgäste verworfen haben. Kein Mensch lief durch die Gänge, von einem Tumult ganz zu schweigen. Allerdings ließ sich mein zweiter Gedanke nicht so leicht abschütteln: Gab es außer mir überhaupt noch weitere Fahrgäste?
63– 8.12.06
Stammtisch
Einmal wöchentlich trifft sich der Schauspieler HerrDirk mit seinen RollenFiguren im Café Lohengrin. Im Laufe der Zeit sind doch etliche zusammen gekommen, wonach es in seinen künstlerischen Anfängen nicht aussah
40 Jahre lang spielte HerrDirk nämlich ausschließlich einen Totenkopf, der als Plappermäulchen lustige Geschichten aus dem Jenseits erzählte. In seiner Komödie 'Notlandung im Paradies'.
Jetzt kommt jeden Monat jemand Neues dazu. Wie heute 'Der Pelikan mit dem Weisheitszahn' aus seinem gleichnamigen Publikumserfolg in Helmstedt.
Und in der nächsten Woche wird die erste Frau in die Männerdomäne einbrechen, denn HerrDirk spielt ab morgen in seinem Drama 'Lebkuchen suchen' eine Hexe.
64– 9.12.06
Hibiskus-City
In Hibiskus-City blüht wieder alles, was lange Zeit nicht der Fall war, denn über dieser Stadt lag viele Jahre lang das Leichentuch der Dürre.
In der Stadt stapelten sich die Skelette von Rindern und Pferden und auch eins von einem Krokodil.
Bis eines Tages der miesepetrige Albert anreiste. Albert hatte die Gabe, überall, wo er hinkam, den Regen hinzuziehen. Ob nun in Griechenland oder in Italien, kaum war er da, war das schlechte Wetter auch schon da. Und Albert wurde mit Schimpf und Schande verjagt.
In Hibiskus-City ist er allerdings für unbestimmte Zeit zum Bürgermeister gewählt.
65– 10.12.06
Lorenza
Die Erynnien der Theaterwelt sind zweifelsohne die Souffleusen. Keiner weiß das besser als Roberto di Canelloni.
Er hatte dem Liebesbegehren einer gewissen Lorenza da Macaroni eine schroffe Anfuhr erteilt, woraufhin sich diese im Theatro dello Loco, in dem Roberto seit Jahren brillierte, als Souffleuse bewarb und die Stelle nach einer heftigen Affäre mit dem greisen Theaterdirektor auch bekam.
Lorenza versüßte ihre Rache gleich bei der ersten Gelegenheit, indem sie Roberto, der nach dem 'Sein oder Nichtsein' den Faden verloren hatte, die entscheidenden Worte: 'das entscheidet oft die Waage' zu raunte, die dieser in blindem Vertrauen an das Publikum weitergab.
66– 11.12.06
Uschi
Nachdem sich Uschi A. am frühen Morgen eines regnerischen Donnerstages mit einer Überdosis Zuckerwatte den goldenen Schuss verpasst hatte, sagte der Pfarrer zu Uschi B.: „Da siehst du, was du angerichtet hast!“
Uschi B. antwortete trotzig: „Ich habe nichts angerichtet. Ich habe sie nur verlassen. Aber gerichtet hat sie sich selbst!“
Daran kann man erkennen, dass Uschi B. nicht so leicht unter Druck zu setzen war.
Umso unerklärlicher ist es deshalb, dass sie während der Beerdigung von Uschi A. zu dieser ins Grab gesprungen ist, nur weil der Pfarrer angeblich 'Uschi zu Uschi, Staub zu Staub' gesagt haben soll.
67– 12.12.06
Wetter
Seine Tochter steckte ihren vollgekrümelten Kopf in sein Arbeitszimmer.
„ Das Wetter spielt mal wieder verrückt“, summte sie vergnügt. Komm, das musst du dir anschauen!“
Und schon war sie wieder draußen, um sich weiter vollkrümeln zu lassen.
Sicherheitshalber holte er sich einen Regenschirm.
Es überraschte ihn, dass das Wetter solche Sperenzien machte. Gut, vorgerstern hatte es schon einmal gequarkt, aber das hatte er nicht so ernst genommen, weil man den Quark mit ein bisschen guten Willen auch für Schnee halten konnte.
Aber wenigstens war es ihm dann doch durch den Umzug in diese Gegend gelungen, seine Tochter vom Fernseher loszueisen.
68– 13.12.06
Schiffsgarn
Jetzt bin ich ein faulendes Wrack, das im Brackwasser schwappt.
Es ist Zeit, Geschichten zu erzählen.
Geschichten von Piraten und Nixen, Klabautermännern und einsamen Inseln, von Schätzen und Stürmen. Geschichten von einst, als ich noch kraftvoll vor dem Wind die Wellen durchschnitten hatte, begleitet von neugierigen Walen und kreischenden Möwen.
Als ich die Meere gepflügt hatte, rastlos auf der gierigen Suche nach Abenteuern und Endeckungen. Häfen waren für mich nur Horte der Ungeduld und eine Flaute wie eine Kandare, welche das Temperament eines wildes Hengstes bremst.
Aber wer hört gern Geschichten von einem faulenden Wrack, das im Brackwasser schwappt?
69– 14.12.06
Fakir
Der feine Fakir ritt als Erster einen Igel. Doch nie zum Training, wie man leicht vermuten könnte, denn er ritt stets ohne Sattel, nein, er ritt ihn standesgemäß wie reiche Leute edle Pferde. Mit dem gleichen Habitus. Selbstverständlich mit Steigbügeln, um dem Igel nicht ständig so hart im Rücken zu sitzen.
Bald besaßen alle Fakire aus Bengadala Igel.
Aber der feine Fakir wollte nicht sein wie andere Fakire. Deshalb ritt er am Tag der Stachelbeere, dem Festtag der Fakire, auch auf einem Stachelschwein aus.
Zum ersten Mal auf einem Sattel. Für einen Fakir war sein Hintern doch sehr sensibel.
70– 15.12.06
Der kleine Klarinettist
stand immer unter dem Mammut, wenn er spielte. Oder besser gesagt, das Mammut stand über ihm, um ihn zu beschützen. Nicht etwa, weil der kleine Klarinettist schlecht spielte, oh, nein, dafür würde sich das Mammut nicht hergeben. Das Mammut stand über ihm wie ein Regenschirm, denn der kleine Klarinettist spielte nur bei Regen, weil er meinte, dass der traurige Klang der Klarinette besonders gut zu Regen passte. Und außerdem hörten ihm bei Regen kaum Menschen zu, weil sie dann einfach nur durch die Gegend rauschten. Und wenn doch mal jemand stehen blieb, dann nur wegen des Mammuts.
71– 16.12.06
Der Muff des Dorsches
„Ein Mord ohne Motiv ist wie der Muff eines Dorsches“, erläuterte der Professor für Kriminalgeschichte im 18. Jahrhundert. „Nämlich etwas, was hübch klingt, es aber nicht gibt. Es gibt keinen Mord ohne Motiv. Ein Mord ohne Motiv hat als Motiv kein Motiv, aber damit hat er eins.“
Diese Logik qualifizierte ihn für diese Professur, und er nahm sie dankbar an, weil er sich von seinen Mitarbeitern schon nicht mehr verstanden fühlte.
„Dann gibt es also den Muff des Dorsches?“, fragte ein vorwitziger Student.
„Natürlich, Sie Schlauberger“, antwortete der Professor, „Sonst hätte meine Frau nie Ruhe gegeben!“
72– 17.12.06
Nachmittagsweg 27
Zu unserem Haus im Nachmittagsweg gehörte auch ein Garten von der Größe einer Tischtennisplatte, in dem sich ein Pflaumenbaum breit gemacht hatte. Dieser hatte die unangenehme Eigenschaft, uns immer die Federbälle mit seinen Zweigen wegzuschnappen und sie erst nach heftigem Schütteln widerwillig freizugeben. Dafür beschenkte er uns freiwillig im Herbst mit Tonnen von Pflaumen, für deren Verarbeitung soviele Hände gebraucht wurden, dass meine sonst so pflichtbewusste Mutter mich in der Schule krank meldete.
Heute dient mir der Plaumenbaum als Schreibtisch, denn es gilt ja schließlich, aus dem Guten das Beste zu machen, wenn es schon nicht anders geht.
73– 18.12.06
Lotte Macchiato
hieß eigentlich nur Lotte. Manchmal auch nur Braune, wenn dem Bauern ihr Name entfallen war.
Das änderte sich an dem Tag, als der Bauer beschloss, seinen Bauernhof zu einem Ausflugslokal umzubauen. Zur Rancho Piccolo, wie er es nannte, weil der Trend ja immer italienisch ist.
Lotte wurde seine Attraktion. Er fütterte sie mit Espressopulver, und den Rest besorgte die Natur. Lotte gab Latte Macchiato. Dieser war köstlich schaumig und konnte von den Gästen eigenhändig aus ihrem Euter abgezapft werden.
Als Gegenleistung erfüllte er der Braunen ihren einzigen Wunsch und nannte sie Lotte Macchiato. Auch Kühe lieben es italienisch.
74– 19.12.06
Ausreden
In einer Klasse meiner Schule stand an einem Tag plötzlich an der Seitentafel: Ausrede der Woche. Mit riesigen Ballonbuchstaben und einem Ballondoppelpunkt.
Nun hatte ich gedacht, dass ein regelrechter Ausredenwettbewerb ausbrechen würde und freute mich schon auf den ersten Einfall.
Aber weit gefehlt. Während der folgenden 3 Jahre stand nicht eine Ausrede hinter dem Ballondoppelpunkt. Über soviel Phantasielosigkeit der Kinder war ich bekümmert, zumal ich mindestens eine Ausrede pro Tag in Gedanken an die Wand kritzelte.
Bis auf den Tag, an dem ich mit meiner zerknirschten Schildkröte zum Notarzt musste, weil sie beim Rollschuhlaufen unter eine Dampfwalze gekommen war.
75– 20.12.06
Die Vorleserin
konnte nicht lesen. Aber auch nichts vergessen, was schlimme Dinge oft noch schlimmer macht, aber für sie doch große Vorteile hatte.
Sie hatte bei ihren Vorlesungen immer das Buch mit den tausend Geschichten dabei, ließ eine Geschichte auszusuchen und trug sie dann vor, wie sie es von ihrer Oma gelernt hatte. Sie fand die Betonungen und die Pausen, und auch ihr Finger las mit.
Nur einmal war sie sehr unkonzentiert und hielt das Buch verkehrt herum, weil ihr Herzensbrecher in der ersten Reihe saß.
Und dann fiel auch noch sein Bild heraus, das sie als Lesezeichen benutzt hatte.
76– 21.12.06
Amerikanischer Alptraum
John Beginski hatte einen bösen Traum.
Er fuhr mit seine Frau Natalia, die wir er selbst russische Vorfahren hatte, mit seinem Truck von Küste zu Küste und wurde in Oklahoma von der Polizei angehalten, weil er während Fahrt geraucht hatte. Dazu kam, dass die Polizisten nur Russisch sprachen und Natalia, die noch Restrussisch konnte, übersetzen musste. Das Gleiche passierte ihm später in Missouri, Alabama, einfach überall. Überall wurde er wegen Rauchens angehalten und überall sprach man nur Russisch.
Aber das Schlimmst für ihn war, dass Natalia keinen Hehl aus ihrer Genugtuung machte, dass sie ja noch Restrussisch konnte.
77– 22.12.06
Annegret Duse
Annegret Duse, genannt Grete, verabscheut Hitzewallungen und Fahrten in der Straßenbahn. Für das Letztere hat sie aber mittlerweile ein Lösung parat. Sie bildet sich zur Not immer eine kleine Schwangerschaft ein und bekommt kraft ihrer Einbildungskraft umgehend einen dermaßen dicken Bauch, dass sogar Hundertjährige fit wie Erbsenschoten aufspringen und ihr einen Platz anbieten, was sie mit einem dankbaren Lächeln annimmt: Das Kleine wird es Ihnen vergelten!
Ihre Methode gegen die Hitzewallungen ist noch nicht ausgereift. Sie denkt während dieser Attacken an grausame Dinge, die sie erschaudern lassen, was ihre Mitmenschen in den öffentlichen Verkehrmitteln allerdings oft irritiert.
78– 23.12.06
Weber
Wir heißen eigentlich Weber. Doch dann hat irgend ein Scherzbold auf unserem Namensschild am Gartentor zwischen das E und B ein I gekritzelt. Und seitdem heißen wir Weiber.
Doch wir finden, das passt zu uns, also lassen wir es auch so.
Wir, das sind außer mir, Charlotte, noch Mama, die wir Krinoline nennen und Tante, die Zwillingsschwester von Mama, und die wir darum auch Krinoline nennen. Aber eben Tante Krinoline im Gegensatz zu Mama Krinoline. Das führt aber trotzdem oft zu Verwechslungen. Aber an Verwechslungen haben wir Spaß. Besonders, wenn Mama und Tante sich bei ihren vielen Rendezvous verwechseln.
79– 24.12.06
Fräulein Robinson
Die Einbrecher hatten ihr nur den Teppich gelassen, auf dem sie jetzt zitternd hockte, umspült von dem endlosen Meere des leeren Raumes.
Sie badete gerade, als das Telefon klingelte. Sie sprang daraufhin aufgeregt aus dem Schaum, warf sich ein Handtuch um, um sich vor den Blicken der nackten Wände zu schützen und schlüpfte auf den flauschigen Teppich, um sich die feuchten Füßchen abtrocknen zu lassen.
Ein Herr Freitag hatte sich verwählt. Sie war enttäuscht und zwischenzeitlich ausgeraubt.
Sie wagte es nicht, über den Rand des Teppichs zu gehen, denn sie konnte nicht schwimmen. Und das Telefonkabel war durchgetrennt.
80– 25.12.06
Im langen Schatten der Zypressen
da küssten wir uns das erste Mal.
Ich werde den Kuss nie vergessen.
Du hattest damals die Damenwahl.
Und ich war es, denn du erwähltest,
ich trat dir dafür auf die Zehen,
beim Foxtrott, mit dem du mich quältest.
Du konntest zum Glücke noch gehen.
Du führtest hinaus mich ins Freie,
und zogest mich an deine Brüste.
Ich war in der Liebe noch Laie
und wusste noch nicht wie man küsste.
Du, Kunigunde, du hast es gewusst.
Doch ich konnte baldigst mich messen
in den Künsten der Liebe und Lust,
im lauschigen Hain der Zypressen.
81– 26.12.06
Scott
ist wieder zu Hause, nur soll das keiner wissen, weil er doch nur Zweiter geworden ist beim Wettlauf mit Amundsen zum Südpol. Sollen alle doch weiter glauben, er sei erfroren, das macht sich besser. An manchen Tagen wünscht er sich auch, er wäre wirklich erfroren. Wenn er wieder mal ganz schrecklich friert. Scott friert nämlich oft, seitdem er aus dem Eis zurück ist. Dabei klappern ihm die Zähne so doll, dass er das Gebiss heraus nehmen muss, bevor er es zerscheppert.
An solchen Tagen ruft er Aldrin an, der ja auch nur Zweiter geworden ist, damals auf dem Mond.
82– 27.12.06
Florenz Langhals
heißt nicht nach der italienischen Stadt am Arno, sondern nach seinem Vater Lorenz und seiner Mutter Florence. Langhals heißt er schon.
Sprich Florenz also anfanglang! Oder sag nur Floh. Versichere dich aber, dass Florenz nicht in deiner Nähe ist. Er ist nämlich gerade mal wieder auf freiem Fuß und hat ein geradezu seismographisches Gehör, wenn es um seinen Vornamen geht. In dieser Beziehung hört er sozusagen die Flöhe husten. Und er zerschnipst alle wie einen Floh zwischenden Fingern, die es wagen, ihn so anzusprechen.
Er findet sich dadurch kleingemacht, geradezu lächerlich kleingemacht bei seiner Größe einer jungen Giraffe.
83– 28.12.06
Vater und Co.
Mein Sohn hat was gespart,
hat es auf seine eigne Art
zu was gebracht,
nicht über Nacht,
nein, stetig, zielgerichtet,
während sein Vater immer noch dichtet,
oder ein Liedchen bläst auf seinem Kamm,
manchmal fällt der Apfel doch ziemlich weit vom Stamm.
Meine Tochter dahingegen
hat für ihr Leben meinen Segen.
Sie hat nichts auf der hohen Kante,
verschwendet auch nicht an Verwandte
ihre doch sehr knappe Zeit,
steht dem Leben stets bereit,
weiß meine Kammmusik zu schätzen,
kann mit mir über Wörter schwätzen.
Sie ist wie ein gebrochner Damm.
Der Apfel liegt sehr nah am Stamm.
84– 29.12.06
Saumann
Er kann einen Handstand auf einer galoppierenden Sau, aber alle wollten, dass er in einen Fußballverein eintritt. Am liebsten im Ort, aber wenn er in Hamburg in einen Verein eingetreten wäre, hätten sie das noch gebilligt.
Er wollte aber auch nicht in Hamburg in einen Fußballverein eintreten. Lieber wollte er im Handstand auf einer galloppierenden Sau über die Reeperbahn donnern. Er ist eben kein Fußballer, er ist Akrobat.
Doch das verstanden sie da nicht, wo er herkommt.
Deshalb ist er von dort auch weggedonnert, sogar im einarmigen Handstand auf der Sau des Fußballvereinspräsidenten.
Aber Eindruck hat das nicht gemacht.
85– 30.12.06
In der Wirklichkeit
Wenn Sie diesen Raum verlassen, verlassen Sie die Wirklichkeit! stand an seiner Tür.
Und weil er davon auch überzeugt war, ging er nie aus. Wohin auch. Er hatte alles zum Leben. Auch ständig Besucher, manchmal sogar Reisegruppen. Alle wollten sie ihre Neugier stillen, wie jemand lebt, der nie ausgeht. Sie waren dann sehr enttäuscht, weil sein Wohnbereich ebenso gepflegt war wie er selbst. Picobello. Kein Müll auf dem Teppich und kein Pinkelstein im zimmereigenen Klosett. Vielmehr hatte er damit zu tun, den Touristen hinterher zu kehren. Aber dieses bisschen Dreck aus der Unwirklichkeit machte ihm nichts aus.
86– 31.12.06
Hinten wie ein Pferd
Die Verkäuferin sieht hinter ihrer Brille uninteressiert aus. Hinten herum wie ein Pferd.
Können Sie mir helfen?
Wenn es nichts Schweres ist.
Ich möchte ein Buch für meine Mutter.
Wir haben eins von Hildegard Knef?
Singt die nicht?
Heutzutage singen alle. Es ist ein Buch über ein Pferd.
Über ein Pony?
Nein, aber vielleicht ist das Pferd ja klein.
Wie ein Pony?
Bestimmt!
Gebongt!
Die Jeans der Verkäuferin strafft sich über ihrem Hintern. Der könnte von einem Pferd sein, nicht von einem Pony, aber von einem kleinen Pferd.
Sagten Sie, sie singt auch?
Heutzutage singen alle.
87– 1.1.07
Mister
Wenn dein Ende einmal angesagt sein wird, wird dir auf dem Bahnhof aus allen Lautsprecher entgegenplärren:
He, Mister, ja Sie mit dem albernen Koffer, ihr Ende ist angesagt. Es hat fahrplanmäßig Einfahrt auf Gleis Sechs.
Und du? Du nimmst das einfach hin, so, als wenn nichts gewesen wäre. Du beschwerst dich nicht einmal, geschweige denn, dass du dagegen aufbegehrst.
Nein, du stehst da mit deinem albernen Koffer am Schalter und willst jetzt auf den letzten Drücker schön Erster Klasse nach Italien abdampfen.
Wie willst das denn überhaupt bezahlen? Ach, plötzlich geht es? Auf einmal, weil dein Ende angesagt ist.
88– 2.1.07
Häschen
Erste Geliebte Wenn du ihn immer nur 'Häschen' genannt hast, dann darfst du dich auch nicht wundern, dass er irgendwann angefangen hat, sich auch so zu benehmen.
Ehefrau Ich habe nie 'Häschen' zu ihm gesagt. Höchstens 'Mein Hase'. Und das allerhöchstens ein Mal.
Erste Geliebte Und von einem Mal hat er so große Zähne bekommen?
Zweite Geliebte Und so lange Ohren?
Dritte Geliebte Und eine Hasenscharte?
Ehefrau Na, und, dann hatte er wenigstens einen Grund, sich bei euch ausweinen.
Für solche wie euch ist doch ein Weichei geiler als ein Muskelprotz.
Erste Geliebte Sie hat es für uns getan.
89– 3.1.07
Siebenkleins
„Der Riese da, das ist mein Zwillingsbruder!“ erklärte Zwerg 6, genannt 'Vocal', den anderen Zwergen seiner Band 'The Siebenkleins'. „Ich konnte es zuerst auch nicht glauben, aber der Gen-Test ist zweifelsfrei. Er heißt übrigens Lutz.“
„Dann wird sich ja wohl einiges in deinem Leben ändern“, konstatierte Zwerg 3, genannt 'Drummer'.
„Sicher“, bestätigte 'Vocal', „aber ich bleibe die treibende Kraft.“
„Wird Lutz bei uns einsteigen?“ fragte Zwerg 5, genannt 'Piano' besorgt.
„Als Frontmann“, bejahte Keyboard.
„Dann wird sich auch einiges in unserer Band ändern“, unkte Zwerg 1, genannt 'Banjo'.
„Der Name“, bestätigte 'Vocal', “wir heißen jetzt „Hoch und Tief.“
90– 4.1.07
Fortsetzung folgt
Seine Frau glaubt, er würde jedes Jahr nach Haufstein in Berge fahren, weil er dort gerne wandern geht. Ganz im Gegensatz zu ihr, die in der Hotelbar heimlich an ihrem Klorollenfortsetzungroman schreibt, während sie ihn auf Wanderung wähnt.
Gleich beim Lesen der ersten Rolle in dem Scheißhäuschen am Bergsee, das er aus guter Gewohnheit bei seinen Wanderungen aufsuchte, fühlte er sich gleich so vertraut mit dem Helden, dem zwar nichts gelang, aber mit der Option 'Fortsetzung folgt', ermutigt wurde.
Deshalb kommt er jedes Jahr wieder, um bei seiner Notdurft eins mit dem tragischen Helden zu werden.
Forsetzung folgt...
91– 5.1.07
Die Ball ist rund
Hanna Latte ist die 1.Vorsitzende des 1. Damen-Fußball-Clubs 'Torte', Komponistin der Vereinshyme Die Ball ist rund und die 1. Torfrau der 1. Damen-Mannschaft in der 1. Damenliga. Ihr erklärtes Ziel ist es, 1. Bürgermeisterin zu werden.
Als Torfrau ist sie allerdings nicht gerade 1. Sahne. Sehr zur Freude der meist männlichen Zuschauer, die in gemeinschaftlicher Häme nach jedem Tor, das Hanna kassiert, das Fuballliedchen Einer geht noch, einer geht noch rein' grölen.
Das ist insofern süffisant, als Hanna hauptberuflich den Kleinkunstpuff 'Nackt sind alle Männer Minister' betreibt und auch immer 1.Wahl ist.
92– 6.1.07
Comtessa Viola
Ich bin Grabosch der Schleicher und steige bei reichen Leuten ein.
Aus der Villa der Comtessa Viola wollte ich deren private Präservativsammlung stehlen, die ebenso geheimnisumwittert war wie die Comtessa selbst.
Im roten Salon ertappte mich plötzlich ein Zwerg, dessen verschmierter Lippenstift im Dunkeln flammte. Er hielt einen seiner ebenfalls rotflammenden Stöckelschuhe wie eine Pistole auf mich gerichtet.
„Ich bin Viola!“, tirillierte er garstig und zupfte sich seine flammende Rothaarperücke zurecht. „Sie wollen meine Sammlung. Bittesääähr!“
Er riss die Tür der Bibliothek auf, in der Tausende roter Päckchen ein Höllenfeuer entfachten.
„Die Frömmse der verpassten Gelegenheiten, da bittesääähr!“
93– 7.1.07
Fridoline
Der Bauchredner kann schon lange nicht mehr bauchreden, aber das wird er nie erfahren, denn seine Puppe Fridoline hat just in dem Moment angefangen für sich zu sprechen, als er es für sie nicht mehr konnte. Das Sprechen hatte sie von ihm gelernt, als sie verliebt an seinem Lippen hing, um jedes Wort lustvoll in sich hinein zu schlürfen. Ganz nebenbei hatte sie sich noch das Bauchreden abgehört. Jetzt ist sie eifersüchtig, weil ihr Meister mit der Leihpuppe Petra fremdgegangen ist, als ihr vorübergehend der Unterkiefer ausgehakt war. Deswegen lässt sie ihn manchmal etwas zappeln, bevor sie etwas sagt.
94– 8.1.07
Ein gewinnendes Lächeln
Montags hätte ich immer ein gewinnendes Lächeln, sagte man mir.
Das liegt daran, dass ich sonntags immer auftanke.
Ein merkwürdiger Begriff dafür, dass ich am Sonntag nicht trinke..
Um mein gewinnendes Lächeln mal ausprobieren, ging ich letzten Montag mit meinem Lottoschein in den Zigarrenladen, reichte ihn der knurrigen Alten und lächelte.
Schwups hatte ich 6,70 DM damit gewonnen.
Dermaßen ermutigt ging ich zum Kino, lächelte und bekam tatsächlich für 6,70 DM zwei vollständige Kinokarten. Besonders gewinnend lächelnd rief ich meine Ex an und lud sie ein. Glückstrahlend kam sie angeflattert und legte die fehlenden 7,30 DM dazu.
95– 9.1.07
Friedhelm
Friedhelm ist ein dreister Parasit. Selbst nach einer Einladung verlangt er noch eine Quittung. Da er aber auch ein zuverlässiger Pechvogel ist, ist Friedhelm ein gern gesehener Gast, an dessen Pech man sich köstlich ergötzen kann, besonders, wenn seine Sommersprossen im Zorn in allen Farben changieren.
Wie bei der Kirschtorte, die für ihn zu einer Kirschtortur geworden ist, weil er sich persönlich vom Schicksal beleidigt fühlte, weil nur er sich an den wenigen Kirschen, die wir nicht entkernt hatten, aber eher nach dem Zufallsprinzip auf der Torte verteilt hatten, drei Zähne rausgebrochen hat. Wie gesagt, auf Friedhelm ist Verlass.
96– 10.1.07
Die Brüterin
für Pandora
Sie brütet ständig etwas aus. Krankheiten, Gemeinheiten und faule Eier.
Und damit ist sie gut im G
Bürgerreporter:in:Doc Grille aus Hannover-Mitte |
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