Gute Nachrichten für die Vertriebenen und Flüchtlinge aus Bosnien und Herzegowina bringt die Deutsch-Kroatische-Gesellschaft Hannover von ihrer Initia

Winfried Gburek in Banja Luka, mit den Gesprächspartnern Slavko Marin, stellvertretender Minister für Menschenrechte und Flüchtlinge in Bosnien und Herzegowina, Vizepräsident der Republik Srpska in BiH, Davor Cordas, und Msgr. Dr. Miljenko Anicic
  • Winfried Gburek in Banja Luka, mit den Gesprächspartnern Slavko Marin, stellvertretender Minister für Menschenrechte und Flüchtlinge in Bosnien und Herzegowina, Vizepräsident der Republik Srpska in BiH, Davor Cordas, und Msgr. Dr. Miljenko Anicic
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Der Staat will die Rückkehrwilligen aufnehmen, unterstützen und Sicherheit gewähren – mit Hilfe der Europäischen Gemeinschaft

BANJA LUKA / REGION HANNOVER - Mit guten Nachrichten für die Vertriebenen und Flüchtlinge aus dem Land Bosnien-Herzegowina (BiH) im Gepäck, kehrten Margret Engelking, die Präsidentin der Deutsch-Kroatischen-Gesellschaft e.V. Hannover, und der Journalist Winfried Gburek, Wunstorf, von ihrer gemeinsamen Informations- und Initiativreise durch dieses Land in die Region Hannover zurück. Nach langer Wartezeit in Banja Luka kam es dann doch noch zu dem erhofften Gespräch mit führenden Politikern. Hierbei erhielten Engelking und Gburek vor Ort konkrete Aus- und Zusagen über eine Zukunft der Vertriebenen und Flüchtlingen in ihrer Heimat Bosnien-Herzegowina: Der politische Wille ist gegeben. Die Vertriebenen sollen zurückkehren und zurückkehren können. Hierzu sei auch die Frage der Sicherheit für die Rückkehrer in ihr Heimatland geklärt, stellten Slavko Marin, der stellvertretende Minister für Menschenrechte und Flüchtlinge in Bosnien und Herzegowina sowie der Vizepräsident der Republik Srpska in BiH, Davor ordaš, übereinstimmend im Gespräch mit den Gästen aus der Region Hannover fest. “Wir haben lange gebraucht, um dem Gerücht entgegen zu wirken, dass die Kroaten, die in den Kriegsjahren zwischen 1992 und 1995 vertrieben wurden, nicht aus ihren derzeitigen Aufenthaltsländern - wie Deutschland, Kroatien. Österreich, der Schweiz, Frankreich und den Vereinigten Staaten von Amerika - zurückkehren wollen. Uns liegen derzeit bereits rund 12.000 Anträge zur Rückkehr vor”, betonte ordaš. Wie verbunden die Menschen mit ihrem Heimatland seien, würden sie zum Beispiel auch in ihrem Urlaub beweisen, den sie “an ihren Ruinen in diesem Land verbringen”. “Wenn wir heute manche Territorien in der serbischen Republik Srpska genauer anschauen, dann sind sie menschenleer, dann sind sie wie Wüste”, beschreibt er die aktuelle vorherrschende Situation. Es gäbe auch eine Übereinstimmung darüber, dass die Förderung der Rückkehrer schnell eingeleitet werden müsse und zwischen den Jahren 2009 und 2014 abgeschlossen sein soll. “Zur Lösung dieses Problems benötigen wir zwei bis 300 Millionen Mark (entspricht 150 Millionen Euro) im Jahr”, hob ordaš auf Nachfrage im Gespräch gegenüber den Deutschen hervor. “Aber die jetzigen Budgetmittel des eigenen Staates ermöglichen nur 100 Millionen Mark. Wenn das so bleiben würde, dann können wir das Problem erst in vierzehn Jahren lösen. Aber die Zeit ist hier der größte Feind der Rückkehrer.” “Zur anhaltenden Situation der Vertriebenen und Flüchtlingen hat die internationale Gemeinschaft nicht unmaßgeblich beigetragen”, so die Kritik von Gburek. „Der Vertrag von Dayton hat sicherlich einerseits zur Beendigung des Kriegs in diesem Land 1995 geführt. Andererseits hat er die Täter zu Opfern gemacht und das Unrecht, das an den auf brutalste Weise vertriebenen Menschen begangen wurde manifestiert. In den ersten fünf Nachkriegsjahren, in denen es bereits Rückkehrer und Rückkehrwillige gab, wurde den Menschen ihre Heimat verwehrt, nichts gemacht, um die Rückkehr zu ermöglichen. Im Gegenteil”, so die Kritik, “die internationale Gemeinschaft sah zu, wie Haus und Hof, Land und Gut, von nachrückenden Bevölkerungsgruppen widerrechtlich in Besitz genommen wurde.” Daher hoffe er sehr darauf, dass die Ankündigungen der Politiker eingehalten und die Umsetzung schnell eingeleitet werde. Gburek: „Die Rückkehr der Vertriebenen gehört zu den Kriterien, die nach Inhalten des geschlossenen Assoziierungsvertrages, Bosnien-Herzegowina erfüllen muss, um Mitglied in der EU werden zu können. Daher darf sich die Europäische Gemeinschaft der finanziellen Unterstützung jetzt auch nicht verschließen.“ Das Land erwarte keine finanzielle Hilfe mehr, sondern einen Kredit, der zurückgezahlt werde, betonte der Vizepräsident gegenüber den deutschen Gesprächspartnern ausdrücklich. ordaš: “Ich appelliere daher an die Öffentlichkeit Wege zu finden, diesen Kredit bekommen zu können, der für die Rückkehrer schnell kommen muss und von außerordentlicher Bedeutung ist.” Etwa 700 Millionen dieser Mittel werden vor allem für den Wiederaufbau der Häuser benötigt. Weitere 500 Millionen für die notwendige Infrastruktur, wie Stromnetze, Wasserleitungen und Straßenbau. Hierzu habe das Parlament von Bosnien-Herzegowina klare Konzepte ausgearbeitet, bestätigt der stellvertretende Minister Slavko Marin. Marin: “Wir haben zum Beispiel auch eine Datenbank eingerichtet. Daher wissen wir ganz genau, dass es um 40.000 Familien geht. Oder anders gesagt, um 150.000 Personen. Wir wissen wo sie sind und wohin sie wollen. Und wir wissen, was wir tun müssen. Der Kredit hätte auch notwendige und positive Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes”, so Marin weiter. “Wenn wir dieses Geld bekommen, dann wird Bosnien-Herzegowina zu einer großen Baustelle, auf der sehr viele Menschen in verschiedenen Branchen Arbeit finden können. Und die beruflichen Erfahrungen, die diese Menschen während der Zeit der Vertreibung in anderen Ländern machen konnten, diese Erfahrungen können sie mitbringen und in diesem Land beim Wiederaufbau einsetzen.” Der Staat werde sicherlich nicht so, “wie im früherem Regime”, Fabriken zur Schaffung von Arbeitsplätzen bauen. Aber die Regierung wird die Rückkehrer und ihre Ideen unterstützen. Gute Ideen und Eigeninitiativen würden auch durch Entwicklungsbankinstitute Unterstützung erfahren. Bruno Brommer, Botschaftsrat und Leiter der Außenstelle der Deutschen Botschaft Sarajevo, in Banja Luka, BiH, bestätigte Engelking und Gburek in einem weiteren Gespräch vor Ort, dass es “durchaus eine neue Bewegung der Aussöhnung mit der eigenen Heimat in Bosnien-Herzegowina gäbe, die vor vierzehn Jahren verlassen wurde”. “Die Deutsch-Kroatische Gesellschaft appelliert daher an alle politischen Vertreter der Landtage, des Bundestages und des Europaparlaments, sich dieser Bitte einer Kreditgewährung zu stellen und sie zu unterstützen. Auf diese Weise könne der vor wenigen Monaten geschlossene Assoziierungsvertrag zwischen der Europäischen Gemeinschaft und Bosnien-Herzegowina für die Menschen innerhalb und außerhalb des Landes erfahrbar werden”, sind Margret Engelking und Winfried Gburek überzeugt. “Sollte es zu diesen geplanten Maßnahmen für die Rückkehrer in naher Zukunft kommen, würden wir dies unbedingt begrüßen”, erklärte Msgr. Dr. Miljenko Anicic, Caritas-Direktor Bistum Banja Luka, der ebenfalls an dem Gespräch mit den Politikern teilnahm, den deutschen Gästen aus der Region Hannover. “Wir brauchen unbedingt derartige Entwicklungen in diesem Land, um von grundauf die Sozialverhältnisse verbessern zu können. Derzeit sind die Verhältnisse schlechter, als unmittelbar nach Kriegsende. Die Menschen, vor allem in den Bergregionen, hungern.” Seit den Kriegsjahren kämpft Bischof Dr. Franjo Komarica, Bistum Banja Luka, um die Rückkehr der Vertriebenen. „Nach diesen politischen Aussagen kann er sich einen wesentlichen Schritt näher am Ziel sehen“, so Gburek. Neunzig Prozent der Menschen der Diözes Banja Luka wurden im Krieg auf brutalste Weise vertrieben, Tausende getötet. Die internationale Gemeinschaft hatte tatenlos zugesehen. “Wir werden seitens der Deutsch-Kroatischen-Gesellschaft Hannover diesen Prozess aktiv begleiten, indem wir zunächst alles daran setzen, um diese Nachricht den Vertriebenen mitzuteilen und sie ebenfalls in diesen Prozess einzubeziehen“, kündigte Gburek an. „Denn bisher wurden diese Entscheidungen den Vertriebenen nicht zugängig gemacht oder in Bosnien-Herzegowina kommuniziert. Alle Rückkehrwilligen sollten sich entsprechende Anträge stellen. Seitens der DKG werden wir in diesem Zusammenhang konstruktive Gespräche mit zuständigen Vertretern des Europa-Parlaments führen.“
Die Deutsch Kroatische Gesellschaft e.V. Hannover (DKG) wurde während des Krieges im ehemaligen Jugoslawien im Jahr 1992 durch Margret Engelking gegründet. Obwohl als Institution der Kulturförderung ins Leben gerufen, kümmerte sich die DKG von Anfang an in großem Umfang um humanitäre Hilfe in Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Hilfe für Invalide und Not leidende Kinder war geboten. Inzwischen hat die DKG über sechs Millionen Euro für Förderzwecke (zum Beispiel für Familien, die Einrichtung von Schulen, Förderung eines Familienzentrums) durch Spendenaufrufe und öffentliche Mittel als Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen können. Heute, 14 Jahre nach Kriegsende, kommt zur humanitären und kulturellen Arbeit die politische Arbeit hinzu.

Bürgerreporter:in:

Winfried Gburek aus Wunstorf

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