Totenbilder / R.F. Myller - Ein Zyklus von 2008
Diesen zyklus habe ich bisher nur in Atelierausstellungen gezeigt. Vielleicht ergibt sich hierdurch ja ein Ausstellungskontakt.
Durch einen erschütternden Todesfall in der eigenen Familie und die gleichzeitige Schwangerschaft meiner Ehefrau bedingt, tauchte nach langer Zeit das Thema Tod wieder in meiner Malerei auf. Geburt und Tod als zentrale Eckpunkte menschliche Existenz.
Trotz immer stärker werdender Präsenz des Todes in den Medien (Fernsehen, Zeitschriften,...) nimmt der Tod immer weniger Raum in unserem Leben ein. Wir sehen immer mehr Tote im Fernsehen, in Filmen, in den Nachrichten, bis zur völligen Reizüberflutung.
Dennoch verschwindet der Tod aus unserem alltäglichen Leben. Die Menschen sterben nicht mehr in den Familien, sondern werden zum Sterben in Krankenhäuser abgeschoben, wo sie für die wenigsten Menschen hinter all den Apparaten zu sehen sind. Der Tod wird anonymisiert.
Wir sehen ständig Tote im Fernsehen, aber einen richtigen Toten? Von Angesicht zu Angesicht? Wahrscheinlich würden die meisten Menschen diesen Anblick nicht mehr ertragen. Dabei gehört der Tod zu unserem Leben genauso dazu wie die Geburt eines Menschen. Freud und Leid, Licht und Schatten gehören immer zusammen.
In meinen Totenbildern habe ich Aufnahmen aus dem Internet gesucht und zu Gemälden verarbeitet. Es handelt sich oft um anonyme Leichen, die von der Polizei in das Netz gestellt werden in der Hoffnung ihre Identität herauszufinden. Ich male ganz bewusst nur die Gesichter um dem Tod buchstäblich „ins Gesicht blicken“ zu können. Verletzungen, Verstümmelungen kommen in meinen Totenbildern nicht vor. Auf den ersten Blick wirken die Gesichter oft wie schlafend, friedlich und zur Ruhe gekommen. Durch das genaue Hinschauen verliert der Tod seinen Schrecken.