Mit Sid Auffarth durch Limmer
Treffpunkt Zimmermannstraße/Ecke Liepmannstraße
Auf Initiative vom „Arbeitskreis Stadtteilentwicklung Limmer“ trafen sich am 3. August 2017 rund 40 historisch interessierte Teilnehmer unter der Führung des promovierten Architekten und Bauhistorikers Sid Auffarth zu einer Exkursion durch weite Teile des hannoverschen Stadtteils Limmer. Ausgangspunkt war die Liepmannstraße. Hier dominieren 3- bis 4 geschossige Wohnblocks, die seit den 1920-er Jahren und später u. a. vom Wohnungsbauunternehmen „Spar- und Bauverein“ errichtet wurden, charakteristisch sind deren freie Innenflächen mit viel Grün und Spielplätzen.
Fössebad
Weiter führte der Weg zum Fössebad, einem Hallen- und Freibad, das 1960, anstelle des 1955 aufgegebenen Fluss-und Freibades, seiner Bestimmung übergeben wurde. Leider ist das Bad aktuell vom Abriss bedroht. Geplant ist ein neues Bad ohne Außenbereich, aber mit einer Dachvorrichtung, die im Sommer geöffnet werden kann. Was geschieht aber mit der Limmer-Kult(ur)-Einrichtung “Musikclub Chez Heinz“? Es müsste noch eine neue Bleibe organisiert werden.
Fössefeld-Friedhof
Nur ein paar Schritte sind es bis zum Fössefeld-Friedhof, der 1868 mit dem Ziel angelegt wurde eine Grabstelle für Soldaten zu schaffen, die in Hannovers Kasernen dienten. 3 Jahre nach der Eröffnung sollte das Gräberfeld mit Soldaten, die im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 fielen, exorbitant wachsen. Weitere Reihen kamen mit den Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges hinzu, aber auch mindestens 40 durch NS-Justiz hingerichtete Wehrmachts-Deserteure fanden hier ihre letzte Ruhestätte.
Weg zum Stichweh-Leinepark
Auf dem Weg zum Stichweh-Leinepark erfolgte noch ein kurzer Zwischenstopp vor dem Leibniz-Uni-Gebäude, das lange Zeit leer stand. Hier hat die Philosophische Fakultät einen ihrer Standortplätze gefunden. Nebenan sind noch Bauaktivitäten vor dem neuen Gymnasium Limmer zu beobachten.
Der neu angelegte Stichweh-Leinepark hatte in früheren
Jahrzehnten, wie könnte es anders sein, ein ganz anderes Aussehen. Beheimatet auf dem Gelände waren das Vergnügungs-Etablissement mit großem Außenbereich „Schwanenburg“ (später Kino, 1960 Abriss der Gebäudeteile wegen Bau des Westschnellweges), die Bettfedernfabrik des jüdischen Kaufmannes Max Rüdenberg, der mit Ehefrau Margarethe im Konzentrationslager Theresienstadt den Tod fand (1942 Max, 1943 Margarethe, heute erinnern Stolpersteine an das Verbrechen) und die chemische Reinigung Stichweh.
Ratswiese und ehemaliger Mühlen-Park
Einen Katzensprung ist es bis zur Ratswiese und dem ehemaligen Mühlen-Park-Areal. Hier öffnete zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Gelände mit einer Windmühle, die versetzt wurde, ein weiterer großer Vergnügungspark mit Restaurant seine Pforten. Heute gibt es die Gaststätte längst nicht mehr, das Gebäude ist jedoch in seinen Grundstrukturen erhalten geblieben (Foto). Nebenan ist der Kleingärtnerverein „Ratswiese e.V.“, trotz mehrerer Bauvorhaben in letzter Zeit, immer noch ein Reich der Schrebergarten--Jünger.
Verabschiedung vor dem Limmer-Wehr
Auf dem Damm, vor dem Limmer-Wehr, endete der sehr interessante Spaziergang mit ganz schön viel Beifall für Auffarth, der mit seinem Wissen, insbesondere über die Bau-Historie Hannovers, immer wieder neu überrascht.
Zur Mühle an der Schwanenburg: Der zwischenzeitliche Standort der Mühle, eine kleine Anhöhe zwischen Stichweh-Gelände und Fössebach, ist von dem Fußweg auf der rechten Seite der Fösse über den Bach hinweg recht gut zu erkennen, besonders im Herbst, wenn kein Laub mehr die Sicht versperrt. Es führt eine steinerne Treppe auf die Anhöhe hinauf. Der Zugang von der Stichweh-Seite her ist nicht öffentlich zugänglich. Dort befindet sich ein kleines längliches, im Rahmen der Umgestaltung des Stichweh-Leine-Parks renoviertes Gebäude, das heute zum Gastronomiebereich gehört und für Seminare, Familienfeiern o.ä. gebucht werden kann.
An die Mühle wurde lange Zeit noch durch die unterhalb am Weg zur Wasserkunst gelegene Gaststätte "Mühlenpark" erinnert. Beschriftungen am Haus "Mühlenpark" sind teils übermalt, teils nach Übermalung noch schwach erkennbar. Früher gab es am Wochenende dort Tanz, einen Kaffeegarten mit Tischen am Wasser einer kleinen Ausbuchtung zur Gaststätte hin mit Bootsverleih. Zu Messezeiten lag ein Hotelschiff vor Anker mit gastronomischer Betreuung durch den "Mühlenpark". Auch diese Gastronomie ist inzwischen Geschichte. Heute wird das Haus vorwiegend für Ateliers von freischaffenden Künstlern genutzt.