Im Medienhaus Hannover-Linden tobt(e) der Bär
Initiative "Lebensraum Linden" und Wirtschaftsforum "Lebendiges Linden" luden am 26. Oktober 2010 um 19 Uhr zu einem großen Themenabend "Rund um den Schwarzen Bären" ein. Der Veranstaltungsraum im Medienhaus
Schwarzer Bär 6/ Eingang Minister-Stüve-Straße war brechend voll, als Michael Jürging die Gäste willkommen hieß und kurz darauf den ersten Programmpunkt aufrief "Bilderschau historischer Straßen und Gebäude rund um die Gastwirtschaft ZUM SCHWARZEN BÄREN".
Anschließend referierte Manfred Wassmann über das "verlorene Haus" Falkenstraße 17, das einem größeren Schulhof der Helene-Lange-Schule, Hohe Straße 24, weichen musste. In diesem Haus, Falkenstraße 17, war jahrzehntelang das Fuhrunternehmen/Bestattungsinstitut Fritz Bertram ansässig. Alt-LindenerInnen werden sich noch an die Inhaberin Dorothea Rudolph erinnern können.
Danach überraschten die Initiatoren der Veranstaltung mit einem Programmpunkt, der vorher nicht ausgewiesen war. Barbara Dreyfuß, Tochter des jüdischen Kinderarztes Dr. Walter Sochaczewski, der bis in die 30-er Jahre des vorigen Jahrhunderts im 2. Stock des Hauses Deisterstraße 6 (heute: Schwarzer Bär 6,) eine Praxis betrieb, ließ es sich nicht nehmen, zusammen mit Ihrem Beleiter Volker Simmendinger die Veranstaltung zu besuchen. Nicht nur das, sie ergriff das Wort und berichtete aus dem Leben ihres Vaters, der sich in erster Linie als Preuße, als deutscher Jude fühlte und im 1. Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde. Aber auch er sah sich, so seine Tochter, zunehmenden Schikanen der Nationalsozialisten ausgesetzt. Im Juli 1936 emigrierte Dr. Socha (seine Patienten nannten ihn so) mit seiner Familie in die Niederlande, dann- über Belgien (Antwerpen)- nach Brasilien.
Michael Jürging's Ausführungen über das Schicksal jüdischer Familien rund um den SCHWARZEN BÄR u.a. Kaufhaus Eduard Wolff, Deisterstr. 4 und Baby-Basar Blumenthal, Deisterstr. 9, lassen erkennen, welchen Repressalien sich jüdische Geschäftsleute unter Hitler ausgesetzt sahen. Wer in Deutschland blieb, der......! Die Deportationsliste, beispielsweise nach Riga
(15. Dezember 1941) ist lang, umfasst über 1000 Namen. Lore Pels, später verheiratete Oppenheimer, schildert diesen Transport vom Bahnhof Fischerhof (Hannover-Linden) in eindringlichen Worten (Tagebuch-Aufzeichnungen).
Ein Umbau des "Präsenta-Platzes" kündigte einen weiteren Höhepunkt an.
Moderator Manfred Wassmann bat Horst Bohne und Matthias Wenzel zu einem sogenannten "Zwei-Generationen-Gespräch" auf die Bühne. Erstgenannter, Leibnizschüler, inzwischen 80 Jahre jung, berichtete über die Zerstörungen am SCHWARZEN BÄREN, über den Wiederaufbau und seine berufliche Tätigkeit im Reisebüro Bangemann (Falkenstraße). Matthias Wenzel, halb so alt, erinnerte sich an Spielplätze und an einen Geschäftsinhaber, der zur Begrüßung seine Mütze (oder war es ein Hut?) lüftete.
Den Abschluss bildete eine Tombola. Jeder, der nach einem Aufruf etwas zum Thema SCHWARZER BÄR beigetragen hatte, war in der Lostrommel. Es gab 10 glückliche Gewinner, die demnächst einen Gutschein über 50 Euro in diversen Schwarzer-Bär-Anrainer-Geschäften einlösen können.