Geschichte unterwegs
Historisches Museum Hannover lud zur Tour durch die Altstadt ein
Das Historische Museum Hannover liegt im Herzen der Altstadt - unter den wachsamen Augen des Beginenturmes und umringt vom Marstalltor, den Fachwerkhäusern in der Burgstraße, dem Leibnizhaus, sowie dem wunderschönen Holzmarktbrunnen samt Wunschring.
Wer früher einen Blick in die Geschichte der Stadt werfen wollte, konnte dies in dem von Dieter Oesterlen entworfenen Gebäude tun. Neben der Dauerausstellung, in der unter anderem königliche Prunkkutschen zu sehen waren, gab es spannende Sonderausstellungen. Doch nun ist das Museum wegen aufwändiger Sanierungsarbeiten für längere Zeit geschlossen. Und wenn die Menschen von der Straße nicht ins Museum kommen können, kommt das Museum eben zu den Menschen auf die Straße.
Mit einer Tour durch die Altstadt lud das Museum zu einem Sprung in die Geschichte der Stadt ein und begeisterte die Teilnehmenden mit spannenden Details, die selbst "alten" Hannoveraner*innen zum Teil neu waren. Es ging am Beginenturm vorbei ans Hohe Ufer. Der ehemalige Wehrturm stammt aus dem Jahr 1357 und wurde einst bewusst gegenüber der längst geschliffenen und verschwundenen Burg Lauenrode errichtet. Heute ist der Turm, der auch als Gefängnis, Lagerraum und Kneipe genutzt wurde, Teil des Museums. Auch das ehemalige Zeughaus wurde in den 1960er Jahren in den Neubau des Historischen Museums mit einbezogen. Zu seinen Füßen erinnert das Kunstwerk "Mann mit Pferd" von Hermann Scheuernstuhl an die ehemalige Pferdetränke an dieser Stelle in der Leine.
Durch das Marstalltor, dem ehemaligen Eingang des Reithauses, das einst einige Meter weiter stand, führte uns die Tour zum ältesten Fachwerkhaus Hannover. In der Burgstraße hat dieses mit Auskragungen versehene Gebäude aus dem Jahr 1566 wie durch ein Wunder die Zerstörungen des 2. Weltkrieges überstanden. Wer genau hinschaute, konnte erkennen, dass das Haus nach oben breiter wird. Schon damals waren die Grundstückspreise hoch - pfiffig, dass auf diese Weise in den oberen Etagen Platz dazu gewonnen wurde. Ein besonders deutliches Beispiel für diese Art zu bauen, ist übrigens der umgestülpte Zuckerhut in Hildesheim. Eine weitere Besonderheit des Hauses in der Burgstraße ist das um zwei Jahre ältere Haus im Hinterhof.
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Zur WebseiteIm Zentrum des Kreuzkirchenviertels, einem Vorzeigebeispiel der Constructa in den 1950er Jahren, steht eine der drei Altstadtkirchen. Die Kreuzkirche ist nicht nur von außen sehenswert. Auch die uralten Grabsteine im Inneren, die Gruft und das Altargemälde lohnen einen Besuch. Welche Rolle Johann Duve bei der Sanierung des Kirchturmes spielte, hätte den zeitlichen Rahmen der Tour gesprengt. So ging es also weiter, vorbei an der Kreuzklappe zum Ballhof. Der Platz bekam seinen Namen von der ehemaligen Halle, in der der Adel Federball spielte. Wer mehr über die Geschichte des Platzes erfahren möchte, kann spannende Informationen auf der Tafel am Spittahaus nachlesen.
In der Knochenhauerstraße ist besonders gut zu sehen, dass nach dem Krieg, in dem nur wenige Gebäude ganz oder in Teilen unversehrt geblieben waren, die Altstadt als "Fake" wiederaufgebaut wurde. So wie heute hier die Gebäude stehen, haben sie ursprünglich nie gestanden. An der Fassade eines Hauses ist außerdem gut nachzuvollziehen, wer einst in dieser Straße seiner Arbeit nachging. Richtet bei eurer nächsten Tour doch einfach mal den Blick nach oben - vielleicht entdeckt ihr die Details an der Hausfassade ja ebenfalls und könnt das Rätsel lösen.
Ein weiteres Rätsel wurde im Rahmen der Tour am Rande des Hanns-Lilje-Platzes gelöst. Hier müsst ihr den Blick nach unten richten. Wenn ihr das Kreuz im Straßenpflaster entdeckt habt, stellt euch darauf, dreht euch einmal um euch selbst und zählt, wieviele Kirchtürme ihr von hier sehen könnt! Zum Kirchturm der Marktkirche vor uns gab es ebenfalls spannende Informationen. Seine heute typische Form erhielt er einst, weil schlicht und einfach das Geld fehlte, um den Turm wie ursprünglich geplant zu vollenden.
Nach einem Zwischenstopp an der Gerichtslaube am Alten Rathaus und dem Neidkopf ging es weiter Richtung Leineschloss. Uns sprang sofort der markante Portikus von Laves ins Auge. Er baute von 1816 bis 1844 das Schloss im klassizistischen Stil um, doch schon im 17. Jahrhundert war hier in nur einjähriger Bauzeit ein Fachwerkschloss gebaut worden. Keine Freundschaften dürfte Ernst August mit der Bevölkerung 1680 geschlossen haben, als er über 40 Wohnhäuser abreißen ließ, damit sein Schloss weniger beengt in der Altstadt stand. Auf Fotos erahnen wir, wie prächtig die Innenräume des Schloss einst aussahen. Doch das Leineschloss birgt auch eine schaurige Geschichte - Graf Königsmarck soll hier einst ermordet worden sein. Er war der Geliebte von Sophie Dorothea, die als Prinzessin von Ahlden traurige Berühmtheit erlangte.
Letzte Station der Tour durch die Altstadt war der Holzmarkt. Seit Anfang der 1980er Jahre wird der Platz vor dem Museum geprägt von der originalgetreu rekonstruierten Fassade des Leibnizhauses, das ursprünglich an der Schmiedestraße stand. Hier könnt ihr euch in den Details des Renaissance-Bürgerhauses verlieren. Oder ihr geht ein paar Schritte weiter zum Oscar-Winter-Brunnen, der zum hundertjährigen Jubiläum der Eisenwarengroßhandlung Oscar Winter Ende des 19. Jahrhunderts eingeweiht wurde. In dem Gitter um den Brunnen findet ihr einen güldenen Ring, der Wünsche erfüllt, wenn man ihn dreht.
Ich wünsche mir, dass das Museum bald wieder noch schöner eröffnen kann und dass bis dahin weitere, spannende Touren unter dem Motto "Geschichte unterwegs" auf uns warten.
Herzlichen Dank für diese großartige Tour durch die Geschichte Hannovers!
Mit Katja durch Hannover
Wer Hannover auf eigene Faust erkunden möchte, sollte über den Roten Faden und den Blauen Faden spazieren.
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