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Es ist Maienzeit, Hölty ruft

Tanzt dem schönen Mai entgegen,
Der des Waldes Haar verneut,
Rot und weiße Farbenbögen
Auf des Fruchtbaums Wipfel streut,
Mit dem goldverbrämten Schleier
Wartende Gefühle deckt!
Singt ihm Hymnen in die Leier,
Der den Schlaf der Freude weckt…

So beginnt das Gedicht „Mailied“ des wohl bedeutendsten Lyrikers der Romantik in Niedersachsen. Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1749-1776) schrieb unzählige Gedichte über den Frühling. Nikolaus Lenau (1802-1850) rief ihm noch 50 Jahre nach dessen Tod nach:
„Hölty, Dein Freund der Frühling ist gekommen, klagend irrt er im Haine dich zu finden. Doch umsonst, sein klagender Ruf verhallt in Einsamen Schatten…..“

Auch Eduard Mörike (1804-1875) erinnerte sich an Hölty in einem Gedicht. Ein Auszug:

Eines Dichters Namen zu tragen bist Du gewürdigt,
Keinen lieberen hat Wiese noch Wald mir genannt,
Sei Du künftig von all deinen Geschwistern die erste,
Welche der kommende Lenz wecket und reichlich belaubet.

Heute ist es leicht, etwas über den Frühlingsdichter und seine Werke zu erfahren. Das Internet macht es möglich. Aber früher, wie war es früher? Da half nur ein Griff in den Bücherschrank. Der Berichterstatter ist seit seinen Jugendjahren ein glühender Anhänger Hölty‘s, der Liebe, Leid, Freude und Schmerz so unvergleichlich vereinigen konnte. Ein kleines Taschenbuch „Rosen auf den Weg gestreut“, verlegt von der hannoverschen Buchhandlung Robert Beeck, begleitete den Heranwachsenden auf „all‘ seinen Wegen“. Es gibt das Büchlein noch heute, durch den häufigen Gebrauch sehr unansehnlich geworden.
Wer war Ludwig Christoph Heinrich Hölty? Es soll kurz aus seinem Leben berichtet werden:
Hölty wurde am 21. Dezember 1749 als erstes Kind des Stiftpfarrers Philipp Ernst Hölty und seiner Frau Elisabeth Juliane Goessels in Mariensee im Kreis Neustadt/Rbge geboren. Im Alter von 8 Jahren wurde der kleine Ludwig von einer schweren Krankheit heimgesucht. Er bekam die Blattern, die sein Gesicht mit Pockennarben entstellten. Auch sein Augenlicht nahm Schaden. 1765, nach dem Unterricht durch seinen Vater, besuchte der junge Pfarrerssohn die Lateinschule in Celle. In der alten Herzogstadt lernte er die Tochter des Superintendanten Hagemann kennen. Seine Liebe zu Anna Juliane blieb jedoch unerfüllt und sollte die einzige in seinem Leben bleiben.
In Göttingen begann er 1769, wie konnte es anders sein, ein Studium der Theologie und verfasste erste Gedichte. Drei Jahre später gründete Hölty mit Kommilitonen einen Dichterbund, der als „Göttinger Hainbund“ (Name nach: „Der Hügel und der Hain“, Ode von Klopstock) in die Literaturgeschichte einging. Friedrich Gottlieb Klopstock wurde ihr Übervater. Sein Werk „Der Messias“ verschlangen die Hainbundjünger mit großer Begeisterung. Auch Goethe liebte den „Messias“. Weitere bekannte Anhänger des Bundes waren u. a. : Voß, Leisewitz, Boie, die Gebrüder Stolberg und Miller.
1775 löste sich die Gruppe, nach beendetem Studium, wieder auf. Hölty zog im November nach Hannover in die Leinstraße 8. Am 1. September 1776 verstarb Ludwig Christoph Heinrich Hölty in den Armen seines Freundes Heinrich Christian Boie an Tuberkulose. Er fand auf dem St. Nikolai-Friedhof vor den Toren Hannovers (heute: zwischen Steintor und Klagesmarkt) seine letzte Ruhestätte, in einem „Grab auf Verwesung“, ohne Sarg und genauer Bestattungslage.
Erst 1901, 125 Jahre nach seinem Tod, bekam der Dichter die überfällige Anerkennung Hannovers. Nach Plänen des Architekten Otto Lüer wurde auf dem Nikolai-Friedhof eine Grabanlage mit Denkmal errichtet, die im 2. Weltkrieg stark beschädigt wurde. Weitere 100 Jahre später wurde das Restdenkmal (von Karl Gundelach) notdürftig restauriert. Wer es besuchen möchte, es steht am Rand der Brüderstraße, nahe der Postbank.
Das Sterbe-Haus Hölty‘s in der Leinstraße 8 wurde 1943 zerstört. Am Leinstraßenflügel des Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr wurde eine Hölty-Gedenktafel angebracht. Im Ministerium gibt es eine kleine Gedenkecke. Dort hängt neben einem Porträt des Dichters und einer Abbildung des Sterbehauses das Gedicht „Aufmunterung zur Freude“.
Dieses Werk ist auch das Lieblingsgedicht des Berichterstatters und soll hier in voller Länge wiedergegeben werden:

AUFMUNTERUNG ZUR FREUDE

Wer wollte sich mit Grillen plagen,
Solang uns Lenz und Jugend blühn;
Wer wollt‘, in seinen Blütentagen,
An finstrer Schwermut Altar knien!

Die Freude winkt auf allen Wegen,
Die durch dies Pilgerleben gehn;
Sie bringt uns selbst den Kranz entgegen,
Wenn wir am Scheidewege stehn.

Noch rinnt und rauscht die Wiesenquelle,
Noch ist die Laube kühl und grün;
Noch scheint der liebe Mond so helle,
Wie er durch Adams Bäume schien.

Noch macht der Saft der Purpurtraube
Des Menschen krankes Herz gesund;
Noch schmecket, in der Abendlaube,
Der Kuß auf einen roten Mund.

Noch tönt der Busch voll Nachtigallen
Dem Jüngling süße Fühlung zu;
Noch strömt, wenn ihre Lieder schallen,
Selbst in zerrißne Seelen Ruh.

O wunderschön ist Gottes Erde,
Und wert, darauf vergnügt zu sein;
Drum will ich, bis ich Asche werde,
Mich dieser schönen Erde freun!

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2 Kommentare

Danke für diesen schönen Artikel zu einem Lyriker, der mir bislang unbekannt war.
Diesen Namen werde ich mir merken.

Eine "Aufmunterung" im Titel, lasse ich mir gerne gefallen. Sind es doch Worte, die man selbst schon oft gedacht:

"Wer wollte sich mit Grillen plagen,
Solang uns Lenz und Jugend blühn;
Wer wollt‘, in seinen Blütentagen,
An finstrer Schwermut Altar knien!"

Es ist die Natur selbst, die zu solchen Gedanken veranlasst. Nirgendwo sieht der Mensch deutlicher den Werdegang von Wachsen, Werden und Gedeihen. Doch schon der Herbst, die absterbenden Blätter, zeigen den unaufhaltsamen Fortgang, der zum ewigen Kreislauf wird und mit einem scheinbaren Absterben seinen vorrübergehenden Schlußakkord setzt. Die Natur ein Spiegel, ein offenes Buch, das uns lehrt, darin zu lesen.

Liebe Grüße
Heidi

Ja, Heidi, die Natur bestimmt den Kreislauf des Lebens.

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