Doc Grilles 2. Hundertbuch-100 Geschichten mit jeweils 100 Wörtern

1- 3.2.07

Moretzky

Wenn Dr. Barnetti bei einem Menschen eine tödliche Krankheit diagnostiziert hatte, schickte er diesen Menschen mit seinem Röntgenbild zu Moretzky. Moretzky sammelt Röntgenbilder.
Natürlich ist Moretzky sehr wählerisch. Die tödlichen Krankheiten müssen schon zertifiziert sein und die Qualität eines Michelangelos, Dürers oder eines Picassos haben.
Aber wenn er ein Röntgenbild für würdig erachtet hat, in seine Sammlung aufgenommen zu werden, ist dieser Mensch seine Krankheit wieder los.
Allerdings nur einmal.
War Dr. Barnettis kubistischer Hirntumor für Moretzky noch ein seltenes Sammlerglück, durchschaute der Experte blind dessen plumpen Versuch, ihm das Röntgenbild seines expressionistischen Prostatakrebses als das seiner Gattin anzubieten.

2 - 4.2.07

Lüftchen

Lüftchen wartet an der TriffDichUhr jeden Tag drei Stunden über alle Feiertage und durch alle Jahreszeiten, aber sie verzweifelt nicht. Sie glaubt fest an das, was ihr ihr Lieblingsschlager verspricht: „Warte, warte nur ein Weilchen, dann kommt die Liebe auch zu dir.“
Aber mit jeder Stunde werden ihre Seufzer herzzerreißender und ihre Wangen blasser, auch in dem manchmal scharfen Wind.
Da erbarmt sich die TriffDichUhr ihrer und bleibt stehen. Und mit ihr das Geschehen um sie herum. Doch weil das Leben nur der Liebe wegen nicht ewig stillstehen kann, schickt der Zeitmeister gleich seinen besten Mann. Für alle Fälle.

3- 5.2.07

Wolke Sieben

Ich möchte dir eine Freude machen,
und frage mich oft: Womit?
Eventuell mit meinem Lachen
und mit einer Reise zu dritt.

Du und ich und die Reisetasche
mit dem, was du so brauchst:
Sonnencreme und Wärmeflasche
und Luft, weil du gern tauchst.

Wir machen überall Station,
im Urwald, in Spitzbergen,
am Toten Meer, auf dem Balkon,
im Märchen bei den Zwergen.

Dort überall, da spielen wir
den Sketch 'Auf Wolke Sieben'.
Und schreiben „Uns gefällt es hier!
Bis irgendwann, ihr Lieben.“

Dann abends an der Wunderbar,
bei Longdrinks, nordpolkalten,
in der Wüste bei Dakar
können wir Händchen halten.

4- 6.2.07

Bronzener Traum

Er ist das einzige Mitglied seiner Familie, das in einer Badehose für die Ahnengalerie gemalt wurde. Dafür ist er später ertrunken. Er hat sich nie etwas schenken lassen.
Aber er sieht als Einziger unten den Ahnen so aus, als würde er noch leben. Mit einem Körper wie ein bronzener Traum, während seine Vorfahren im posthumen Öl aussehen wie schon zu Lebzeiten lebende Leichen. Gemalt auf Leichentuch.
Gnickernde Frauen und näselnde Männer drängeln sich vor seinem Konterfei, seitdem das Schlosstoursimusmanagement das Gerücht gestreut hat, die Deckfarbe, mit der seine Badehose gemalt sei, werde sich bald verflüchtigt haben. Ohne Computeranimation.

5- 7.2.07

Peking-Ente

Der Pate des Syndikats wurde von Kindheit an 'Ente' genannt. Wegen seines watschelnden Ganges.Von weniger Lebensmüden allerdings nur hinter vorgehaltener Hand, denn er kannte keine Gnade, wenn er als 'Ente' verwitzelt wurde. Nachdem etwa einhundert Unbesonnene Opfer seiner Humorlosigkeit geworden waren, nannten ihn alle, die ihn kannten und auch die, die ihn nicht kennenlernen wollen, nur noch Peking-Ente. Nach der Leute Art, ihm Honig ums Maul zu schmieren.
In die Annalen des Syndikats ging er aber als 'Bleierne Ente' ein, nachdem ihm die hinterhältige Konkurrenz mit siebenzehn Machinenpistolensalven gefüllt und dann in einen nahen Ententeich geworfen hatte.

6- 8.2.07

Der Damenchor des Herrn Summbrumm

Herr Summbrumm lud sich immer dienstags seine Damen ein, trank mit ihnen ein oder zwei Schlückchen von dem leichten Likörchen, dessen Mixtur sein kleines Geheimnis war - in dieser Beziehung war Herr Summbrumm ein bisschen wie eine Frau - und wenn alle betüdelt waren, probten sie das Lied, das Herr Summbrumm die Woche zuvor gedichtet hatte. Die Melodie kam nach den Likörchen dann meist von ganz allein und trefflich auf das Libretto.
Nur einmal, als Herrn Summbrumm die Likörchen ein bisschen zu stark geraten waren, geriet den Damen die Melodie ein wenig schief, aber dafür umso verführerischer.

7- 9.2.07

Feierliche Stille

Manchmal überkommt mich so eine Traurigkeit, dass ich auf den Grund einer endlosen Tiefe sinke. Ich weiß natürlich, dass im Grunde genommen die Endlosigkeit keinen Grund hat, aber das schert mich in meiner Traurigkeit wenig.
Dort unten herrscht eine so feierliche Stille, dass ich es nur wage, in Filzpantoffeln durch sie hindurch zu schliddern.
Aber ich stelle doch jedes Mal wieder fest, dass ich hier zu Hause bin. Und irgendwo zu Hause zu sein, hatte ich mir immer gewünscht.
Weißt du noch, dass ich immer darüber beklagt hatte, so unstetig zu sein?
Und das hatte mich traurig gemacht.

8- 10.2.07

Im Labyrinth

Im Labyrinth von Meos sind all diejenigen, die sich haben etwas zu Schulden kommen lassen.
Ohne Rücksicht auf Geschlecht oder Alter, denn auch Kinder haben bisweilen schon etwas auf dem Kerbholz.
Innerhalb des Labyrinths haben es alle warm und bekommen zu essen. Und sie leben auch nicht hinter Schloss und Riegel. Sie finden ohnehin nicht von alleine wieder aus dem Labyrinth hinaus.
Einmal aber im Jahr kann man vom so genannten Wegweiser den Weg in die Freiheit gewiesen bekommen, wenn man von allen guten Gründen, entlassen zu werden, den besten hat.
Als Wegweiser fungierst nur du. Also, entscheide!

9- 11.2.07

In der Tiefe

Nachdem man sie drei Tage vergeblich gesucht hatte, fand man wenigstens ihre Schuhe an der Stelle, an der sie über Bord gegangen sein musste. Dass man ihre Schuhe nicht schon früher gefunden hatte, macht die ganze Geschichte noch rätselhafter, denn ihren Pelzmantel fand man nicht.
Dafür fand man die verbleibenden 8 Tage bis zur Ankunft in New York jeden Tag ein weiteres Paar ihrer Schuhe an unterschiedlichen Stellen der Reling. Und das sowohl steuerbord als auch backbord.
Als die Queen Bee New York erreichte, wollte ein altes Ehepaar sogar ihre roten Pömps im Hudson dümpeln gesehen haben.

10- 12.2.07

Das verlorene Lachen

Er mochte seiner Frau nicht sagen, dass er sein Lachen verloren hatte. Das, weshalb sie ihn geheiratet hatte, obwohl sie ihn sonst nicht gerade attraktiv gefunden hatte. Das wusste er von ihrer Freundin, die ihn wiederum sehr attraktiv fand und sich mit dieser Information etwas versprochen hatte.
Er erklärte seiner Frau nur, dass ihm vorübergehend nicht zum Lachen zumute sei. Warum, fragte sie nicht.
Die Freundin seiner Frau fand es wieder.
„Macht nichts, schau, der Vollmond hat dein Lachen, ohne Zweifel“, tröstete sie ihn, als er ihr sein Missgeschick beichtete, „aber schenken tut er es nur mir!“

11- 13.2.07

Pudernäschen

Wir sind dabei, wir machen mit,
halten uns mit Pralinchen fit,
padamm
und mit 1, 2, 3 Gläschen Sekt,
wird jeder Tag im Jahr perfekt.
padamm padamm

Ja, wir, wir sind die Pudernäschen
mit den knackigen Gesäßchen,
und wir wollen immer nur viel Spaß.
Nur viel Spaß.

Wir haben Chic, wir haben Stil,
Wir können nichts, und davon viel,
padamm
außer dass wir es gut verstehn,
Männern die Köpfe zu verdrehn.
padamm padamm

...

Wir müssen oft auf Reisen gehn,
denn überall will man uns sehn.
padamm
Denn schließlich sind wir weit und breit
die Göttinnen der Sinnlichkeit.
padamm padamm

...

12- 14.2.07

Kolibri

Es war einmal jemand, der eigentlich nicht sterben wollte. Das war damals Mode und ist es heute wieder. Er begründete es wie alle aus seiner Zeit damit, dass ihm die Zukunft nach dem Tod zu ungewiss sei. Und deshalb wolle er sich lieber überleben als sterben. Solange man lebe, habe man wenigstens eine Zukunft. Auch wenn man nur aus Haut und Knochen bestünde, sabbere und sich in geistiger Wirrnis für einen Kolibri hielte.
Mittlerweile ist er zur Größe eines Kolibris zusammengeschrumpft. Wenn es in seinem Zimmer summt, fliegt er gerade.
Beim Landen bricht er sich aber immer den Oberschenkelhalsknochen.

13- 15.2.07

Witzbold

Er war der schlechteste Witzeerzähler, den es gab und den es geben wird.
Aber der leidenschaftlichste aller Zeiten.
Da es ihn aber schwer betrübte, dass kaum jemand, und wenn, dann aus Höflichkeit über seine Witze lachte, hatte er sich zu Hause ein spezielles Lachzimmer eingerichtet, dessen Wände alle mit Lachmotivtapeten tapeziert waren und in dem an verschiedensten Stellen Lachsäcke installiert waren, die über ein Mischpult gesteuert werden konnten.
Eines Tages hatte er sich dann in diesem Zimmer totgelacht, als die Lachsäcke nach dem Witz über den Regenwurm, der zum Angeln ging, aus der Kontrolle geraten waren.
Honi soi qui...

14- 16.2.07

Natalie

Ich bin für morgen wie geboren,
hab heut mein letztes Geld verloren.
Quelle Natalie

Diesen Reim, dessen Quelle eine gewisse Natalie ist, habe ich eben in meinem Archiv gefunden bei der Suche nach einer Idee für eine kleine Geschichte.
Nun weiß ich gar nicht, wer diese Natalie ist, was aber diesen kleinen Reim reizvoller macht. Was lässt sich trotzdem über sie sagen? Ich muss sie gekannt haben. Mehr nicht. Aber immerhin genug, sie in meiner Fantasie neu zu erschaffen.

Morgen wird Natalie neugeboren,
- vielleicht sogar mit roten Ohren -
denn irgendwann ging sie verloren.
15- 17.2.07

Der Mops im Strandkorb

In einem Standkorb bei Scharbeutz lebt ein Stoffmops, das Maskottchen des Schauspielers Karl genannt 'Charlie Müllerchen'. Die berechtigte Frage, wie Stoffmopse leben können ist leicht beantwortet: Charlie Müllerchen ist nach seinem letzten Bühnentod, der auch sein wirklicher war, in seinen Stoffmops eingezogen. Und da er auch der Besitzer des Standkorbes war, lebt er dort auch als Mops behördlich weiter unbehelligt. Und ist in Scharbeutz die Attraktion schlechthin, denn alltäglich bei Sonnenuntergang rezitiert der Charlie in ihm Monologe aus großen Bühnenwerken.
Ignoranten oder Süddeutsche nennen das Bellen. So oder so– immerhin bellt dann ein Mops aus Stoff.

16- 18.2.07

Der Spiolyriker

Ich bin einer: ein Spiolyriker. Ich arbeite als Spion, damit ich von meiner Lyrik leben kann.
Lyriker wie ich sind unverdächtig. Das einzig Auffällige an mir ist, dass ich mich manchmal wie ein Elefant im Elfenbeinturm aufführe, aber diese Erschütterungen schlagen nur flache Wellen.
Als Lyriker und somit auch alias Spion stehen mir alle Türen offen.
In meinen selbstverlegten Lyrikbändchen, aus denen ich zu bestimmten Anlässen lese, hat mein domestizierter Bücherwurm jeweils ein winziges Löchlein gebohrt, in dem sich eine Menge Mikrofilm schmuggeln lässt.
Damit mache ich das Geld, von dem ich irgendwann als Ingeborg-Bachmann-Preisträger gut leben werde.

17- 19.2.07

Leonhard

Leonhard lag auf meinem Teller wie tot. Wie sich das für einen Fisch in einem Fischspezialitäten-Restaurant eigentlich auch gehört. Aber er war der erste tote Fisch, bei dem ich weinen musste. So heftig, dass mir der Kellner seine Serviette von der Größe eines Badelakens leihen musste, als das Lokal in meiner trauernden Sintflut zu ersaufen drohte.
Nach einer guten Stunde hatte ich mich dann aber so hungrig geheult, dass ich mich trotz vorheriger Trauer über Leonhard hermachen wollte.
Doch kaum hatte ich das Fischmesser gezückt, da zwinkerte er mir mit diesem einen mir zugewandten Glupschauge zu.
Glaube ich jedenfalls.

18- 20.2.07

Glücksfall

Sie fiel aus meinem Kamin. Schwarz, verrußt.
„Ein Glücksfall?“ freute ich mich, weil ich sie zuerst für einen abgestürzten Schornsteinfeger hielt.
Sie inspizierte mich und stellte sich dann vor:
„Ich bin die Materie am falschen Ort. Als wäre Materie ein Vorname.
‚Also ein Dreckschwein!’ dachte ich.
Materie passte sich dem falschen Ort problemlos an, indem sie auf dem Bärenfell vor dem Kamin ihren Ruß abschüttelte.
„So, jetzt bin ich deine liebe Frau!“, verkündete sie sauber.
Ich musterte das rußverschmutzte Bärenfell und entgegnete: „Materie, du bleibst eine Sau!“
Doch angesichts ihrer rosigen Reinheit ergänzte ich: „Ich werde damit leben können!“

19- 21.2.07

Die Milch der Muschelkuh

Auf Ligubali bringt der Blaue Pelikan die Kinder, denn die Frauen dort können keine bekommen. Sie bekommen sie als Geschenk vom Wassermann, wenn sie mit ihm eine Nacht verbracht haben. Die Männer auf Ligubali dürfen das nie erfahren, weil sie dann an sich zweifeln würden.
Deshalb werden die Frauen nach der Nacht mit dem Wassermann zu regelrechten Vielfraßen, um ganz sicher zu gehen.
Weil die Frauen auch keine Milch für die Kinder haben, werden diese von der Großen Muschelkuh großgezogen. Und gedeihen prächtig, weil der Wassermann die Große Muschelkuh heimlich nur dem mit besten Seegras füttert.

20- 22.2.07

Der Feigling

„Wirst du etwa so feige sein, einen Unbewaffneten zu erschießen?“, fragte der Feigling auf dem viel zu großen Pferd den Mutigen mit dem blitzenden Trommelrevolver und schiss sich sicherheitshalber vor Angst erst einmal in die Hose.
„Nein!“, sagte der Mutige, „Hosenscheißer sind keine gute Referenz! Und die Mutigen der guten, alten Zeit, sind nur noch tapfer im Ertragen ihres zahnlosen Schicksals! Adieu!“ Und erschoss, der Not gehorchend, sich selbst.
„So, das war jetzt der letzte Held!“, sagte der Feigling zu seinem viel zu großen Pferd. „Ich habe es auch wirklich satt, mir ständig in die Hosen zu scheißen!“

21- 23.2.07

Unendlich

Jemand hatte einmal zu ihm gesagt, dass nur diejenigen behaupten, dass Zahlen endlich wären, die nur zu faul seien, konsequent weiter zu zählen. Dass er faul wäre, wollte er nicht auf sich sitzen lassen.
Er zählt jetzt im dritten Jahr und braucht mittlerweile für neue Zahl einen ganzen Tag, nur um sie auszusprechen. Er zählt laut.
Nur während einer schnellen Nahrungsaufnahme und des kurzen Schlafs – schließlich ist jede vergeudete Sekunde ein verlorene Stelle einer Zahl – zählt er nicht.
Und nicht in diesen drei süßen Sekündchen, in denen er bei Sonnenuntergang seiner Pflegerin einmal an die feste Brust fassen darf.

22- 24.2.07

Inzwischenzeit

An seinem 30. Geburtstag fand er heraus, dass er bereits 80 war, aber er fand nie heraus, wo er die 50 Jahre verloren hatte, denn gleich nach dieser Erkenntnis verstarb er bei dem Versuch, die 30 Kerzen auf seiner Geburtstagstorte auszupusten. Die Luft war raus, obgleich er aussah wie das blühende Leben.
Aber was war in der Inzwischenzeit der verlorenen Jahre?
Seine Verflossenen, die ich dazu interviewte, gaben einmütig zu Protokoll, dass er sofort, wenn sie sich von ihm getrennt hatten, seine Erinnerung löschte, um die neue Zeit damit nicht zu belasten. So lebte er glücklich - ohne Hass.

23- 25.2.07

Tode

Mein Nachbar erlitt beim Öffnen eines Kartons einen tödlichen Schock – die gerechte Strafe für seinen pietätlosen Diebstahl.
Auf dem Weg zur Beerdigung meiner Tante sah ich mir noch die letzten 10 Minuten eines Auswärtsspiels von Hannover 96 auf einer Großleinwand in einem Medienmarkt an. Dabei erlag mein Dackel mit der Nummer 10 vor Aufregung einem Schlaganfall.
Das antiskandaltrainierte Personal verstaute ‚Spielmacher’ in einem leeren Fernsehapparatkarton.
Dieser wurde mir auf der Beerdigung meiner Tante gestohlen, als ich gerade tränenblind war.
Am nächsten Tag entdeckte ich ihn inklusive Nummer 10 auf dem Komposthaufen meines Nachbarn, der dort hoffentlich auch beigesetzt wird.

24- 26.2.07

Elvis

Neben meinem roten Polo hielt gestern eine rote Ente. Weil die beiden Autos so rot waren, blieb das Rot auch besonders lange rot. Wie immer, wenn ich in einem roten Auto an der Ampel stehe. Für meinem grünen Polo bleibt es allerdings nicht länger grün als normal. Einen gelben habe ich noch nicht. Aber bald. Sogar zwei.
Die jetzigen Polos haben mir meine Zwillingsschwestern vererbt, als sie sich - ihres Individualismus überdrüssig - zwillingsgerecht jeweils einen gelben Polo gekauft hatten. Neuerdings trendieren sie aber zu Porsche.
Ich komme darauf, weil in der roten Ente ein Elvis am Innenspiegel baumelte.

25- 27.2.07

Maharadscha

Als der Elefant Singh aus dem Fenster des Autobusses den undurchdringlichen Dschungel, seinen zukünftigen Arbeitsplatz, sah, beschloss er, doch bis Afrika durchzufahren, wo seine Verwandten – wie er glaubte - wie im Paradiese lebten, weil sie wegen ihrer großen Ohren nicht täglich schwere Baumstämme schleppen mussten.
Aber im Dschungel war Endstation, und die Plackerei für Singh begann. Doch in jeder freien Minute zog Singh sich mit dem Rüssel seine Ohren lang. Und eines Tages hatte er sie so lang, dass er sie sogar zu einem Turban wickeln konnte und er wurde arbeitslos und berühmt und alle nannten ihn respektvoll Maharadscha.

26- 28.2.07

Jubiläum

Heut ist dein Tag, heut ist die Zeit
für Frühstück und Friedfertigkeit.
Die bösen Mäuler bleiben stumm,
denn du hast Jubiläum.

Für ein Gläschen Gratis-Sekt
hält sich sogar Frau Wolf bedeckt,
auch wenn ihr der Sekt nicht schmeckt,
und sie später Wunden schleckt.

Wir halten uns die Händchen
und bringen dir ein Ständchen.

Frau Wolf bringt dich im Stummsein um
gibt sich kokettierend dumm,
wobei sie kleine Scherze macht,
über die sie selber lacht.

Ansonsten gibt’s für dich Applaus
Und von Oben einen Strauß.
Brimborium, Brimborium
Zu deinem Jubiläum.

Wir halten uns die Händchen
und bringen dir ein Ständchen.

27- 1.3.07

Sorgensterne

Als er an die Tür bollerte, erschrak meine Schwester wie eine Dreijährige vor dem Weihnachtsmann. Aber sie ist schon 16, und deshalb war dieser Schreck wahrscheinlich erotisch. 16jährige haben diesbezüglich ja oft eigenwillige Reizimpulse.
„Ich bin gekommen, deine Sorgen abzuholen“, dröhnte der Räuberhauptmann mit reibeisener Stimme, sodass sie noch mehr erschrak. Teenagererotisch natürlich.
„Die hänge ich an den Himmel und lasse sie dort als Sterne funkeln.
Damit bist du sie zwar nicht los, aber du siehst sie mit anderen Augen.
Mich auch. Ich hänge auch dort.“
Sorgenbepackt polterte er ins Universum. Meine Schwester geht seitdem mit den Hühnern schlafen.

28- 2.3.07

Voraus eilender Gehorsam

Sein Gehorsam scheint ihm soweit voraus geeilt, dass er ihn kaum mehr einholen kann. Er keucht ihm aber unablässig nach, und manchmal hat er sogar das Gefühl, ihm ein wenig näher gekommen. Doch es ist so, als wenn der Gehorsam ein gemeines Spielchen mit ihm treibt, indem er sich wie ein Langstreckenläufer kurzzeitig etwas zurück fallen lässt, um dann, kaum hat der Verfolger neuen Mut gefasst, wieder das Tempo anzuziehen und den gleichen Abstand wieder herzustellen.
Aber da er nicht so recht weiß, warum er ihn eigentlich einholen will, stellt sich die Frage, wer das Spielchen treibt.

29- 3.3.07

Lesbennest

Als er sie nach Hause brachte, ahnte er nicht, dass er mitten in ein Lesbennest stechen würde.
Kaum hatte er geklingelt, da sprangen auch schon alle Türen und Fenster auf und ein Schwarm von wütenden Lesben stach mit spitzen Blicken so heftig auf ihn ein, dass er mit schwersten Schwellungen am ganzen Körper ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Später erfuhr er, dass seine Bekanntschaft die Lesbenkönigin war, die an jenem Abend incognito ihr Nest verlassen hatte, um sich auswärts zu amüsieren.
Am meisten schmerzt es ihn aber, dass er nachträglich kein Zucherwattchen Mitgefühl erhielt, obwohl er bewiesenermaßen schwul ist.

30- 4.3.07

Frühling

Auch wenn schon der Krokus sprießt,
wird noch ordentlich geniest.

Im Märzen, wenn der Krokus blüht
und erfriert, weil er verfrüht
sich aus der sich’ren Zwiebel wagte,
kommt für Junge und Betagte
wieder Gewimmel ins Gemüt.

Es drängt sie hinaus in die freie Natur:
Frühling, mein Frühling, hasch mich nur!
Doch die so drangvollen Frühlingsgefühle
verblühen schon bald an des Märzens Kühle,
und heiß-rote Lippen werden eiskalt-azur.

Wieder daheim mit erfrorenen Zehen,
glücklich am bullernden Ofen zu stehen
erfahren sie nach, was der Krokus erfuhr,
es trügt sie noch arg die Sonnenuhr:
der Frühling liegt noch in den Wehen.

31- 5.3.07

Nixe nix

„Hab ich jetzt Nixe“, sagte Nixer aus Firenzenixe. „ Iste eine bella Schixe. Die Liebe aber gehte nixe mit die Nixe. Hat nämlich Nixe unten nixe.“
„Machte nixe!“, sagte Nixer aus Veronanixe. „Dafür ist Nixe in die mare so fixe wie eine Sardellixe!“
„Kanne sie aber nixe Knixe“, sagte Nixer aus Milanonixe.
„Brauchte sie nixe Knixe, wenn sie ist fixe wie eine Sardellixe“, sagte Nixer aus Romanixe.
„Hauptsache Nixe ist nixe dixe. Mag ixe keine dixe Nixe!“, sagte Nixer aus Paduanixe.
„Kannst du mit die Nixe nixe fixe, musst du, sag ich W-Wort nixe“, sagte Nixer aus Palermonixe.

32- 6.3.07

Kirschenglück

Unterm Kirschenbaume war’s, wo ich dich damals fand. An dem späten Sommertag, als des Baumes Krone schwer an schwarzen Kirschen trug und so tief nach unten hing, dass ich mich bücken musste, um in den Schatten zu gelangen, in dem du lagst, mit diesem Kirschschmuck an den Ohren, mit dem wir uns– „Weißt du es noch?“ –als Kinder einst verzierten und einer Kirsch im Kirschenmund.
Fand ist schon das rechte Wort, denn schließlich hatte ich gesucht, vielleicht nicht dich, da ich nichts mehr von dir wusste, doch wusste ich sogleich: du hast für immer es zurück dein frühes Kirschenglück.

33- 7.3.07

Liebe im Randgebiet

Ich wohne in Block C3 im Randgebiet und war verliebt in 66,5 wohnhaft gegenüber in Block F3.
66,5 war kurzsichtig und schwerhörig, was tödlich für sie wurde. Sonst war sie so geheimnisvoll hinter ihrer dicken Brille, dass ich mich bremsen musste, um nicht rasend zu ihr über den Rasen zu rasen, der uns trennte.
Der Rasen wird täglich gemäht mit einem riesigen Rasenmäher, und auf sein Betreten steht die Todesstrafe.
66,5 ist nicht mehr. Unwiderstehlich angelockt durch meinen Schweiß der Männlichkeit, wurde ihr vom Rasenmäher der Kopf abgesäbelt.
Jetzt bin ich auch innerlich wieder allein im Randgebiet.

34- 8.3.07

Kunstherz

Man hört nur Herzen brechen in des Künstlers Kunst.
Meines wird niemals brechen, denn es ist selber Kunst.

Die 500 Liebesgedichte, die er Lolli aus der Herbsteszeit seines Herzens geschrieben hatte, veröffentlichte sie nach seinem Tode unter dem Titel ‚Zappelnder Fisch im Plastikbeutel’.
Der Verleger konnte sich ihr gegenüber mit seinem Vorschlag, den Gedichtband ‚Herzensangelegenheiten’ zu nennen, nicht durchsetzen, obwohl dieser Titel diesen klassischen Bezug zu seinen Gedichten hergestellt hätte.
Aber als Lolli erfuhr, dass er ihr diese 500 Gedichte geschrieben hatte, als er bereits mit einem Kunstherz lebte, sah sie in jedem einen Fisch in einem Plastikbeutel zappeln.

35- 9.3.07

Gurt-Fritz

Gurt-Fritz geht an der Leine von Krummbuckel. Er hat aber 3-4 Meter freien Lauf. Spielraum genug für ungewöhnliche Entdeckungen.
„Ich habe Bananen fliegen gesehen“, sagt Gurt-Fritz zu Krummbuckel.
„Wie fühlst du dich?“, fragt Krummbuckel.
„Ich fühle mich nie“, erklärt ihm Gurt-Fritz. „Aber ich habe so viel Bewegung, dass ich Bananen fliegen sehen kann.“
„Du meinst bestimmt Bumerangs“, entgegnet Krummbuckel sachlich.
„Ich meine Bananen. Bananen!“, beharrt Gurt-Fritz. Stur ist er.
„Und was siehst du jetzt?“, fragt Krummbuckel und zieht die Leine an.
„Kurze Bananen“, sagt Gurt-Fritz. „Dafür sind sie aber dicker!“
„So, so“, murmelt Krummbuckel und weiß auch nicht weiter.
36- 10.3.07

Liebe – woher?

Ich hatte mich mit dir nur eingelassen, weil ich gedacht hatte, eine gut bezahlte Liebesgeschichte draus zu machen.
Aber bislang ist es noch nicht einmal eine richtige Geschichte geworden. Eine Bettgeschichte, nun ja, aber die hatte ich ja früher auch schon.
Ungewöhnlich daran ist vielleicht, dass ich ständig gefesselt bin und dass du mich nur fürs Frühstück losbindest.
Und dass ich nicht gegangen bin, als du einmal vergessen hattest, mir nach dem Frühstück wieder die Handschellen anzulegen, weil du mit deinem Ex deinen Unterhalt neu aushandeln musstest – das liegt einfach daran, dass ich jetzt weiß, wo ich hingehöre.

37- 11.3.07

Kognakbohnen

Ihr Leiden blieb für die Weißkittel, die sie nur 'diese Herren Doktoren’ nannte,
unbestimmbar. Wie soll man aber nun auch ein Leiden bestimmen, wenn jemand einfach nur leidet?
Ein Fräulein Doktor, dem sie Modellkittel schneiderte, gab ihr den Rat es doch einmal mit Kognakbohnen zu versuchen, anstatt mit Weizenkleie.
Weil sie aber wegen ihres Magens keinen Alkohol vertrug, führte sie sich die Kognakbohnen als Zäpfchen ein. Und damit ging es ihr so gut, dass sie diese Böhnchen auch an anderer Stelle ausprobierte und dabei ein nie zuvor gekanntes süßes Vergnügen verspürte, dass sie täglich eine ganze Schachtel jauchzend verputzte.

38- 12.3.07

Vorsorgende Mutter

So modern bin ich gar nicht, nur weil ich meinen Kindern schon frühzeitig Schulterklappen auf die Hemden nähe. Schließlich sind die Rangabzeichen kindgerecht.
Ente für Feldwebel. Gans für Major. Nilpferd für General.
Richtig, ich hätte auch diese altmodischen Totenköpfe aufnähen können: bronzene, silberne und goldene. Totenköpfe würden die Kinder schneller mit der Wirklichkeit vertraut machen. Mein Mann würde dir da zustimmen. Er hat ja seit seiner Kindheit diesen Granatensplitter in der Wade.
Aber ich als vorsorgende Mutter habe die Pflicht, meine Schutzbefohlenen nicht schon vor der eigentlichen Zeit im rauen Wind der Wirklichkeit an Lungenentzündung krepieren zu lassen.

39- 13.3.07

Auf dem Vesuv

Er wurde ans Ufer angeschwemmt
ohne Tasche im letzten Hemd.
Ohne Schuhe, ohne Gebiss,
in der Lunge ein kleiner Riss.
Im Ohr hing noch sein Hörgerät.
Sonst ganz ohne Identität.
Um alle Welt und sich selbst zu vergessen,
hatte er auf dem Vesuv gesessen.
Und mit jeder Dämmerung
verlor er mehr Erinnerung,
womit er sich auch selbst verlor,
es blieb das Hörgerät im Ohr.
Vesuv hat ihn später ins Meer gesprengt
und ihn dabei so am Arsch versengt,
dass es höllisch zischte,
als es ihn kalt erwischte.
Die Nixen doch haben gesungen,
er sei zu ihnen gesprungen.

40- 14.3.07

Die eigensinnige Mettwurstscheibe

Es waren einmal 2 Brüder, von denen der eine nur tagsüber und der andere nur nachtsüber schlief.
Eines Tages stand jedoch der Nachtschläfer mitten in der Nacht auf, um sich das erträumte Mettwurstbrot zu machen.
In der Küche traf er den Tagschläfer, der sich ebenfalls ein Mettwurstbrot machten wollte.
Aber Ach und Wehe, war nur ein Scheibchen in der Nähe.
Doch das war bald brüderlich geteilt und brüderlich verschlugen.
Aber die Mettwurstscheibe wollte unbedingt wieder eins mit sich werden. So flutschen die beiden Brüder unversehens, wie von einem Mettwurstmagneten angezogen, mit den Bäuchen aneinander.
Und was nun?

41- 15.3.07

Schaufensterpuppen

Ich schlendre durch die Stadt, um mich vom Alterwerden abzulenken, spiegele mich in den Schaufensterscheiben, prüfe die Farbe meines Haares und den Faltenstand meiner Haut, und wenn das Ergebnis günstig ist, belohne das Geschäft mit einem Blick durch die Schaufensterscheibe hindurch.
Der Schaufensterspiegel, hinter dem ich die nackten Schaufensterpuppen entdecke, sagt mir, dass Schneewittchen wegen mir vor Neid erblassen würde.
Die Puppen sind dürr - mit straffer Haut - und haben alle einen Schwangerschaftsbauch.
Ich erwarte, dass die Schwangeren zur Geburt schreiten. Tut sie aber nicht.
Ein Dekorateur hängt ihnen spießigen Schwangerschaftsplunder über. Ich hätte lieber die Geburt gehabt.
42- 16.3.07

Seiltänzer

„Mama, lässt du mich auch aus deinem Bauch raus, wenn ich darauf bestehe, Seiltänzer zu werden“, fragte ich vorsorglich schon mal im dritten Monat an.
„Niemals, weigerte sich Mama,“ niemals, niemals. Seiltänzer sind Schulschwänzer. Und Schulschwänzer wird es in unserer Familie niemals, niemals gegeben! Nicht so lange ich schwanger bin!
Das hatte ich im dritten Monat nicht so richtig verstanden. Trotzdem übte ich fleißig weiter auf der Nabelschnur. Aber als mein Vater eines Tages zu meiner Mutter sagte: „Wieso denn nicht? Lass ihn doch erst einmal auf der Wäscheleine üben!“, wusste ich, dass ich eine rosige Zukunft haben würde.

43- 17.3.07

Überbrückung

Das ist die kleine Geschichte von dem Mann, der vor dem Trümmerhaufen seines Lebens stand und mit Muße und Würde nach der ursprünglichen Form des Schrotts suchte.
Unbeweglich stand er davor, langsam rostend in seinem Erröten vor der eigenen Peinlichkeit, sich nicht daran erinnern zu können, verlierend an Maß, annehmend den Verfall an sich.
Was ist daran jetzt positiv?
Allein sicher die Überbrückung der Zeit bis zu dem Zeitpunkt, an dem es endlich Zeit wird, in die Kneipe zu gehen, um bei einem Bier die kleine Geschichte von dem Mann zu erzählen, der vor einem Trümmerhaufen stand....

44- 18.3.07

Hängen lassen

Gestern habe ich meine Jacke irgendwo hängen lassen. Die Jacke, an der ich besonders hänge.
Merkwürdigerweise hing ich aber trotzdem nicht auch dort, wo ich die Jacke hängen gelassen habe. Vielleicht hänge ich ja doch nicht so an ihr. Oder es liegt daran, dass ich mich prinzipiell nicht hängen lasse.
Aber deswegen hätte ich sie doch nicht einfach so hängen lassen und einfach irgendwo hängen lassen. Und von einem wildfremden Henker würde ich sie schon gar nicht hängen lassen.

Diese Geschichte ist Herrn Siegfried Jacke gewidmet, an dem ich sehr hing und dem ich vieles zu verdanken habe.

45- 19.3.07

Düllberg

In Düllberg springen Ihnen alle Knöpfe von ihren Sachen: Plopp wie Popcorn.
Die Düllberger halten Knöpfe nämlich für die Augen des Teufels. Deshalb gehen sie auch immer nackt. Das Klima erlaubt das. Nur Alte tragen weite Kleider, die durch Reißverschlüsse zusammen gehalten werden.
Reißverschlüsse sind in Düllberg sehr teuer. Man sagt: Reich wie ein Reißverschluss.
Zum Glück sind die meisten Alten in Düllberg reich, nur die wenigen Armen müssen den Stoff wickeln.
Rechnen Sie also genau durch, ob Sie sich den Urlaub dort leisten können, Sie sind ja auch nicht mehr so ganz frisch.
Oder Sie können geschickt wickeln.

46- 20.3.07

Der Empfang

Der Postbote wusste, dass er mit Schüssen empfangen werden würde. Sicher nicht mit Salut, und einen roten Teppich würde es auch nicht für ihn geben.
Lebensgefahr bestand allerdings nicht. Der Mensch, der sich in seiner Gartenlaube verbarrikadiert hatte, besaß zwar eine Schrotflinte, aber der Postbote hatte jahrelang im Zirkus Kugeln mit den Zähnen gefangen hatte und war zuversichtlich.
Vorsichtshalber robbte er aber durch das Gartengestrüpp, um so lange wie möglich aus der Schusslinie zu sein, denn mit Schrotkugeln war er nicht so vertraut.
Dabei schwenkte er den Einschreibebrief wie eine weiße Fahne der Kapitulation. Er war durchaus verhandlungsbereit.

47- 21.3.07

Der Elefant und die Libelle

„Ich bin ein verzauberter Prinz!“, sagte der Elefant zur Libelle. „Aber das glaubt mir keiner!“
„Ich schon!“, erwiderte diese. „Als Strafe, weil du so dick warst. Aber wenn ich dich küsse, wirst du dünn sein. Dafür bin ich extra in eine Libelle verzaubert worden, sonst bin ich nämlich eine Prinzessin.
„Denn man los!“, sagte der Elefant und machte sich mutig für seinen ersten Kuss bereit.
„Nicht hier“, sagte die Libelle. „Küssen geht nur am Himmel.“
„Dazu müsste ich ja fliegen?“, sagte der Elefant enttäuscht.
„Und im entscheidenden Moment den Rüssel hoch nehmen“, ergänzte die Libelle.

48- 22.3.07

Eine sandige Geschichte

Jeden Tag, wenn die große Sanduhr 12 Uhr mittags schlägt, rauschen alle Mädchen von Sandstrandstadt zum Großen Sandstrandschloss am Sandstrand von Sandstrandstadt. Das Große Sandstrandschloss ist weltberühmt, denn Schlag Mittag erscheint dort auf dem Großen Schlossturm ein süßes Sandschlossgespenst, das ‚Buh, buh, buh’ macht, um die Mädchen zu erschrecken und danach ganz süß traurig ist, weil keins erschrocken ist, denn es muss 1000 Mädchen erschrecken, um wieder ein süßer Popstar zu werden. Aber selbst wenn sich wirklich einige Mädchen erschreckt haben, verkneifen sie sich das Kreischen, weil sie das süße traurige Schlossgespenst so ins Herz geschlossen haben.

49- 23.3.07

Schneekrone

Seine Königszeit ist der Winter, vielleicht noch die ersten Frühlingstage, dann schmilzt seine Krone, und König wird wieder Harry, Steuerberater und Vielfachvater.
Danach beginnt die Zeit des Kümmerns um die Winterkinder von den Groupies, mit denen es im Winter so heiß herging, dass ihm einmal beinahe die Schneekrone schon vor seiner Zeit weggeschmolzen wäre. Seitdem geht er seinen königlichen Pflichten nur noch in seinem königlichen Iglu nach, seinem Steuerbüro, in dem die Heizung abgedreht ist.
In bunten Fläschchen hat er alle Schmelz-Wasser seiner Schneekronen gesammelt und sich testamentarisch erbeten, mit diesen Wassern von Ingelore seine letzte Waschung zu erhalten.

50- 24.3.07

Theo Beutel

Ein Name macht dich ganz groß oder auch ganz klein.
Ganz groß, wenn du Grothe heißt und es verstehst, auf die Frage nach deinem Namen die Antwort so zu vernuscheln, dass man ihn auch als Goethe verstehen kann.
Großleise sagst du dann: „Ganz richtig, Goethe, aber Dirk, nicht Johann Wolfgang - und das ‚von’ muss ich mir erst noch verdienen.
Ganz klein macht er dich, wenn du Theo Beutel heißt, warum kannst du dir sicher denken.
Kleinlaut sagst du dann: "Eigentlich trinke ich ja lieber Kakao!"
Aber wen interessiert das, wenn du den Teebeutel erst einmal weg hast?

51- 25.3.07

Grüner Schnee

Wenn ich in einer Buchverfilmung roten Schnee gesehen habe, dann kann ich mir später beim Lesen des Buches beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Schnee nach dem Ansinnen des Autoren eigentlich grün hätte sein sollen. Aber hätte ich das Buch zuerst gelesen, hätte ich mir den vom Autoren erdachten grünen Schnee sogar gelb vorstellen können. Da funktioniert noch die Macht meiner Fantasie. Umgedreht nicht.
Jemand, der es schafft, Schnee so unwiderruflich weiß zu beschreiben, dass ich ihn mir gegen alle Filmwiderstände beim nachmaligen Lesen immer wieder weiß vorzustellen vermag, müsste den Nobelpreis und auch den Oscar bekommen.

52- 26.3.07

Frühling im Lohengrin

Im Lohengrin ist jetzt der Frühling eingekehrt. Knallegelb - mit knallegelben Tischdecken und knallegelben Sitzkissen - und während ich dies gerade schreibe, flattert auch schon der erste Gast heran, der Herr Zitronenfalter - ist wirklich wahr - flattert aber direkt auf den Aufsteller mit dem Mittagsangebot und lässt sich dort nieder. Hoffentlich nur, weil heute ausschließlich vegetarische Gerichte angeboten werden. Sonst wäre das sehr bedenklich - der Herr Zitronenfalter mit Schneidezähnen! Oh, oh, Evolution!
Wo war ich? Ach, ja: die Terrasse ist rausgeputzt im knallen Gelb. Und wartet jetzt auf die anderen Gäste, die schon Zähne haben.

53- 27.3.07

Erste Gedanken über NYC 91

1. Tag
Da sitze ich im Hotel-Restaurant am Fuße des Empire-State-Bilduings und bestelle Fried Chicken, so, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Dabei hätte ich mir das vor zwei Tagen noch nicht einmal vorstellen können.
Träume, und Träume hatte ich ja viel davon, lassen anscheinend keinen Platz für Vorstellungen.
Es regnet wieder, aber der Regen ist fein, nicht aufdringlich. Ich glaube, nichts und niemand will so richtig auffallen. Dieser Eindruck, dass alle New Yorker nichts als gewöhnliche Exhibitionisten sind, entsteht wahrscheinlich dadurch, dass alle Menschen hier so verschieden sind. Und das ist eben ungewohnt.

54- 28.3.07

Der Tränenthron

Im Samt des Tränenthrons versickerte langsam ihr Tränenfluss, der schier unaufhaltsam aus der Quelle ihrer verquollenen Augen sprudelte und durch ihren Busen an ihr hinunter strömte.
„Ich bin die Königin der Traurigkeit. Und wenn mein Thron nicht wäre, müsste die ganze Welt ersaufen“, gab sie mir zu verstehen, um mit dem Nachdruck eines Donners aus einer schwarzen Regenwolke sogleich hinzuzufügen: „Doch wie Ihr seht, droht er bald zu zerplatzen!“
„Und, Majestätin“, fragte ich, „wie bringt mich das ins Geschäft? Ich bin der Narr, kein Polsterer!“
„Eben!“, resümierte sie sehr kalt. “Mach mich lachen, sonst ersäufst du auch!“

55- 29.3.07

Hinterm Mond

Glauben Sie mir, heutzutage kommt man in vierundzwanzig Stunden in einem Düsenjäger um die Welt.
„Und wenn wir Glück mit dem Wetter haben“, scherzte der Pilot, „dann können wir sogar noch einen Abstecher zum Mond machen.“
Meine Frau, die ohne Humor-Gen lebt, erwiderte bissig: „Glauben Sie etwa, dass ich hinter dem Mond lebe und das glaube?“
„Nein, das glaube ich nicht“, beschwichtigte er sie, „denn ich habe Sie dort noch nie gesehen, obwohl schon hundert Mal hinter dem Mond herum geflogen bin.“
Und ich glaube, wenn ich mir das Lachen nicht verkniffen hätte, hätte es eine Bruchlandung gegeben.

56- 30.3.07

Lotti

Unsere Lotti hatte sich als Geburtstagsgeschenk einen Besuch im Zoo gewünscht, weil es dort den Elefanten Otti gibt, der mit ihr am gleichen Tag Geburtstag hat.
Sie glaubte nämlich, dass Otti ihr Zwillingsbruder sei, obwohl sie schon Zwölf ist.
Uns war das peinlich, aber weil sie dafür auf andere Geschenke verzichtet hatte, gingen wir mit ihr hin.
Otti trompetete aufgeregt, als er Lotti sah und hob sie sanft mit seinem Rüssel zu sich herüber. Und ehe wir auch nur Pieps sagen konnten, war sie in eine Elefantenkuh verwandelt.
Vom Zoo bekamen wir wegen des unerwarteten Zwilling-Zuwachses eine Dauerkarte geschenkt.

57- 31.3.07

Blauer Sonntag

Ich liege auf einer grünen Wiese und träume in den weiten Himmel hinein.
Da bemerke ich plötzlich eine Kolonne von Ameisen auf mir und um mich herum. Und ein besonders freches Exemplar krabbelt sogar keck auf meine Nasenspitze. Ich kann es gerade noch zerquetschen, bevor es mir die Fahne mit der angespitzten Fahnenstange in die Nase pieksen kann, um neu entdecktes Territorium in Besitz zu nehmen .
Doch damit habe ich mir den Zorn der anderen Ameisen zugezogen.
Sie formieren sich zur Attacke.
Auf meiner Flucht glitsche auf einem Kuhfladen aus. Hoffentlich geht der Ameisenbär jetzt ans Telefon.

58- 1.4.07

Van Gogh

Von dem bisschen Schnee, den wir hatten,
liegt die Asche noch,
entschuldige, ich springe, ich denke an Ratten
und an deinen van Gogh,

den mit der Brücke von Arles.
Den kannst du von mir aus behalten.
Schließlich ist er von Karl,
deinem Alten,

der da unten jetzt unter der Brücke lebt,
wenigstens er hat es jetzt warm,
während unsereins hier an der Scholle klebt
mit dem bisschen Schnee und Rattenalarm

und diesem Bild von dem Ohrabschneider.
Asche hatte der auch nie auf Tasche, wie Karl,
und war wie Karl auch ein Arbeitsvermeider
da unter dieser Brücke von Arles.

59- 2.4.07

Studentenzimmer

Da war das prallvolle Bücher- Regal.
Im Kühlschrank gammelte ein Tennisball.
Und morgens rochen die Bierreste schal.
Und Staub, Staub, Staub glänzte überall!!!

Schuhe und Hemden lagen achtlos verstreut.
Ein zerfranstes Poster zierte die Wand.
Der Abwasch war wochenlang gescheut.
Ein Käfer kam, erschrak, verschwand.

Die gelbe Tapete verweste in Fetzen.
Das Bett war immer wild zerwühlt.
Nirgends konnte man sich setzten.

Im Kaffee schwammen Zigarettenkippen.
Mutter kam warm und ging unterkühlt
mit sehr, sehr schmalen Lippen.

So lebten eben Studenten.
Heute füttere ich Enten
im eigenen Gartenteich.
Heute bin ich reich.
Das ist gelogen.
Aber ich bin umgezogen.

60- 3.4.07

Pyjamastreifen

„Da kann ich zählen wie ich will, mir fehlt ein Streifen auf meinem Pyjama.“
„Ist ja gut! Hier ist er ja! Ich habe ihn zufällig auf meinem Pyjama gefunden. Da hast du ihn wieder. Und jetzt gib Ruhe!“
„Du willst mir doch nicht etwa weismachen, dass der Streifen einfach so von meinem Pyjama auf deinen Pyjama gesprungen ist. Du hast ihn gestohlen. Letzte Nacht, als ich die Schlaftablette genommen habe. Gestohlen, gestohlen, gestohlen! – Aber du kannst ihn behalten, du Dieb, denn morgen bekomme ich einen Pyjama mit Punkten.“
„Dann näh sie mal gut fest. Das sollen nämlich Springpunkte sein!“

61- 4.4.07

Die mit goldnem Haferhaar

Du warst in Hafen-Club der Star
mit echtem Gold im Haferhaar
und diesem Duft von Hochgefahr,
begehrt von einer Männerschar,
die feilschte wie auf dem Basar
um dein Liebeshonorar.
Erst dachte ich, du wärst nicht wahr,
doch als fragtest: „Zahlst du bar?“,
war mir mir nichts, dir nichts klar,
dass das mit uns als Liebespaar
noch warten muss bis nächstes Jahr.
Du nahmst dann den in dem Talar
und führtest ihn zum Traualtar.
Danach den Jack aus West-Dakar.
Auch Ali auf dem Dromedar.
Und weißt du was? Ich weiß sogar,
dein Letzter war der letzte Zar.

62- 5.4.07

Die Väter des Herrn Mendelssohn

Beethövlich und mit einem Strauß suchte er sie zu betören. Verwirrt vom Gift der Liebesliszt, wusste die Jungfer nicht sogleich, wo hindemith mit ihrem Gluck.
Er als erfahrner Teleman brahms gelassen und wartete mit Zuversicht.
Alsbald auch schon nahm die erst so Keusche ihren holden Bartholdy beim Händel und führte ihn über einen Bach in einen lauschigen Vivaldi in der Haydn. Dort wurde sie sehr mozärtlich und zauberflötete: „Wer nicht wagnert, der nicht gewinnt. Doch mach ravel, ravel, ravel, siehst du nicht, es wird schon hell.“
Jetzt trägt sie zum Lohn in sich einen Mendelssohn.

63- 6.4.07

Wie beschreibe ich mein Leben?

Wie beschreibe ich mein Leben?
Als ein kleines, heitres Lied,
das einfach mal so eben
von spitzen Lippen flieht?

Als einen Adler in den Lüften
der sich im Aufwind treiben lässt,
hoch über allertiefsten Klüften,
weit entfernt von seinem Nest?

Als einen 100 Jahre Baum,
der seine langen Äste spreizt,
auch in den unerlaubten Raum
und so des Raumes Gäste reizt?

Als Ozean im Sturmgebraus,
der sich zu Riesenwellen bauscht,
-jede höher als ein Haus-
und friedlich doch in Muscheln rauscht.

Oder als einen Riesenberg,
der zu einem Zwerg
mutiert
und täglich eine Maus gebiert?

64- 7.4.07

Die Ziege ist tot

Im Profil sah seine Kinnspitze mit dem etwas borstigem, zur Nase hinwachsenden Bärtchen aus wie ein Felsvorsprung, auf dem eine einsame Kiefer über dem Abgrund wächst.
Als sich dann noch etwas Bierschaum an seinem Kinn verfing, glaubte ich darin ein Zicklein auszumachen, dass sich, auf unsicheren Beinen zwar, doch wie Zicklein eben sind, sich auf den Weg zum Abgrund machte, weil es die Kiefer knabbern wollte.
Ich spürte, wie mein Herz anfing zu rasen und merklich lauter pochte, als ich des Zickleins Weg zum Baume Schritt für Schritt verfolgte.
„Die Ziege ist tot!“, sagte er lakonisch.

65- 8.4.07

Tante Frieda

Heut besuch ich Tante Frieda
wie alle Jahre wieda
mit dem weißem Flieda.
Sie wohnt in Finkenwerda
mit Rosi und der Gerda
und fragt nur Finken: Wer da?
Wenn ich nun mit dem Flieda
wie alle Jahre wieda
kommen tu zu Tante Frieda,
fragt sie die Finken: „Wer da?“
Dann tuscheln Rosi und Gerda:
„Das ist schon wieda der da!
Der mit dem weißen Flieda!
Doch für Tante Frieda,
ob mit, ob ohne Flieda,
bin ich aber nie da!
Sie fragt nur Finken: „Wer da?“
im Heim in Finkenwerda.
Nächstes Jahr komme ich wieda
mit dem weißem Flieda.

66- 9.4.07

Am Fluss

Dort, wo der Fluss die Biegung macht,
da haben wir gespielt.
Wir haben viel dabei gelacht.
Nur Kurt, der hat geschielt.

Er schielte nach den Mädchen.
Wir planschten in dem Fluss.
Damals gab Annegretchen
dem Kurt den ersten Kuss.

Dort, wo der Fluss die Biegung macht,
entschlüpften wir dem Kinderei
in einer warmen Vollmondnacht.
Nur Kurt war nicht dabei.

Er war bei seinem Mädchen.
Wir kühlten Bier im Fluss.
Bald drauf starb Annegretchen
trotz Kurtchens lieben Kuss.

Dort, wo der Fluss die Biegung macht,
spielt jetzt Kurts kleines Mädchen
und lacht dabei wie keine lacht.
Höchstens wie Annegretchen.

67- 10.4.07

Dolles Ding

In meinem Bett liegt eine Giraffe mit Stöckelschuhen. Besser gesagt: Nur Stöckelschuhe, die aber sicher von einer Giraffe getragen worden sein mussten. Wieso hätten es sonst 2 Paar Schuhe sein sollen?
Gut, meine Frau hat auch solche Schuhe und hatte sich schon immer dazu Beine wie eine Giraffe gewünscht, natürlich nur 2 und nicht noch 2 dazu, wie sie immer gerne scherzte. Und ihre Freundin, meine Ehemalige, hat, was ihre Beine anbetrifft, ähnliche Vorstellungen wie meine Frau und auch solche Stöckelschuhe.
Wenn das in meinem Bett nun doch keine Giraffe ist, dann wäre das schon ein dolles Ding.
68- 11.4.07

Tomatensalat

Angesichts dieser zerschnippelten Leiche entschlüpfte dem Kommissar Schlagmichtot doch tatsächlich die Bemerkung:
„Da haben wir den Salat!“
Der phantasiearme Polizeiarzt Dr. Torfstecher, der gerade über dem sogenannten Salat kniete, warf seinen Kopf in den Nacken und sprach hinauf zum Kommissar:
„Bei allem Respekt, mein lieber Otto, aber ich kann beim besten Willen nichts Grünes an dem Opfer ausmachen. Nicht einmal hinter den Ohren.“
Und weil der Kommissar Schlagmichtot nicht der scharfsinnige Kriminalist wäre, der er war, war er sich durchaus der Wichtigkeit präziser Aussagen bewusst und korrigierte sich deshalb sogleich einsichtig:
„Entschuldige, mein lieber Herbert, ich meine natürlich Tomatensalat!“

69- 12.4.07

Ein Nichts in Gänsefüßchen

Ich bin ein Nichts in Gänsefüßchen. Eben ein ganz besonderes Nichts.
Ein solches Nichts zu sein, hat große Vorteile: man kommt überall durch. Denn Gänsefüßchen ohne was dazwischen, sind den Leuten irgendwie unheimlich
Wenn ich irgendwo auftauche, machen sie mir – besser gesagt, meinen Gänsefüßchen - sofort Platz und begaffen mich aus gebührendem Abstand mit atemlosen Staunen, das zu einem ungläubigen Raunen anschwillt, wenn ich meine Gänsefüßchen auch noch tanzen lasse.
Nur ein kleines Mädchen hatte sich einmal an mein Gänsefüßchen unten heran gewagt und es gefragt: „Du, kannst du mir für meine Lehrerin ein Autogramm geben?“

70- 13.4.07

Onkel Koslowski

Onkel Koslowski war gar nicht mein Onkel. Aber da ich nicht mit fremden Männern mit gehen durfte, machte Mutter einfach aus Herrn Koslowski den Onkel Koslowski und schon war alles in Butter.
Eines Tages fragte ich Mutter: „Warum ist der Onkel Koslowski eigentlich nicht mein Vater?“
„Weil er sich immer alles mitgebracht hat, darum nicht!“, platzte sie gleich damit heraus.
„Als ich ihn zum Essen eingeladen habe, da hat er sich sein Besteck mitgebracht – mit eingraviertem Namen. Und als ich ihn ins Kino eingeladen habe, da hat er sich seine Freundin mitgebracht – mit aufgepumpten Möpsen. Jetzt weißt du's!“

71- 14.4.07

Maskenball der Unveränderlichen

Die Unveränderlichen veranstalten jedes Jahr einen Maskenball, von dem ich zu der Zeit aber gar nicht wusste, dass es einer war, denn in dem Jahr nach dem Ball, während dem ich unter ihnen lebte, sahen sie nicht anders aus als auf dem Ball und nichts anders als ich.
Als ich dies ansprach, bekam ich diese Antwort:
„Da wir uns nicht verändern, sehen wir für euch immer so aus, als wenn wir Masken trügen. Das tun wir aber nicht, wir verändern uns nur nicht. Doch erst ab 18. Wie alt bist du jetzt?“
Am nächsten Tag packte ich.

72- 15.4.07

Der Nichtschwimmer

Ich saß oft in der Kneipe, weil sie für mich Heimat im Aufbruch war. Und wenn man wie ich ständig im Aufbruch ist, ist es nur eine Frage der Zeit, dass man auch irgendwo hinkommt. Zum Beispiel in einen Teich.
Als ich den Wortkargen traf, war die Zeit gerade mal wieder reif.
„Prost! Ich kann nicht schwimmen“, sagte ich zu ihm.
„Was du kannst nicht schwimmen?“ fragte er ungläubig.
Als ich das bestätigte, zog er eine Pistole, schoss mir - „Prost, Mahlzeit!“ - in den Bauch und schmiss mich in den Teich gleich vor der Kneipe.
Dort schwimme ich jetzt.

73- 16.4.07
Millionenschön

Es gibt wohl mittlerweile keine Stadt mehr in Deutschland, in der im Frühling keine Osterglocken aus jeder nur erdenklichen Grünfläche sprießen.
„Zu schön! Millionenschön!“, höre ich die Menschen frohlocken. „Wenn das Jahr so wird, wie es die Osterglocken im Frühling anläuten, dann wird es ein goldenes Jahr.“
'Ein lautes Jahr', denke ich.
„Miesmacher!“, schimpft meine Frau, die Gedanken lesen kann.
Aber mir liegen sichere Informationen darüber vor, dass die Osterglocken, bevor sie braun und schrumpelig werden, beschlossen haben, deutschlandweit ihren Untergang
zeitgleich einzuläuten, unterstützt von sämtlichen Kirchenglocken und allem, was sonst noch glockt.
Und das wird sehr laut. Millionenlaut.

74 - 17.4.07

Klatschmohntag

Den roten Mohn und goldenes Getreide
trägt der Sommer als Geschmeide.

Dass der Klatschmohntag nun gerade auch noch auf einen Montag fiel, ist ein gewollter Zufall, aber für den Sprachwitz und das Gedächtnis ein Segen. Ansonsten hätte es auch jeder andere Tag sein können. Klatschmohnmittwoch zum Beispiel.
An diesem Klatschmohnmontag hatte die Klatschmohn-Monika frei, weil sie das ganze Wochenende Mohnkuchen gebacken hatte. So konnte ich an diesem Tag auch mit ihr durch das Kornfeld streifen, in dem der Klatschmohn flammte.
Und glühend auch erblühte unsere Liebe dort, doch war sie nur von kurzer Dauer wie des Klatschmohns Haltbarkeit.

75 – 18.4.07

Amerikanischer Traum

Die Stewardess war hübsch, der Flug kurzweilig. Bald schon streckten sich unter ihm die Wolkenkratzer.
Flüchtig die Ängste, die Landung rumpelig, doch sicher.
New York, sonst nichts.
Die Sommerromanze floppte.
Conny Island. Fahrt im Tunnel of Love.
China Town. Ohne Befund.
Sturm auf Liberty Island.
War's, dass er jetzt die Sprache konnte? Lange gelernt.
Auf Ibiza ging es ohne Sprache. Was zu Hoffnung Anlass bot.
Auf dem Flug nach Hawaii wieder die hübsche Stewardess.
Später hatten die Flugbegleiterinnen dieses Format nicht mehr.
Sein Bart war 3 Tage alt. Er war nun 40. Im Umbruch wird erst alles grau.

76 - 19.4.07

Der Soldat und die Magd

Der große Spanische Soldat mit goldenem Helm und wattierter Pumphose und die kleine, dicke Magd, sind mir als Schattenwurf aus meinem großen Gummibaum, der seine Blätter schräg in die Höhe stellt, und meinem kleinen Gummibaum, die seine Blätter breit gefächert trägt, nachts auf meiner Fensterbank erschienen, als ich für einen Moment den Schlaf verloren hatte.
Da stand der Spanische Soldat unschlüssig mit gezücktem Schwerte und knapp hinter ihm, den Rock gerafft, die Magd, die aufgeregt ihm in den Ohren lag: „Da ist er, da! Ja, siehst du nicht? Nun hau ihn endlich, hau ihn doch!“
77 – 20.4.07

Der Nacktmensch

schleicht sich des nachts in die gehobenen Hotels und schlüpft zu den Pelzfrauen in die Suite.
Selbst würde er nicht schleichen, bliebe er auch unentdeckt, denn dort, wo er seine Arbeit sucht, gilt nackt sein schlicht als unsichtbar. Doch Sicherheit war ihm noch nie geheuer. Er ist ein Meisterdieb.
Und wenn er den Pelzfrauen gehörig eingeheizt hat, verdünnisiert er sich ohne großes Federlesens, aber doch jedes Mal mit einem Zobel oder einem Nerz, oftmals auch mit einem Hermelin, wenn die im Himmelbette die Königliche war. Auch mit den Pelzen blieb er bislang noch unentdeckt, weil die Klägerinnen schweigen.

78 – 21.4.07

Der Pülzchenzüchter am Flüsschen

Der Mann, der dort am Flüsschen wohnt, züchtet tüchtig Pülzchen. Jeden Tag legt er seine Ohren an die Pülzchen, um zu horchen, ob deren Pülschen auch regelmäßig pülsieren. Und mit jedem Tag wird er sich sicherer, dass seine Pülzchen die Günst jedweder Stünde nützen, um immer pülzlicher zu werden. Manch eifriger Pülz ist in seiner Entwicklung sogar schon pülzlicher als der Papst.
Und werden sich eines Tages die Pülze die lustigen brünetten Hüte aufgesetzt haben, dann wird das Herz des Pülzzüchters am Flüsschen vor Freude hüpfen wie ein Frosch und sein Püls hoch schlagen vor Glück.

79 – 22.4.07

Heimgezahlt

Er hatte mich die ganzen Jahre bestohlen. So geschickt, dass ich es nie bemerkt hätte.
Heute weiß ich, dass die ersten Überweisungen von ihm auf mein Konto kurz nach seinem ersten Diebstahl begonnen hatten. Ich wusste damals allerdings nicht, von wem die Zahlungen kamen.
Heute weiß ich auch, dass er mir jeden Diebstahl doppelt heimzahlte. Ja, heimzahlte. Das Wort irritiert in diesem Zusammenhang. Aber nur, wenn man den Zusammenhang nicht versteht.
Hatte er mich um 77 Weißichnichtwas betrogen, gingen 154 Weißichnichtwas auf meinem Konto ein. Und das Tag für Tag, Woche für Woche. Mit seinem Saft hab ich's geschafft.

80 – 23.4.07

Der Brauseraucher

Er steht unter der Brause und versucht seine Pfeife in Gang zu bringen. Keine Wasserpfeife, versteht sich.
Und das gelingt. Jetzt. Hat aber lange gebraucht. Viel Geduld, weil die Feuerhölzchen nicht richtig feuern wollten. Bis er schließlich die wasserfesten Feuerhölzchen erfunden hatte.
Aber fast niemand bemerkt seine Kunst, weil er nicht nur ein Brauseraucher ist, sondern auch ein Heißbrauser, weshalb sich der Pfeifendampf mit dem Dampf des heißen Wassers mischt. Aber gelegentlich kommt seine Heißgeliebte mit ihm unter die heiße Brause. Und da geht es dann in dreifacher Hinsicht heiß her. Und das hat ja auch nicht jeder.

81– 24.4.07

Papierschiffchen

Wenn ihm nichts einfällt, knifft er ein Papierschiffchen und setzt es in sein Aquarium. Während es dort über seinen exotischen Fischen dahin dümpelt, träumt er sich auf das große, weite Meer. Und wenn ihm bei dieser Gedankenreise eine Geschichte eingefallen ist, nimmt er das Schiffchen wieder aus dem Aquarium heraus, entfaltet es zum ursprünglichen Blatt und bringt die Geschichte zu Papier. Danach knifft er es wieder zu einem Schiffchen, tauft es auf den Namen der Geschichte und stellt es in sein Bücherregal zu den unzähligen anderen Exemplaren seiner Flotte aus Papierschiffchengeschichten wie 'Die stolze Seegurke' oder 'Die stachelige Segelohrflunder'.

82– 25.4.07

Durch den Tunnel

Mit tiefster Dunkelheit verbündet,
dem Hohn des hellen Lichts entflohn.

Diese beiden Zeilen lese ich im Feuilleton der Zeitung, als wir an die Grenze kommen. Unsere Pässe werden eingesammelt. Ich frage nicht nach dem Warum. Mein Mitreisender sieht nicht einmal auf.
Der Schaffner liest sorgfältig in unseren Passgesichtern, in meinem etwas länger, - Oder bilde ich mir das nur ein? - legt dann beide Pässe aufgeklappt übereinander, geht hinaus und verriegelt hinter sich die Tür des Abteils.
„Wir fahren jetzt gleich durch den Tunnel“, bedeutet mein mir Mitreisender. „Auf diesem Moment habe ich lange gewartet. Kennen Sie mich noch?“

83– 26.4.07

Das Fass

Ist dir in der Nacht speiübel,
dient dir ein Decoltée als Kübel.

Das Bierfass rollte mit einem metallischen Klirren die steile Treppe eines fremden Hauses hinauf und plumpste im sechsten Stock dumpf gegen irgendeine Tür. Ein Glück, dass es den Lieferschein dabei hatte, sonst wäre es wahrscheinlich gar nicht hereingelassen worden.
Völlig außer Atem schaffte es es gerade noch, auf eine Matratze zu rumpeln. Dort schlief es in einem Geschorchel von Rülps und Ratz ein.
Endlich konnte sich auch der wackere Vollmond zur Ruhe zu begeben. Die Sonne stieg frisch gebadet aus dem Meer. Der Tag brach an.

84– 27.4.07

Zacharias

Zacharias hatte eine Frau, die er nicht mochte. Sie mochte ihn erst recht nicht. So gesehen ging es mit den Beiden doch recht lange gut. Auch die Verwandlung von Zacharias in einen Fisch kam nicht von heute auf morgen. Doch als er anfing, am Kopf zu stinken, warf sie ihn dem nicht sehr wählerischen Kater hin. Dieser lief anschließend vor ein Auto. Somit waren alle Spuren von Zacharias verwischt.
Sie selbst mutierte danach zu einer Gewürzgurke und wurde von ihren Kindern aus erster Ehe verspeist. Mit Dill.
Für ihr langweiliges Leben haben sie so ein ungewöhnliches Ende nicht verdient.

85– 28.4.07

Spritztour nach Rostock
(mit Ilse 1990 )

Spritztour nach Rostock!
Steife Brise, viel Gestank
und zu wenig Sprit im Tank.
Spritztour nach Rostock!
Plaste und Elaste
und eine Bockwurst, der ihre Pelle nicht passte.
Spritztour nach Rostock!
In Warnemünde am Strand,
fast verfahren über Land.
Spritztour nach Rostock!
Mangels Briefmarken kein Postkartengruß.
Es schneite feierlich ewigen Ruß.
Spritztour nach Rostock!
Der Westen fängt jetzt schon im Osten an.
Und dort geht jetzt Sonne auf, was man nicht sehen kann.
Spritztour nach Rostock!
Bisschen rumgeknipst, bevorzugt Dekadenz.
Frühling war's aber noch kein Lenz.
Spritztour nach Rostock!
Noch trägt der Osten den Ostrock.

86– 29.4.07

Die kurze Geschichte von Herrn Lange

ist kürzer als Herr Lange jemals lang werden könnte.
Also, kurz angeschaut, schon ist sie im Gehirn verstaut, es sei denn, man liest sie laut.
Dann wird sie länger.

Herr Lange war nicht bange, fackelte nicht lange, nahm sich ein Zange und zog sich einen Zahn.

Darüber hinaus ist über Herrn Lange nichts bekannt, was den Herrn Lange für länger ins Gedächtnis einbrennen oder in die Annalen eingehen lassen könnte.
Erst kürzlich habe ich wieder gehört, Herr Lange sei ein Langweiler.
Er soll sich allerdings über kurz oder lang wieder einen Zahn ziehen wollen.

87– 30.4.07

Keule und Knüppel

„In Guben“, so erzählte mir meine Großmutter, „hing im Rathaus an einer Wand, oder irgendwo, ach, so genau weiß ich das nicht mehr, eine Keule an der Wand, und darunter stand ein Spruch, den hat mir mein Vater, ach, der ist nun auch schon ewig lange tot, vorgelesen.

Wer seinen Kindern gibt das Brot,
und leidet im Alter selbst bittere Not,
der ist es wert,
dass man ihn schlägt mit dieser Keule tot.

Und meine Mutter, mein Jungchen, hat mir immer eingebläut:

Geld regiert die Welt,
und der Knüppel die Leute.

88– 1.5.07

Keule und Knüppel

Guerillas

Wahrnehmung aus politischen Zeit.

Ja, gestern war es wirklich schön, und da dachten mein Mann und ich, machen wir der Kleinen mal eine Freude und gehen mit ihr in den Zoo. War zwar gerammelt voll, aber sehr interessant, ich war ja nun auch bald zwanzig Jahre nicht mehr dort. Am besten hat uns das Affenhaus gefallen. Besonders die Menschenaffen, diese Guerillas! Also, so wie die sich eine Banane schälen, wirklich geschickt, da kann man sich so einiges bei abgucken.
Wenn wir jetzt denen noch ein bisschen Demokratie beibringen, denke ich, kommt deren Bananenrepublik bestimmt ganz rasch aus den Puschen.

89– 2.5.07

Primus

Letzten Sonntag waren wir das erste Mal auf unserer Parzelle in der Gartenkolonie 'Kuckuckskacke'. Den ganzen Tag haben wir den Boden umgegraben und den Zaun gestrichen. Bei Sonnenuntergang habe ich dann zu Papa gesagt: Du, Papa, es ist ganz toll hier. So viele Regenwürmer und so.“
Und Mama hat sich bei Papa angeschmiegt und gesagt: „Maikäferchen, deine Ideen sind immer die besten. Jetzt fehlt uns aber noch ein Name für unser kleines Stück. Vielleicht hat ja unser Kleiner eine Idee. Schließlich hatte er 3 Jahre Latein.“
„Und ob!“, sagte ich, „ich finde, ein Strebergarten sollte 'Primus' heißen. Wie ich!“

90– 3.5.07

Am Ende der Welt

Der Bahnhof liegt am Ende der Welt. Dort, wo sich die Fliegen zu riesigen Schwärmen vermehren, weil es keine Vögel mehr gibt.
Die Schwärme wabern in der glühenden Hitze wie schwarze Regenwolken über der Stadt und streichen jedes Haus, das Hotel, den Pferdestall, die Kneipe und die Kirche mit dem fein gesprenkelten Schiss, der aus ihnen heraus rieselt.
Und auch aus der Dusche am ausgetrockneten sprüht die feine Scheiße.
Am Tag seiner Ankunft hatte er sich geschworen, nicht länger als einen Tag zu bleiben. Seitdem hat er seinen Schwur tausend Mal gebrochen. Und ein Bad genommen.

91– 4.5.07

Unverbrauchte Energie

Ich hatte die Angewohnheit, mich nach getaner Arbeit zurück zu lehnen, die Hände in die Hosentaschen zu stecken, die Beine auszustrecken und den Rest unverbrauchter Energie mit einem lang gezogenen Seufzer aus mir heraus zu lassen.
Früher kam es durch diesen Luftstoß lediglich zu Verwirbelungen auf meinem Schreibtisch, wodurch einige lose Papiere schwatzhaft raschelten.
Harmlos.
Vorgestern bogen sich dann zum erstmals die Blätter meiner Fensterpflanzen
genau im Sturme meines Seufzers.
Bedenklich.
Und seit ich vorhin nach einer Fahrradreparatur mit meiner Erleichterung 12 übrig gebliebene durch die Kellerfensterscheibe geschossen hatte, weiß ich, dass ich sehr faul geworden bin.
Kritisch.

92– 5.5.07

Schnirch

Nach einer Schnarchblase von Donald Duck

Schirch war kein gewöhnlicher Schnarcher. Er war ein virtuoser, fieselnder Schnircher. Nicht gerade so virtuos, dass man es eine ganze Nacht an seiner Seite ausgehalten hätte, aber doch so schnirchig, dass seine Geliebte ein Jahr lang – immer bevor sie sich aufs Wonzimmersofa verzog – nächtens ein Tonband an seinem Bette mitlaufen ließ. Besonders verkauften sich die Schnirch-Aufnahmen nach einer gelungenen Paarung, weshalb Schirch sich auch selten in diesem Jahr der Geliebten Begierlichkeiten entziehen konnte. Er führte diese Gier nach Lustgelagen allerdings auf seine Unwiderstehlichkeit zurück.
Heute gehören die Schirchkonzerte in jede Sammlung elitärer Kammermusik.

93– 6.5.07

Täglicher Tapetenwechsel

Ich habe die Angewohnheit, mich nach getaner Arbeit zurück zu lehnen, die Hände in die Hosentaschen zu stecken und den Rest unverbrauchter Luft mit einem explosiven Seufzer aus mir heraus zu lassen.
Diese Explosion ist zwar nicht so scharf, dass sie mein Haus zertrümmert, aber doch Splitterritze in meine Tapete graviert.
Und das nimmt mir jede Tapete übel und rollt sich zusammen – so wie Igel das tun – und fällt dann einfach ab.
Da ich aber, wie andere eine Geliebte, eine Tapete brauche, kleistere ich jeden Tag eine neue an die Wand.
Vielleicht sollte ich demnächst doch weniger arbeiten.

94– 7.5.07

Wimpertierchen

sind diese kleinen Viecher, die mir immer die Tusche wegnaschen. Die kosten mich jetzt schon ein Vermögen. Kaum habe ich mich betuscht, schnabbeln sie mir die Tusche auch schon weg. Und ich kann diese Biester nicht erledigen. Ich habe mir meine Wimpern schon mit Rattengift eingerieben und sie mir auch schon abgefackelt – stellen Sie sich bloß einmal vor, wie ich danach aussah – aber diese Fresslinge kriege ich nicht kirre.
Was soll ich tun? Künstliche Wimpern machen mich zu nuttig und ungetuscht ist mir zu brav.
Liebe Frau Dr. Arabella, das ist doch nun wirklich einmal ein echtes Problem, oder?

95– 8.5.07

Überholt

Gestern

Der hinter mir trägt das mir vertraute Hemd aus vergangener Zeit. Bestimmt auch noch anderes. Aber das Hemd reicht mir. Es hat Blümchen. Dieses Hemd habe ich schon damals gehasst, als ich es wegen des Zeitgeschmacks tragen musste.

Heute

Er geht seit heute Morgen neben mir. Jetzt kann ich auch erkennen, dass er zu diesem Hemd noch diese Strickkrawatte trägt.
Wieso ich überhaupt jemals eine Krawatte getragen habe, kann ich mir auch heute noch nicht schlüssig erklären.

Morgen

Er läuft da vor mir her. In diesem Hemd. Merkwürdig, auch wenn ich meine Brille absetzte,
seine Konturen bleiben scharf.

96– 9.5.07

Der Arschabbeißer

angeregt von Pedro,
gewidmet jedem Arsch, der nicht kneift, wenn’s drauf ankommt.

Der Arschabbeißer lauert überall dort, wo man ihn auch vermutet. In der Kloschüssel, hinter dem Donnerbalken, im Gebüsch oder in der Windel. Kurz und gut: überall dort, wo man ihm nicht aus dem Weg gehen kann.
Erfunden hat ihn der berühmte Unbekannte, der einmal vor einer K

Bürgerreporter:in:

Doc Grille aus Hannover-Mitte

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