Warum sagt man eigentlich...
Es gibt so viele Floskeln, Redewendungen oder gar „Geflügelte Worte“, die noch heute in aller Munde sind, obwohl sie schon hunderte oder gar tausende von Jahren alt sind. Doch woher kommen die bekannten Redensarten wie „seinen Obolus entrichten“ und was bedeuten sie im originären Sinne?
Warum sagt man eigentlich „Geld stinkt nicht“, wenn man von Handlungen spricht, die nichts Anrüchiges an sich haben?
Dieses oft zitierte Geflügelte Wort wird dem römischen Kaiser Vespasian (er regierte von 69-79 n. Chr.) zugeschrieben, der stets darauf bedacht war den Staatssäckel wieder zu füllen. Dies war auch bitternötig, weil die Staatsfinanzen in den letzten Regierungsjahren unter Nero (reg. von 54-68) und in dem nach seinem Tode ausbrechenden Bürgerkrieg 68/69 n. Chr. (sog. Vierkaiserjahr) stark gelitten hatten.
Vespasian stammte nicht aus der Senatsaristokratie und hatte sich kontinuierlich als loyaler Militär seit Caligula (reg. 37-41) hochgearbeitet. Nachdem er unter Claudius (reg. 41-54) an der Eroberung Britanniens beteiligt gewesen war, fiel er jedoch bei Nero in Ungnade als er auf dessen „Griechenland-Tournee“ während einer seiner zahllosen Aufführungen im Theater einschlief. Erst als in Judäa ein großer Aufstand entbrannte (ab 66 n. Chr.) reaktivierte Kaiser Nero den treuen Offizier, weil er den machtgierigen Senatoren misstraute, und beauftragte ihn mit der Niederringung des jüdischen Aufstandes. Nach dem Freitod Neros (seine letzten Worte sollen gelautet haben: Welch ein Künstler geht mit mir zu Grunde, lat. qualis artifex perero) und den Wirren des Bürgerkrieges ging Vespasian als neuer Kaiser hervor.
Gemäß seiner pragmatischen und soldatischen Natur machte er sich gleich an die Arbeit, um das römische Imperium wieder auf Touren zu bringen.
Die bekannteste seiner Maßnahmen war es, den Walkern und Gerbern eine Steuer für den Urin aus den öffentlichen Bedürfnisanstalten aufzubrummen. Man muss dazu allerdings wissen, dass diese den Urin brauchten, um ihre Textilien zu färben und zu bearbeiten. Es lag also eine gewerbliche Nutzung des Urins vor, wie man heute finanztechnisch sagen würde. Bisher hatte die römische Textilindustrie jene Flüssigkeit immer gratis bezogen, doch mit Vespasian und seiner „Urinsteuer“
(lat. urinae vectigal) war diese Zeit endgültig vorbei.
Der kaiserliche Biograph Sueton berichtet in einer Anekdote in der Lebensbeschreibung des Vespasians folgendes:
„Als sein Sohn Titus ihm einmal Vorhaltungen machte, dass er sich auch noch eine Pissoir-Steuer habe einfallen lassen, hielt dieser ihm das Geld aus der ersten Zahlung unter die Nase und wollte wissen, ob er am Geruch Anstoß nehme. Als jener das verneinte, sagt er: „Und doch kommt es vom Urin“ [Suet. Vesp. 23,3].
Es ist nicht bekannt, wer die Verneinung des Titus in die prägnante Formel non olet (Es stinkt nicht.) fasste, doch eins weiß auch noch heute jeder: Geld stinkt nicht (pecunia non olet)!
In Paris gab es übrigens noch bis vor wenigen Jahren öffentliche Toiletten für Herren namens vespasienne….
Auch diese Frage hat sich wahrscheinlich jeder schon einmal gestellt: „ Warum habe ich am Monatsende bloß keine Moneten mehr im Portmonee?“ Die Antworten auf diese Frage sind individuell und nicht zufrieden stellend für jeden zu beantworten, doch mit der Frage warum man eigentlich „Moneten“ sagt, wenn man Geld meint, verhält es sich etwas leichter.
Die römische Göttin Juno „bewohnte“ zusammen mit Minerva, der Göttin des Handwerks, und mit ihrem Gatten dem Göttervater Jupiter einen Tempel auf dem höchsten Berg Roms, dem Kapitol. Sie waren die obersten römischen Staatsgötter und wurden nach ihrem „Wohnsitz“ auch Kapitolinische Trias genannt.
Juno war zunächst einmal die Göttin der Frauen und für Fruchtbarkeit und die Ehe zuständig. Im laufe der Zeit bekam sie noch einige weitere Eigenschaften und vor allem Beinamen hinzu, die ihr Tätigkeitsfeld charakterisierten. Einer dieser Beinamen war Juno Moneta, was soviel bedeutete wie: Juno die Ermahnerin oder die Erinnernde (lat. monere waren, erinnern, (er)mahnen). Dieser Wortstamm wird einem auch in der Uni immer wieder leidvoll vor Ohren geführt, wenn einige „speziellen“ Seniorstudenten noch etwas monieren müssen, weil es damals ja alles ganz anders gewesen ist und wir das auch gar nicht beurteilen können, da wir seinerzeit ja auch nicht dabei gewesen sind…
Woher Juno tatsächlich den Namen Moneta erhielt ist nicht sicher. Möglicherweise hängt es mit den Gänsen der Juno zusammen, die im Jahre 387 v. Chr. während des Galliereinfalls in Rom durch ihr Geschnatter die Römer vor der nächtlichen Erstürmung des Kapitols gewarnt haben sollen und somit zumindest das Heiligtum vor den Feinden gerettet werden konnte [Livius V, 47, 4]. In diese dunkle Episode der römischen Geschichte fällt noch ein weiters Sprichwort (vae victis Wehe den Besiegten!), welches hier und heute jedoch nicht weiter thematisiert werden soll.
Die Gänse der Juno waren fortan heilig und aus Dankbarkeit für die Warnung enthielt der römische Haushalt immer einen Posten für Gänsefutter. Im Jahre 344 v. Chr. wurde ein Tempel für Juno Moneta auf dem zweiten Gipfel des Kapitols (Arx) eingeweiht, in dem ihr nun dort Opfer als Beschützerin des Staates dargebracht wurden und die berühmten Gänse gehütet wurden.
Seit dem Jahre 286 v. Chr. befanden sich im oder neben dem Heiligtum der Juno Moneta, die römische Münzprägestätte. Nach einiger Zeit bürgerte sich dann der Beiname der Göttin nach und nach für die Münzstädte selbst ein.
Das Dreimannkollegium, welches für die Prägung der römischen Münzen zuständig war hieß triumviri monetales. Das lateinische Wort moneta hat sich in der Folgezeit auf das dort (also im Tempel der Juno Moneta) produzierte Geld übertragen und gelangte über das riesige Imperium und seine Provinzen letztlich auch in die nachfolgenden europäischen Sprachen. Im Englischen erinnert das Wort money, im Französischen monnaie an seinen lateinischen Ursprung. In Deutschland spricht man auch heute noch von Moneten, besonders natürlich wenn man sie gerade mal nicht hat L.
Bürgerreporter:in:Frank Straßburger aus Hannover-Südstadt |
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