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Schorse - Bummel, König , Drachen und die Aufmerksamkeit

Schorse und (s)ein Drum-herum

Ist ein Zeichen des Fort-Schritts oder ist es eher ein Merkmal der Oberflächlichkeit. Ich neige inzwischen mehr dazu, die allseits beliebt gewordene Oberflächlichkeit zur Verantwortung zu ziehen. - Und was hat sie verbrochen? Einen schlampigen Umgang mit unserer Sprache. Das kann ich beklagen oder einfach nur zur Kenntnis nehmen. Da hilft mir auch keine heiß geführte Diskussion um rechtschreibende Reformen, denn in Wirklichkeit war es vergebliche Mühe, sich überhaupt mit dem zu beschäftigen, was Recht-Schreibung erreichen will.
Im September 2009 bekam ich bei einer Fahrt mit der U-Bahn nach Hannover-Döhren ein kurzes Gespräch mit: „Du, ich war jetzt mit meiner Familie beim Schorsenbummel, das hat sich gelohnt, die vielen Stände aus der Landwirtschaft, da gab es mal richtig schmeckendes Obst, nicht so'n Gammel wie aus dem Supermarkt!“ Im Gespräch verwickelt waren zwei Männer, geschätzt so um 35 Jahre alt und von dem einen angesprochen war das inzwischen schon traditionelle Erntefest zwischen Kröpcke und Georgsplatz. „Schorsenbummel, noch nie gehört, was ist denn das, oder habe ich mich verhört?!“ - „Nein, ich habe auch immer nur Schorsenbummel gehört, ich glaub das stand sogar so in der Zeitung oder auf einem Plakat!“ - ich mischte mich ein und versuchte zu erklären „Schorse, ist die hannöversche Variante des Namens Georg – auf Englisch gesprochen Dschorsch“ Die beiden sahen mich an und der eine meinte dann nur reichlich verwirrt: „..und warum so umständlich, über das englische Wort? Ich musste aussteigen und warf ihnen nur noch nach, dass einer der Könige von Hannover auch gleichzeitig König von Großbritanien und Irland war. Zu mehr reichte die Distanz zwischen Sitzplatz und Ausgang leider nicht.
Wir benutzen Worte und Wortbilder und wissen oft nicht einmal, wovon damit auch gleichzeitig die Rede ist.
Diese kleine Episode würde noch nicht ausreichen, meinen kleinen Kampf gegen die Windmühlenflügel „Oberflächlichkeit“ ausgerechnet am Schorsenbummel oder am Georg festzumachen. Wenn da nicht noch am selben Tag mein Besuch im Historischen Museum gewesen wäre. Und da gab es die Begegnung mit dem Mädchen und ihrer Großmutter. Das Mädchen stellte viele Fragen und die Großmutter war wirklich bemüht, so gut es ging zu antworten. Ich begegnete ihnen unter anderem in der Halle mit den goldenen Kutschen des Königshauses. „Schau mal!“ forderte ich das Mädchen auf, „hier kannst Du sogar sehen, für wen diese Kutsche allein bestimmt war!“ ich wies auf ein symbolisches Bild: ein gewaltiger Kerl mit einer Keule in beiden Händen, der auf eine seltsames Flügeltier einschlagen wollte. Die Großmutter sah mich an und das Fragezeichen in ihrem Gesicht war dick und deutlich zu erkennen... konnte sie da Bild nicht wahrnehmen oder auseinander sortieren? Darum verwies ich gleich auf ein zweites – dem erst gar nicht nicht unähnliches dafür aber - viel deutlicher erkennbares Bild, nun einem Ritter mit einen Schwert, der auf ein dem ersten ganz ähnliches Tier einschlagen wollte. - Wenn jetzt wenigstens – verleitet durch das erste Bild noch „Michael“ (als Bezug auf den „Erzengel Michael“) gekommen wäre; aber die Großmutter wusste mit den beiden Bildern im Blick auf einen hannöverschen König nichts anzufangen. Ich konnte wieder mal drei Pfund Weisheit zum besten geben und hörte von der erstaunten Enkelin die eher feststellende Frage: „Ist das dann an der großen Kirche auch der Georg mit dem Drachen?“ - Richtig, sie hatte eine nächste Fährte für den Namen gefunden und ich konnte nur ergänzen, dass einer der beiden Namen der Marktkirche tatsächlich Georg sei (der andere: Jacobus/Jacobi). Und wenn sie genauso aufmerksam durch die Georgstraße in Hannover schlendert, bummelt, dann wird sie gleich neben dem Schillerdenkmal noch einmal diesem Georg mit dem Drachen begegnen, genau über dem Eingang zur Georgspassage!
Und wer nun meint, Schorse habe damit seine Pflicht getan und überall auf sich aufmerksam gemacht, dem kann ich einen Tipp geben: In der Marktkirche selber in der nordöstlichen Taufkapelle hoch droben an der Wand finden wir noch eine weitere figürliche Darstellung dieser legendären Figur.
Schade nur, dass wir so wenig Aufmerksam sind und nicht den Mut der Kinder haben, zu fragen; Wahrnehmungen zu hinterfragen.

Und jetzt wäre es an der Zeit, genau diesen alten Schorse aus ganz früheren Zeiten vorzustellen. Aber das haben Schreibende bei WIKIPEDIA schon so kurz und knapp unternommen, dass ich hier nur mit einem LINK
ttp://de.wikipedia.org/wiki/Georg_(Heiliger) auf die Seite verweisen kann, dort wird uns dann auch Michael wieder begegnen.

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5 Kommentare

Sehr schöner Bericht!
Viele Menschen benutzen Begriffe, deren Herkunft Sie eigentlich gar nicht kennen.

Und wer der Legende vom klarsten Hochdeutsch in Hannover nicht erliegen möchte, der möge sich einmal mit älteren Hannoveranern und Lindenern unterhalten um festzustellen, das viele Dinge des täglichen Sprachgebrauches im Raum Hannover auf dem gut klingenden hannöverschen Dialekt fußen.

Daan gehn wa ma beih und kläähren das mit dehn Schohhrssse!

..,oder wir buddjern übbern Maakt vorm Rathaus und wat dann noch fehlt kaufen wir in Hannova!

Übrigens, im Ausland (also außerhalb von Hannover!) erzähle ich auch nur, dass das angebliche echte Hochdeutsch der Hannoveraner nur deren Dialekt ist, weil man uns doch immer wieder genau daran erkennt!

Tja, leider ist sehr schwierig jemanden zu finden der noch wirklich die hannoversche Mundart von Geburt an beherrscht.

Die beiden FFN Komiker Siggi und Rainer versuchen zwar noch ein wenig die Mundart zu erhalten, stehen da aber eher auf verlorenem Posten.

Ich erinnere mich an einen älteren Herren, der in einem Lottoladen herzhaft auf hannoverscher Mundart schimpfte! Eine Ohrenweide!
Ich bedankte mich später bei dem etwas verdutzten älteren Herren dafür, das ich dieses Kostprobe der hannoverschen Mundart mal mit eigenen Ohren hören konnte.

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