Misburger Hafen

Der Misburger Hafen ist ein Binnenhafen am Mittellandkanal in Hannover. Er liegt an der Grenze der Stadtteile Misburg-Misburg-Nord und -Süd und ist über den Stichkanal Hannover-Misburg|Stichkanal Misburg vom Mittellandkanal aus erreichbar. Er ist der kleinste der vier städtischen Häfen und wird seit 1918 betrieben. Zunächst vor allem Umschlagplatz für die örtliche Zementindustrie, entwickelte sich der Hafen zu einem Logistikbetrieb im Bereich Wasser und Schiene für die Region Hannover - Braunschweig - Hildesheim. Neben Zement und Zusatzprodukten wird hauptsächlich Schüttgut umgeschlagen.

Geschichte
Die 'Portland Cementfabrik AG' gründete für ihren Zementumschlag 1912 die 'Misburger Hafenbetriebsgesellschaft', an der sich die damaligen Landkreise Hannover und Burgdorf und die Gemeinde Misburg beteilgten.

Neben dem Eisenbahnanschluss hatte der Hafen bis 1955 auch Anschluss an das Geschichte der Straßenbahnnetz von Hannover (Linie 13). Zu dieser Zeit wurden durch die Straßenbahn auch Güterverkehr abgewickelt.

Während des Zweiten Weltkriegs war die Erdölraffinerie Deurag-Nerag ein Hauptziel von alliierten Kampfbombern. Stichkanal und Hafen wurden ebenso wie Teile der Raffinerieanlagen mit Tarnnetzen abdeckt, um den anfliegenden Kampfbombern die Orientierung zu erschweren. Insgesamt gab es mehrere gezielte Angriffe auf die Deurag-Nerag, die die Anlagen immer wieder z. T. für Monate außer Betrieb setzten. Am 24.08.1944 setzen über 300 Bomben die Raffinierie komplett in Brand. 120 Bomben schlugen im Hafengelände ein. Drei Schleppkäne wurden dabei versenkt. Am 11.09.1944 erhielt der Hafen noch einmal 170 Treffer, vier Schleppkäne wurden versenkt.

Lage und Infrastruktur
Erreicht wird der Hafen über den Stichkanal ca. 900 m nach dem Abzweig vom Mittellandkanal bei km 171,6.

Die Hafenanlage umfasst ca. 20 h mit einer Uferlänge von 420 m. Es steht eine Kailänge von 280 m mit einem Umschlagkran zur Verfügung. Die Gleislänge der Hafenbahn beträgt 6.840 m. Zwei hafeneigene Diesellokomotiven stehen für den Verschub zur Verfügung. Der Hafen ist über den 'Tarifbahnhof Misburg-Hafen' an das öffentliche Gleisnetz angebunden (Güterumgehungsbahn Hannover). Auf dem Straßenweg sind in wenigen Kilometern die Bundesstraße 65 und die Autobahnen A 2 und A 7 erreichbar.

Die heutige Hafenanlage befindet sich südlich des Stichkanals vor der Straßenbrücke der L 382 (Anderter Straße). Nördlich liegt der Bereich der ehemaligen Ölumschlaganlage mit dem angrenzenden Brachgelände der 1986 stillgelegten Deurag-Nerag Raffinerie. Dieser Bereich ist im Zuge des Ausbaus des Stichkanals in eine naturnahe Flachwasserzone umgestaltet worden und nicht mehr genutzt.

Heute liegen insgesamt 10 Betriebe im direkten Einzugsbereich des Hafens, wie z. B.:
- Columbian Carbon Deutschland GmbH, Niederlassung Hannover
- Jungenthal Waggon GmbH
- Tanklager der VTG-LEHNKERING AG
- Betonwerk Quick-Mix Hannover GmbH & Co KG
- Pape Entsorgung GmbH & Co KG

Neben dem heute genutzten DEMAG-Portaldrehkran aus den 1950er-Jahren stehen auf dem Gelände noch zwei stillgelegte Krane aus dem Jahr 1918, die bis 1957 in Betrieb gewesen sein sollen. Seitens der Stadt gab es Überlegungen aus den beiden maroden Kranen einen Kran wiederaufzubauen und in einer anderen Hafenanlage als Denkmal aufzustellen. Der Bezirksrat Misburg-Anderten setzt sich dafür die Krananlagen als Industriedenkmal am ursprünglichen Standort zu erhalten. Laut Aussage der Stadtverwaltung im Juni 2009 gegenüber dem Bezirksrat wird am Plan zur Umsetzung einer Sanierung gearbeitet. Die Anlagen wurden in das niedersächsische Verzeichnis der Industriedenkmäler aufgenommen.

Betriebsgesellschaft
Betreiber des Hafens ist die privatrechtliche 'Misburger Hafen Gesellschaft mbH' (MHG). Diese gehört zur Unternehmensgruppe 'Hafen Hannover', die daneben aus dem Eigenbetrieb 'Städtische Häfen Hannover' (SHH) mit den Standorten Lindener Hafen und Nordhafen und der Beteiligungsgesellschaft 'Hafen Hannover GmbH' (Brinker Hafen) besteht. Neben der Stadt Hannover (über die SHH mit 39,66%) sind an der MHG beteiligt: Die Teutonia Zementwerk AG Hannover (39,66 %), Die Erölraffinerie Deurag-Nerag GmbH Hannover (13,79 %) und die Region Hannover (6,89 %). Neben dem Hafenbetrieb ist die Verwaltung und Nutzung/Vermarktung der hafeneigenen Wasserflächen und Grundstücke für Industrieansiedlungen eine Aufgabe der MHG. Sie ist mit 21 % an der SANDIX Grundstücks-Vermietungsgesellschaft mbH & Co. KG in Düsseldorf beteiligt.

Geschäftszahlen
Durch die wieder zunehmende Bedeutung des Gütertransportes auf dem Wasserwege und die günstige Verkehrsanbindung erwirtschaftet die Hafengesellschaft seit Jahren einen stetig steigenden Gewinn. Im Jahr 2007 wurde laut Bilanz ein Überschuss von 335.000 € erzielt (Vorjahr 2006: 240.000 €)

Entwicklung des Hafenumschlags:

Jahr........Schiff....................................Eisenbahn
2006.......275.700 t...............................267.100 t
2007.......323.779 t (504 Schiffe)........272.241 t (4.724 Waggons)
2008.......416.385 t (638 Schiffe)........245.684 t (4.223 Waggons)

Weitere Häfen der Stadt Hannover
- Nordhafen, größter Hafen mit der Anbindung des Volkswagenwerks
- Lindener Hafen, mit Umschlagsanlage für den kombinierten Ladungsverkehr Straße/Schiene
- Brinker Hafen, ältester Hafen Hannovers (in Betrieb seit 1914)

Die vier städtischen Häfen erbrachten 2008 mit rund 90 Mitarbeitern zusammen eine Umschlagleistung von fast 4 Mio. Tonnen.

Besondere Vorkommnisse
Am 18. März 2009 vernichtet ein Großfeuer eine 100 x 80 m große Wartungshalle der 'Jungenthal Waggon GmbH' auf dem Hafenareal. Trotz eines der größten Feuerwehreinsätze der jüngeren hannoverschen Geschichte entstand ein Schaden von ca. 6 Millionen Euro.

Am Morgen des 22. Februar 2009 brannte es auf einem Binnenschiff im Hafen.

Am 25.11.2008 wurde bei Ausbaggerarbeiten im Hafen ein Bombenblindgänger aus dem 2. Weltkrieg zu Tage gefördert. Dieser wurde mit einem Schleppkahn in den Bereich des Yachthafens gebracht und dort entschärft.

Dieser Infoartikel ist von mir inhaltsgleich im deutschen Wikipedia in der neuen Kategorie 'Misburg-Anderten veröffentlicht' worden: http://de.wikipedia.org/wiki/Hafen_Hannover-Misbur...