Feigling und Feigline Teil 1

Er konnte gut klettern und war deshalb auf dem Baum am See immer als Erster oben. Aber er war immer als Letzter wieder unten. Denn er traute es sich nicht wie die die Anderen einfach in den See zu springen. Deshalb verstießen sie ihn eines Tages aus ihr Bande. Zu lange hatten sie ihm Zeit zum Sprung gegeben. Aber da war nichts mehr zu machen. Er war nun mal ein Feigling.
Von dem Tag an kam er nicht mehr vom Baum am See herunter. Eine lange Zeit jedenfalls nicht. Seine Eltern hatten überall Plakate im Ort aufgehängt, auf denen er mutig seinen Teddybären im Arm hielt. Da war er noch klein. Und an jeden Baum im Wald hatten sie die Plakate genagelt. Auch an den Baum, auf dem er damals so lange gesessen hatte.
Von seiner Bande wusste auch niemand wo er war, Feiglinge sieht man nicht, hieß es damals im Schwur.
Als es Herbst wurde, versteckte er sich in dem Nest, das ein Vogel, den er nicht kannte, weil er in der Schule nicht gut war, gebaut hatte. Er passte da zwar nicht wirklich hinein, aber das Nest gab ihm aber so ein Gefühl.
Die Polizei und auch seine Eltern hatten ihn bald vergessen, denn Feiglinge vergisst man schnell. Natürlich wünscht man sich solche Eltern und so eine Polizei natürlich nicht, aber man kann sich beides ja nicht aussuchen.
Im Frühjahr sah er sie zum ersten Mal, aber es sollte bis zum Sommer dauern, bis er sie kennenlernte. Und er konnte sie nicht so genau erkennen, denn sie war zu weit weg und kam einfach nicht näher. Die Anderen, die um sie herum waren, waren die, die ihn nicht mehr sehen konnten, weil er ja ein Feigling war. An einem Donnerstag im Sommer war er dann endlich so alt, dass es ihn irgendwie zu dem Mädchen hinzog und so stieg er vom Baum herunter.
Sie schien auf ihn gewartet zu haben, denn sie lächelte, als sie ihn sah und begrüßte ihn mit den Worten: „Ich freue mich, dich zu sehen!“
Das klang schon sehr erwachsen.
Es hätte auch noch gefehlt, dass sie Sie anstatt dich gesagt, dachte er und brachte selbst ein „Ganz meinerseits heraus!“, was er aber für völlig normal hielt.
Beide trennte ein Graben, leicht zu überspringen.
„Ich hätte dich ja schon längst auf deinem Baum besucht“, sagte sie etwas traurig, aber ich komme einfach nicht über den Graben. Ich weiß, dass er nicht breit ist, aber ich traue es mir nicht, darüber zu springen, aber dafür kann ich gut klettern!“

Bürgerreporter:in:

Doc Grille aus Hannover-Mitte

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