DENK MAL (1): „...nachten“
Du wirst sagen/denken/grummeln: „so ein Blödsinn!, ...nachten!“
Lass Dich einladen NACH-zudenken, eine viel zu schöne Aufgabe, als sie einfach anderen zu überlassen. Du wirst erstaunliche Ent-Deckungen dabei machen.
Ent-Decken = etwas aufdenken, die Hülle von dem Verborgenen abnehmen!
Nach-Denken = Denken ist das eine, aber dann geht es weiter und Du kannst Deine Gedanken von einer anderen Position aus wahrnehmen, bestaunen, überprüfen, ganz neu aufnehmen.
Aber „...nachten“? - hast Du nie gehört, stimmt es? - und damit wärst Du ja schon auf der Spur, irgendwas stimmt mit dem Wort überhaupt nicht. Du kennst das „Übernachten“ - eigentlich nichts anderes als „über eine Nacht an einem Ort bleiben“ - und schon wieder eine Verwirrung. Wir verbinden damit mehr das „Schlafen“ und wen jemand die Nacht ohne Schlaf durchgemacht hat, dann ist er seltsamerweise „Übernächtigt“... ich merke, Du hast schon ganz eigene Gedankengänge. Und achte darauf, wir haben es schwer mit der Nacht, wir tun uns schwer mit der Nacht. Wir brauchen sie zwar, aber wir wollen das nicht wirklich wahrhaben. Das Dunkel bedroht uns, macht uns ganz tief drinnen Angst.
Ein Dieb kommt angeblich am liebsten bei Nacht, Wir ließen uns darum auch vom Nachtwächter behüten. Wenn jemand sich ganz und gar verraten vorkommt, lautet eine Redensart auch, „ich wurde hinter das Licht“ geführt, dahin wo es so schrecklich finster ist, dass ich (wie man im Norden Deutschlands sagt) auf einmal im Dustern (Düstern, Dunkeln) tappe.
Und so kann ich dieses Reihe so fortführe, - Du bist schon viel weiter, ich weiß! - dann komme ich auch noch an Redewendungen vorüber wie „Die einen sind im Dunkeln, die anderem im Licht, doch die im Dunkeln, die sieht man leider nicht!“ oder an den dunklen Gestalten. Und was ist wenn Dir dann und wann mal schwarz vor Augen wird, und es liegt keine Erkrankung des Körpers vor?
Die Nacht, das Dunkle habe in unserem Sprachgebrauch immer wieder die Nähe zum Bedrückenden, zum Traurigen auch zum Unheimlichen.
Und nun nehme ich Deine Gedanken noch ein wenig weiter mit in einer Zeit vor der Luxus-Erfindung „Straßenbeleuchtung“ Wer einmal im Bayerischen Wald oder hoch oben in den Alpen war und sich nachts dort aus dem Haus wagte, der weiß, was Dunkelheit, was Nacht bedeutet. Und wer schon das Brot der Armut gegessen hat, der weiß, wie Dunkel es um eine ganze Familie sein kann, selbst am hellichten Tag, die ganze Woche, den ganzen Monat, das ganze Jahr, bei manchen schon das ganze Leben lang, seit der Geburt. Und es gibt Menschen, die kennen das Brot der Armut schon seit drei vier Generationen. - Das ist Nacht – unendlich lange, fast nicht aushaltbar, sie macht krank, sie grenzt aus.
DENK MAL, zu diesen Menschen in der ewigen Nacht wird ein kleines Licht getragen. Ein Licht, das den Mut hat zu wachsen, das ansteckend wirken kann, von dem sich die Menschen in der Nacht anstecken lassen. DENK MAL, wenn diese Menschen das erleben, und wenn dann merken, wie in ihnen eine Kraft sich entwickelt, wie sie aus der matten gebeugten und zornigen Halten, sich aufrichten und sich aus ihrem Zorn ein Mut entwickelt und mit dem geraden Blick nach Vorn auf einmal viel mehr Licht sichtbar wird – DENK MAL, kannst Du Dir ihre Gesichter vorstellen. Die strahlen, die drücken Entspannung und Freude aus!
...NACHT? Diese Nacht wird für diese Menschen zu einer besonderen Nacht, an die sie sich noch lange erinnern werden, sie werden noch Generationen später davon erzählen. Der Moment, wo ihnen ein Licht aufging, hat eine so starke Wirkung, dass er ansteckend wirkt bei denen, die ihnen aufmerksam zuhören. Es werden die sein, die ähnlich dunkle Erfahrungen machen mussten, die sich in ähnlichen dunklen Stunden fast am Ende wähnten...
Und DENK MAL weiter: Diese Verwandlung der Mut- und Freudlosen zu fröhlichen mutigen Menschen ist denen ein Fest wert, mehr noch, sie wollen sich diese Erinnerung bis in die Herzen bewahren, schmecken, riechen, spüren. Diese Umkehr der tiefen Dauernacht wird mit einer großen Verehrung verbunden, die ihnen sehr wichtig ist – sie ist ihnen HEILIG.
WEIH-NACHT – das ist die HEILIGE NACHT. Sie hat nichts mehr Schnee und dunkler Jahreszeit zu tun. Wer die WEIH-NACHT verstehen möchte, der gehe in unseren Breiten am 24. Juni irgendwohin, wo viel Menschen sich aufhalten: Hauptbahnhof, Flughafen, Autobahnraststätte an der A2; Kaufhaus – und schaue in die Gesichter, auf die sogenannten Begegnungen, lausche den Worten der Menschen und dann habe Du eine Taschenlampe dabei; Du wirst staunen, wie dunkel es am 24. Juni Mittags um 12 Uhr ist!
Was wir aus Weihnachten gemacht haben ist ein Konjunkturprogramm – das muss auch sein, aber warum nicht einfach zu einer anderen Zeit im Jahr; zum Beispiel in den Umsatzschwachen Monaten Juli/August. Das 13te Monatsgehalt (oder was davon geblieben ist) gibt es auch schon dann, Der Staat zeigt sich seinen Armen gegenüber dann vielleicht auch mal freundlicher, weil ja auch sie zur Wirtschaftskraft beitragen... Weihnachten braucht keinen Schnee, keinen November oder Dezember, auch dringend einen 24ten Dezember. Weihnachten braucht allein Dich.
Und dann am sogenannten Volkstrauertag: Lichter aus, Schmuck beiseite gestellt, eine kleine gesunde Fastenzeit bei all dem Naschwerk, selbst der Nachmittagskaffee wird durch ein Glas Wasser ersetzt, draußen wird immer früher dunkel, das hilft, sich zu besinnen, NACH-zu-DENKEN, was Dunkelheit bei uns bewirkt. Und wenn jetzt noch der andere Schritt gewagt werden mag. Dann entdeckst Du, wie klein sich mein Gott gemacht hat. So klein wie Du auch mal gewesen bist. Und wenn Dich jemand als Säugling ansah, musste er strahlen, einfach so. Du warst sowas wie eine Hoffnung für die Menschen, die Dich sahen. Noch mehr damals und heute: in jedem Kind das geboren wird, dürfen ein Stück von Gott sehen. Wir können endlich diese Nacht um uns zum Tage machen. - Das glaube ich – gerne! -- Was wäre Weihnachten ohne „Weih“? - Nein, falsch gefragt: „Wie gefällt Dir eigentlich Weihnachten ohne `Weih`?“ - Das kannst nur Du beantworten!
Bürgerreporter:in:Christel Pruessner aus Dersenow |
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