Vom Ursprung bis Gegenwart: Erst MUDISA, dann MUDZBORGH und zum Schluss MISBURG.
Juan Carlos Blanco Varela (historischer Chronist) schreibt diesen geschichtlichen Bericht im Namen der Bruderschaft der Mudzborgh, mit der Unterstützung des Publizisten und Chronisten Wolfgang Illmer. Diese bereits vielen geschriebenen Beiträge sollen Klarheit bringen über eine Reihe von wichtigen historischen Ereignissen in Verbindung mit dem heutigen Stadtteil Hannover-Misburg und über den ganz wichtigen Dienst, den die Mudzborgh als Schutzbastion über 500 Jahre für Menschen, Land und Reich geleistet hat.
Es waren die Anfänge der Zivilisation in unserem Gebiet, der heilige Ort der Germanen mit dem Namen MUDISA, wo die Thüringer ihre Siedlung im Jahr 250 bauten. Der Krieg der Sachsen und Merowinger gegen den Thüringer (Schlacht an der Anderter Schleuse im Jahr 528), als die Sachsen MUDISA übernahmen und dort ihr Althing, die Stammesversammlung (Marklo) abhielten. Die Sachsenkriege von Karl dem Großen,Widukind der Freiheitskämpfer, die Plünderungen der Nordmänner (Wikinger) in norddeutschen Reich, die Verhandlungen zum Bau der Mudzborgh und die Baugenehmigung durch Kaiserin Theophanu, der Bau der Verteidigungs- und Fluchtburg Mudzborgh (Siehe myheimat Hannover).
Der Bau der Mudzborgh 994-1013 war sehr relevant für die geoestrategischen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen des Landes, ohne den Bau der Mudzborgh (dank Kaiserin Theophanu) hätte sich die Geschichte des Landes sehr wahrscheinlich anders zugetragen, die Mudzborgh war nicht nur Garant für Sicherheit und Geborgenheit, die Mudzborgh war der große Höhepunkt in der aufregendsten Geschichte Misburg und des Landes. Trotzdem wurde über ihre Wirkung und die große Bedeutung der Festung seit Jahrhunderten geschwiegen und sogar geheim gehalten. Sie wurde nach der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) verlassen, die Burg war nicht mehr zeitgegerecht für die neue Kriegstechnik und Waffen (Kanonen), konnte nicht mehr standhalten, sie wurde verlassen und zerfiel in eine Ruine. Sie wurde in kurzer Zeit ausgeschlachtet, ihre historischen Steine wurden abgebaut und für den Bau vieler Gebäude in Misburg, verwendet. „Es gibt heute noch ein paar alte Höfe, in dessen Grundmauern noch Steine der Mudzborgh vorhanden sind“.
Wie massiv die Mudzborgh gebaut wurde und wie eifrig alle bei der Arbeit waren, haben wir bereits erklärt, aber wie sahen die Wohntrakte von innen aus?:
Der lange Stall war für die vielen Pferde und Soldaten, die in der Mudzborgh dienten, die Soldaten übernachteten bei den Pferden und waren ständig bereit, falls der Hauptmann wegen drohenden Gefahren, sie schnellstens einsetzen musste. Neben dem riesigen Pferdestall, lagen die Zimmerei und die Schmiede mit eigenen Wohntrakten für die Familie, auch die Kornkammer der Burg lag dicht daneben. Die Wohntrakte im Inneren des Hauptgebäudes der Burg, waren schlicht ausgestattet, mit wenigen und einfachen Möbeln, nur der Kastellan der Festung besaß einen Stuhl mit Rückenlehne, alle anderen saßen auf Bänken oder während der großen Akte und Festivitäten wurden Klapptische und Klappstühle verwendet. Im Waffensaal (Kapitular-Saal), auch Rittersaal genannt, gab es einen großen Tisch, wo der Kastellan, Voigt Baumeister und alle Hauptmänner öfters tagten, um die Probleme des Alltags zu besprechen, auch zu Sondersitzungen bei Gefahrdrohung. Die Wände waren mit Teppichen versehen um die Zugluft abzuhalten. In einem großen Kamin wurde Feuer gehalten um Wärme zu produzieren, der Rauch vom offenen Feuer stieg durch einem Loch im Dach, ins Freie.
Wir werden versuchen, die entsprechenden Kammern etwas zu definieren:
Über dem großen Waffensaal, haben wir schon gesprochen, der Boden war aus nacktem Stein, man streute auch Stroh oder Binsen auf den Steinboden. Für Feste oder sonstige Akte wie Rittertagungen, wurden zusätzliche Fackeln oder auch Talglampen als Beleuchtung aufgestellt. Die große Küche der Burg, wurde in einem extra Raum untergebracht, die nicht weit entfernt vom Wasserbrunnen lag, neben der Küche war auch der Speicherraum für die Lebensmittel. Vom Rittersaal (Waffen-Saal) aus, ging eine Wendeltreppe hoch zu den anderen Sozialräumen. Ein großer Raum war die Kemenate (Kammer mit Kamin), ein Wohnraum für Frauen (heute auch Sozialraum genannt), auch als Frauengemach gedacht, dann der Unterrichts- und Spielraum für die Kinder, daneben lag der große Not-Speicher von Lebensmitteln für Kriegzeiten. Hier befand sich auch ein Kleideraufhängeraum und ein Raum, wo sich der Kastellan der Burg nach den Mahlzeiten zurückziehen konnte, zwei Nachtgemäche für die Kinder und auch zwei Gemäche für wichtige hohen Besucher. Ein ganz wichtiger Raum war das Hauptgemach des Kastellan mit seiner Gattin. Das alles war in dem obersten Geschoss über dem großen Waffensaal.
Die Kirche war unten neben dem großen Waffensaal, durch eine große Tür getrennt. Dort war das Zimmer des Kapellan, zusätzlich gab es noch zwei Zimmer für die Hildesheimer Bischöfe und auch für die höheren kirchlichen Gästen. Ab 1017 weilte Bischof Ekkehard von Schleswig als Flüchtling vor den Nordmännern (Wikinger) hier in Sicherheit, in der Kapelle der Mudzborgh der Hildesheimer Bischöfe im Exil.
Die Matratzen der Betten des Kastellan und in den Gemächern der hohen Besucher, waren mit Tierhaaren gefüllt. Im Winter wurden auch Tierfelle als Decke benutzt. Alle anderen Gemächer hatten nur Laubsäcke oder Binsen zur Verfügung. Das Hauptgemach des Kastellan und die der Kinder sowie die Gästegemächer und die zwei wichtigen Zimmer der Kapelle, waren mit einem Holzboden ausgestattet. Über die damalige schlichte Austattung der Kapelle der Mudzborgh, werden wir in einem kommenden Beitrag berichten.
Verständigung zwischen Kaiserreich der Ottonen und Bistum Hildesheim:
Von allen Bistümern war Hildesheim das erste, das eine enge Verbindung zwischen Domkapitel und Königshof aufbaute. Daher gelangten unter den Ottonen viele Domkanoniker aus Hildesheim zur bischöflichen Würde.
Die Mudzborgh besaß einen unterirdischen Geheimausgang.
Der Bau des Stichkanals (die Brücke über den Kanal an der Anderter Strasse) vom Hafen Misburg zur Teutonia Zementfabrik, hat den unterirdischen Gang unter der Mauer der Burg zugeschüttet. Dieser geheime Untergang wurde gebaut, um im Falle einer Belagerung, Späher (Spione) in Feindes-Lager schmuggeln zu können, auch um Soldaten als Boten mit Nachrichten zum Bischof nach Hildesheim zu schicken.
Lange bevor der Mittellandkanal und der Stichkanal anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde, reichten die Mauern der Mudzborgh bis mitte des heutigen Stichkanals, nicht weit von der Kreisstraße entfernt. Um diese Seite der Burg zu schützen, wurde ein Gebäude als Wachposten gebaut, etwa 12 Soldaten hielten dort ständig Wache, jede Woche wurden sie abgelöst. Von diesem Garnisongebäude aus, verlief ein unterirdischer Gang, der unter der Mauer hindurch ins Freie führte. Genau dort, wo das Wachgebäude damals stand, wurde im 16. Jahrhundert die Hoftstelle Nr.19 errichtet. Später im Jahr 1593 schenkte der Welfenherzog Heinrich Julius seinem Leibkoch Frantz de Rontzier diese Hofstelle. Der machte daraus einen Gasthof, der unter dem Namen „Freihof" sehr berühmt würde. Der Name „Freihof" wurde von dem Meisterkoch ausgewählt weil Frantz de Rontzier diesen Hof als Geschenk für seine Dienste bekam. Als Dank erhielt der Koch des Welfenherzogs, diese Hofstelle frei von Retributionen, er und seine Nachkommen waren von der Steuer befreit.
(Siehe die Jubiläumsausgabe „1000 Jahre Mudzborgh, vom 2015, Seite 57)
Man kann sagen eine ganze Generation war mit dem Bau der Mudzborgh beschäftigt. Im Sommer des Jahres 1013, war die Mudzborgh fertig gebaut, aus Mudisa wurde Mudzborgh. Dieser Teil des Nordwaldes um die Burg erhielt danach den namen „Mudzborgher Holte". Die Mudzborgh war nicht eine übliche Burg, sie war als Verteidigungs und Fluchtburg gebaut, eine imposante Baukonstruktion nach der neuesten Technik, gebaut nach einer Art römischen Befestigungskunst mit einigen antiken germanischen Formen. Die Mudzborgh war endlich fertig, die Mudisasachsen als Ursiedler durften danach ihre Wohnhäuser an der Ostseite der Mauer neben dem Turm am Haupttor, als eine Art „Suburvium" bauen. Damit wurde es als Siedlung in keiner Landkarte aufgezeichnet und auch niemals erwähnt. Daher zahlten die Siedler des sogenannten Suburvium keine Retributionen (Zehntel) an das Bistum Hildesheim, weil diese Häuser nicht als Siedlung sondern nur als Burg registriert waren.
In der damaligen Zeit war die Mudzborgh, die sicherste Festung Norddeutschlands, siehe Chronik Misburg und Auszug aus der Jubiläumsausgabe „1000 Jahre Mudzorgh“:
„Um solche Angriffe zu erschweren (Wikingerangriffe) hatte man um die Mauern der Mudzborgh, einen tiefen Wassergraben durch Ableitung des Wassers aus dem Moor gezogen. Die Tore waren mit einem Fallgatter versehen und nur durch eine Zugbrücke aus Holz zu erreichen. Diese Zugbrücke konnte man bei Gefahr hochziehen und wer trotzdem angreifen wollte, begab sich in eine gewagte Situation, denn auf den Mauern ware Dutzende von Bogenschützen postiert, die in einer kurzen Zeit Hunderte von Pfeilen abschiessen konnten. Wenn man versuchen wollte, bei der Erstürmung einen tiefen Graben oder einen Tunnel unter den Wassergraben und den Mauern zu bauen, musste man mit Entsetzen feststellen, dass es unmöglich war, alles füllte sich sofort mit Wasser. Es war nicht möglich schwere Geräte in diesem sumpfigen und matschigen Gelände zu bewegen, auch jeder Spatenstich füllte sich sofort mit Wasser, das machte ein gewagtes Vorhaben unmöglich."
Der Name Mudisa war ab 1013 verschwunden und heißt seitdem Mudzborgh.
Im Sommer 1013 war die Mudzborgh fertig, sie stand imposant mitten in der Moorlandschaft vom Nordwald, danach Mudzborgher Holte genannt, auf den Türmen flatterten die Fahnen vom Bistum Hildesheim . Alle waren froh, sie erwarteten bald einen großen Angriff der Nordmänner (Wikinger), diesmal der starken Dänen, ihr König Sven Gabelbart hatte Landansprüche bis südlich der Aller gestellt. Gott sei Dank hatte sich der König der Dänen für die Eroberung Britaniens (Land der Angelsachsen) entschieden. Ein Jahr später 1014, starb er, sein Sohn Knut folgte als König. Im Jahr 1017, erkämpfte sich König Knut auch als König von England. Ist es möglich, dass die starke und imposante Festung Mudzborgh verhindert hat, dass der Dänenkönig Sven Gabelsbart keinen Angriff auf Norddeutschland wagte?
Mit einem Festakt und der Teilnahme vieler Adliger sowie die gesamte Kurie aus Hildesheim begann die Einweihung der Mudzborgh und der Kapelle. Der deutsche König Heinrich II., konnte damals beim Festakt der Einweihung nicht dabei sein, da er an einem Reichstag in Merseburg die Friedensverhandlungen mit Boreslaw führte. In Vertretung an seiner Stelle, hatte Graf Tammo (auch unter Thanmark sowie auch Dankwart, bekannt) diese Ehre. Graf Tammo (960-1037) war der jüngere Bruder von Bischof Bernward. Er bekam von Heinrich II., der letzte König (1014 wurde er Kaiser des römischen deutschen Reichs) aus der Dynastie der Ottonen, kurz vorher die Grafschaft des Gau Astfala als Lehen, die Mudzborgh stand in dem Untergau Muthwiede des Gau Astfala und deshalb wurde Graf Tammo der erste Kastellan der Mudzborgh von Bischof Bernward von Hildesheim.
Die Mudzborgh diente während ihrer Zeit verschiedener Interessen.
Von Anfang an gehörte die Mudzborgh den Bischöfen von Hildesheim, noch im 12. Jahrhundert war sie für kurze Zeit im Besitz von Lothar von Süplingenburg, ab 1241 kam die Mudzborgh in den Besitz der Welfen. Ab dem 13. Jahrhundert sicherten die Soldaten der Mudzborgh alle wichtigen Wege und Grenzen in unserem Gebiet, auch die wichtigsten Transporte von Güter, die aus Lüneburg kamen unter anderem die kostspieligen Salztransporte aus Lüneburg. Aus dem Mudzborgher Holte gingen auch viele Holztransporte für die Salinen nach Lüneburg, ein sehr gutes Geschäft. Eine grössere Aufgabe der Mudzborgh war die Überwachung der Landwehren des Bistum Hildesheim ab dem 14. Jahrhundert.
In der Misburger Chronik 1960, berichtet der Chronist und Heimatforscher Anton Scholand folgendes:
„Im 12. Jahrhundert sollen es die v. Alten gewesen sein, eine Familie die urkundlich vom Bischof von Hildesheim in dieser Zeit als Dienstmannsgeschlecht der Hildesheimer Bischöfe erwähnt werden".
An dieser Stelle ein Auszug aus der Regionalgeschichte.
Regionalgeschichte Bielefeld von Uwe Ohainski und Jürgen Udolph : „Für unseren Namen Misburg ergibt sich abschließend: Auszugehen ist von einem ursprünglichen Flur N, dessen Grundform MUDISA gelautet haben wird (durch umlaut entstand Müdes zunächst nur als Müdes geschrieben) worin eine -S- Ableitung zur idg. Wurzel meut, Sumpf, Morast zu sehen ist. Erst spät trat dann nd. Burg als Bezeichnung der Siedlung hinzu. ON (Ortsname) und Flur N, die mit einen Sufix-S- gebildet sind (vgl. Udolph Germanenproblem Seite 199-218) gehören zu den älteren ON-Bildungen in Niedersachsen. Der ON (Ortsname) Misburg mag daher relativ Jung sein, der zugrunde liegende Flur N ,MUDISA‘ darf als Bezeichnung eines Morastgebietes hohes Alter beanspruchen".
Als nächstes werden wir über die Gründung der Bruderschaft der Mudzborgh zu Ostern 1182, durch Herzog Heinrich der Löwe, in der Burgkapelle der Mudzborgh berichten.
Das ist wieder sehr spannend geschrieben, vor allem wegen der vielen Details.
Herzlichen Dank, Romi