Die spannende Geschichte Misburg ist eine historische Tatsache (Teil 2)
Ein Bericht vom Juan Carlos Blanco Varela.
Die Geschichte Misburgs basiert auf Forschungen der Heimatforscher Anton Scholand und Rudolph Niemeyer, die ihre Erkenntnisse über viele Jahre Forschungsarbeit chronologisch weitergegeben haben. Zu lesen in den Misburger Chroniken 1927, 1935, 1960. Diese Erkenntnisse mit Aufarbeitung der nachfolgenden Jahre wurden in der Misburger Chronik 2012 zusammengefasst. Im Archiv von Hannover ist heute über Misburg fast nichts zu erfahren.
Im 2. Weltkrieg wurde bei einem Bombenangriff 1943 das Archiv in Hannover total zerstört. Viele der dort gelagerten Dokumente wurden vernichtet.
Doch Anton Scholand hatte bei der Bearbeitung seiner Chronik 1935 noch Einsicht in die damaligen noch vorhandenen Dokumente bekommen und das war die Basis für die Verfassung der neuen Chronik Misburg 2012 gewesen.
Ich musste auch feststellen, dass Hannover in der Vorzeit wenig Urkunden und historische Dokumente hatte. Erst seit dem 13. Jahrhundert wird in der „Scriberie" ein Register 1204-1252 über den autonomen Handel der Stadt Hannover geführt. Das Hannover durch den Bau der Mudzborgh entstanden ist, kann urkundlich nicht bewiesen werden, da es bis zum 13. Jahrhundert wenig Hinweise über das geschichtliche Geschehen an den Ufern der Leine gab.
Der Begriff „Mudzborgher holte“ in der Urkunde des Jahres 1365, sagt nicht aus, seit wann die Festung Mudzborgh existiert. In dieser Urkunde wurde nur der Misburger Wald genannt, der seinen Namen nach einer früheren Festung bekam, die es in dieser Gegend seit längerem gab. Selbst der bekannte Misburger Heimatforscher und Lehrer Anton Scholand schreibt in seiner Chronik von 1935 folgendes: „Die aus Wallen bestehende Burganlage, wird schon im 12. Jahrhundert gestanden haben". Hiernach würde die Mudzborgh, bereits vor dem 12. Jahrhundert errichtet worden sein!
Nach den heutigen Erkenntnissen der zusammenhängenden Geschichte Misburgs, ist die Mudzborgh in der Zeit der Ottonen, in der Pontifikatsperiode des Bischofs Bernward von Hildesheim im Jahr 1013 gebaut worden (siehe die Chroniken Misburg 1927, 1935, 1960, 1990 und 2012).
Im 12. Jahrhundert hatte der Welfe Heinrich der Löwe Kontakt zur Mudzborgh und zwar in der Zeit als Dietrich von Alethen (heute die Dynastie der Familie v. Alten) als Kastellan in der Mudzborgh war. Diese Verbindung war geheim, da der Herzog Heinrich der Löwe einen schlechten Ruf bei den Bischöfen hatte. Er versuchte immer wieder, zum Teil mit Gewalt sich Bistumsgebiete anzueignen. Heinrich der Löwe wusste, dass die Mudzborgh dem Bistum Hildesheim gehörte und deshalb wurde die Verbindung zu seinem treuen Freund Ritter Dietrich I. v. Alethen, geheim gehalten (Siehe Chronik Misburg 2012). Heinrich der Löwe, der im Jahr 1182 die Bruderschaft der Mudzborgh in der Kapelle der Burg (Heute steht dort die St. Anna-Kirche in Misburg) gründete, hatte die Mudzborgh nicht in seinem Besitz gehabt.
Erst im Jahr 1235, als der Enkel von Heinrich der Löwe, Otto das Kind in Mainz mit dem neugegründeten Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zur Aussöhnung belohnt wurde, kam das Gebiet der Mudzborgh auch in den Besitz der Welfen. Otto das Kind verlangte damals auch den Anspruch auf die Mudzborgh für sich, da diese Festung vor etwa 43 Jahren, mit der Gründung der Bruderschaft der Mudzborgh, die Reise ins Exil seiner Großeltern nach England gesichert hatte (von der Mudzborgh bis zum Hafen Bremen). Erst im Jahr 1241, bekam Otto das Kind (Otto I. von Braunschweig 1204-1252) auch die Mudzborgh zugesprochen, die dem Grafen von Roden unterstellt war. Die Grafen von Roden (sie bauten die Burg Lauenrode in Hannover) verloren im Jahr 1241 Hannover und die Voigtei Lauenrode an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg wurde im Jahr 1269 erneut geteilt.
Der Name der Mudzborgh, die „Alte Burg", wurde öfters falsch benannt. Zum Beispiel in einer Notiz aus einer Handschrift des 15./16. Jahrhunderts (Beverinsche Bibliothek Nr. 49) hieß es: „Misborg, eine wüsste Veltmark, ist vorzeyten eine Burg gewesen, dem Stift Hildesheim zugehörig". In seiner Chronik Anderten-Misburg bei Hannover von 1927 berichtete Anton Scholand folgendes:
„In der Beantwortung der aufgeworfenen Frage unterstützt uns ferner noch die heutige Flurbezeichnung „Alte Burg" für einen Sandhügel, auf dem die „Mudzborgh" gestanden hat. Sind doch von jeher die Flurnamen wertvolle Hilfsmittel gewesen, um von ihnen Schlüsse auf die frühere Geschichte zu ziehen".
Die aus Sandwällen bestehende Burganlage wird schon im 12./13. Jahrhundert eine Burg gewesen sein, und zwar an der Stelle zwischen den Sumpfgebieten des Seckbruchs und den Breiten Wiesen. Heinrich der Löwe, hatte in diesem Gebietsraum eine zusammenhängende Grafschaft, der die Bezeichnungen „Kleine Grafschaft“ sowie „Grafschaft vor den Nordwalde“ führte, die Mudzborgh gehörte aber den Bischöfen von Hildesheim. Bischof Konrad II. von Hildesheim (1221-1246), wollte gern während seines Pontifikates diese Grafschaft wieder in eigener Verwaltung übernehmen (Siehe Chronik Misburg 1935).
Heute wissen wir mehr, die Mudzborgh wurde im Jahr 1013, durch Bernward Bischof von Hildesheim gebaut. (Siehe Misburger Chronik 2012)
Im Jahr 1369 kam eine neue Erbteilung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, als im Jahr 1369 mit Herzog Wilhelm die alte Lüneburger Linie ausstarb, begann der Lüneburger Erbfolgekrieg der erst im Jahr 1389 sein Ende erreicht hatte, danach wurden die beiden Länder Braunschweig und Lüneburg wieder vereint.
Grubenhagen und Göttingen behielten jedoch ihre Selbständigkeit. Als der Regent von Lüneburg und Braunschweig Friedrich I. ermordet wurde, regierten die Brüder Bernhard und Heinrich gemeinsam beide Länder. Nach mehreren Zwistigkeiten schritt das Bruderpaar im Jahr 1409 zur Teilung. Nach damaliger Sitte nahm einer der beiden Parteien die Teilung vor und der Gegenseitige konnte als erster einen Bezirk wählen. Bei dieser Gebietsregelung übernahm Bernhard die Teilung.
JETZ WERDE ICH ÜBER DEN VERSUCH DER WELFEN BERICHTEN, DIE DIE VORMACHTSSTELLUNG UND DAMIT AUCH DAS GEBIET DER FESTUNG MUDZBORGH, FÜR SICH ZU SICHERN. DIESE VORMACHTSSTELLUNG BEGANN, ALS DAS HAUS DER BILLUNGER IM JAHR 1106 OHNE EIN MÄNNLICHES ERBE AUSTARB.
Nach den Billungern begann die Vormacht der Welfen in Sachsen. Das Haus Billungen hatte im Jahr 1106 keinen männlichen Erben als Nachfolger. Damit war der Stamm erloschen. Magnus Billung hinterließ zwei Töchter, Eilina verheiratet mit einem Askanier und Wulfhild, verheiratet mit dem Welfen Heinrich dem Schwarzen. Lothar von Süplingenburg (der auch eine Zeitlang die Mudzborgh im Besitz hatte) war ab 1133 Kaiser und starb 1137 auch ohne männliche Nachkommen, somit ging seine Dynastie auch nicht weiter.
Heinrich dem Schwarzen musste die Nachfolge der Sachsenherzöge antreten. Die Welfen hatten u.a. italienische Vorfahren, sie waren auch mit den Karolinger verwandt. Die Familie verfügte bereits im 10. Jahrhundert über das Königreich Burgund. Ein Familienzweig ließ sich im schwäbisch-bayerischen Gebiet nieder und erlangte dort die Herzogswürde. Durch die Vermählung von Heinrich dem Schwarzen mit Wulfhild, der Tochter von Magnus Billung, weitete sich der welfische Einfluss nach Norden aus. Aus dieser Ehe wurde ein Sohn geboren Heinrich der Stolzen. Dieser vermählte sich mit Gertrud, der Tochter von Lothar von Süplingenburg und errang somit den sächsischen Herzogstitel. Die Hoffnung auf die Kaiserkrone musste er aber aufgeben. Sie ging an Konrad III. aus dem Haus der Staufer, das war der Anfang eines Konfliktes zwischen Staufer und Welfen, das sich über Jahrhunderte hinzog. Der Nachfolger von Heinrich dem Stolzen (1139 gestorben), war sein Sohn Heinrich (1129-1195), genannt „der Löwe".
Aus den Staufischen Haus wurde Friedrich I., ein Vetter von Heinrich dem Löwen, (1122-1190), genannt „Barbarossa" ab 1152 König (ab 1155 Kaiser). Friedrich I., brauchte unbedingt seinen Vetter „Heinrich den Löwen", für die Durchsetzung seiner Italienpolitik. Dank der Hilfe von Heinrich dem Löwen wurde Friedrich I., Kaiser. Der Kaiser Friedrich I. ließ Heinrich als Wiedergutmachung große Freiräume, die dieser zur Ausdehnung seiner Hoheitsansprüche und Herrschaftsrechte nutzte. Heinrich der Löwe war zur damaligen Zeit so mächtig wie sein Vetter der Kaiser. Heinrich der Löwe hatte sich dabei viele Feinde bei den Herzögen und bei den Bischöfen gemacht. Aber es waren die Askanier die sich immer wieder bei Friedrich I. (Barbarossa) über seinen Vetter Heinrich beschwerten.
Im Jahr 1176, verweigerte Heinrich seine Hilfe am Kriegszug Friedrich I., gegen die norditalienischen Städte. Er wurde bei Legnano von der Lombardischen Union besiegt und musste eine schmerzliche Niederlage verhandeln. Der Kaiser verlor dabei Macht und Steuergelder, die das Kaiserreich bitter benötigte.
Als Friedrich zurück nach Deutschland kam, machte er Heinrich den Löwen für die Niederlage verantwortlich. Heinrich hätte seine eigenen Interessen gegen die Interessen des Kaiserreichs gestellt. Das wurde auch von den anderen Herzögen bestätigt.
Aus diesem Grund wurden ihm alle Ländereien abgesprochen (nicht aber die Alodialbesitzungen der Welfen) und in die Verbannung geschickt.
Zu Ostern 1182 eilte der Herzog und seine Familie von Braunschweig zur Mudzborgh, um seine Reise ins Exil nach England im Geheimen vorzubereiten. Er brauchte sicheres Geleit zum Hafen nach Bremen, wo sein Schwiegervater Henry II. von Plantagenet ein Schiff hingeordert hatte, um den Herzog und seine Familie nach England zu holen.
Herzog Heinrich der Löwe gründete in der Kapelle der Mudzborgh, die Bruderschaft der Mudzborgh mit der Mission, die Reise ins Exil bis zum Hafen in Bremen zu sichern. Die Reise ins Exil ist gelungen, der Herzog und seine Familie gelangte sicher nach England.
Als Dank, dass sie alle sicher nach England gelangten, machte Heinrich der Löwe zwischen September und Dezember 1182, eine Pilgerschaft nach Santiago de Compostela, um dem Heiligen Apostel Jakobus vor dem Altar, für die gelungene, sichere Reise zu danken.
Seitdem stellte sich die Bruderschaft der Mudzborgh in den Dienst des Heiligen Apostel Jakobus.
Im Jahr 1235, erhielt Otto das Kind (ein Enkel von Heinrich der Löwe) das Herzogtum als Wiedergutmachung zurück und damit auch das Gebiet der Mudzborgh (Anton Scholand berichtete in seiner Chronik 1935 und 1960. Im Jahr 1241 kam die Mudzborgh in den Besitz von Otto das Kind).
Wie hat sich Misburg weiterentwickelt? Von der Mudzborgh zu einem ganz normalen Dorf.
Gleich nach der Hildesheimer Stiftsfehde, die im Jahr 1523 endete, begann 1524-1525 der Bauernkrieg. Es gab viele Spannungen zwischen den Kötnern auf der einen Seite und den Grund-und Landesherren auf der anderen Seite. Zum Glück wurde dieser Krieg in unserem Gebiet nicht bedrohlich, da Besitz und Lebensverhältnisse auskömmlich blieben. Die einzige Ausnahme in unserem Gebiet im Norddeutschland blieb die Zerstörung des Klosters Walkenried während des Bauernkrieges.
Das Ende der Hildesheimer Stiftsfehde im Jahr 1523, war gleichzeitig das Ende der Mudzborgh. Danach blieb Misburg ein kleines und ruhiges Dorf in der Voigtei Bothfeld eingegliedert. Unter der Herrschaft von Erich I. von Calenberg lebten die Misburger von einer geringeren Agrarwirtschaft, jedoch vielmehr von der Viehhaltung. Die Ländereien der Burg wurden von einem Junker verwaltet. Die Mudzborgh, einst eine stolze und imposante Burg war seit 1525 wüst und leer. Bis auf die Familie des Junkers, die einen kleinen Trakt der Festung bewohnten, gab es keine weiteren Bewohner. Die Mudzborgh verfiel langsam zur Ruine, die Steine der Burg dienten als Fundamente für die danach gebauten Bauerhöfe.
Auszug aus der Chronik A. Scholand 1960, Seite 59, da wird in dem Kapitel „Die Seckbruchwiesen S. 94" berichtet: „Da werden die v. Alten gewesen (damals hieß das Geschlecht v. Alethen) im 12. Jahrhundert wurden sie als Dienstmanngeschlecht der Hildesheimer Bischöfe urkundlich erwähnt". Als dann nach Beendigung der Hildesheimer Stifstfehde im Jahre 1523 diese Gegend an Calenberg fiel, trat sicherlich der Landesfürst in die vollen Rechte ein, die hier bislang den Junkern zugestanden hatten. Die Burg, die nunmehr die Bedeutung als Grenzburg verloren hatte, wurde von den Calenberger Fürsten aufgegeben. Heute erinnert nur noch ein alter Flurname „alte Burg" an die Stelle, wo ehedem die Grenzburg gestanden hat.
Helmut Zimmermann hat in seinem Buch „Von Anderten nach Stöcken", das Ende der Mudzborgh, wie folgt beschrieben: „Als die Burg 1585 nicht mehr vorhanden war, wurde Misburg ein Bauerndorf. In den Ländereien, die zur Mudzborgh gehörten, siedelten 3 Vollmeier, 2 Großkötner und 2 Kleinkötner. Ein Jahrhundert später siedelten 8 Brinksitzer, auch der Förster Asmus Mohr sowie ein Hirte für Kühe, Ochsen, Schweine und Pferde. Die Einwohnerzahl betrug Mitte des 17. Jahrhunderts 122 Einwohner. Günther Erich Wolkenhauer erteilte als Schulmeister den Unterricht in Misburg".
Die ganze Geschichte Misburgs „Ursprung bis Gegenwart", können sie auf 672 Seiten mit fast 2000 Bildern lesen. Die Chronik Misburg 2012, wurde von 39 Chronisten geschrieben, Juan Carlos Blanco Varela hatte die geschichtliche Betreuung. Zusammen mit Wolfgang Illmer wurde die Chronik in 5 Jahren langer mühsamer Arbeit verfasst. Carlos: „Ich habe in der Zeit in über 600 alten Büchern nach historischen Quellen gesucht. Es gab nicht viele Erkenntnisse, aber zusammen mit den vorhandenen älteren Chroniken Misburgs, konnten viele Indizien zu Fakten festgelegt werden.“ Wie es in der Geschichte Misburg weiter ging, können sie es in der Chronik Misburg 2012 und auch in dem Jubiläumsheft „1000 Jahre Mudzborgh“ von 2015 sowie in den Publikationen bei „Myheimat" Misburg erfahren. Eine Abbildung der Mudzborgh ist bei „Burgen von Braun" bei Google zu sehen. Die Chronik Misburg 2012, ist unter den Nr.: ISBN 978-3 -00-038582-7 zu bekommen .
Bürgerreporter:in:Wolfgang Illmer aus Hannover-Misburg-Anderten |
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