Dank dem Wirtschaftswunder und den Gastarbeitern lief die Industrie Misburgs auf Hochtouren.

Juan Carlos Blanco Varela und Wolfgang Illmer, sind froh das die Kriegszeiten in dieser Publikation vorbei sind und berichten weiter über das Wirtschaftswunder und die schöne Nachkriegszeit. Die Ankunft der ersten Gastarbeiter aus Italien, Spanien, Portugal und Griechenland. Die Wirtschaftskraft und das ständige Wachsen der Gemeinde Misburg führte dazu, dass im Jahr 1963, das ehemalige Dorf Misburg eine selbständige Stadt wurde.

Wir möchten nochmals zurückdenken, am 10. April 1945 wurde Hannover von den amerikanischen Truppen besetzt, etwa zwei Tage später standen die Amerikaner an Meyers Garten in Misburg. Misburg war während des Krieges, wegen seiner Industrie ein großes Ziel für die Alliierten, Bombenteppiche vielen auf Misburg, weil das Zentrum der Zement- und Ölindustrie in Norden von Hannover war. Als Schutz für die Misburger Bevölkerung wurden sieben Bunker gebaut. Die bekanntesten in der heutigen Zeit sind der runde Bunker am Seelberg und der Bunker (getarnt als Kirche) in der Anderter Straße. Auf den runden Bunker am Seelberg, wurde im Jahr 1959 ein großer Wasserbehälter gesetzt, damit wurde das Druckverhältnis der Wasserversorgung verbessert. Dieser runde Bunker am Seelberg ist heute einer der wichtigsten Wahrzeichen des Stadtteils Misburg.

Ohne die Trümmerfrauen wäre ein Wiederaufbau der Häuser fast nicht möglich gewesen.

Die Industriebetriebe die als Nachwirkungen des Krieges, mit zerstörten Produktionsstätten dastanden (dadurch weniger Produktion) mussten auch um die Absatzmärkte schwer kämpfen. Nicht nur fast alle Häuser in Misburg waren zerstört oder beschädigt, auch die Infrastruktur war kaum vorhanden, dadurch konnten die Absatzmärkte kaum erreicht werden. Das Geschäftsleben musste neu geordnet werden, dank der Währungsreform, sie brachte die dazugehörende Preisstabilität, sodass sich die Wirtschaft langsam zu erholen begann.
(Ich muss dazu sagen, dass die deutschen Bürger damals sehr sparsam lebten, sie waren nicht so anspruchsvoll wie die Bürger von heute es sind, gleich nach dem Krieg wurde der Wohlstand von diesen Deutschen erarbeitet, die heutigen Generationen profitieren davon).
Die Deutschen haben viel geleistet und haben für den Wohlstand und für den Lebensstandard des heutigen Deutschland sehr hart arbeiten müssen.

Den Wiederaufbau verdankt Deutschland seinen Heldinnen, sie waren die richtigen Männer während und nach dem Krieg. Während die Männer im Kriegsdienst waren, hielten sie die Industrie, die Krankenhäuser, den Verkehr und die Ernährung in betrieb. Ohne Sie hätte sich Deutschland nicht so schnell erholen können. Ich möchte hiermit einen besonders großen „DANK" an die Trümmerfrauen aussprechen, sie sind für mich die großen Heldinnen, wir verdanken diesen Frauen vieles beim Wiederaufbau der deutschen Städte. Sie dürfen nie von uns vergessen werden!

Gleich nach dem Krieg kamen die Vertriebenen.

Als die Konjunktur hochsprang, gab es einen großen Mangel an Arbeitskräften, der Zugang der Vertriebenen konnte nur einen Teil der benötigten Arbeitskräfte ausgleichen (über die Vertriebenen, siehe ein Bericht in der Misburger Chronik 2012, ab Seite 411).
Ein wichtiges Vorhaben in Misburg war der Wiederaufbau der durch Bomben zerstörten Schulen. Das war der große Schwerpunkt des Wiederaufbaus von Gemeindedirektor August Kleinert. Es musste schnellstens ein geregelter Schulunterricht möglich gemacht werden. Sowohl Lehrer wie Schüler beteiligten sich an den schweren Aufräumarbeiten, um den Schulunterricht fähig zu machen. Bereits am 22. August 1945 wurden die beide Schulräume am Jugendheim eingerichtet. Am 11. Februar 1946 kamen zwei weitere Räume dazu und am 25. April 1946, wurde als zusätzlicher Schulraum eine Holzbaracke hinter dem Gemeindeamt aufgestellt, diese Holzbaracke war ein Bestandteil des KZ-Lager Neuengamme am Kanal (Deuraggelände) gewesen.

Im Jahr 1949 war die Einweihung des Sportplatzes „Weiße Erde" durch Bürgermeister Harry Pott und am 25. April 1950 wurde die Planung für den Bau der neuen Schulen vorgelegt. Die Gemeinde stellte dafür 75.000 qm Gelände zur Verfügung und 15,5 Morgen Land wurden dazu gekauft.

Das Misburger „Schuldorf" ist entstanden.

Das „Schuldorf" entstand am 1. Dezember 1952 hinter der Alten Burg. An diesem Tag fand die Einweihung des Neubaus der Misburger Volkschule statt. Im Jahr 1953 wurde für beide Misburger Volkschulen der „Differenzierte Mittelbau" eingerichtet. Damit wurden die Voraussetzungen geschaffen, in Misburg die mittlere Reife zu erlangen.

Grundsteinlegung der Pestalozzi Schule.

Am 4. August 1951 war der Grundsteinlegung für die Pestalozzi Schule durch den Gemeindedirektor August Kleinert und der Regierungspräsidentin von Hannover Theanolte Bähnisch. Das Richtfest wurde 1952 mit einer Rede des amtierenden Bürgermeisters Harry Pott gehalten. Diese Misburger Volkschule ist nach dem großen Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi benannt worden.

Als die Pestalozzischule I, eingeweiht wurde, lebten 11.400 Einwohner in Misburg. Als Folge der Ausweitung der Wohn- und Schulgebiete, wurde zwischen 1952 und 1959 die Kanalisation um fast 5.000 Meter erweitert. In der Gartensiedlung wurde auch ein drittes Klärwerk gebaut.

Die Geburt der Presse „Wochenbote" und der
Verein für Gewerbe und Industrie Misburg.

Am 25. August 1952 ist Gustav Bratke vom Bürgermeister Harry Pott zum ersten Ehrenbürger von Misburg ernannt worden. Im Oktober 1952 verstarb der Ehrenbürger Gustav Bratke. Die Trauerfeier fand im Rathaus Hannover statt.
Eine wichtige Versammlung der Misburger Gewerbetreibenden, fand am 1. November 1952 in der Gaststätte Alex Schott in der Anderter Strasse (früher Bahnhofstrasse) statt. Sie gründeten den Verein für Gewerbe und Industrie Misburg. Gleichzeitig wurde die Herausgabe eines Mitteilungsblattes beschlossen, der „Wochenbote" war geboren. Herausgeber dieser Wochenzeitung war Bruno Braun und die erste Ausgabe erschien am 27. November 1952.

Die erste Hauptversammlung des neugegründeten VGI fand am 17. November 1952 wieder in der Gaststätte Alex Schott statt. 52 Personen nahmen daran teil um den ersten Vorstand zu wählen. Als Versammlungsleiter fungierte Bruno Braun. In den ersten Vorstand wurden folgende Personen gewählt:
1. Vorsitzender: Bruno Braun
2. Vorsitzender: Friedrich Holert
Schriftführer: Hans Rohrer
Kassenwart: Kurt Wenkel

„Der heutige 1. Vorsitzende ist Roland Lüning, der auch ein Ordens-Ritter in der Bruderschaft der Mudzborgh ist".

Der VGI ist damals gegründet worden, um das ortsansässige Handwerk, den Handel am Ort zu fördern. In der Hauptversammlung wurde beschlossen, dass der „Wochenbote" von Bruno Braun als Mitteilungsblatt des VGI fungierte. Der „Wochenbote" war in den meisten Misburger Geschäften kostenlos zu erhalten. Deshalb nutzte es auch die Gemeindeverwaltung ab April 1959 für die amtlichen Mitteilungen und Bekanntmachungen.
„Bruno Braun und sein "Wochenbote" war die Basis, die Säule und Stützung des Vereins für Gewerbe und Industrie Misburg. Ohne Bruno Braun und dem „Wochenboten" wäre ein solides Bestehen des VGI in Misburg kaum möglich gewesen. Heute ist es der „Wochenspiegel" der im Jahr 1973 von dem Herausgeber Wolfgang Illmer (ehemaliger Vorsitzender des VGI) herausgegeben und der später den Wochenboten übernommen hat und in seine Zeitung integrierte und gleichzeitig die Funktion des Wochenboten übernommen hat. Dank der Arbeit von dem damaligen Geschäftsführer des Wochenspiegel Wolfgang Illmer hat sich dieses Wochenblatt eine große Popularität als Wochenzeitung erarbeitet, so dass es heute das aktuelle Sprachrohr für die Misburger Gemeinde geworden ist". (Über den „Wochenspiegel" werde ich in einem späteren Bericht, ausführlich dokumentieren).

Bau der Kardinal-Galen-Schule

Am 17. August 1953 fand im „Schuldorf", die feierliche Grundsteinlegung für den Neubau der katholischen Volkschule statt. Sie wurde am 12. Januar 1955 durch die Regierungspräsidentin aus Hannover, Frau Theanolte Bänisch, eingeweiht.
Der Bischof von Hildesheim Dr. Josef Godehard Machens befand sich unter den zahlreichen Gästen. Die katholische Volkschule erhielt den Namen „Kardinal-Galen-Schule".

Am 10. Oktober 1953 wechselte Schulleiter Dr. Irmler als Regierungsrat in die Bezirksregierung Hannover. Die Nachfolge trat Lehrer Anton Scholand an, der die katholische Volkschule bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1956 kommissarisch leitete.

„In den 60er Jahren wurden an der Kardinal-Galen-Schule die ersten Gastarbeiterkinder aus Italien und Spanien eingeschult. Sie brachten damals keinerlei Deutschkenntnisse mit und wurden so zu einer großen Herausforderung für Schüler und Lehrer.
Ich denke noch mit Wehmut an diese Jahre zurück, als meine Schwester, die noch heute in Misburg lebt, Maria Jesus Blanco Varela (heute Maria Schmidt) hier als Kind eingeschult worden ist."

An der Stelle möchte ich eine Person hervorheben, der als Lehrer ganz wichtig für die Entwicklung der Schule und der Lernmethoden in Misburg gewesen ist. Er war einer der Pioniere in den Anfängen des modernen Schulunterrichts in Misburg nach dem zweiten Weltkrieg. Das war der Lehrer und Heimatforscher Rudolf Niemeyer.

Rudolf Niemeyer war zwischen 1948 und 1979 als Lehrer in Misburg tätig.

Rudolf Niemeyer war ein Lehrer aus Berufung, er hatte diesen Beruf im Blut, er erkannte schnell wie wichtig die reine Übermittlung des Wissen an den Schüler ist. Er nahm die Idee Pestalozzis sehr genau, der die Meinung vertrat: „das Lernen ist eine Angelegenheit von Kopf, Herz und Hand". Rudolf Niemeyer war davon total überzeugt und das hatte bei ihm absolute Priorität.

Als Rudolf Niemeyer im Jahr 1948, von Linden nach Misburg kam, waren die Schulen noch von den Bomben im Krieg zum großen Teil zerstört, er begann gemeinsam mit seiner Ehefrau die Tätigkeit in der Waldschule (in der ehemaligen „Muna"), etwas später unterrichtete er dann in der Pestalozzischule. Als Heimatforscher liebte er die Natur, er ging mit seinen Schülern immer wieder in die Natur und zeigte ihnen dort, was schützenswert ist. Neben der Natur liebte er Heimatgeschichte und auch von der Musik war er begeistert. Er befasste sich gern mit Ausgrabungsfunden, sammelte Zeitungsnotizen. Spiel und die Förderung jedes einzelnen Schülers lagen ihm besonders am Herzen.

Rudolf Niemeyer, war einer der besten Lehrer in Misburg, er war auch ein Forscher auf dem Gebiet der Heimatkunde. Er war auf der gleichen Forschungshöhe wie Anton Scholand, beide erforschten die Urgeschichte Hannovers und insbesondere von Misburg. Er gehörte dem „Urgeschichtlichen Verein Hannovers" unter den Vorsitz von Dr. Cosak an. Seine Forschungen auf dem Gebiet der Urzeitforschung gab er an seine Schüler weiter. Seine Schüler der VHS-Gruppe unter seiner Leitung waren ganz begeistert über die vielen Ausgrabungen in Misburg und Umgebung.

Rudolf Niemeyer war vielleicht der außergewöhnlichste Lehrer in Misburg, er leistete eine gute und wichtige Lehrarbeit als Heimatforscher. Ihm gebürt der Fund des Urnenfriedhofs in Misburg. Zusammen mit seinen Schülern fand er bei Ausgrabungen im Jahr 1958 den Urnenfriedhof der thüringischen Siedlung Mudisa (die Chronisten Juan Carlos Blanco Varela und Wolfgang Illmer, fanden bei ihren Recherchen für die Misburger Chronik 2012, das dieser Fund der Beweis ist, dass hier in Misburg die Siedlung Mudisa, im Jahr 250 n.Chr, von dem Germanenstamm der Thüringer gegründet wurde). Die Ausgrabungen brachten damals die Bestattungsurnen unserer Urahnen, die seit mehr als vor 1500 Jahren starben, ans Licht. Rudolf Niemeyer hatte einen großen Fund über die Geschichte Misburgs erreicht, er hat das historische Ur-Misburg ans Licht gebracht, er leitete auch die damaligen Ausgrabungen. Ein Fund der danach vom Forscher und Heimatkundler Anton Scholand publik gemacht wurde.
In der Geschichte Misburg wird Rudolf Niemeyer ewig als Mensch, Lehrer und Forscher, unvergessen bleiben, wir die Bürger dieser Urgemeinde Misburg sind ihm sehr dankbar, das durch seine außergewöhnlichen Forschungsarbeiten der gerechte, historische Wert unserer alten Gemeinde, hervorgebracht wurde.

Über die Entwicklung der Schulen in Misburg, ist der ehemalige Rektor Gisbert Selke der richtige Mann um darüber zu berichten, da er sich in dieser Materie wie kaum ein anderer gut auskennt. Ich habe von Gisbert Selke die beste Meinung, er verdient unseren Respekt für alles was er für die Geschichte und Kultur Misburg tut. Gisbert Selke hat einen entsprechenden Anteil an der Herausgabe der neuen Misburger Chronik 2012 gehabt, seine Kenntnise über die Entwicklung der Schulen in Misburg waren für uns Chronisten sehr hilfreich. Gisbert Selke berichtet über sein Wissen ausführlich ab Seite 235 in der Misburger Chronik 2012.

Die Misburger Frauen mussten arbeiten und Misburg brauchte eine Kinderbetreuungstätte

Auf dem Gemeindegrundstück in der heutigen Gustav Bratke Strasse wurde am 1. April 1951 ein Kindergarten mit 40 Ganz- und 20 Halbtagsplätzen eingerichtet, das reichte aber bei weitem nicht aus. Die Gemeinde beschloss einen neuen und modernen Kindergarten zu bauen. Hierfür wurde das Grundstück hinter dem „Alten Forsthaus" in der Waldstrasse gewählt. Am 1. April 1961 wurde der Grundstein dafür gelegt, insgesamt 80 Kinder in einem Halbtags- und drei Ganztagsgruppen konnten nun untergebracht werden.

Die ersten Gastarbeiter kamen nach Misburg.

Im Jahr 1956, mit Harry Pott als Bürgermeister, wurde der Industrieaufschwung wesentlich stärker, die Misburger Industrie wurde mit Aufträgen überflutet, doch es fehlte immer noch an Arbeitskräfte. Gastarbeiter mussten her. Sie wurden bitternötig gebraucht, durch den Mangel an Arbeitskräften kam es zu Lieferverzögerungen, so das der hart erarbeitete Aufschwung gefährdet war. Aus diesen Grund wurden Gastarbeiter, vor allem aus dem europäischen Ausland angeworben. Diese Menschen leisteten einen großen Beitrag für den Wohlstand im gesamten Bundesgebiet. Die sogenannten „Gastarbeiter" sollten nur eine begrenzte Zeit (ein bis zwei Jahre) hier in Deutschland arbeiten und danach in ihre Heimat zurückkehren, aber viele davon blieben in ihrer neuen Heimat und leben bereits in der 4. Generation in Deutschland.

Wie wurden die Gastarbeiter angeworben?

Die ersten Gastarbeiter, die Deutschland offiziell ins Land bat, um fleißig beim Wirtschaftswunder Hand anzulegen, kamen aus Italien. Im Jahr 1955 schloss die Bundesrepublik ein Abkommen mit Rom, danach im Jahr 1960 mit Spanien und Griechenland. Das Anwerbeabkommen mit der Türkei wurde im Jahr 1961 unterschrieben. Seit dem Anwerbeabkommen mit der Türkei sind türkische Gastarbeiter massiv nach Deutschland gekommen. Von 1961 bis 1973 sind 860.000 türkische Zuwanderer gekommen, die Anwerbung besorgte ein deutsches Arbeitsamt in Istanbul. Nach der Ölkrise 1973 verhängte die Regierung Helmut Schmidt einen kompletten Anwerbestopp von Gastarbeiter.

Die meisten türkischen Bewerber kamen vom Land, aus dem östlichen Anatolien und waren kaum gebildet.
Am 10. September 1964 konnte bereits der millionste Gastarbeiter in Deutschland begrüßt werden. Heute leben etwa 2,5 Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland, gefolgt von etwa 1 Million Italiener.

Die europäischen Gastarbeiter wurden durch Deutschland verändert, aber auch Deutschland ist durch den Gastarbeiter verändert worden.

Bürgerreporter:in:

Wolfgang Illmer aus Hannover-Misburg-Anderten

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