Mahnmal für Frauen-KZ Hannover-Limmer - Aktion am Küchengarten Hannover-Linden
Wie soll unser Zusammenleben aussehen? Was denkst Du?
Das ist das Thema der Aktion „Wunschproduktion“ des Wissenschaftsladen Hannover und Ökostadt Hannover e.V. im orangenen Überseecontainer auf dem Küchengartenplatz in Hannover-Linden in der Zeit vom 19.5. bis 20.6.2014.
Die Wunschproduktion ruft die Lindener dazu auf, ihre Visionen des Zusammenlebens im Stadtteil in Gegenwart und Zukunft zu äußern und sie in die Diskussion einzubringen.
So beschreibt ein Informationsblatt den Zweck der Aktion.
Der Container dient dabei als „Aktionsbasis“. Sitzgruppen fordern zu Gesprächen auf.
Eine Reihe von Gruppen und Organisationen laden mit einem reichhaltigen und interessanten Programm in dieser Zeit dazu ein, sich zu informieren, vor allem aber eigene Ideen einzubringen, sie darzustellen, zu diskutieren, Lösungsansätze zu suchen und Anregungen für die Umsetzung zu geben. Wer sich vor dem Gespräch scheut, hat Gelegenheit, seine Gedanken einfach auf Tafeln zu dokumentieren. Alle Ideen und Gedanken werden gesammelt und in eine folgende Auswertung übernommen. Je nach Gruppe kann man sich aber auch vor Ort an der Diskussion oder interessanten Aktionen beteiligen.
Eine der Gruppen, die sich in diesen Wochen an dem Projekt beteiligt, ist der Arbeitskreis (AK) „Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer“, der Lindener und Limmeraner auf dem Küchengarten über das ehemalige KZ in Limmer informiert und der sich für ein angemessenes Mahnmal einsetzt.
Auf dem ehemaligen Werksgelände der Continental AG in Limmer, auf dem in naher Zukunft bekanntlich die „Wasserstadt Limmer“, ein Wohngebiet, entstehen soll, befand sich von etwa Juni 1944 bis April 1945 ein Frauen-KZ, belegt mit Frauen mehrheitlich aus Frankreich und Polen, die dort unter schweren und unmenschlichen Bedingungen in der Kriegsproduktion der Continental Gasmasken herstellen mussten. Diese Frauen wurden noch kurz vor der Befreiung durch die Alliierten auf den so genannten Todesmarsch in das Konzentrationslager nach Bergen-Belsen geschickt.
Der AK „Mahnmal“ bemüht sich, die damalige Situation zu erforschen, mehr über und von den Frauen, die dort Zwangsarbeit leisten mussten, zu erfahren, vor allem aber, sich ihrer angemessen zu erinnern. Darüber hinaus ist es das Bestreben des AK, über diese Erinnerung hinweg, Zeichen zu setzen, dass Dinge, wie sie unter anderem in Limmer geschahen, nie wieder vorkommen dürfen.
Entsprechend seinem „Arbeitstitel“ „Ein Mahnmal für das Frauen-KZ in Limmer“ setzt sich der AK dafür ein, eine Stätte, die diesen Zielen entspricht, auf dem Gelände der künftigen Wasserstadt, einzurichten.
Es gibt seit den 1980er Jahren einen kleinen Gedenkstein, der im wahrsten Sinne des Wortes am Wegesrand zwischen Gräsern und Büschen fast unsichtbar sein Dasein fristet.
Das will der AK ändern.
Seit etlichen Jahren sammelt der AK Informationen über das Lager, über die Menschen drinnen und draußen, vor allem aber eben über die Frauen, die dort arbeiten mussten. Was man über die Zustände weiß, stammt in großem Maße aus Berichten, die von etlichen Frauen nach ihrer Befreiung geschrieben wurden. Andere Informationen resultieren aus Befragungen von Zeitzeugen. Einiges über das Lager, seinen Aufbau und die Ausstattung für die Bewohner findet man in Zeitdokumenten und Bauplänen. Mehr könnte man sicherlich aus bestimmten Archiven erfahren, zum Beispiel aus dem Werksarchiv der Continental AG. Die allerdings gewährt bis auf den heutigen Tag keinen Einblick in entsprechende Unterlagen. Über das Warum kann man nur Vermutungen anstellen. Eine bedauerliche Situation. Nicht nur für den Arbeitskreis.
Bei den Aktionen auf dem Küchengartenplatz informiert der AK über seine Arbeit und lädt dazu ein, sich daran nach Kräften zu beteiligen.
Am 20.6.2014 wird der AK bei der „Wunschproduktion“ ein letztes Mal in dieser Aktionsreihe seine Arbeit vorstellen (17 bis 19 Uhr) und dazu ab 19 Uhr aus den Berichten von Frauen des KZ Limmer auf dem Conti-Gelände vorlesen. Näher kann man dem Geschehen im KZ nicht kommen, als durch die Berichte der Frauen, die dort „leben“ und arbeiten mussten.
Diskussion und Beantworten von Fragen beschließen diese Aktion.
Jürgen B. Hartig
Bürgerreporter:in:Jürgen B. Hartig aus Garbsen |
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