Linden entdecken auf der Butjer Route

Küchengartenpavilion
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Kann man einen Stadtteil lieben? Aber sicher! Wir in Linden wissen das und haben deshalb viel Interesse an Geschichte und Gegenwart. Geschichte ist immer Geschichte von Menschen und ihrer Kultur. Manche Spuren der Vergangenheit sind verloren gegangen: durch Kriege und Sanierungswahn. Vieles ist erhalten. Wenn man genau hinschaut und hinhört, offenbaren Häuser, Straßen und Plätze ihre Geschichte. Linden hat reichlich Geschichte.

Unser Spaziergang beginnt auf dem Lindener Berg. Am Eingang des Bergfriedhofs. Als Friedhof ist er ein Stück abgeschlossener Lindener Geschichte, Beisetzungen gibt es Küchengarten Pavillion hier seit 1965 nicht mehr (amtlich: Belegungen finden nicht mehr statt). Ein Rundgang über den Friedhof zeigt uns mit zum Teil imposanten Grabmälern ein Stück Lindener Familien-Geschichte. Auch botanisch gibt es im Frühling/Sommer ein reichhaltiges Angebot an Blütenduft für den Spaziergänger. Auffallend ist der Pavillion, der 1914 vom Küchengarten (Pavillionstraße!) hierher verlegt wurde. Nach dem 1. Weltkrieg diente er als Gedenkstätte für die Kriegsopfer (natürlich nur die deutschen). Zwischenzeitlich hatten hier Künstler ihr Atelier und heute ist er zentrale Anlaufstelle am Lindener Berg, betrieben vom Verein Quartier e.V..

Wenn wir jetzt weiter den Hang hinuntergehen, kommen wir an Lindener Ursprünge: Hier war das alte Dorf Linden, ein Bauerndorf, von dem praktisch nichts mehr übriggeblieben ist. Fachwerkhaus von 1698Das Dorf erstreckte sich um die Martinskirche (1285). Die historische Martinskirche wurde mehrfach zerstört, so im 30-jährigen Krieg und im 2. Weltkrieg. Kalkbrennerhäuschen Neben der Kirche erkennen wir den alten Friedhof. Allein das Grab der Familie Egestorff ist übriggeblieben.

Weiter geht es durch den Von-Alten-Garten zum Lindener Marktplatz.

An Markttagen (Dienstag und Samstag) vereinigt sich Lindener Leben auf dem Marktplatz. Markttag Ansonsten nehmen hier viele nur das Zentrum von Linden-Mitte wahr. Das ist bis heute umstritten. Dabei hatten die Stadtväter Lindens schon bald nach der Verleihung der Stadtrechte (1885) den Traum eines echten Stadtzentrums verwirklichen wollen. Damals gab es ein neuerbautes Lindener Rathaus in Randlage an der Deisterstraße, Ecke Ricklinger Straße. Die stürmische Entwicklung Lindens (allein zwischen 1885 und 1895 stieg die Einwohnerzahl von 25.000 auf 35.000) veranlasste die Stadtväter, an die Gestaltung des Marktplatzes zu gehen. 1896 begann der Bau des neuen Rathauses, 1899 wurde es vollendet. Nachtwächter Brunnen Seine ganze Pracht mit Staffelgiebeln und Turm ist nicht erhalten. Kriegszerstörungen (1943) wurden in den Nachkriegsjahren beim Wiederaufbau vereinfacht ausgeglichen. Aber es ist auch heute unser Rathaus.

Über den Lichtenbergplatz, am Lindener Butjer vor der Volksbank und der Gründungsstätte der Nachkriegs SPD vorbei geht es zum Küchengarten.

Der Küchengarten heißt Küchengarten weil... Ja tatsächlich, hier war lange Zeit eine Gartenanlage, in der Kohl, Salat und anderes angebaut wurde. Und zwar für das hannoversche Königshaus. Später war hier auch der Lindener Bahnhof. Eine Eisenbahnspur existiert noch (Rampenstraße). Sie wurde letztmals zum Transport der Kohle für das Heizkraftwerk genutzt. Seit das aber mit Gas beheizt wird, ist die Strecke stillgelegt.
Städtische Bäder lesen wir am Backsteinbau zwischen Stephanus- und Haasemannstraße (erbaut 1927-1929). Wer an ein Schwimmbad denkt, ist auf dem Holzweg. Hier fand Lindener Körperreinigung statt: Wannen- und Duschbäder für Lindener Familien, die in ihren Wohnungen damals keine Badezimmer hatten. Der Kabarettist Dietrich Kittner übernahm die Anlage, als sie im Ergebnis der Wohnungssanierung nicht mehr gebraucht wurde. Zur Erinnerung blieb eine Nasszelle erhalten.

Die letzte Etappe der Butjer Route führt nach Linden-Nord durch die Limmerstraße und die Kochstraße bis zum Faustgelände.

Das Kürzel steht für Fabrik-Umnutzung und Stadtteilkultur. Schornstein vom Faust e.V. Der Verein hat sich 1989 mit dem Ziel gegründet, die denkmal- geschützte Fabrikanlage zu einem soziokulturellen Zentrum umzunutzen. Hier treffen sich Initiativen, Künstler haben Ateliers eingerichtet, Theater wird gespielt, Musik- und Tanzveranstaltungen werden angeboten.

Für den Heimweg empfiehlt sich der hintere Ausgang von FAUST, direkt am Leine- und Ihme-Ufer. Heute ein schöner Spazierweg; früher stand hier zwischen FAUST und Ihme-Zentrum eine Fabrik neben der anderen. Alles hat zwei Seiten: Mit den rauchenden Schloten sind in Linden auch massenhaft Arbeitplätze verschwunden.

Eine Führung entlang der Butjer Route findet am 18. September 2009 statt. Treffpunkt ist der Eingang zum Bergfriedhof um 10:00 Uhr.
Dauer: 2 Stunden. Führung: Hans-Jörg Hennecke, Autor und "Lindenkenner". Anmeldung unter Tel.: 0511/3687-116.
Preis: 3 Euro.

Den kompletten Rundgang finden Sie im Netz unter:
http://www.linden-entdecken.de/rundgaenge/index-bu...

Bürgerreporter:in:

Achim Brandau aus Hannover-Linden-Limmer

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