Der Tiergarten in Hannover hat neue Mitbewohner
Der Tiergarten ist für Hannoveraner ein beliebtes Ausflugsziel. Dort leben Damhirsche, die sich auf dem weitläufigen Gelände frei bewegen können und in Einzäunungen Wildschweine, Rothirsche und Rehe. Allerdings konnte ich bei meinem letzten Besuch weder Rothirsche noch Rehe entdecken. Hatten sie sich im Unterholz versteckt, oder gibt es sie dort nicht mehr? Einen Damhirsch allerdings, der vielen Besuchern wegen seiner Zutraulichkeit wohl bekannt ist, ist tatsächlich nicht mehr im Tiergarten zu finden. Das ist die Hirschkuh Mara, die mit der Flasche aufgezogen worden war und die sich den Menschen wohl näherfühlte, als ihren Artgenossen. Gern kam sie auf Besucher zu, ließ sich sogar streicheln und knabberte auch schon mal an deren Kleidung. Diese Menschennähe wurde der Försterei jedoch zu viel. So lebt sie jetzt, wie es mir ein Tiergartenmitarbeiter erzählte, in einem Wildgehege bei Rinteln. Und das mit dem Versprechen, dass sie dort nie getötet werden dürfe.
Schlechte Erfahrung mit zu viel Menschennähe, bedingt auch durch das Füttern der Tiere, das in früheren Zeiten noch erlaubt war, hatte der Tiergarten schon damals gemacht. Den Przewalskipferden, die einst in dem heutigen Rothirschgehege gelebt haben, soll das gesundheitlich schlecht bekommen sein. So mussten sie abgeschafft werden, und ein generelles Fütterverbot wurde eingeführt.
Nun aber hat der Tiergarten neue Mitbewohner. Es sind Mufflons, die vorerst in einem abgeteilten Bereich des Rothirschgeheges, etwa 50 Meter abseits des Weges, leben. Von einer neuerrichteten Hochplattform kann man sie aus der Ferne beobachten. Allerdings sollte man sich dazu ein Fernglas mitnehmen, ist doch das Betreten der Wiese, um sie aus der Nähe betrachten zu können, nicht erlaubt. Als ich zum Fotografieren bis an das Gehege herantrat, kam sofort ein Tiergartenmitarbeiter herbei und wies darauf hin, dass die Wege nicht verlassen werden dürfen. Selbst hatte ich aber schon einmal das Glück bei Bad Harzburg im Wald eine kleine Herde Mufflons, die mich hinter einem Baum stehend nicht bemerkten, aus unmittelbarer Nähe beobachten zu können. 24 dieser Tiere konnte ich damals zählen.
Mufflons stammen ursprünglich wohl aus Vorderasien, wurden aber vor 7000 Jahren auf den Inseln Korsika und Sardinien angesiedelt. Sie sind die Stammväter unserer Schafe. 1902 wurden sie in Deutschland erstmalig ausgewildert. Mit den Bedingungen der hiesigen Laub- und Mischwälder der Mittelgebirge kommen sie gut zurecht, werden aber durch den Wolf deutlich dezimiert. Ein Grund für den Tiergarten, die Tiere, die aus verschidenen Gehegen stammen, um Inzucht zu vermeiden, einen gisicherten Raum zu geben. Die männlichen Tiere werden Widder genannt, die weiblichen Schafe und die Jungen Lämmer. Im Gegensatz zu den Hirschen werfen die Widder ihr geschwungenes Gehörn nicht ab. Mit jedem Jahr wird es ein Stück länger, und bei alten Widdern kann es eine eindrucksvolle Größe erreichen.
Es ist also mal wieder an der Zeit, dem Tiergarten einen Besuch abzustatten. Aber das gilt natürlich nicht nur, um die Mufflons kennenzulernen. Sondern es ist zu jeder Jahreszeit reizvoll und das besonders jetzt im Herbst zur bunten Kastanienzeit.
Bürgerreporter:in:Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode |
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