Stinke-Pipi

Wer Spargel mag, der MUSS … damit leben… und es ist nicht gerade Parfum, was uns um die Nase weht :-))

Aber, wie kommt das eigentlich?

Und betrifft das alle Menschen?

Es ist wie immer: Nicht ganz so einfach!

Zunächst einmal zur Entstehung des typischen Spargel-Pipi-Geruchs:

Also, ohne komplizierte Formeln, es sind Schwefelverbindungen im Spargel, die durch Enzyme des Körpers aufgespalten werden und so u. a. die übel riechende Stoffe bilden.

Erstaunlicherweise ist das aber nicht bei allen Menschen so.

1956 wurde dieses Phänomen von britischen Forschern genauer untersucht.
Damals waren in der Gruppe der Versuchspersonen etliche, deren Urin nach Spargelgenuss völlig normal roch.

Es wurde ein Enzym gefunden, dass für die Spaltung der Asparaginsäure im Spargel nötig ist.

Und rund 43 Prozent dieser(!) Gruppe hatten dieses Enzym nicht.

In einer anderen Versuchsgruppe fanden sich acht Prozent der Testpersonen die keinen "Spargel-Urin" produzierten und sechs Prozent waren unfähig, den Geruch wahrzunehmen.

Übrigens, es gab eine Person, die konnte beides nicht.

Man schlussfolgerte, dass das genetisch bedingt sei.

Die interessante Frage, warum Mutter Natur das so unterschiedlich eingerichtet hat, ist bis heute nicht geklärt.

Das Enzym hat sicher ja auch noch eine „wichtigere“ Funktion. Aber welche? Ist es gut, wenn man es hat … oder eher schlecht??

Aber es ist zu diesem Thema längst noch nicht alles sicher geklärt.

Noch etwas zu einem bis heute verbreitetem Irrtum: es ist nicht das Asparagin selbst, das SO riecht.

„Asparagin“ ist eine Aminosäure mit sehr geringem Dampfdruck und riecht praktisch gar nicht.

Es handelt sich beim Stinkezeug um eine Verbindung mit sehr ähnlichem Namen: die „Asparagusinsäure“ (auch Asparagussäure).

Wer’s etwas genauer wissen möchte: In der langen Abbaukette im Körper sind es „S-Methyl-thioacrylat (IV)“, sowie dessen Methanthiol-Additionsprodukt „S-Methyl-3-(methylthio)thioproponiat (V)“ die SO riechen.

Aber es fallen auch noch weitere Anteile von unschön riechenden Verbindungen dabei an. Auch hier ist noch nicht alles sicher bewiesen.

Wo wir gerade bei „Spargel-Irrtümern“ sind: Spargel „entwässert“ NICHT!

Wenn wir nach einer guten Portion des wohlschmeckenden Gemüses sehr bald auf die Toilette müssen, liegt das daran, dass Spargel zu 94 Prozent aus Wasser besteht.

Und wenn man ‚ne Menge Wasser mit den darin gelösten Salzen zu sich nimmt (oft auch noch mit begleitenden Getränken), dann will das der Körper auch bald wieder loswerden.

Also nix „harntreibend“ – normale Entsorgung - es werden nur diejenigen Stoffe ausgeschieden, die in den Körper vorher hineingelangt sind.

Tja, und nun?

Na, Spargel essen – es ist die beste Zeit dazu.

Guten Appetit und …

Wer noch weiter lesen möchte:
http://www.chemieunterricht.de/dc2/tip/06_01.htm
http://www.wissenschaft-aktuell.de/artikel/Veraend...
http://www.aerztezeitung.de/medizin/fachbereiche/s...
R. H. White, Occurence of S-Methyl Thioesters in Urines of Humans After They Have Eaten Asparagus, Science 189, 810-811 (1975).
Römpp-Lexikon, Band Lebensmittelchemie, Thieme-Verlag Stuttgart 1995.

Bürgerreporter:in:

Wilhelm Kohlmeyer aus Hannover-Groß-Buchholz

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