Was Sie schon immer über das Frühstücks-Ei wissen wollten…
…. und worüber Sie sich wahrscheinlich noch nie Gedanken gemacht haben.
Sie können ein Frühstücks-Ei richtig kochen? Glauben Sie!?
Auch, wenn die Betonung auf „RICHTIG“ liegt? Jeden Tag, auch mit unterschiedlich dicken Eiern immer genau die gewünschte Weichheit/Härte?
Klar, alle kriegen das ungefähr hin.
Mal ist etwas weicher, mal etwas härter. Mal lässt es sich gut abpellen, mal schlechter. Wir nehmen’s halt, wie’s ist.
Es liegt vielleicht im Wesen von Naturwissenschaftlern, dass für sie „so ungefähr“ nicht akzeptabel ist. Ich habe mich einmal durch diverse Internetseiten und Fachbeiträge durchgeackert. Erstaunliches kommt zu Tage.
Die erste Veröffentlichung, die kenne, ist von Peter Barham, Professor of Physics an der Bristol University in England aus dem Jahr 2003.
Er hat mit seinem Team das Kochen von Eiern wissenschaftlich untersucht und eine Formel gefunden (Bild 2), mit der man gut arbeiten kann (als Wissenschaftler!).
Es gibt Berechnungen aus der Thermodynamik, die kann man ganz einfach auf das Ei übertragen.
Hier die Erklärung zu den einzelnen Begriffen in der Formel:
0,0016
ist eine Materialkonstante von Eiern
d²
ist der kleinste Durchmesser vom Ei, also an seiner schmalen Mitte, zum Quadrat
ln
steht für den natürlichen Logarithmus (Taschenrechner nötig)
T-Wasser
das ist die Temperatur des kochenden Wassers. Achtung! Diese Temperatur schwankt deutlich bei verschiedenen Luftdrücken/Höhenlagen. Nur bei Höhe Null und „normalem Luftdruck“ kocht das Wasser bei 100 °C. Wenn man hier 98°C einsetzt liegt man in Deutschland meist richtig. Wenn Sie die Höhenlage kennen, aber kein Barometer haben, können sie die Siedetemperatur näherungsweise nach folgender Formel berechnen: Siedetemp=((Höhe in m)*(-0,003)) + 100°C.
Übrigens kocht das Wasser auf der Zugspitze schon bei 90°C. Da braucht man sehr viel längere Kochzeiten!
T-Start
Dies ist die Temperatur vom Ei vor dem Kochen. Sind die Eier im Kühlschrank gelagert, dann hier 7°C eingeben. Bei Lagerung in der Küche 20°C eingeben. Gibt einen deutlichen Unterschied bei der Kochzeit!
T-Innen
Das ist die Temperatur vom Ei in der Mitte nach dem Kochvorgang. Hier kommt es darauf an, wie hart das Ei gewünscht wird.
57°C heißt „sehr weiches Ei“. Eiweiß noch etwas flüssig.
64°C heißt „kernweiches Ei“, also, Eiweiß schon hart, Eigelb in der Mitte noch flüssig.
82°C heißt „hartes Ei“
Nun ja, wenn man diese Formel dann ausrechnet, hat man die Kochzeit für das perfekte Ei.
Grundsätzlich gilt: Das Ei immer ins schon kochende Wasser legen, nur dann bekommt man reproduzierbare Ergebnisse.
Und wenn wir hier gerade so rum eiern. Noch ein Hinweis:
Eier immer abschrecken, damit sie sich besser abpellen lassen?!?
Das ist leider falsch.
Ob sich ein Frühstücksei gut pellen lässt, hat nichts mit dem Abschrecken zu tun.
Wie gut sich ein Ei schälen lässt, hängt vom pH-Wert des Eiklars ab. Nachdem ein Hühnerei gelegt wurde, steigt sein pH-Wert bei der Lagerung von rund 7 allmählich auf etwa 9 an.
Ist der pH-Wert noch zu niedrig, klebt die Schale fest. Auch dringt bei der Lagerung Luft durch die Poren in das Ei ein und die wirkt beim Kochen als Trennschicht.
Zumindest weiß man, wenn’s nicht geht, dass das Ei frisch ist :-))
Also nicht Abschrecken? Nicht ganz.
Die Übergänge vom weichen zum hart gekochten Ei sind fließend. Kurz nicht aufgepasst, schon ist das Eigelb zu zäh. Wer abschreckt, der beendet den Vorgang des Garens.
Und, noch was unklar?
Nein?
Na, dann kann ja Ostern kommen.
Bürgerreporter:in:Wilhelm Kohlmeyer aus Hannover-Groß-Buchholz |
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