Kleingartenvereine Hannover

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Das Buch-Broschüre kann in der Stadtbibliothek ausgeliehen werden!

Die Kleingartenbewegung kann auf eine lange Tradition zurückblicken, schon 1806 entstanden die ersten „ Armengärten“ in Kappeln an der Schlei. Diese Idee wurde dann auch auf große Städte übertragen – doch dieser Ansatz erstickte bald wieder, aufgrund des Flächenbedarfs für neue Siedlungen. Erst ein halbes Jahrhundert später erfuhr das Kleingartenwesen neue Impulse durch den Arzt Dr. Schreber, der in der Gartenarbeit einen therapeutischen Nutzen sah, sich an der frischen Luft zu betätigen, um der Tuberkulose vorzubeugen – aber auch zur Förderung der Bewegung, sowie Spielmöglichkeiten für die Kinder, und zur Gesunderhaltung der Bevölkerung beizutragen.
So entstanden im Jahr 1865 die ersten „ Familiengärten“, die zum Schutz vor Unwetter und unerwünschten Zugang Lauben und Zäune erhielten. Diese Gärten schlossen sich zu Interessengruppen, also Vereine zusammen, die sich dann erstmals 1891 zu einem Verband organisierten.
In Berlin entwickelte sich seit 12870 eine andere Kleingartenbewegung, aufgrund der Wohnungsnot entstanden dort die „ Laubengärten „ – es waren behelfsmäßige Wohngärten, die aber auch mit der Aussaat und Bepflanzung zum Lebensunterhalt beitrugen. Aufgrund der schlechten Wohnverhältnisse, sowie die katastrophalen Gesundheitsbedingungen in den Arbeitervierteln entstanden dann 1901 die sogenannten „ Arbeitergärten“. Diese Entwicklung wurde dann auch auf andere Städte übertragen, sodass es 1930 bereits schon 30.000 Arbeitergärten in Deutschland gab.
Die Kleingärten wurden in der Bevölkerung auf breiter Ebene gerne angenommen, um aus ihren vier Wänden in die freie Natur zu entfliehen, sich der Freizeit hinzugeben und darüber hinaus die Vorteile eines Gartens nutzen zu können. Bis in die 70 er Jahre fanden sich lange Wartelisten in den Vereinen, die Nachfrage konnten sie so nicht gerecht werden. Inzwischen hat sich die Nachfrage aber wieder entspannt – bedingt auch durch den Bauboom von Reihenhäusern.

Wie bereits in der Historie der Kleingärten erwähnt, ging die flächendeckende Entwicklung im 19.Jahrhundert auch an Hannover nicht vorbei. Auch hier, beflügelt durch die „ Kleingarten-und Kleinlandpachtordnung „ entstanden immer mehr „ Kleingärten“ – wie nun verbindlich die Gartenparzelle hieß. So gab es im Jahr 1932 bereits 20.000 Kleingärten, die Fläche und die Anzahl ist heute nahezu gleichgeblieben – die Kleingärten erstrecken sich heute über eine Fläche von 1009 ha aus, auf der sich ca. 120 Vereine mit ca. 270 Kolonien und ca. 20400 Kleingärten organisiert haben. Die gemeinschaftlichen Flächen und Einrichtungen sind öffentlich zugänglich und erhöhen somit den Freizeitwert der Stadtbewohner.
Der Slogan „ Hannover Stadt im Grünen“ besagt nicht nur, das Hannover den größten Stadtwald Europas hat, sondern das sich um und innerhalb der Stadt eine Grünfläche gebildet hat, die heute als geschützte Kleingartenanlagen in unzähligen Vereinen darstellt. Dieses öffentliche Naturgrün ist allen Stadtbewohnern für ausgedehnte Sparziergänge zugänglich. Diese Flächen tragen neben dem riesigen Stadtwald erheblich zu einer sauerstoffreichen, frischen Luft in der verkehrsreichen Großstadt bei – die Stadt wird dadurch nicht nur grüner, sondern für seine Bewohner lebenswerter.
Der Wunsch einen eigenen Garten in der Stadt zu besitzen wird durch knapper werdende Grundstücke und deren Kosten nicht gerade beflügelt – hier bietet sich eine preiswerte Alternative für die Familien der Stadt an – in der unmittelbaren Wohngegend einem Kleingarten-Verein beizutreten und einen Kleingarten für sich und der Familie zu pachten.

In den früheren Jahren in der Vor-Nachkriegszeit dienten die Gärten ausschließlich der Eigenversorgung , die Gartenflächen wurden zum größten Teil für Obstanbau und Gemüse genutzt- die einen eigenen Schreber-Garten hatten, konnten sich glücklich schätzen, dass sie sich unabhängig von der Versorgungslage der damaligen Zeit und deren Kosten selbst versorgen konnten.
Zum Teil wurden die Lauben auch als ständiges Wohndomizil genutzt, da die Wohnungssituation in Hannover sehr angespannt war. So wohnten die Familien in ihren Kleingärten inmitten der Natur und deckten ihren täglichen Bedarf durch ihren Garten ab. Die Lauben waren mit Dachpappe gegen den Regen abgedichtet, die Wege durch eingegrabene Flaschen markiert und vor jeder Laube stand eine mächtige Blautanne, die zur Zierde des Gartens beitrug – auch die Schwengel- Pumpe per Handkraft war allgegenwärtig. Mittlerweise haben sich die Zeiten verändert, wie die Bilder unserer Gärten zeigen.

Wir „ Laubenpieper “ wie es doch ein wenig abfällig heißt, haben uns schon längst von den Vorurteilen des Spießigen, der eigensinnigen Gärtner verabschiedet.
Nein, wir sind eine aufgeschlossene, naturverbundene, dem Umweltschutz zugewandte Gesellschaft geworden.
Unser Garten ist für uns ein zweites Zuhause und zum Teil auch Urlaubsziel geworden. Die Gartenhäuser werden liebevoll mit viel Eigenarbeit hergerichtet und immer mal wieder mit neuen Ideen beflügelt umgestaltet.
Viele von uns bereiten leckere Speisen in ihren kleinen Küchen zu – laden zum Grillabend Freunde und Bekannte auf ihre grüne „ Scholle “ ein – andere übernachten in ihren Gartenhäuschen oder verbringen einen ganzen Urlaub im Garten.
Abseits der Hektik der Stadt genießen wir bei einem herrlichen Sonnenaufgang das zubereitete Frühstück untermalt vom Vogelgesang und den ersten neugierigen Insekten – verbringen dann den ganzen Tag in der freien Natur und gegen Abend, wenn die Sonne sich langsam dem Horizont zuwendet, wird ein Glas Bier gezapft, das erste Glas Wein eingeschenkt , verbunden mit leckeren Grillspezialitäten geht es in die Abenddämmerung bis weit in die Nacht hinein.
Wo, wenn nicht hier, können wir uns abseits der lebhaften Großstadt entziehen – den Abendhimmel in der Stille genießen und den heraufziehenden Sternenhimmel bewundern , in uns eingekehrt erleben wir mit all unseren Sinnen die eigene „ grüne Scholle “
An den Wochenenden müssen wir nicht, wie viele Stadtbewohner, mit der Decke oder den Klappstühlen und Picknickkorb zu den bekannten Wiesen und Ausflugszielen flüchten-wo doch dann die schönsten, ruhigsten Plätze der Stadt und Umgebung schon belagert werden.
In den schönen warmen Tagen, haben wir für die Kleinen ein Planschbecken – für uns ein Swimmingpool aufgebaut, andere begnügen sich mit einer aufgestellten Dusche, doch auf jeden Fall bringt uns die Wasserpumpe eine kühle Erfrischung aus der Tiefe unseres Gartens. Mittags suchen wir die Stille im Schatten eines der Obstbäume, begleitet vom leisen Vogelgesang träumen wir in der freien Natur vor uns hin.
Wir spielen ausgelassen mit unseren Kindern,-Enkelkindern auf unserer eigenen Wiese, manche haben Spielgeräte oder ein Baumhaus aufgebaut , so können unsere „ Kleinen“ gefahrlos, im Kreise der Familie sich austoben.
Nachmittags wird der Kaffeetisch unter dem schattenspendenden alten Apfel,- Kirschbaum gedeckt – für die versammelte Familie mit selbstgebackenen Kuchen und Torten ergänzt, wir freuen uns auf diesen herrlichen Nachmittag – wo in der Stadt können wir so unbeschwert diesen Nachmittag erleben.
Doch nicht nur unsere selbst gewählte Freizeit genießen wir hier in vollen Zügen, sondern die Liebe zur Natur und zur Gartenarbeit befreit uns immer wieder von unseren Alltagssorgen.
Mit viel Hingabe bestellen wir unser Gemüsebeet, bepflanzen unsere liebevoll angelegten Blumenrabatten, beschneiden die Büsche und Obstbäume mit der Zuversicht, dass diese eine ertragreiche Ernte versprechen. Der Garten fordert uns viel Mühe und Arbeit ab , wir werden das Gefühl nicht los, das die erforderlichen Tätigkeiten kein Ende nehmen , hier gibt es immer etwas zu tun – doch wir bewegen uns in frischer Luft, stoßen manchmal auch an unsere körperlichen Grenzen – und doch spüren wir eine innerliche Zufriedenheit und Ausgeglichenheit – wir haben wieder etwas geleistet, das hält uns Kleingärtner jung und gesund – wir sind mit uns zufrieden.
Was für ein Glücksgefühl erleben wir, wenn wir die eigene Ernte aus unserem Garten einfahren können – da fachsimpeln wir gerne mit den Nachbarn über die größeren Kartoffeln oder die besonderen Erträge der verschiedenen Gemüsesorten. Da steigen wir hoch hinauf in die Äste der Obstbäume, um noch die letzte Frucht herunter zu holen, die Rückenschmerzen werden nicht mehr wahrgenommen, wenn wir in gebückter Haltung unsere Erdbeeren oder das Gemüse ernten. Wir werden belohnt für unsere Arbeit im Frühjahr – unser Obst und Gemüse ist das Beste was die Stadt zu bieten hat, so werden wir wieder für die nächste Aussaat angespornt. So sind wir Kleingärtner immer in Bewegung auf unserer „ grünen Scholle “!

Innerhalb der Kleingarten-Landschaft in Hannover wollen wir hier den Verein „ Neue Hoffnung “ vorstellen. Dieser Verein am Mittellandkanal in der List, gehört mit ihren 210 Gärten zu den großen Grünanlagen im Stadtgebiet. In einer Zeit der angespannten Wirtschaftslage und der nie gekannten Arbeitslosigkeit, war der Wunsch nach einem bewirtschafteten Schrebergarten in der Bevölkerung recht groß – diesem Wunsch wurde 1931 Rechnung getragen, zu diesem Zeitpunkt wurde der Verein „ Neue Hoffnung“ als Kleingärtenverein Spannhagen gegründet . Aus wirtschaftlichen Gründen wurde 1981 der Verein geteilt in Kolonie Neue Hoffnung e.V. und in die Kolonie Flora e.V. Unser Verein Neue Hoffnung entwickelte sich zu einer eigenständigen Gemeinschaft.
Unser Vereinshaus ist in den folgenden Jahren gewachsen und wurde ständig modernisiert, die Vereinsgaststätte im Vereinshaus wurde verpachtet und war der Mittelpunkt in unserem Vereinsleben. Diese durchaus gepflegte Kleingartenanlage, die schon immer zu den herausragenden Gartenanlagen gehörte erwies sich in den 60er und 70er Jahren im Stadtteil zu den jährlichen Gartenfesten als Hauptanziehung für die Bewohner in seiner Umgebung.
Auf der Vereinswiese fanden wir Schieß- und Losbuden, sowie mehrere Karussells vor, es war nicht nur ein Vereinsfest, sondern entwickelte sich zum Stadtteilfest. Auch wenn diese Zeit durch ein Überangebot in der Stadt und dem finanziellen Druck gewichen ist , so erfreuen wir uns immer wieder über unsere etwas kleineren Gartenfeste, so auch über unser traditionelles Osterfeuer auf unserer Vereinswiese zu dem wir viele Bewohner aus dem Stadtteil begrüßen dürfen. Unser jährliches Gartenfest im Sommer findet bei Allen immer reges Interesse- die Gärten werden liebevoll geschmückt, die schönsten Gärten werden anschließend prämiert und bei gutem Essen und Tanz finden „ Laubenpieper “ schnell zueinander. Für die Kinder wird immer wieder etwas Besonderes auf der Vereinswiese geboten und dabei darf unser „ Wichtelexpress “ der Traktor mit seinen Anhängern, der tuckernd durch die Gärten zieht, nicht fehlen.
Darüber hinaus finden gemeinsame Aktivitäten der beiden Kolonien Neue Hoffnung und der Gartenkolonie Flora statt. So werden die Bewohner motiviert am Vereinsleben teilzunehmen.
Unser Motto: „kommt zu uns in die Vereine “ erfahrt Gemeinschaftssinn und Geselligkeit, zeigt euren Kindern, das der Rotkohl nicht aus dem Glas kommt und der Rosenkohl nicht in der Erde wächst – in den Kleingärten legen wir den Grundstock für eine umweltbewusste, naturverbundene und friedliche Zukunft unserer Kinder!
Unsere Kolonie „ Neue Hoffnung “ gibt den Mitgliedern das Gefühl, in einer großen Familie angekommen zu sein. Wer es möchte, findet in dieser Gemeinschaft Geselligkeit und Abwechslung, um aus seinem Alltag zu entfliehen, Einsamkeit muss hier nicht sein. Der Verein bietet Abwechslung und Integration auf vielfältiger Weise, sei es bei gemeinsamen Ausflugsfahrten in die naheliegende Natur oder viel Spaß in den Seniorengruppen , einen Plausch finden wir jederzeit im Vereinsheim. Die Wirtin gibt sich sehr viel Mühe die Kleingärtner zusammen zu bringen, beim Oster,- Pfingst,- Weihnachts,- Silvester-Essen oder jahreszeitliche Termine wie Spargel,- Grünkohl-Essen wird der Gemeinschaftssinn gefördert, es muss keiner einsam in seinem Garten herumsitzen.
Außerdem kann sich jeder Gartenfreund im Verein einbringen, als Wege Wart, im Vorstand oder in den verschiedenen fachbezogenen Gremien. Aber auch die jährlichen Gemeinschaftsarbeiten, die zur Sauberkeit und der Pflege der Außenanlage des Vereins dienen, wecken in uns ein Gemeinsamkeitsgefühl. Da wird die Vereinswiese gemäht, die Wege vom Unkraut befreit, und anfallende Arbeiten verrichtet. Das gemeinsame Schwätzchen darf hierbei natürlich nicht zu kurz kommen, das dann beim gemeinsamen Frühstück im Vereinsheim fortgesetzt wird.
Langeweile muss in unserem Verein gar nicht erst aufkommen, das Motto heißt: Mitmachen Spaß haben und nicht auf der Strecke bleiben.
Die Kommunikation wird bei uns besonders groß geschrieben, erreichen wir unsere „ grüne Scholle “ schon wird über den Gartenzaun die neuesten Nachrichten und Sorgen ausgetauscht, es werden Gartentipps zur Pflege und Bepflanzung gegeben, gegenseitige Hilfe beim Ausbau der Lauben und zum Baumschnitt werden angeboten. Der Lohn ist dann die gemeinschaftliche, gesellige und fröhliche Nachbarschaft beim anschließenden Umtrunk und zum Grillen.
Hier erkennen wir, dass der Garten für uns inmitten der Stadt ein Ort zum Rückzug zur Besinnlichkeit und Geselligkeit geworden ist , raus aus dem täglichen Alltag des Berufes und der Einsamkeit innerhalb der Stadtbewohner , hin zur individuellen Gestaltung des eigenen Lebens.
Wir freuen uns auf unsere Gemeinsamkeit in der „ Kolonie Neue Hoffnung “.

Bürgerreporter:in:

Günter Schulz aus Hannover-Groß-Buchholz

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