Fototipps: Beim Porträt sollte das Hauptlicht auf die „kurze Seite“ scheinen
Fotografieren wir Porträts, dann sollten wir uns auch über den Lichteinfall Gedanken machen.
Frontallicht – also das Licht direkt von vorn, wenn wir etwa nach alter (aber auch wirklich alter) Fotografenweisheit „die Sonne im Rücken“ haben oder den eingebauten kamerainternen Blitz einschalten – ist hierbei weniger zu empfehlen. Gern wird bei Porträtaufnahmen stattdessen ein Licht schräg von der Seite gesetzt. Das führt in vielen Fällen zu einer angenehmen Bildwirkung; es gilt dabei aber einiges zu beachten.
Weil die Fotoszene nach meinem Geschmack bei myheimat etwas zu kurz kommt, will ich ab und zu mit Beiträgen zu Fotothemen den Fokus auch mal auf dieses schöne Hobby richten. Heute soll es um das Hauptlicht bei Porträts gehen.
Wichtig ist zuerst einmal die Lage des Nasenschattens. Keinesfalls sollte er die Lippen erreichen oder gar durchschneiden. Da weder Film noch Digitalsensor einen so großen Kontrastumfang wie das menschliche Auge verkraften kann, sollte der Fotograf sich tunlichst auch Gedanken über „die dunkle Seite“ machen (nein, nicht die „dunkle Seite der Macht“, das ist was anderes). Sprich, wir müssen entscheiden, wie schattig bzw. dunkel die vom Licht abgewandte Seite des Gesichtes werden soll. Bei harten Männerporträts kommt oft die sogenannte „Rembrandt-Beleuchtung“ gut an, die holde Weiblichkeit verzeiht uns eine dramatische Darstellung und das Herausarbeiten von Falten und anderen Spuren des Lebens dagegen eher selten. Hier heißt es sanft mit einer zweiten Lichtquelle aufhellen. Doch das sind alles Themen, die jeweils einen eigenen Beitrag verdient haben.
Heute wollen wir einmal der Frage nachgehen, auf welcher Seite wir überhaupt das Hauptlicht setzen und auf welcher Seite dann entsprechend das Aufhell-Licht (das muss nicht unbedingt ein zweiter, schwächerer Blitz oder eine weitere Lampe sein, ein Reflektor bzw. eine reflektierende Fläche genügen in vielen Fällen vollkommen). Und hier gilt: Das Hauptlicht gehört im Regelfall auf die kurze Seite. In der Mehrzahl der Porträts wirkt diese Lichtsetzung vorteilhaft.
Kurze Seite? Verwirrt? Was ist das? Nun, ein menschliches Gesicht besteht aus zwei Gesichtshälften mit der Nase in der Mitte. Betrachten wir doch einmal das Beispielsbild zu diesem Beitrag. Wir messen den jeweiligen Abstand zwischen dem Rand des Gesichtes und der Nase. Bei einem leicht gedrehten Gesicht (und die meisten Porträts werden eben nicht direkt frontal von vorn geknipst) ist dieser Abstand auf einer Seite kürzer. Das ist die besagte „kurze Seite“. Auf sie sollte das Hauptlicht fallen, die „lange oder breite Seite“ des Gesichts wird je nach gewünschter Lichtsituation dann nur mehr oder weniger aufgehellt.
Ein Wort noch zum Beispielsbild. Es entstand an einem Fenster. Fensterlicht mag ich sehr gerne, denn es ist in der Regel sehr weiches Licht, das schmeichelt. Bei der hier gezeigten Aufnahme stammt das Aufhelllicht für die „lange Seite“ nur von den Wänden reflektierten Tageslicht.