Wülfel in der Urzeit: Stadtteil-Historiker Günter Porsiel findet Hinweise auf uralte Urnengräber
Der Brief ist 60 Jahre alt. Geschrieben hat ihn ein gewisser Dr. Claus, 1953 Direktor der Urgeschichtsabteilung im Landesmuseum Hannover. Adressat: Ein Bürger in Wülfel, der damals Bauarbeiten auf seinem Grundstück durchführen ließ. Der Inhalt des Schreibens ist hochinteressant und für die Wülfeler Geschichte sehr bedeutsam. Es ist der Beleg, dass unsere Vorfahren schon in grauer Urzeit hier in Wülfel siedelten und ihre Toten in Brandgräbern bestatteten.
Hobby-Historiker Günter Porsiel stieß auf diesem Brief und erkannte seinen historischen Wert. Hier ist schwarz auf weiß belegt, dass es in Wülfel Urnengräber aus der frühen Eisenzeit gab. So im 7. bis 6. vorchristlichen Jahrhundert verbrannten die Menschen ihre Toten, bestatteten die Asche und Knochenreste in Urnen.
Genauso eine Brandbestattung wurde in Wülfel offenbar an der Hildesheimer Straße (die damals noch Hildesheimer Chaussee hieß) beim Buddeln auf dem Grundstück unseres Wülfelers entdeckt. Der gute Mann, ein Ingenieur, händigte die Fundstücke aus uralten Zeiten einem Mittelschullehrer aus, der sie ins Landesmuseum brachte. In dem Brief bedankt sich nun der Archäologe Dr. Claus für die Abgabe der Artefakte. Aus dem Brief erfahren wir aber auch, was eigentlich vor 60 Jahren damals genau im Erdboden gefunden wurde. „In dem größeren, nur noch in Bruchstücken erhaltenen Gefäß befindet sich noch ein kleiner Rest von Leichenbrand, das heißt, nicht völlig verbrannte menschliche Knochenteile. Das kleine Beigefäß ist eine sehr schön verzierte Henkeltasse“, heißt es. Und weiter: „Auf Grund ihrer Verzierungen sind diese Gefäßteile für uns von wissenschaftlich großem Wert, da sie eben wegen dieser auffallenden Verzierungen weitreichende Kulturbeziehungen aufweisen.“