Am 1. Juni vor 20 Jahren begann die Weltausstellung in Hannover, die Expo 2000 – Wir erinnern uns ( Teil I ).
Zwei Jahrzehnte ist es inzwischen her, man mag es kaum glauben. Denn auch nach dieser langen Zeitspanne haben wir immer noch jede Menge Erinnerungen an die mit 18 Millionen Besuchern größte Veranstaltung, die es nach dem Krieg auf deutschem Boden gegeben hat. Viele Male waren wir auf der Expo gewesen und haben die schönsten Erinnerungen daran. Ob an die einfallsreichen Pavillons, die Menschen aus den unterschiedlichsten Regionen der Erde, die Präsentationen der einzelnen Länder oder die unglaublich vielen kulturellen Veranstaltungen. Es gab so viel zu sehen, zu bestaunen und an Wissenswertem in Erfahrung zu bringen. Langweilig wurde es nie, gab es doch bei jedem Besuch Neues zu entdecken und zu erkunden.
Damit es nicht in Vergessenheit gerät, möchte ich nach 20 Jahren daran erinnern. Damals, nicht lange nach Beendigung der Expo, habe ich aufgeschrieben, wie es zu diesem Ereignis in einer Stadt, die doch keine Weltstadt ist, kommen konnte, was die Expo ausmachte und wie es auf dem Gelände war und wie es aussah. Natürlich habe ich auch unsere privaten Erlebnisse auf dem riesigen Gelände festgehalten. Die aber sollen nicht Teil dieser Ausführungen sein. Das würde zu weit gehen, und jeder hat schließlich, der die Expo besucht hat, seine eigenen Erinnerungen daran, die für ihn von Bedeutung sind. Dieser Bericht soll nur einen allgemeinen Überblick geben und bei manchem vielleicht alte Erinnerungen wecken.
Wie es begann
Es war 1988 als wir in der Hannoverschen Tageszeitung lasen, dass in Hannover eine Weltausstellung stattfinden solle. Es gab sogar schon erste Planungen und Vorstellungen für dieses Großereignis. Wir staunten über diesen Artikel nicht schlecht. War eine Weltausstellung doch etwas Besonderes und Klangvolles. Und das ausgerechnet in unserem Hannover, in einer Stadt, die doch keine Weltstadt ist und die selbst in Deutschland, wenn auch zu Unrecht, eher als graue Maus angesehen wird. Normalerweise gehört doch eine solche Veranstaltung in eine Stadt, die überall auf dem Globus bekannt ist. Doch die Sache schien ernst gemeint zu sein.
Was wusste ich überhaupt über Weltausstellungen. Das war nicht gerade viel. Ich wusste, dass es etliche davon gegeben hatte. So waren mir in diesem Zusammenhang Städtenamen wie London, Montreal, Sydney oder Barcelona geläufig. Ich hatte davon gehört oder gelesen, dass in London zu diesem Ereignis der riesige Kristallpalast erbaut wurde, in Paris der damals sehr umstrittene Eifelturm, der nach Ansicht der meisten Bürger den Anblick der Stadt verschandelte oder in Brüssel das Atomium, das zwar ein eindrucksvoller Bau war, seit langem aber vor sich hin rostete. Ich wusste, dass auf diesen Ausstellungen Besonderheiten und die neusten technischen Errungenschaften der teilnehmenden Länder vorgestellt wurden. Jede Nation wollte zeigen und beweisen wie gut sie ist und was sie zu leisten imstande war. Das war aber auch schon fast alles, viel mehr wusste ich darüber nicht.
So nahmen wir diesen Zeitungsartikel damals interessiert auf, dachten aber nicht viel weiter darüber nach, denn das Ereignis sollte, wenn überhaupt, erst in 12 Jahren, im Jahr 2000, stattfinden. Das war natürlich eine lange Zeitspanne bis dahin und wer wusste, ob aus dieser fantastischen Vision etwas werden sollte.
Es sollte tatsächlich. So nach und nach reiften ganz langsam Pläne heran, und Hannover bewarb sich um die Expo 2000. Bisher hatte noch nie eine Weltausstellung in Deutschland stattgefunden. Da waren andere Länder und Städte schon alte Hasen. Mehrmals gab es diese Veranstaltungen in London und Paris. In den USA wurde sie tatsächlich siebzehn Mal durchgeführt. Das war schon alles sehr seltsam. Warum hatte sich gerade Deutschland so zurückgehalten? Und nun Hannover? Warum bewarben sich nicht Berlin oder Hamburg, Städtenamen, die in der ganzen Welt bekannt waren? So sagte damals unser Bundesinnenminister Franz Josef Strauß, als er davon erfuhr: „Expo, ja großartig, aber warum nicht bei uns in München?“ Einige wenige Personen hatten eben diese Idee. Sie wurde in Hannover – vielleicht aus einer Bierlaune heraus – geboren und sollte nun in die Tat umgesetzt werden.
Die Bewerbung unserer Stadt beim Weltausstellungsbüro in Paris sollte dann tatsächlich Erfolg haben. Hannover wurde im Juni 1990 die Weltausstellung zugesprochen, obwohl sich auch andere Städte, wie z. B. Montreal, bewarben. Das war ein Erfolg für Deutschland. Wir sahen dem Ereignis damals jedoch mit gemischten Gefühlen entgegen. Auch wenn wir noch nicht genau wussten, was da auf uns zukommen würde, so erfuhren wir doch aus der Zeitung, dass es viele Veränderungen in unserer Stadt geben würde und jede Menge Trubel. Wollten wir das wirklich? Wollten wir tatsächlich diesen Rummel, Hannover als Baustelle, Verkehrsstaus und Menschenmassen ohne Ende? Eigentlich wollten wir das nicht so gerne, auch wenn die Expo sicher eine reizvolle Veranstaltung war. Die Meinung der Hannoveraner darüber war unterschiedlich und wurde in der Öffentlichkeit diskutiert. Vor- und Nachteile wurden aufgeführt und abgewogen. Da die Expo-Organisatoren die Weltausstellung nur nach Hannover haben wollten, wenn die Einwohner auch dahinter standen, wurde eine Volksbefragung durchgeführt. Das Ergebnis sollte dann denkbar knapp ausfallen: 51,5 % der Wähler stimmten der Expo zu, 48,5 % dagegen. Von nun an stand also fest, dass es in Hannover eine Expo 2000 geben würde. Damit konnte also eifrig geplant werden.
Expo 2000, das klang schon irgendwie komisch. Kannten wir das Jahr 2000 bisher nur aus Sienecefiktion-Filmen und –Büchern und lag es bis dahin irgendwo in der Zukunft, so rückte es nun doch unaufhaltsam an uns heran. Das war natürlich ein Datum, das für eine Weltausstellung nicht interessanter und attraktiver sein konnte. Die 2000 war eben eine magische Zahl. Ein runder Jahreswechsel, der eben nur alle tausend Jahre vorkommt und ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt die Weltausstellung in Hannover.
Die Welt staunte jedenfalls nicht schlecht über die Entscheidung des Komitees, den Zuschlag einer Halbmillionenstadt zu geben. Doch konnte es überhaupt eine bessere geben? Was die Welt eben nicht bedachte: Im Zeitalter der nachhaltigen Nutzung war Hannover der ideale Standort. Das riesige Messegelände bot die Möglichkeit, eine Weltausstellung ohne allzu großen Aufwand durchzuführen. Immerhin waren Hallen jeder Größenordnung vorhanden, die modernsten Ansprüchen genügten. Dafür hatte die CEBIT, die größte Messe der Welt, gesorgt. Natürlich war klar, dass zusätzliches Gelände für die Länderpavillons erschlossen werden musste. Doch die Grundfläche war vorhanden, und darauf kam es an.
Der Aufwand sollte jedoch trotz des zur Verfügung stehenden Messegeländes enorm werden. Natürlich hängt an einer solchen Veranstaltung viel mehr als nur der Veranstaltungsort. Nach ersten Umfragen und Schätzungen wurde mit etwa 40 Millionen Besuchern gerechnet. Das war eine riesige Zahl und für die Bundesregierung nach anfänglichem Zögern ausschlaggebend, das Ereignis zu genehmigen und zu unterstützen. Schließlich mussten Milliarden dafür aufgewendet werden. Doch die Organisatoren der Expo gaben von vornherein zu verstehen, dass das alles kein Problem sei, da sie sich selber finanzieren würde. Natürlich sollten auch möglichst viele finanzstarke Sponsoren aus der Wirtschaft mit ins Boot geholt werden, die als Gegenleistung die Expo als Werbeplattform benutzen durften. So schien die Expo also kein finanzielles Risiko darzustellen.
Nun konnte also konkret geplant werden. Wie sollte die Expo aussehen, was sollte sie darstellen? Schließlich sollte sie sich von ihren Vorgängern abheben, nicht nur wegen der besonderen Jahreszahl. Der Zeitgeist war heute ein anderer. Eine Leistungsschau der Länder wie in früheren Zeiten war nicht mehr angebracht. Es musste also ein vernünftiges Motto her. Es dauerte eine Weile. Aber schließlich kristallisierte es sich heraus: „Mensch, Natur und Technik“, so sollte es lauten. Das war nicht unbedingt etwas Konkretes. Es ließ viel Spielraum. Doch immerhin passte das Thema in die heutige Zeit. Es sollte Umweltbewusstsein und Zukunftsvisionen zum Inhalt haben. Nun konnte also angepackt werden.
Hannover ist mit gut einer halben Million Einwohnern für deutsche Verhältnisse eine durchschnittliche Großstadt. Zweimal im Jahr, im März und April, wird sie sogar für jeweils eine Woche zur Weltstadt, wenn die CEBIT und die Industriemesse stattfinden, die beiden größten Messen der Welt. Diesen Verhältnissen war Hannover in der Vergangenheit für diese kurzen Zeiträume meistens gewachsen. Doch wie war es zu den großen Messen? Die Straßen waren morgens und abends verstopft und die Hannoveraner mussten viel Geduld aufbringen, um mit dem Auto an ihren Arbeitsplatz zu gelangen. Auch in Bussen und Bahnen herrschte Gedränge, und der Flughafen war gut ausgelastet. Die Hotels waren ausgebucht und die Lokale so voll, dass man sie als Einheimischer mied, da man nur mit Glück einen freien Platz erhaschen konnte. Sogar die am Abend fast menschenleere Stadt war gut besucht, da die Messegäste etwas erleben wollten, und die Damen vom Gewerbe erhielten aus anderen Städten Unterstützung, da sie dem Andrang nicht gewachsen waren. Doch wie sollte das nun zur Expo werden, die sich nicht nur über sieben Tage erstrecken würde, sondern über einen Zeitraum von fünf langen Monaten. Und dann würden nicht nur einhunderttausend Besucher auf dem Gelände unterwegs sein, sondern an Spitzentagen über dreihunderttausend. Konnte das eine mittelgroße Stadt verkraften? Wie das zu bewerkstelligen sein würde, musste schnell ausgetüftelt werden. So wurden Nägel mit Köpfen gemacht und der Um- und Ausbau Hannovers konnte beginnen.
In erster Linie musste die Infrastruktur dem zu erwartenden Andrang angepasst werden. So gab es einige Projekte, mit denen die Stadt seit langem liebäugelte, zu denen aber bisher die Gelder gefehlt hatten. Die flossen nun hauptsächlich von Bund und Land. Etwa acht Milliarden DM sollten es im Endeffekt werden. Was für eine Summe, die der Expo nur indirekt diente und nicht der eigentlichen Veranstaltung.
An vorderster Stelle stand der Ausbau der Pferdeturmkreuzung, auf der sich zu Messezeiten der Verkehr in alle Richtungen staute. Der Messeschnellweg musste in einer Trogstrecke unter der Hans-Böckler-Allee hindurch geführt werden.
Genau so wichtig war eine Bahnverbindung vom Flughafen zum Expo-Gelände. Ein großes Manko bisher. Da das Gelände auch mit dem ICE erreicht werden sollte, musste in Laatzen ein neuer, moderner Bahnhof angelegt werden. Da er dreihundert Meter vom Gelände entfernt lag, wurde ein Skywalk, ein Laufband, notwendig.
Doch auch die ÜSTRA sollte täglich Menschenmassen transportieren. Der alte Bahnanschluss über die Hildesheimer Straße reichte dazu nicht aus. Eine neue Bahn musste her. Die sollte über den Bischofsholer Damm und die Bemeroder Straße entlang geführt werden. Eine teure aber notwendige Angelegenheit. Natürlich mussten dazu auch neue Stadtbahnwagen entworfen und angefertigt werden, die im Outfit zu einer Expo passten. Der silbergraue TW 2000 sollte dann tatsächlich futuristischer als die bisherigen grünen Stadtbahnwagen aussehen. Die neue Stadtbahnlinie D sollte jedoch nicht nur das Messe-Gelände an das Zentrum anbinden, sondern auch den neuen Stadtteil, der auf dem Kronsberg entstehen sollte.
Auf einer Weltausstellung arbeiteten natürlich viele Menschen, die nicht aus dem Großraum Hannover kamen. Sie mussten irgendwo untergebracht werden, und das möglichst in der Nähe ihres Arbeitsplatzes. So bot sich die Fläche des Kronsberges an, die letzte große und freie Bebauungsfläche Hannovers. Bisher diente der Kronsberg der Landwirtschaft. Fast völlig frei von Bäumen war er eine eher monotone Feldlandschaft. Nun sollte er sich von Grund auf verändern. Die Planungen sahen in seinem Nordwestbereich den neuen Stadtteil Kronsberg vor. Doch sollte damit nur ein relativ kleiner Teil seiner Fläche bebaut werden. Ein großer Teil des Berges sollte in ein naturnahes Erholungsgebiet umgewandelt werden. Das war schon mal erfreulich. Auf seinem Kamm wurden endlich Bäume gepflanzt, die zu Wäldern heran wachsen sollten. Es wurden Alleen angelegt, die die bis dahin eintönige Feldlandschaft auflockern und zum Spazierengehen oder Radfahren einladen sollten. Zusätzlich wurde am Südostende der Fläche ein Bio-Bauernhof angelegt. Dort sollten glückliche Tiere leben, die genug Raum zu einem erträglichen und würdigen Leben zur Verfügung hatten. So konnte man bald wieder Schafe und Rinder auf den Freiflächen antreffen, die es dort lange nicht mehr gegeben hatte. Sie sollten das Bild der Landschaft bereichern.
Andere attraktive Ausflugsziele sind zwei zwölf Meter hohe Hügel, die auf der Fläche des Kronsberges entstanden. Irgendwo mußte man schließlich mit dem Expo-Aushub hin. So wurde ein Teil der Erdmassen für diese Aussichtshügel verwendet, die ihrem Namen alle Ehre machen sollten. Von ihnen kann man bei klarer Sicht weit in die Runde blicken. Man sieht bis zu den Bergen des Weserberglandes und sogar den Harz mit dem Brocken.
Natürlich änderte sich in Hannover noch viel mehr. Für die Menschen war der Ausbau der Infrastruktur eine harte Geduldsprobe. Die Stadt glich jahrelang einer gigantischen Baustelle. Verkehrsstaus allerorten waren die Folge. Und so wurde natürlich auch ordentlich auf die Expo geschimpft. Auch von vielen Geschäftsleuten, deren Läden oft kaum noch erreichbar waren. Doch sollte sich die Nervenbelastung lohnen. Hat doch die Expo Hannover um 10 bis 20 Jahre voran gebracht. Nun war plötzlich Geld für Dinge da, die sonst erst viel später oder vielleicht überhaupt nicht hätten verwirklicht werden können.
Da die EXPO auch unter dem Motto „Natur“ stand, musste natürlich auch in dieser Richtung einiges bewirkt werden. Das sollte auch dem Stadtgebiet zugute kommen. Über den Kronsberg habe ich schon berichtet. Ein weiteres Projekt war ein Leineweg. Die Leine war an vielen Stellen im Stadtgebiet kaum oder gar nicht zugänglich. Nun sollte ein Weg angelegt werden, auf dem man dem Fluss durch das Zentrum folgen konnte.
Ein weiteres Expo-Projekt sollte die Tiere direkt betreffen. Hinter dem Maschsee am Schnellen Graben und auch in Döhren an der Wolle gibt es jeweils ein Wehr. Für Fische ist es dadurch unmöglich gewesen, stromaufwärts zu wandern. Nun wurden an diesen beiden Orten mehrere hundert Meter lange Kanäle angelegt, die den Fischen den Zugang zu den oberen, südlichen Flußbereichen ermöglichten.
Andere Dinge wurden indirekt durch die Expo in Gang gebracht. Da war einmal der Hannoversche Zoo, der in den sechziger und siebziger Jahren auf den neusten Stand gebracht wurde. Es gab zwar eine Fülle von Tierarten. Doch die Gehege waren bis dahin von der Fläche klein, völlig kahl und von Beton umrandet. Was uns damals normal vorkam, hatte natürlich nichts mit artgerechter Tierhaltung zu tun. Nun verlangte es der Zeitgeist, dass auch hier etwas getan wurde, und wohl die Expo gab den Anstoß dazu. Über viele Jahre sollte nach dem Vorbild holländischer Tierparks eine völlig neue Zoolandschaft entstehen, die kaum noch etwas mit der alten gemein hatte. Wer heute durch den Zoo geht, der fragt sich, wo denn früher alles gewesen war, ob es denn wirklich ein und derselbe Zoo ist? So wurde die Anzahl der Tierarten verkleinert. Dafür dürfen sie nun in größeren Gehegen leben, die ihren natürlichen Lebensräumen besser entsprechen. Dabei wurde darauf geachtet, dass Gebäude so unter Kunstfelsen oder hinter Pflanzen in die Gehege eingepasst wurden, dass sie nicht mehr das Bild stören. So sind großartige Landschaften entstanden. Die Flusslandschaft Sambesi, der Indische Tempel und Meyers Hof. Einzig und allein für die Anlage Antarktika fehlte zum Schluss das Geld. Doch alles ist großartig geworden und wäre einen eigenen Bericht wert.
Ein anderes Projekt ist in Herrenhausen im Berggarten entstanden, das Regenwaldhaus. Mit Hilfe von namenhaften Sponsoren konnte dort anstelle des im Krieg zerstörten großen Glashauses ein neues Tropenhaus gebaut werden. Unter einer Kuppel ist ein brasilianischer Bergregenwald entstanden, der aus einer Vielzahl unterschiedlicher Pflanzen besteht. Zusätzlich wird die tropische Atmosphäre durch Tiere angereichert: Riesenschmetterlinge, Blattschneiderameisen, Fledermäuse und bunte, exotische Vögel fühlen sich in dem Dschungel wohl.
Eine weitere schöne Anlage ist in Laatzen in unmittelbarer Expo-Nähe entstanden: der Park der Sinne. Es handelt sich dabei um eine weiträumige, aufgelockerte Parklandschaft mit Wiesen, Gehölzen, Beeten, Gewässern, einem schönen Bachlauf, Hügeln und Felsgruppen, bestehend aus Obernkirchener Sandstein aus den Bückebergen.
Es gibt noch viele andere Dinge, die durch die Expo in Hannover entstanden sind. Doch alles kann ich nicht aufzählen. Es würde zu weit führen. Eines war jedoch klar: Überall wurde gebaut und gewerkelt. Aber ein Datum stand. Am 1. Juni 2000 musste alles fertig sein, denn dann würde die Weltausstellung ihre Tore öffnen. Dass das klappen würde, konnten wir uns vor mehreren Jahren kaum vorstellen. Denn auch wenn sich Hannover veränderte, so tat sich am Messegelände selber bisher nicht viel. Zwar waren einige neue und supermoderne riesige Hallen entstanden, doch mit der Expo direkt hatte das noch nichts zu tun. So sollten die Jahre ins Land gehen. Natürlich gab es in den Zeitungen viel über das bevorstehende Ereignis zu lesen. Doch vorerst erfuhren wir nur verschwommen von theoretischen Planungen.
Um die EXPO in Deutschland und in der Welt bekannt zu machen, mussten sich die Organisatoren einiges an Werbemaßnahmen einfallen lassen. Und wodurch sollte das besser gehen, als durch attraktive Veranstaltungen, durch die die Welt auf Hannover schauen würde. So gelang es den Organisatoren, zwei hochkarätige Tennisturniere in die Stadt zu holen. Zum einen war es der Faber-Coup, in dem die weltbesten Tennisspielerinnen gegeneinander antraten. Zu anderen, und das war ein absoluter Knüller, war es das Masters-Turnier, an dem die acht besten Tennisspieler der Welt teilnahmen. Die Veranstaltung hat denselben Stellenwert wie die Grand-Slam Turniere in Wimbledon, Paris, New-York und Sydney. Es war fünf Jahre lang also wirklich etwas Besonderes. Die Sportwelt blickte auf das Messegelände in Hannover, wo die Spiele in einer der riesigen neuen Hallen ausgetragen wurden. Natürlich wurde dabei überall wo möglich für die Expo geworben. Unvergesslich ist dabei 1998 das Halbfinalspiel zwischen Boris Becker und Pete Sampras geblieben. Becker, der nach fünf Sätzen nur denkbar knapp unterlag, sagte hinterher, dass er solch eine tolle Stimmung selten irgendwo erlebt habe.
Noch viele andere Veranstaltungen, auch aus der Musikszene, sollten die Blicke auf Hannover lenken. So traten hochkarätige Künstler aus der ganzen Welt in Hannover auf. Auch auf andere Weise wurde für die Expo geworben. Es gab die sogenannten Expo-Botschafter. Das waren prominente Personen, die überall, wo sie in der Welt unterwegs waren, Reklame machen sollten. Zu ihnen gehörten unter anderen Mario Adorf, der in vielen internationalen Filmen mitgewirkt hat, unser ehemaliger Außenminister Hans-Dietrich Genscher, neben Helmut Kohl der Architekt der Wende, Fußballkaiser Franz Beckenbauer, Tenniskönigin und siebenfache Wimbledon-Siegerin Steffi Graf und natürlich die Skorpiens aus Hannover, die bekannteste Rockband Deutschlands, die ihre Platten auf dem ganzen Erdball verkaufen. Sie alle trugen dazu bei, die Expo über Jahre in der Welt bekannt zu machen. So verging die Zeit. Doch dann wurde es langsam ernst. Die neunziger Jahre gingen zu Ende und damit sollte die Expo in greifbare Nähe rücken.
Es wird ernst
Lag die Expo zunächst noch irgendwo in weiter Ferne und wir dachten nicht großartig darüber nach, so sollte das Ende der neunziger Jahre anders werden. Was lag da näher, da ich nun einmal gerne Fahrrad fahre, Touren so zu legen, dass sie über den Kronsberg zum Messegelände führten. So konnte ich mich über das Voranschreiten der Bautätigkeiten informieren und sollte immer auf dem Laufenden sein.
Auf dem Ostgelände, das neben dem Messegelände für die Expo und die Pavillons der Länder neu erschlossen werden sollte, war damals noch alles frei. Nur die Zufahrtsstraßen existierten bereits. Eines fand ich jedoch witzig. So kahl auch alles war. Dort wo der holländische Pavillon entstehen sollte, befand sich ein Tulpenfeld.
Acht Monate später sollte dann schon alles anders aussehen. Neben dem deutschen Pavillon hatte die Post einen 48 Meter hohen Turm errichtet. Er glich einem riesigen Briefkasten. Von Anfang Dezember an war er dem Publikum freigegeben. Jeder durfte ihn besteigen, um sich von dem Fortschritt auf dem Gelände zu überzeugen. So wurde er bis zum Beginn der Expo wöchentliches Ziel meiner Fahrradtouren. Von ihm hatte man einen eindrucksvollen Blick über die riesige Baustelle. Es ging mit Riesenschritten voran.
Den ganz besonderen Jahreswechsel 2000 hatten wir gut überstanden. Die weltweit befürchteten Computerausfälle hielten sich in Grenzen. Natürlich gab es viele Pannen, doch keine Flugzeugabstürze und auch keine explodierenden Atomkraftwerke. Für die Expo begann nun die heiße Phase. Täglich lasen wir darüber in der Zeitung. Im Großen und Ganzen schien alles im Plan zu sein. Schwierigkeiten machte das große Holzdach, das am Expo-See entstehen sollte. Es war so riesig dimensioniert und so kompliziert in der Herstellung, dass die Arbeiter nicht nachkamen. Zusätzliche Arbeiter mußten eingestellt werden und es wurde von nun ab auch in Nachtschichten rund um die Uhr gewerkelt.
Während der nächsten Monate sollte ich die Postbox noch häufig ersteigen. Doch ich fuhr mit dem Rad auch um das Gelände herum, um von außen zu sehen, was sich da drinnen bewegte, und das war eine ganze Menge. Nun mußte es auch vorangehen, denn es war nicht mehr viel Zeit. Am besten konnte man das in der Stadtmitte erkennen. Dort war eine digitale Expo-Uhr aufgestellt worden. Jahrelang zählte sie die Tage und Stunden bis zum Startbeginn. Im Gegensatz zu anderen Uhren lief sie rückwärts. Die Null-Zeit sollte der Eröffnungszeitpunkt sein.
Auf dem Gelände entstanden so nach und nach die Bauten. Es waren die Pavillons der Länder, die nun in wenigen Wochen aus dem Boden schossen. Da waren schon interessante Formen dabei. Ob rund, eckig oder muschelförmig, alles Mögliche war vertreten. Damit es auf dem Gelände nicht zu einem Chaos kam, wurden an die Zulieferfirmen genaue Zeiten vergeben, wann ihre Lastwagen zu den Baustellen fahren durften. Schließlich waren es viele Tausende Materialfuhren, die zum Aufbau notwendig waren.
Nicht einfach war, wie schon erwähnt, der Bau des großen Holzdachs, das in Zukunft Expo-Dach genannt werden sollte. Ein ähnlich riesiges Bauwerk aus Holz war weltweit noch nie gebaut worden. Die deutsche Holzindustrie, die Umweltstiftung und die Messe AG gaben das 30 Millionen-Projekt in Auftrag. Mit ihm stellten sich völlig neue Herausforderungen. Im Januar 99 wurden dazu im tief verschneiten Schwarzwald die Bäume ausgesucht. Benötigt wurden dazu 70 mächtige Weißtannen. Die Baumriesen hatten eine Höhe von 50 m. Mit Ultraschall wurden die dicken Stämme untersucht, um eventuelle Fäulnis zu erkennen. 40 dieser Bäume bestanden schließlich den Eignungstest auf der Streckbank, auf der sonst Betonpfähle verbogen werden – schließlich sollte jede Säule 50 Tonnen tragen können und musste den Stürmen Norddeutschlands standhalten – und wurden in Spezialbetrieben weiter verarbeitet. Sie sollten die 40 mal 40 Meter großen Dachflügel tragen. Die konnten wegen ihrer Größe nur vor Ort gefertigt werden. Sie bestanden aus kompliziert verdrehten, gitterartigen Sattelflächen, die an den Bau eines Schiffsrumpfes erinnerten. Auf einer Entfernung von 20 Meter wurde mit einer Abweichung von nur 4 Millimeter gearbeitet. So etwas hatte es bisher noch nie gegeben und wurde nur mit Hilfe der Computertechnik möglich. Auch wenn es zum Schluss eng wurde, so wurde das Dach doch rechtzeitig fertig. Es bestand aus 12 Riesenpilzen mit 48 Dachflügeln. Ein großartiges Bauwerk, wie wir später sehen sollten. Ein Wunderwerk aus Holz. Doch zunächst konnte ich es nur aus der Ferne betrachten.
Auch um das Gelände herum tat sich nun viel. Glich Anfang des Jahres noch alles einer Baustelle, so wurde nun der frisch gesäte Rasen grün und es wurden Tausende von Bäumen angepflanzt. Leider warf Anfang des Jahres ein heftiger Sturm Hunderte von Bäumen um, die doch so mühevoll aufgestellt worden waren. Es tat mir in der Seele weh als ich das sah. Doch auch das wurde wieder in Ordnung gebracht, und die Zeit verging nun immer schneller.
Bald sollten es nur noch wenige Tage bis zur Eröffnung sein. In meinem Tagebuch schrieb ich am 26. 5. dazu: Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Nur noch wenige Tage bis zum 1. Juni, dann wird die erste Weltausstellung auf deutschem Boden ihre Pforten öffnen. Es ist schon eine aufregende Sache. In letzter Zeit wurde in allen Medien darüber berichtet. Ich habe so viel darüber gelesen, dass ich mir nun ein ungefähres Bild davon machen kann, was auf uns zukommt. Und das wird sicherlich spannend, faszinierend und eindrucksvoll sein. Die Expo 2000 mit dem Motto „Mensch, Natur, Technik“ wird sich von allen etwa 50 vorangegangenen Weltausstellungen abheben. Glänzten sie früher durch spektakuläre Bauwerke und Präsentationen ihrer neusten technischen Errungenschaften, so steht diesmal die Zukunft der Menschheit und der Erde im Mittelpunkt. Mit dem Themenpark, der die Fläche von zehn Fußballfeldern aufweist, werden mögliche Perspektiven und Visionen auf den wichtigsten Lebensgebieten des Menschen vorgestellt. Das klingt zwar eher nüchtern, soll aber aufregend dargestellt werden. Es wird etwas völlig Neues sein, was es bisher noch nie gegeben hat.
Interessante Bauwerke gibt es natürlich trotzdem. Die Länder zeigen sich in phantasievollen Pavillons. Viele Länder der Dritten Welt, denen die finanziellen Mittel fehlen, werden sich mit Unterstützung der Expo in den großen Hallen präsentieren. Es wird ein bunter Kulturmix werden. Etwa 170 Länder nehmen teil, soviel wie nie zuvor. Einzig und allein die USA, die selber schon so viele Weltausstellungen durchgeführt hatte, hat ihre Teilnahme abgesagt. Schon seit einiger Zeit spürt man am Expo-Gelände die Faszination, die sie ausüben wird. Es ist ein ganz spezielles Flair, wie es sonst vielleicht nur große Metropolen der Erde bieten können. Es ist eben multi-kulti-international. Schon seit Wochen kommen von überall her Interessierte und Touristen, zum Teil mit Busführungen, die sich über den Stand der Dinge informieren.
Die Expo beginnt
Doch dann war es endlich so weit. Es kam der Tag, dem wir schon seit einiger Zeit entgegengefiebert hatten. Der 1. Juni war der Himmelfahrtstag, als die Expo eröffnet wurde. Das Wetter konnte dazu nicht schöner sein. Viel Sonne und angenehme Temperaturen. Natürlich wären wir an diesem Eröffnungstag gern dabei gewesen, denn es wurde besonders viel geboten. Doch die doppelten Eintrittspreise von 140 DM waren uns dann doch zu happig. So sahen wir uns die Eröffnung durch den Bundespräsidenten Johannes Rau, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Expo-Chefin Birgit Breul im Fernsehen an. Zusätzlich waren viele Ministerpräsidenten der Länder und viele ausländische Staatsgäste vertreten. Sie bildeten den offiziellen Rahmen. Doch nach den formalen Eröffnungsansprachen wurde es richtig schön. Wer wollte, konnte es im Fernsehen stundenlang verfolgen. Es war unglaublich, was an Brauchtum und Folklore geboten wurde. Die Besucher hatten die Qual der Wahl und es war für sie nur möglich, einen Bruchteil von dem mitzubekommen, was geboten wurde. Es präsentierten sich Völker, die man sonst nur auf Weltreisen zu sehen bekommt. Da gab es z. B. polynesische Südseemusik aus Thahiti zu bestaunen, Tänze australischer Ureinwohner, Zeremonien, Reiterei und Bogenschießen aus der Mongolei, spanischer Menschenturmbau in tatsächlich neun Stockwerken, mexikanische Menschflieger, die an den Füßen aufgehängt von einem 20 Meter hohen Mast herunter schwangen, Masken tragende Menschen und Peitschenknallen aus Südtirol, marokkanische Fantasia-Reiterei und so vieles mehr. Es war ein kunterbuntes Volksgemisch und ein Kulturmix, wie man ihn wohl nur selten zu sehen bekommt.
Am Abend wurde dann aus der Preussag-Arena die große Eröffnungsgala mit vielen Stars übertragen. Moderator war natürlich Thomas Gottschalk. Auch die Skorpiens aus unserer Stadt, Deutschlands berühmteste Rockband, war dabei, die die Expo-Hymne "Moments of Glory“ geschrieben hatten und nun vortrugen. Es war ein Song mit einer eingängigen, schönen Melodie, der gut in Szene gesetzt wurde. Er sollte uns den Rest des Jahres und auch darüber hinaus begleiten.
Am nächsten Morgen stand in dicken Lettern in der Zeitung: Gelungener Expo-Start, 150 000 Besucher feiern das Weltfestival.
Nun war die Expo, der wir so lange entgegen gefiebert hatten, also gestartet. Es war schon eine aufregende Sache und das, was wir bis dahin gesehen und erlebt hatten, war es auch. Natürlich gibt es bei großen Ereignissen auch Pannen und Unvorhergesehenes kann eintreten. So war es auch bei dieser Expo. Das sollte dramatische Folgen haben. Kleinere Pannen waren da noch die Computerprobleme beim Ticketverkauf oder zum Teil überhöhte Preise der Gastronomie auf dem Gelände. Sie rückten die Expo von Anfang an in ein ungünstiges Licht. Auch als sich später die Preise normalisierten, so war doch der Ruf verdorben und die Expo galt als teuer obwohl sie es nicht war.
Ein anderer Punkt waren die Parkplätze. Hatte man diese von einst 40 000 zu Messezeiten um die Hälfte reduziert, um die Besuchermassen auf öffentliche Verkehrsmittel umzulenken, so waren nun selbst diese nur zu einem Bruchteil ausgelastet. Das lag an der Strategie der Parkplatzvermietung. Die Stellplätze konnten nur im Zusammenhang mit dem Ticketkauf reserviert werden und sollten 20 DM kosten. Das war zuviel und diese Reservierungsmöglichkeit war kaum bekannt. Natürlich war darüber überall zu lesen. Wer sich über die Expo-Anreise informierte konnte es kaum übersehen. Doch die Leute informierten sich anscheinend nicht oder nur unzureichend und so blieben die Parkplätze leer und das neue Parkleitsysthem wurde kaum benötigt.
Ein weiterer schwerwiegender Fehler unterlief den Expo-Planern. Sie hatten sich bei der Organisation an der vorletzten Weltausstellung in Barcelona orientiert, die der Größenordnung der hannoverschen entsprach. Sie wurde Anfang der neunziger Jahre von 40 Millionen Menschen besucht. Diese Zahl wurde nach Meinungsumfragen auch für Hannover angepeilt. Wie sich bald herausstellen sollte war sie unrealistisch und viel zu hoch gegriffen. Hatten die Organisatoren wirklich mit dieser Zahl gerechnet oder hatten sie sie nur als Maßstab angesetzt, damit die Expo vom Bund überhaupt genehmigt wurde? Diese Frage sollte sich später noch häufiger stellen. Nach dem glänzenden Eröffnungstag mit 150 000 Besuchern, trotz doppelter Eintrittspreise, setzte eine Besucherflaute ein. Im Schnitt sollten in den ersten zwei Monaten pro Tag 70 000 Besucher kommen. Dabei waren etwa 200 000 bis 300 000 angepeilt. Das sollte sich erst ändern als die Reisezeit in den Sommerferien begann. Von da ab wurde das Gelände täglich voll.
Gut gefüllt war es ab 120 000 Besuchern. Schon diese Zahl ergab längere Wartezeiten vor den Pavillons. Sie betrug dann zwischen 15 Minuten und 2 Stunden. Waren über 200 000 Menschen auf dem Gelände, was selten vorkam, so war das Gedränge zu groß und die Wartezeit vor den Attraktionen betrug bis zu vier Stunden. So am Vortag des Feiertags zur Deutschen Einheit. Mit knapp 300 000 Besuchern sollte es der Spitzentag werden. Ein Besuch der Pavillons war an diesem Tag kaum möglich. So ein Tag macht nicht unbedingt Spaß und damit hatten die Organisatoren fast für den gesamten Zeitraum der Expo kalkuliert. Dass das Gelände, obwohl es von der Fläche her die größte Expo war die es je gab, diese Massen kaum aufnehmen konnte, hatten sie wohl nicht bedacht. Doch da dieser Ansturm sonst ausblieb, kam es nur selten zu solch einem Gedränge. Das tat der allgemeinen Stimmung auf dem Gelände allerdings sehr gut, denn wer kann schon den ganzen Tag Gedränge und endlose Warteschlangen ertragen.
Insgesamt sollten nach Beendigung der Expo 18 Millionen Besucher gekommen sein. Es hätten ruhig etwas mehr sein dürfen. Doch für uns hatte das einen großen Vorteil, obwohl es manchmal frustrierend war, wenn wir in schlecht besetzten Bussen zum Gelände fuhren oder die riesigen Hallen ziemlich leer waren. Wir kamen bei unseren vielen Besuchen in den Genuss auch tatsächlich viel zu sehen.
Die meisten Besucher kamen natürlich von außerhalb. Sie befanden sich ein oder zwei Tage auf dem Gelände und konnten sich nur einen kleinen Ausschnitt aus dem riesigen Programm der 170 teilnehmenden Nationen ansehen. Immerhin gab es 50 Kilometer Wegstrecke abzulaufen und dabei viel zu erkunden und zu erleben. Zusätzlich gab es ein Kulturprogramm, das gigantisch war. Insgesamt sollten es 10 000 kulturelle Veranstaltungen werden, von denen es pro Tag etwa 80 auf dem Gelände zu sehen gab. Der Besucher konnte also nur einen Bruchteil davon wahrnehmen. Da wir in unmittelbarer Expo-Nähe wohnen, konnten wir natürlich Spontanbesuche durchführen, je nachdem was geboten wurde und wozu wir gerade Lust hatten. Die normalen Veranstaltungen waren im Preis inbegriffen. Sonderveranstaltungen mit internationalen Weltstars, wie z. B. das Konzert der Skorpiens mit den Berliner Philharmonikern, mussten extra bezahlt werden.
So lief die Weltausstellung für uns selber also optimal. In den ersten zwei Monaten konnten wir fast alles in Ruhe und ohne große Warteschlangen ansehen. Später wurde das Gelände voller und wir erlebten es auf andere Art. So sahen wir zwei Seiten dieser riesigen Veranstaltung und jede dieser Seiten hatte ihre Vor- und Nachteile.
Eines sollte auf dem Gelände allerdings, bis auf die wenigen zu vollen Tage, immer gut sein. Es war die Stimmung der Menschen. Sie war von Anfang an locker und gelöst. Die Menschen waren fröhlich und voller Tatendrang. So kannten wir das bisher kaum, denn bekanntermaßen sind die Norddeutschen, die in den ersten zwei Monaten die meisten der Besucher ausmachten, eher steif und unterkühlt. Doch auf der Expo war alles ganz anders. Es machte einfach Spaß diese wundervolle Stimmung zu erleben. Das dies so war, lag natürlich an dem eindrucksvollen Gelände, den unzähligen Veranstaltungen und den unterschiedlichsten Menschen der verschiedenen Nationen. Es war einfach großartig, das alles zu erkunden und in sich aufzunehmen. Wie es nun auf der Expo aussah, was sie uns geboten hat und was von ihr geblieben ist, davon möchte ich im 2. Teil des nicht gerade kurzen Beitrages berichten.
siehe: Ein Rundgang über das Weltausstellungsgelände - und was von der Expo 2000 geblieben ist ( Teil II )
Schöne Erinnerung, super Bericht, klasse!