Spaziergänge in der Leineaue: Die alte Eiche am Leinewehr
Das Naherholungsgebiet Südliche Leineaue erstreckt sich von der Haustür in Döhren oder Wülfel bis hin zum Schulenburger Berg mit dem Schloss Marienburg als krönenden Abschluss. Die Leinemasch bietet sich dabei nicht nur als eine wunderschöne Landschaft für Ausflüge ins Grüne an; sie steckt auch voller Geschichte. In den vergangenen 20 Jahren habe ich in loser Folge interessante historische Details und Ausflugsziele im MASCHSEEBOTEN – das ist eine Stadtteil-Zeitung in Döhren und Wülfel - vorgestellt. Die Hefte mit den einzelnen „Spaziergängen in die Leineaue“ sind längst vergriffen. Daher sollen nach und nach die einzelnen Beiträge nun bei myheimat einen weiteren Leserkreis bekannt gemacht werden. Heute geht es um einen Baum am Leinewehr in Döhren:
Ist eine Eiche der älteste Baum Döhrens?
Ein Spaziergang am Leineufer bringt - zwischen dem Wiehbergpark und der Brücke zur Leineinsel - die Begegnung mit einer Eiche. Drei Stämme sind aus dem Boden hervorgeschossen. „Dieser Baum hat seine Geschichte“, schrieb Generalmajor Edzard Dyes vor beinahe schon 100 Jahren - am 1. Mai des Jahres 1919 in Celle über das Döhrener Gewächs.
Generalmajor Dyes berichtete seinerzeit über das Rittergut in Döhren: „Die Frau Claevemann schildert das Gut als sehr wertvoll, mit guten Ackerboden und sehr ertragreichen Wiesen versehen, so dass es sehr wohl den Besitzer ernährt habe. Auch die alte Eiche am Flusse“, fuhr der Autor fort, „kannte sie etwa in demselben Zustande, wie sie sich jetzt noch zeigt. Schon zur Zeit der Familie Türke war es ein prachtvoller alter Baum.“
Die Familie Türk bzw. Türke war eine alte hannoversche Familie. Um 1300 tauchten sie als Gefolgsleute der Grafen von Hallermund auf und stellten sogar einige Bürgermeister der Stadt Hannover. Mit Heinrich Gustav Türk starb das Geschlecht 1770 aus. Nach dem Historiker H. Wanner siedelten sich die Türk 1658 in Döhren an. Um 1700 ging der Türkhof in den Besitz des Oberleutnants Rathmann über. Er hatte eine Türk geheiratet.
Doch zurück zu unserer Eiche, die damals also schon ein „prachtvoller alter Baum“ gewesen sein soll. Der Chronist Dyes weiter: „Später war wohl ein Besitzer lüstern nach dem Geld und er ließ ihn (d.h. den Baum) in der Höhe von 30 cm über den Boden absägen. Den Stuppen ließ man stehen um die Böschung nicht aufzulockern; und so sind aus diesem Stuppen von 76 cm im Durchmesser wieder drei Eichstämme hochgeschossen, welche jetzt (also 1919) einen Durchmesser von 46, 38 und 35 cm zeigen. Gewiß eine sehr seltene Erscheinung. Ein Kenner wird aus diesen Angaben wohl die Zeit schätzen können, wann die Eiche gefällt war. Nach meiner Ansicht hat der jetzige stärkste Stamm schon wieder 120 Jahre auf dem Nacken.“
Zwar sind damit die heutigen Stämme - folgt man den Schätzungen von Dyes - „nur“ 180 Jahre alt. Da sie aber aus dem alten Stumpf hervorgewachsen sind, kann die Eiche ruhigen Gewissens weiter zurückdatiert werden. Sie dürfte damit wohl der älteste noch lebende Baum in Döhren sein. Im Bezirksrat wurde einmal der Vorstoß unternommen, das schöne Grün zum Naturdenkmal zu erklären. Doch die Bürgervertreter stießen bei der Stadtverwaltung leider auf taube Ohren.
Ein schöner artikel ...über Historisches und Kurioses...wäre schade ,wenn dieser Baum gefällt würde...