Ist die Umwelt noch zu retten? - Fridays for Future macht weltweit mobil (Fotos: Christel Wolter)

So kann es nicht weitergehen. Es muss sich eine Menge ändern.
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Nun war er da, der große Tag für eine bessere Umwelt, denn um diese ist es alles andere als gut bestellt. Düstere Szenarien zeichnen sich für die Zukunft am Horizont ab. Und die könnten nicht mehr weit entfernt sein, traktieren wir Menschen doch unseren Planeten auf Teufel komm raus. Auch das Letzte versuchen wir aus ihm herauszuquetschen, obwohl so manche Grenze längst überschritten ist. Wachstum um jeden Preis lautet die Devise der Wirtschaft und der Politik, ohne das unser Wohlstand nicht zu halten sein soll.

So wird es uns zumindest besonders von den Wirtschaftsbossen immer wieder eingetrichtert, wobei sich die Spekulationen an den Börsen fern zum Bezug jeder Realität entwickelt haben. Computer sorgen im Bruchteil einer Sekunde für Milliardentransfer, ohne das irgendein Mensch deren Verhalten nachvollziehen kann. Und so kommt es manchmal auch zum Börsencrash, so wir 2009, bei dem in wenigen Stunden Billionenbeträge verbrannt wurden. Damit auch viele Spareinlagen und Rentenfonds. Da aus Fehlern aber nicht gelernt wird und ein Weiterso schon nach kurzer Zeit Normalität war, ist der nächste Crash bereits vorprogrammiert. Und wenn sich die Banken bei ihren Hochrisikogeschäften verkalkulieren (oft ist es nicht mehr als ein Lotteriespiel), dann muss natürlich der Steuerzahler einspringen, damit es nicht noch schlimmer wird. Und diese gigantischen Summen, die an der Börse erspekuliert werden, sind es natürlich auch, die den Klimawandel befördern. Je mehr Geld, desto mehr Konsum und desto mehr Umweltzerstörung und Klimabelastung.

Doch ungebremstes und entartetes, wildes Wachstum führt irgendwann unweigerlich zur Katastrophe. Das hat im 19. Jahrhundert schon Karl Marx erkannt. Unzählige Beispiele alter und vergangener Kulturen haben uns das vor Augen geführt. Ob Griechen, Alexander der Große, der das erste Weltreich gründete, Römer, Franken oder in der Neuzeit Spanier, Portugiesen, Franzosen, Engländer und natürlich erst recht wir Deutschen unter den Nazis. Wer auch immer. Irgendwann lebten sie alle über ihre Verhältnisse, wurden größenwahnsinnig, hatten ihre Ressourcen verbraucht und waren damit dem Untergang geweiht oder schrumpften zumindest auf eine deutlich geringere Größe. Das scheint ein ganz natürlicher menschlicher Weg zu sein, den wohl auch unsere jetzige globalisierte Welt früher oder später gehen wird. Die Macht des Geldes steht im Vordergrund. Alles muss sich ihr unterordnen, auch die Politik, die längst den Überblick und das wirkliche Sagen verloren hat, ist doch alles viel zu kompliziert geworden und hat sich verselbstständigt. „Die Geister, die ich rief…“ Sie ist nicht weitsichtig, denkt ebenfalls nur an den eigenen Vorteil, was wohl menschlich ist. Bis zur nächsten Wahl, bis zu den meisten Wählerstimmen. Niemand will seine Pfründe abgeben. Deswegen macht sie, um einen Teil des Volkes nicht zu komprimittieren, nur halbe Sachen und jede Menge Zugeständnisse, so wie beim ebenfalls heutigen Klimagipfel in Berlin, der eher eine Lachnummer ist und den Forderungen der Wissenschaftler nicht annähernd entspricht. Beim wichtigen CO 2-Preis hatten die beteiligten Wissenschaftler und Berater der Bundesregierung einen Einstiegspreis von 50 Euro pro Tonne dringend empfohlen. Sie wurden vollkommen ignoriert. Der Preis wurde auf 10 Euro festgelegt.

Und so macht die deutsche Politik und erst recht die weltweite Zugeständnisse an die Autoindustrie, die ihren CO2-Anteil nach wie vor erhöht. An den Flugverkehr, der im Zeichen der Globalisierung in den nächsten Jahrzehnten weltweit um das Mehrfache zunehmen wird. An die Kohle, den schlimmsten Umweltsünder, damit relativ wenige Arbeitsplätze erhalten bleiben werden können. An die Landwirtschaft, die unseren Planeten durch Abholzung der Wälder radikal verändert und ihn mit Pestiziden vergiftet - auch das Trinkwasser. An das Artensterben, das in Kauf genommen wird. An das ungebremste Bevölkerungswachstum, durch das immer mehr Menschen immer mehr Ressourcen verbrauchen. Und natürlich an die Klimaerwärmung, die in diesem Jahrhundert irgendwo zwischen zwei und sechs Grad ansteigen wird, so die Wissenschaft. So und ähnlich könnte man mit diesem Horrorszenario fortfahren. Sehenden Auges in den Abgrund, das scheint weltweit die Devise zu sein.

Doch seit einiger Zeit tut sich etwas. Die Warnungen der Wissenschaft werden zwar nach wie vor mehr oder weniger in den Wind geschlagen. Doch junge Menschen, angeführt von der Klimaaktivistin Greta Thunberg, wollen sich das nicht mehr ohne Weiteres gefallen lassen. Sie gehen für Fridays for Future auf die Straße und schreien ihren Protest lauthals heraus, sind sie es doch, die die bittere Suppe später auslöffeln müssen. Und auch wenn sie heute vielleicht noch nicht allzu viel bewirken können, so finden sie doch bei vielen Gehör und können zumindest Anstöße geben. Ein Anfang ist gemacht, und dieser scheint an Fahrt zuzunehmen.

An diesem Freitag wurde nun nicht nur mit 500 Aktionen und von 1,4 Millionen Menschen deutschlandweit protestiert, sondern auch in fast 160 anderen Ländern. Menschen in 2600 Städten haben und werden sich in den nächsten Tagen daran beteiligen. Ob in Paris, London, Berlin, Tokio, Santiago de Chile oder New York, wo ab Montag der UN-Klimagipfel beginnen wird. Sie alle und die unzähligen anderen waren Schauplätze für den Protest für einen vernünftig bewohnbaren Lebensraum und einen menschenwürdigen Erhalt des Lebens.

Und so war es auch in Hannover. In verschiedenen Stadtbereichen trafen sich jeweils Tausende Bürger zu einem Sternmarsch und marschierten von dort Richtung Innenstadt. Am Opern- und Georgsplatz trafen sie zusammen und zogen von dort gemeinsam zum Waterlooplatz, wo sich eine riesige Menschenmenge zu einer Abschlusskundgebung versammelte. Hatten Polizei und Veranstalter mit 8.000 Teilnehmern gerechnet, so sollten es nun weit mehr werden. Etwa 30.000 kamen zusammen. Und dieses Mal waren nicht nur Schüler und Studenten dabei, sondern alle Altersgruppen, wobei die Älteren einen großen Anteil hatten. Auch viele Bürger, die sonst von zu Hause aus hinter dem Schutz der Umwelt stehen, reichte es nun. Sie wollten ebenfalls ihren Unmut äußern. Zusätzlich hatten sich viele Organisationen beteiligt: Die Gewerkschaft ver.di, die Kirche, Umwelt- und Hilfsorganisationen und natürlich auch die Wissenschaft, die schon lange vor den Folgen der Umweltzerstörung gewarnt hat.

Man kann nur hoffen, dass sich jetzt zumindest etwas bewegt. Und es muss den Menschen von der Politik reiner Wein eingeschenkt werden. Ohne Einbußen geht es nun mal nicht. Sei es finanziell oder durch Verordnungen. Auf freiwilliger Basis funktioniert nur selten etwas. Um das Wohl der Allgemeinheit zu ermöglichen, müssen auch unbequeme Entscheidungen getroffen werden. Ohne Verbote, die die Politik scheut wie der Teufel das Weihwasser, von der Wissenschaft vorgegeben, kann es anscheinend nicht funktionieren. Immer mehr Menschen sind auch dazu bereit, deswegen auf Lebenskomfort zu verzichten.

Nun wird natürlich an einigen Stellschrauben gedreht werden, sei es beim Klimagipfel in Berlin oder bei der Klimakonferenz in New York. Doch es steht zu befürchten, dass diese die notwendigen Veränderungen nur ansatzweise in Angriff nehmen werden. Die Schwerfälligkeit des weltweiten Systems und die Macht des Geldes werden vermutlich die erforderlichen Maßnahmen ausbremsen - so wie üblich. Zumal die gigantische Öl- und Gasindustrie Veränderungen aus Eigennutz blockiert und zusätzlich immense Summen ausgibt, um den Klimawandel herunterzuspielen oder ihn sogar als Fake darzustelllen. Und auch wenn sich Deutschland und die anderen europäischen Staaten noch so bemühen werden, so haben sie doch keinerlei Einfluss auf China, das ebenfalls aufstrebende Indien, gigantische noch nicht annähernd ausgeschöpfte Märkte, die allein der Welt den Garaus machen könnten. Auch der Kontinent Afrika, in dem sich die Bevölkerung in den nächsten drei Jahrzehnten verdoppeln soll, wird dazu beitragen und vermutlich Flüchtlingsströme aus Klima- und Wirtschaftsflüchtlingen in Bewegung setzen, von denen wir im Jahr 2015 nur einen winzigen Vorgeschmack bekommen haben.

So scheint die Welt trotz einiger Lichtblicke in neue, technische Innovationen weiterhin auf den Abgrund zuzusteuern. Und der könnte ziemlich tief sein. Ein Ausweg ist jedenfalls zurzeit nicht in Sicht. Und trotzdem sollten wir nicht damit aufhören, weiterhin auf die Straße zu gehen und eine bessere Welt einzufordern, denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Und zum Abschluss muss ich noch an ein Tontäfelchen aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. denken, das ein Archäologe in den Ruinen des alten Babylon fand. Darauf steht in Keilschrift lapidar: "Schaust du hin, so sind die Menschen insgesamt blöde!"

siehe auch:

- Steht die Erde vor dem Kollaps? - 50 Jahre Club of Rome - Hat Gott einen Fehler gemacht, als er den Menschen erschaffen hat? - "Wetterfrosch" Sven Plöger über den globalen Klimawandel - Ist die Erde für den Menschen zu klein?

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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