Jahrestagung der Regionsfeuerwehr in Hannover
Die Freiwillige Feuerwehren der Region Hannover sind weiter gut aufgestellt, beklagen aber die prekäre Lage bei der Zuteilung von Lehrgängen an der NABK und gehen zusammen mit den anderen niedersächsischen Feuerwehren mit der Imagekampagne „Ja zur Feuerwehr“ gegen die Folgen des demografischen Wandels an.
Regionsbrandmeister Karl-Heinz Mensing, seit fast einem Jahr nun im Amt, konnte auf der heutigen Dienstbesprechung der Regionsfeuerwehr Hannover (Umland – ohne Stadt Hannover) den 310 Teilnehmern (256 Funktionsträger und 54 Gäste) eindrucksvolle Zahlen präsentieren. Die 7.619 Feuerwehrmänner und 1.061 Feuerwehrfrauen haben im vergangenen Jahr 6.665 Einsätze zu bewältigen gehabt. Damit kommt auf 69 Einwohner eine Einsatzkraft, wobei die Feuerwehren zu durchschnittlich 18 Einsätze am Tag ausrücken mussten – Tendenz steigend. Um den immer weiter steigenden Anforderungen gerecht werden zu können, ist eine gute Aus- und Weiterbildung unerlässlich. Dem steht aber die weiter prekäre Lage bei der Zuteilung von Lehrgängen an der Niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz (NABK) entgegen, die für 2015 eine Zuteilungsquote von rund einem Drittel erwarten lässt, wie Regionsbrandmeister Mensing in seinem Bericht kritisierte. Auf der Kreisbrandmeisterdienstbesprechung in der vergangenen Woche räumte Innenminister Boris Pisatorius ein, dass zur Bedarfsdeckung kurzfristig mehr Personal erforderlich ist, die Lösung sich praktisch jedoch über mehrere Jahre erstrecken wird. Einen konkreten Zeitraum konnte er dafür nicht nennen.
Die Zahl der Orstfeuerwehren in der Region wird zum Jahreswechsel von 208 auf 206 zurückgehen, da sich in der Stadt Barsinghausen die Orstfeuerwehr Ostermunzel auflöst und in Sehnde sich die Ortsfeuerwehren aus Müllingen und Wirringen zusammenschließen. Dies sind erste Anzeichen des demografischen Wandels, der sich langfristig durch die große Anzahl der Einsatzkräfte im Alter von 40 – 50 Jahren deutlicher zeigen wird. Daher begrüßt und unterstützt die Regionsfeuerwehr auch die Imagekampagne der niedersächsischen Feuerwehren „Ja zur Feuerwehr“ , die seit 2013 läuft und zum einen darüber informiert, wie die Freiwilligen Feuerwehren funktionieren und zum anderen Mitglieder für sie gewinnen soll. Seit drei Monaten ist die Kampagne um den Baustein der Sozialen Medien erweitert worden und hat mit ihrem facebook-Auftritt und dem YouTube-Channel so richtig Fahrt aufgenommen. Allein der Trailer „Retter gesucht“, mit dem die spannendsten, gefährlichsten oder auch verrücktesten Erlebnisse aus dem Feuerwehralltag gesucht werden, hat bisher rund 290.000 Menschen erreicht. Mitmachen können mit Videos, Fotos oder Texten bis zum Jahresende nicht nur Feuerwehrleute sondern auch andere Personen, die von der Feuerwehr gerettet wurden oder unter ihren Freunden wahre Helden kennen. Die 15 besten Einsendungen werden professionell verfilmt und stehen dann auf www.ja-zur-feuerwehr.de zur Abstimmung bereit. Die 5 Gewinnergeschichten erhalten Geldpreise im Gesamtwert von 7.500 €.
Doch sind Feuerwehrleute Helden? Aus Sicht der Notfallseelsorger Tim Kröger und Reinhard Feders, beide Pastoren und aktive Feuerwehrmänner, sind sie „Grenzgänger der Nächstenliebe“, die sich bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit zwischen Erfolg und Scheitern sowie Leben und Tod bewegen. Daher lässt die Notfallseelsorge sie nicht allein mit den schrecklichen Erlebnissen aus schweren Einsätzen und bietet Nachsorgegespräche an.
Neben den Berichten mehrerer Funktionsträger und Gäste sowie des Leiters der Technischen Einsatzleitung der Region Hannover (TEL) Alfred Blume aus Seelze, die sich bei etlichen Großeinsätzen wie dem ICE-Unglück in Eschede 1998 und dem Elbehochwasser 2013 bewährt hat, ging es auch um kommenden Herausforderungen. Für 2015 sind von der Regionsfeuerwehr für 2015 ein neues Konzept für Gefahrguteinsätze sowie ein Evakuierungskonzept und der Aufbau eines Ausbildungsportals vorgesehen.
Mit dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne, begleitet vom Feuerwehrmusikzug der Ortsfeuerwehr Ihme-Roloven (Stadt Ronnenberg) der bereits zu Beginn der Veranstaltung und in der Pause aufgespielt hatte, wurde die kurzweilige Tagung im Regionshaus nach rund 3 Stunden feierlich beendet.