Der tripsche Landschaftspark auf dem Stöckener Friedhof – gerade zur Rhododendronblüte ein schönes Ausflugsziel
Friedhöfe sind inmitten des Großstadttrubels Oasen der Ruhe und Stille. Natürlich für den Menschen. Aber auch für die Tierwelt, die in diesen Bereichen einen Rückzugsort findet. Kein störender Autolärm, nur Vogelgezwitscher und viel Grün, wohin das Auge auch blickt. Man beobachtet die Heckenbraunelle, den Kleiber wie er an der Baumrinde entlangläuft, den kleinen Zaunkönig mit seinen aufgestellten Schwanzfedern und den Buntspecht, wie er nach Maden klopft. Oder man sieht den Eichhörnchen zu wie sie über die Wege huschen oder von Ast zu Ast springen. Und man freut sich auch darüber, dass in manchen Bereichen nur selten gemäht wird. Ein Lebensraum für die Insekten.
Natürlich schaut man sich auch die alten Grabsteine aus früheren Jahrhunderten an, die Mausoleen oder andere prächtige Grabanlagen, manchmal von interessanten und bekannten Persönlichkeiten, die in einer noch vollkommen anderen Welt gelebt haben. Besonders eindrucksvolle sind auf dem Engesohder und dem Gartenfriedhof nahe des Aegis zu finden. Aber etliche auch auf dem Stöckener Friedhof. Und dieser ist es, der mit seinen 54 Hektar Fläche eine Besonderheit hat, mit der er sich von allen anderen hannoverschen Friedhöfen abhebt. Und diese Besonderheit wollen wir erkunden.
Hinter dem Haupteingang mit der außergewöhnlichen neugotischen Kapelle, wenden wir uns in westliche Richtung. Über lange, schnurgerade Wege, die anderen Friedhöfen gleichen, erreichen wir den Bereich, der uns besonders interessiert. Das ist eine Landschaft, die man auf einem Friedhof eigentlich nicht erwartet. Ein großer Teich mit einer Insel, der rund einen Kilometer lang ist, bildet den Mittelpunkt.
Angelegt hat diesen Landschaftspark bei der Vergrößerung des Friedhofs Gartenbaudirektor Julius Trip, der auch den Maschpark am Neuen Rathaus geschaffen hat, gleich zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Sein Konzept war es, dass Grab und Tod Teil eines natürlichen Kreislaufs sind, das in einer natürlich wirkenden Natur aufgehen sollte. Und natürlich wirkt diese Landschaft auch tatsächlich.
Der große Teich hatte für Trip aber auch einen praktischen Nutzen. Da sich der moorige Boden nicht für einen Friedhof eignete, wurde er angelegt. Mit dem Aushub konnte das umgebende Gelände erhöht werden, so dass es nun für eine Grabanlegung geeignet war. Der Boden war auch der Richtige für Rhododendronsträucher und auch Eiben, die den gesamten Teich in dichten Gehölzen umgeben. In ihnen verstecken sich die gegenüber dem gewöhnlichen Friedhofsbereich wenigen Gräber. Aber genau das ist es, was dieser Landschaft ihren Reiz gibt. Man fühlt sich eigentlich nicht wie auf einem Friedhof. Und das besonders in dem östlichen Teil des Teiches, der von hohen Bäumen, auch Nadelbäumen, umgeben ist. Man fühlt sich eher wie in schönster, freier Natur, irgendwo weit weg von einer Stadt. Und gerade im Mai ist das eine Freude, wenn die Rhododendren in allen Farben blühen. Meist in einem Lilablau oder Weiß. Manchmal auch in Gelb oder Orange. Zu beiden Seiten des Weges wird man davon eingerahmt. Es sind undurchdringliche Dickichte. Aber immer wieder zieht der Teich mit seinem Röhricht, in dem ein Schwan brütet, Enten und Wasserhühner ihr Revier haben, die Blicke auf sich. Und wenn man Glück hat, kann man auch die Schildkröten beobachten, die irgendwo ein Sonnenbad nehmen.
Diese Kombination von Grabanlagen und schönster Natur ist es, die den Reiz der Anlage ausmachen. Und wer einmal vollkommen abschalten möchte, der hat mit diesem Bereich des Stöckener Friedhofs den richtigen Ort gefunden. Es ist eine Wohlfühllandschaft, in der man dem Kreislauf des Lebens besonders nahe ist.
Siehe auch "Parkanlagen und Grüngebiete in und um Hannover": https://www.myheimat.de/hannover-bemerode-kirchrod...
Lieber Kurt, da stimme ich Shima voll zu, ich bin total beeindruckt: von der Idee, dem Bericht und den tollen Bildern!
LG, Romi