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In Bothfeld entsteht ein neues Massenquartier

Zugegeben, die Überschrift klingt etwas anreißerisch und könnte bei einigen Lesern dieses Beitrags Irritationen auslösen, ist doch der Begriff „Massenquartier“ überwiegend negativ besetzt. Vielleicht sollte man besser sagen:
In Bothfeld baut das Wohnungsbau-Unternehmen Gundlach auf dem ehemaligen Rahlfs'schen Acker ca. 250 neue Wohneinheiten in einer Mischung aus Mietwohnungs- und Eigentumsbau. Ende des nächsten Jahres sollen die ersten Bauvorbereitungen geginnen.Vorab laden Stadtplanungsbüro Hannover, Bauträger Fa. Gundlach und Fachgutachter für Naturschutz und Verkehr interessierte Einwohner Bothfelds zu einer Info-Veranstaltung ein, die am 12 November 2014 um 17 Uhr in den Räumen der ev.-luth. Kirchengemeinde St. Nathanael, Einsteinstraße 45, stattfinden soll.

Das Baugebiet „Hilligenwöhren“ * liegt in einer 1A-Lage. Alles was zum täglichen Leben benötigt wird, liegt in unmittelbarer Nähe. Freizeit- und Sportmöglichkeiten quasi nebenan (Forst „Große Heide“, Bezirkssportanlage Carl-Loges-Straße), die Straßenbahn hält „vor der Haustür“, das Einkaufszentrum „Kurze-Kamp-Straße“ ist nur einen Katzensprung entfernt. Auch wer kirchlichen Beistand sucht, hat es nicht weit zu den Kirchen Heilig-Geist (katholisch) und St. Nathanael.
Wichtig für junge Familien: Schulen und Kindergärten sind fußläufig zu erreichen.

Wer hier eine Wohnmöglichkeit erhält, darf sich glücklich schätzen. Wie hoch mögen die Mieten und Grundstückskosten sein? Können sich nur sogenannte privilegierte Einkommensschichten eine Wohnung leisten? Oder sorgt die Stadt Hannover für erträgliche Mieten? Antworten darauf wird es hoffentlich bald geben - oder gibt es sie schon?

Inzwischen fand die Info-Veranstaltung statt. Das Wohnungsbauunternehmen Gundlach, vertreten durch den vorsitzenden Geschäftsführer Hansen, beteuerte, dass sie Wohnraum für verschiedene Einkommensschichten zur Verfügung stellen wolle. Am Rande der Veranstaltung wurde ferner bekannt, dass der Bezirksrat Bothfeld-Vahrenheide in einer der nächsten Sitzungen einen Beschluss fassen könnte, der beinhaltet, dass Gundlach einen gewissen Anteit (10% ?) der Wohneinheiten im sozialen Wohnungsbau anbieten soll. Der hannoversche Rat müsste dann, unter Belastung des Stadtsäckels, einen endgültigen Beschluss fassen. Es wäre sehr schön, wenn es dazu käme.

Die Veranstaltung brachte noch einige andere Erkenntnisse:

> Wege dürfen zum Schutz der Natur nicht direkt am Waldrand angelegt werden, eine 30 Meter-Pufferzone soll dies verhindern. Der neue Weg zum Wald (teilweise Straße) - von Süd nach Nord - folgt nicht ganz dem alten Feldweg. Wegen der Berücksichtigung einer Fledermaus-Einflugschneise, die am Waldesrand heimisch sind, gabelt sich der Weg (Trampelpfad) in eine westliche und östliche Richtung, es ist aber nur ein kleiner Umweg zum Forst. Weitere Bedenken gegen eine Bebauung haben die Naturschützer nicht, keine Feldhamster-Population, nur ein verhältnismäßig kleiner Wühlmauseingang wurde auf dem Acker entdeckt. Vögel, die am Waldesrand nisten (Bussard und Specht, insbesondere der seltene Mittelspecht, aber auch der Grünspecht), werden durch die Pufferzone geschützt. Auch kann im „Sperrgebiet“ mal ein „toter Baum“ umstürzen, ohne dass dann ein Spaziergänger gefährdet wird.

> Eine Zufahrt zum neuen Quartier soll es nach Auswertung einer Verkehrszählung nur über die Burgwedeler Straße/Bischof-von-Ketteler-Straße (Plan A) geben. Die Pläne B (Zufahrt Burgwedeler Straße am nordöstlichen Teil des Baugebiets) und C (Durchbruch der Bischof-von-Ketteler-Straße zur Langenforther Straße) sollen wegen der Schleichweggefahr nicht mehr verfolgt werden. Plan A bedingt aber die Umgestaltung der Kurze-Kamp-Kreuzung. Der Gerade-Aus-Verkehr in nördliche und südliche Richtung soll durch Linksabbieger nicht blockiert werden. Die Burgwedeler Straße wird unter Aufgabe einiger Parklätze vor der Diana-Apotheke verbreitert. Natürlich muss dabei auch die Ampel-Taktung geändert werden.

> Entlang der Burgwedeler Straße ist in der Planung ein landschaftlich gestalteter Lärmschutzwall vorgesehen. Nicht weit von den Straßenbahngleisen sollen 80 Einheiten im Mietwohnungsbau entstehen.

> Das neue Wohngebiet bekommt einen zentralen sogenannten Quartiersplatz, der Raum für Aktivitäten aller Bevölkerungsschichten geben soll. Näheres wurde noch nicht bekanntgegeben. Für die Bewältigung des Autoverkehrs plant der Bauträger ein Parkdeck, 60-65 Stellplätze für Besucherverkehr + Stellplätze für den Eigentumsbau. Zudem sieht der Bebauungsplan eine Kita und einen Spielplatz vor.
Der alte umzäunte Bolzplatz wird in südliche Richtung verlegt.

Wichtig: Die Planungen sind erst in der Anfangsphase, es kann sich noch einiges ändern.

Das neue Siedlungsgebiet war früher Allmende-Gebiet. Die Ackerland-Fläche wurde nach dem Rezess von 1856 über die Verkoppelung und Gemeinheitsteilung von Bothfeld und Klein-Buchholz, populär ausgedrückt, privatisiert. Einen großen Anteil des Areals erwarb Familie Rahlfs, die seit dem 18. Jahrhundert (1789 erstmals erwähnt) im Besitz des Vollmeierhofes Bothfeld Nr. 5 war. Durch Erbfall gelangte das Grundstück in den Besitz der Familie Gosewisch, deren Wurzeln in Kaltenweide, heutiger Ortsteil von Langenhagen, zu suchen sind. Familie Gosewisch veräußerte das Grundstück an die Stadt Hannover, die den Acker für 125 Euro ?? pro Quadratmeter an den Investor Gundlach verkaufen will.

* Zum Begriff „Hilligenwöhren“: Auf den „Heiligen Wöhren“ (hillig = heilig) hieß schon 1669 in Bothfeld ein Feldstück, das im kirchlichen Besitz (Stift zu Hannover?) war. Das mittelhochdeutsche Wuore wurde zu Wöhren = einen Damm aufwerfen (Quelle: Stoffert, G.).

Schlussbemerkung:

Schade, dass in Bothfeld wieder ein Stückchen Natur verloren geht.
Aber: Seit ca. einem Jahrzehnt (in den letzten beiden Jahren um 5000) steigt die Einwohnerschaft Hannovers wieder an. Junge Familien ziehen oft nicht mehr in das Umland, sie bleiben in den Stadtgrenzen. Senioren kehren wegen der besseren Versorgung wieder zurück. Es ist also gut und absolut begrüßenswert, dass Hannover neuen Wohnraum schafft.

13. August 2015

Neue Fotos, solange es die Natur noch zulässt!

10. März 2017

Es ist soweit. Die Bauvorbereitungen (siehe Fotos) haben begonnen.

24. März 2017 Neue Fotos

Das gesamte Baugebiet ist jetzt umzäunt. Angenehm ist, dass zwischen Baugebiet und Wald ein Sicherheitsabstand eingehalten wird. So können die Vögel im Frühjahr ungestört brüten und auch ein Feldhamster kann sich auf dem frei gelassenen Gelände eine Burg bauen, klasse.

  • Bald wird es nie wieder so sein.
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  • Sommer 2014: Wird diese Bank am Waldesrand im nächsten Jahr dort noch stehen? Vermutlich ja, denn die ersten Bauvorbereitungen sollen frühestens Ende des nächsten Jahres beginnen.
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  • Standortkarte, gezeichnet 1912 mit einigen "HEUTE"-Angaben.
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  • Diese Fläche gen Nordwesten...
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  • Blick nach Osten gegen die Burgwedeler Straße mit Discounter Edeka (rechts).
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  • Die Tram auf dem Weg zur Haltestelle "Neuer Bothfelder Friedhof"....
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  • Blick nach Osten zum Einkaufszentrum Kurze-Kamp-Straße.
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  • 3. November 2014: Der Acker wurde umgepflügt. Die ersten Bauvorbereitungen sollen aber erst Ende 2015 beginnen.
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  • 7. November 2014: Schnell noch ein paar herbstliche Bilder, ehe alles eingezäunt und bebaut wird.
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  • Für die Hunde geht diese "Spielwiese" verloren.
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  • Das Areal ist abgesteckt. Die Bauvorbereitungen beginnen. 10. März 2017
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  • 24.3.2017 Das gesamte Baugebiet ist jetzt umzäunt.
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  • Parolen am Bauwagen! Von wem stammen sie? Sind es Naturschützer, aufgebrachte Anrainer oder einfach nur Schmierfinken?
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  • 24. April 2017. Hinterer Teil des Baugeländes.
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5 Kommentare

@: M. Wittenberg: Danke für das Lob.
@. Andreas aus Niedersachsen: Wie immer, viele interessante Aspekte.

13. November 2014: Modifizierter Beitrag mit Berücksichtigung der Informations-Veranstaltung.

Es ist sehr traurig wie mit dem Begriff Natur umgegangen wird. Jedes grüne Stück Land "fordert" verbaut zu werden. Es bringt ja für viele klingende Münzen. Ist das aber nur so lösbar?

Gehört mit dazu: Sind es die Sorgen um die bis heute 7,3 Milliarden Menschen ? Und gilt es alles noch zu steigern? Grund ist nicht vermehrbar, die Menschheit aber ja, heißt es in der Schule. Geraten da nicht manche Institutionen schon jetzt in Bedrängnis?

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