Kultur
Älteste Ansichtskarte Hannovers, welche mit einer Schreibmaschine geschrieben wurde
Ist die in der Fotostrecke zu sehende Ansichtskarte (abgestempelt am 8. März 1898 In Hannover zwischen 9 und 10 vormittags, Ankunftsstempel in Hillerse bei Leiferde am selben Tag zwischen 5-6 Uhr nachmittags) die älteste mit einer Schreibmaschine geschriebene Ansichtskarte Hannovers, vielleicht sogar Deutschlands? Die Quellenangaben darüber sind sehr dürftig, weder im Internet noch in einem Nachschlagewerk gibt es zielführende Hinweise. Vielleicht wissen Stadtarchiv Hannover und Historisches Museum Hannover mehr!
Den Text der lithografischen Ansicht aus Hannover „Georgstraße mit Theaterplatz“ schrieb ein Otto Sumpf an seinen Bruder, Buchhalter August Sumpf, in Hillerse bei Leiferde (wörtlich mit entsprechenden Zeilenabständen):
„M . l . B . A . !
Deine K . erhalten, könnt Ihr eine Schreibmaschine, gebrauchen? M 150,-
Gruss Dein Otto“
In den U.S.A. und Kanada wurden bereits in den 1870er Jahren serienmäßig Schreibmaschinen hergestellt. Hersteller in Europa versuchten eine Lizenz zu bekommen, um sie in ihrem Heimatland produzieren zu lassen.
Heinrich Kleyer, Inhaber der Adler-Fahrradwerke in Frankfurt am Main, hatte bereits 1896 die Patente an der kanadischen „Empire“- Schreibmaschine von Wellington P. Kidder erworben. Er verbesserte die Konstruktion und produzierte von 1898 bis 1900 eine deutsche „ Empire“, etwa 3000 Stück. Mit der Änderung der Schreibmaschine in „Adler 7“ im Jahr 1900/01 begann die Erfolgsgeschichte der Schreibmaschine in Deutschland.
Der Absender der Ansichtskarte ist im hannoverschen Adressbuch von 1898 nicht nachweisbar.
Er war vermutlich im Deutschen Kaiserreich als Vertreter unterwegs.
Laut dem Verzeichnis „ Nach Ständen und Gewerben“ im 1898er Adressbuch, gab es für ihn in Hannover die Möglichkeit - nach einer eventuellen Besuchsanzeige - vier Schreibmaschinen-Handlungen bzw. Schreibmaschinenlager aufzusuchen:
> Carl Mahlstedt (Lager), Georgstraße 38
> Pleßner, Holzmarkt 7
> Georg Steffens, Schillerstraße 35
> Wunder&Kneist, Friesenstraße 5
Wie schon berichtet,, bot Otto Sumpf seinem Bruder August eine Schreibmaschine zum Kauf an. 150 Mark sollte sie kosten. Für damalige Verhältnisse ein stolzer Preis. Umgerechnet wären das heute knapp 1200 Euro (laut dem Online-Portal Wikipedia (ohne Gewähr): 1 Mark im Jahr 1900 = 7,90 Euro).
War es ein importiertes Erzeugnis? Oder bereits die in Deutschland hergestellte Schreibmaschine deutsche "Empire“, Adlerwerke, Frankfurt am Main?
Quelle(n):
Historisches Museum Frankfurt/M
Hannoversches Adressbuch 1898
Ansichtskarte Hannover von 1898
Wie immer ein spannender Beitrag zur Stadtgeschichte. Ob Otto damals ahnte, dass wir uns einmal Gedanken über seine Schreibmaschine machen würden?