Steht die Erde vor dem Kollaps? – 50 Jahre Club of Rome (Fotos: Christel Wolter)

Die Eiszeit geht zu Ende, die Hitzezeit beginnt. Das tut dem Lebensraum Erde nicht besonders gut.
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Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Die Wissenschaft kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass ein Kollaps des Klimas und der Weltwirtschaft bei einem Weiter so irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft bevorstehen könnte. Immer mehr Menschen bevölkern unseren Planeten, der in den letzten 100 Jahren durch die zunehmende Globalisierung und der damit verbundenen Ausweitung der Infrastruktur überschaubar klein geworden ist. Ein großer Teil der Menschen der Industrienationen könnte, wenn er es denn wollte, auf Grund seines Wohlstandes in kurzer Zeit fast jeden Fleck unseres Globusses erreichen. „In 80 Tagen um die Erde“ von Jules Vernes war im 19. Jahrhundert  Science-Fiction. Heute ist es eine private Reise zum Mond oder zum Mars, und selbst das könnte schon in absehbarer Zeit Realität werden. So verschieben sich die Grenzen.

Immer mehr Menschen wollen - verständlicherweise - auch am Wohlstand teilhaben, wobei es vielen zunächst reichen würde, überhaupt ein menschenwürdiges Dasein führen zu können. Und immer mehr Wohlstand und Konsum führt zu immer mehr Wachstum. Aus einer freien Marktwirtschaft ist inzwischen eine „wilde“ Marktwirtschaft geworden. Sie ist es, die in erster Linie das Weltgeschehen bestimmt. Die Politik muss da meist hinten anstehen. Kann das gutgehen, und wie lange kann das gutgehen? Oder ist, wie es einige Wissenschaftler meinen, der Kipppunkt schon überschritten? Der Punkt, an dem die Erde noch hätte gerettet werden können? Oder haben einige andere Recht, dass durch immer mehr Wachstum auch die Fehlentwicklungen der Globalisierung besser in den Griff zu bekommen seien? Nicht nur der amerikanische Präsident denkt so. Doch diese Meinung ist es, die fatal ist. Werden dem Wachstum keine Grenzen gesetzt, ist ein Kollaps vorprogrammiert. In diesem Jahr war der Ressourcenverbrauch, der der Menschheit pro Jahr zusteht, bereits Anfang August erschöpft. So ging es kürzlich durch die Medien. Und jedes Jahr rückt dieser Zeitpunkt weiter ans erste Halbjahr heran. Wir leben also weit über unsere Verhältnisse.

Es ist ein schwieriges Thema, dieses alles, die Weltwirtschaft, die rasant wachsende Weltbevölkerung, die Ressourcenvergeudung, die Zerstörung des biologischen Lebensraumes unseres Planeten und den Klimawandel unter einen Hut zu bekommen. Doch das alles ist untrennbar miteinander verflochten. Gelingt es nicht das Wachstum der Weltbevölkerung in den Griff zu bekommen, wird auch alles andere scheitern. Und gerade die Länder, allen voran die in Afrika, die sowieso schon wenig haben, sind von alledem am schlimmsten betroffen. Egal ob aus wirtschaftlicher oder klimatischer Sicht.

Eine Institution, die sich diesem anspruchsvollen Thema angenommen hat, die Gefahren zu erkennen, sie zu benennen und mögliche Zukunftsperspektiven aufzuzeigen, ist der 1968 ins Leben gerufene Club of Rome, dessen Mitglieder sich aus verschiedensten Experten von Wissenschaft und Politik aus 30 verschiedenen Ländern zusammensetzen. Weltbekannt geworden auch durch das Aufsehen erregende Buch Die Grenzen des Wachstums, das schon damals auf die globalen Gefahren hingewiesen hat und das in viele Sprachen übersetzt wurde.

Unter dem Thema: „Zukunft denken – Welt erhalten“ 50 Jahre Club of Rome, hat dazu am 28. 8.2018 in Hannover im Vortragssaal des Schlosses Herrenhausen unter Führung der Volkswagenstiftung ein Vortrag stattgefunden. Wie nicht anders zu erwarten, war der Andrang zu diesem interessanten Thema so groß, dass viele Besucher keinen Einlass mehr fanden und enttäuscht wieder abziehen mussten. Nur knapp 400 Personen passten in den überfüllten Saal.

Zunächst sprach Ernst Ulrich von Weizsäcker, Präsident des Club of Rome, Naturwissenschaftler und Politiker. Sein Credo war, dass es noch nicht zu spät ist. Wenn jetzt sofort gehandelt werden würde, dann könnte sich noch alles zum Guten wenden. Doch um die aus dem Ruder gelaufene Weltwirtschaft regulieren zu können, bräuchte es eine mutige Politik, die sich mit der scheinbar übermächtigen Weltwirtschaft anlegen müsste. Aber bisher sieht es, trotz kleiner Erfolge auf verschiedensten Gebieten, noch nicht danach aus, als ob sich etwas ändern würde. Schon mehrmals seien Umkehrmöglichkeiten verpasst worden, so Weizsäcker, und auf die Warnung der Wissenschaftler wird kaum oder oft falsch reagiert. Insgesamt konnte der Zuhörer seinen Ausführungen, was die Zukunftsaussichten einer vernünftig bewohnbaren Welt betrifft, nicht viel Positives entnehmen. Eher die Botschaft, dass vermutlich doch alles auf einen Kollaps zusteuern wird, zumal der Anstieg der Treihausgase, trotz Reduzierung durch technische Neuerungen auf verschiedensten Gebieten, weiterhin ungebremst ansteigt.

Zumindest etwas positiver sah es auf seinem Gebiet der Kieler Klimaforscher Mojib Latif. Er hofft auf eine schnelle Energiewende, hin zu den Erneuerbaren. Das könnte das Weltklima retten. Doch auch dann müsste statt zögerlich schnell gehandelt werden. Beim Pariser Klimaabkommen 2015 wurde von den 196 Mitgliedsländern beschlossen, die Klimaerwärmung nicht über zwei Grad ansteigen zu lassen, wohlwissend, dass es wohl bis Ende des Jahrhunderts drei Grad werden würden. Natürlich, gibt es doch kein bindendes Instrument dafür, auf freiwilliger Basis. Doch wenn selbst ein Land wie Deutschland, das ein Vorbild auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes sein möchte, dieses Ziel nicht annähernd erreicht, wie sollen es dann erst andere Länder schaffen können? Die Absichten des Klimaabkommens sind zwar gut gemeint, doch greifen sie bisher nicht und es ist zurzeit auch keine Änderung in Sicht.
Natürlich spricht Latif als Klimaexperte die Themen an, die wir schon zigmal gehört haben. Von der Erwärmung und Versauerung der Meere. Der Korallenbleiche, die bewirkt, dass bei einem „Weiter so“ bis zur Mitte dieses Jahrhunderts sämtliche Korallenriffe aller Ozeane tot sein werden. Die Überfischung des Meeres, die dazu führen kann, dass ein weltweit wichtiger Ernährungsgrundpfeiler wegzubrechen droht. Die zukünftigen Extreme der Wetterlagen, die wir schon jetzt zu spüren bekommen. Die Überbeanspruchung und Auslaugung der Ackerböden. Die Rodung der Regenwälder und vieles mehr. Gebetsmühlenartig können wir alles das schon selbst herunterbeten, hat es sich doch in unseren Köpfen festgesetzt. Scheinbar aber nicht in denen der meisten Politiker, und in denen der Wirtschaftsbosse schon gar nicht. Sie ignorieren die wissenschaftlichen Erkenntnisse größtenteils, sind egoistisch und denken, was wohl ganz menschlich ist, zunächst an das Hier und das Jetzt, an ihre eigene Legislaturperiode oder ihren hochdotierten Job und die Gewinne. An Nachhaltigkeit und an die nächsten Generationen wird dagegen viel zu wenig gedacht. Doch das könnte sich gnadenlos rächen. Und auch wenn wir das nicht mehr erleben werden, so doch unsere Nachfahren. Wenn es ganz schlecht laufen sollte, und die Gefahr, dass es so sein wird, ist groß, dann werden diese in einer völlig anderen Welt leben, leben müssen. Eine Welt, die ganz anders ist als die heutige. Eine Welt, in der chaotische Zustände herrschen werden. Die von Hunger, Kriegen und Klimakatastrophen geprägt wird.

Wollen wir das wirklich? Natürlich nicht. Und deswegen ist es wichtig, dass jetzt gehandelt und dagegen gesteuert wird. Je länger damit gewartet wird, desto schwieriger und teurer wird das Unterfangen „Weltrettung“, den unseres eigenen Lebensraumes und auch den der Tier- und Pflanzenwelt, für deren Schaffung die Evolution über dreieinhalb Milliarden Jahre benötigt hat. Der Mensch hat nicht das Recht, auch wenn er diesen wunderbaren blauen Planeten beherrscht, das alles aufs Spiel zu setzen. Doch leider tut er es. Das ist die schlechte Botschaft dieses Abends. Und wie das Unternehmen Menschheit ausgehen wird, das wird diese vermutlich spätestens in den nächsten kommenden Jahrhunderten erfahren. Die Wahrscheinlichkeit ist jedenfalls groß, dass unsere Nachkommen nicht gut auf uns zu sprechen sein werden. Und auch wenn wir jetzt sofort auf den Klimawandel reagieren würden, so werden doch allein in diesem Jahrhundert mehrere Milliarden Menschen ihren angestammten Lebensraum verlieren. Entweder wegen Überflutungen oder durch Trockenheit und Wassermangel. Die Klimaflucht hat längst begonnen. Und sie wird auch das relativ sichere Mittel- und Nordeuropa erreichen. Nicht nur aus Afrika, sondern auch aus Bereichen Südeuropas. Eine erneute Völkerwanderung wird so oder so einsetzen.   

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Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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