Niedersachsen wird 70 Jahre alt – Bilder eines Bundeslandes
Herzlichen Glückwunsch zum siebzigsten Geburtstag! Es war der 8. November 1946 als das neue Bundesland Niedersachsen ins Leben gerufen wurde, auch wenn offiziell der 1. November als Gründungstag gilt, wollte man doch dafür einen Monatsanfang haben. Eigentlich sind sieben Jahrzehnte für ein Land nicht besonders viel. Für ein Bundesland der immer noch einigermaßen jungen Bundesrepublik aber ist das doch schon ganz ordentlich, und das kann man deswegen schon einmal mit einigen Worten und Bildern etwas würdigen.
Niedersachsen liegt (Gott sei Dank) ein gutes Stück nördlich des Weißwurst-Äquators. Ein gewisser Abstand zu den Bajuwaren ist nicht verkehrt. Es hat eine Fläche von 47.000 Quadratkilometern und fast acht Millionen Einwohner und über acht Millionen Schweine. Im hohen Norden stößt es an die Wellen der Nordsee, an die Hansestadt Hamburg und das vordänische Schleswig-Holstein. Im Westen an das tiefliegende Holland und die Ruhrpottregion Nordrhein-Westfalen. Nach Afrika hin an die mitteldeutschen Nachbarn Hessen und Thüringen. Und in in Sonnenaufgangsrichtung an Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem hat es mit Bremen eine Stadtinsel.
Nachdem das zersplitterte Land der Sachsen im 2. Weltkrieg ziemlich gelitten hatte, kam es aber danach mit Hilfe der britischen Besatzungsmacht und des späteren Ministerpräsidenten Friedrich Wilhelm Kopf, der wie so viele andere auch braunen Dreck am Stecken hatte, schnell wieder auf die Beine. Diese waren es nämlich mit ihrer Militärregierung, die nach dem Krieg aus mehreren preußischen Landesteilen ein neues Bundesland zusammenbastelten. Nun sollten die verschiedenen Stämme der Hannoveraner, Braunschweiger, Oldenburger und die Schaumburg-Lippeschen alle unter einem Hut leben. Und diese bekamen das Unterfangen trotz traditioneller Rivalitäten zwischen Hannoveranern und Braunschweigern doch ganz gut hin. Schließlich belebt Konkurrenz das Geschäft. Und so wurden in den Jahren danach auch mal die Roten von der Leine und mal die Blau-Gelben aus der Löwenstadt Deutscher Fußballmeister. Aber zunächst mussten die kaputten Städte wieder aufgebaut werden, die marode Infrastruktur wieder in Gang gesetzt werden. Und ein Wirtschaftswunder, das nicht selbstverständlich ist, ließ nicht lange auf sich warten. Überall wurden die Ärmel hochgekrempelt, und überall wurde kräftig mit angepackt. Auch eineinhalb Millionen Flüchtlinge aus den Ostgebieten wurden, wenn auch bei vielen Neuniedersachsen zunächst mit Naserümpfen, gut integriert. Und später, als man die Arbeit selber nicht mehr schaffen konnte, holte man sich dann sogar Gastarbeiter ins Land. Und auch die spuckten ordentlich in die Hände und sorgten ebenfalls mit für einen allgemeinen Wohlstand. Also kann man tatsächlich von einer Erfolgsgeschichte sprechen, denn so gut wie heute ging es den deutschen Landen nie zuvor.
Und natürlich leben wir Niedersachsen in einem besonders schönen Bundesland. Was haben wir nicht alles. In manchen Dingen sogar mehr als die Weißbier stemmenden bayrischen Lederhosenträger. Wir haben nämlich zusätzliche zu Berglandschaften wie Harz, Solling und Elm, wenn auch die nicht ganz so majestätisch sind wie die bayrischen Höhen, ein weites Wattenmeer mit reizovollen Inseln. Da können dann die Blau-Weißen mit ihrem Starnberger See nicht im Entferntesten mithalten. Doch wir haben noch viel mehr. Wir haben die Ems, die Weser, die Leine, die Aller und die Elbe, wenn auch die im Wendland nur zur Hälfte. Wir haben das Steinhuder Meer mit seinen unzähligen Segelbooten, sumpfige Moore, die schöne Lüneburger Heide und das platte Ostfriesland, gegen das die Nordseewellen branden. Dort grasgrüne von schnurgeraden Wassergräben durchzogene und von blökenden Schafen bestandene Wiesen soweit das Auge reicht. Wir haben Schwarzbunte Rindviecher, langhaarige Heidschnucken, Oldenburger und Hannoveraner mit vier Beinen und Hufen, und wir haben mehr grunzende Schweine als Einwohner. Und auch der Luchs und der (meist) liebe Wolf sind wieder zurück. Wir haben das Wunder von Lengede, wir haben nach Osten hin keine Zonengrenze mehr, wir haben Weltkulturerbestätten, hatten die Expo 2000, haben in unserer Landeshauptstadt das schönste Rathaus und in Wolfsburg und Emden das meistgebaute Auto der Welt. Wir haben das kluge Universalgenie Leibniz und den Leibniz-Keks. Wir haben einen Rattenfänger, den Lügenbaron Münchhausen, den alles kurierenden Dr. Eisenbart, den schelmischen Till Eulenspiegel und natürlich die bösen Buben Max und Moritz. Wir haben die rockigen Skorpions, die ESC-Siegerin Lena, für die Moral Margot Käßmann, Altkanzler Gerhard Schröder, Siegmar Gabriel, Ursula von der Leyen, und wir haben sogar ein Niedersachsenlied. Sturmfest und erdverwachsen, ja, das sind wir Niedersachsen.
Lange könnte ich so fortfahren, doch möchte ich den Leser damit nicht zu sehr strapazieren. Kurz und gut und mit anderen Worten: Niedersachsen ist ein schönes Land, und in Niedersachsen lässt es sich prima leben. Das alles und noch viel mehr ist Grund genug, zumindest mal kurz an den Siebzigsten zu denken. Und was unser Land ausmacht und wie schön es mit seinen Städten und Landschaften ist, dass möchte ich mit einigen Bildern zeigen.
Es gibt so vieles, Wilhelm, was ich noch hätte nehmen können. Und natürlich macht ein Besuch des Jazz-Clubs immer viel Feude.