1000 Stimmen und brandaktueller Thematik
Geradeaus geht es nach Bethlehem
Mit dem Auto angereist in Hannover weist das Parkleitsystem geradeaus nach Bethlehem. Dort leuchtet nicht ein Stern, sondern die Schrift der ZAG Arena steht über dem Ort des Geschehens. Und nicht nur zwei Handvoll Menschen finden sich ein, sondern mehrere tausend Leute. Das Chormusical „Bethlehem“ lud in zwei Vorstellungen zum Hören, Schauen und Mitsingen ein.
Nach der Uraufführung in Düsseldorf vor einem Jahr war Hannover der erste Ort der Tourproduktion. Nachdem die Nachmittagsaufführung noch recht gut besucht war, blieben abends leider viele Plätze im Saal leer. Zum Glück nicht bei den Chören, die bei einem Chormusical mit die Hauptpersonen sind. Die Laienchöre mit gut 1000 kraftvollen Stimmen zu jeder Uhrzeit hatten sich monatelang auf ihren Auftritt vorbereitet. Nun standen sie den insgesamt rund 8000 Besuchern gegenüber und waren voller Motivation und Vorfreude.
Besonders hervorgehoben werden bei den Chorsingenden die jeweils jüngste und älteste Person. Beide kamen in der Abendvorstellung aus dem Chor „sing4you“ aus Stadthagen /Heuerßen. Mit seinen sechs Jahren war Noah der jüngste der anwesenden Kindersänger und Erhard Fischer mit stolzen 89 Jahren der Älteste. Das zeigt, das Singen Generationen verbindet und gesellschaftlichen Zusammenhalt schafft.
Aber warum wird die biblische Weihnachtsgeschichte immer wieder jedes Jahr neu erzählt? Ist sie nicht allgemein bekannt und immer wieder dasselbe? Die Frage wurde in einer kurzen Begrüßungsrede ans Publikum gleich erklärt: weil immer noch kein Friede auf der Welt herrscht. Der Wunsch nach „Friede auf Erden“ ist aktueller den je. Fremden begegnet Hass und Missgunst, und immer weniger Menschen sind auch in Deutschland bereit, Hilfesuchenden die Tür zu öffnen und ihnen Platz zu geben.
Zeitgemäß sind Maria und Josef, dargestellt von Alina Ju Tchin Simon und Benjamin Oeser, mit ihren Habseligkeiten in einem Einkaufswagen auf dem Weg nach Bethlehem. Bonita Niessen als voluminöser Engel weist ihnen und den anderen Ensemblemitgliedern immer wieder den Weg. Herodes, gespielt von Mischa Mang, schickt seine engste Beraterin Mamba (Karolin Konert) aus, um den neuen König zu suchen und die drei Astrologen (Stefan Stara, Sebastian Wurth, Marlon Wehmeier) ausfindig zu machen. Julia Lissel führt als Erzählerin durch das Stück, was durch minimalistische Bühnenausstattung den Kern der Botschaft in den Mittelpunkt stellt.
Librettist Michael Kunze, Dieter Falk als Komponist und Paul Falk als Co-Komponist haben nach den vorangegangenen Chormusicals wieder geniales vollbracht und die Weihnachtsgeschichte in eine zeitgemäße Variante gepackt. Alte Weihnachtslieder wurden neu variiert, man erkennt auch als Nicht-Kirchengänger immer wieder einige Melodien. Auch das Publikum wird zum Mitsingen animiert, sodass sie mit der professionellen Live-Band und dem Megachor eins werden.
Hinter der Bühne, dem Publikum zugewandt, steht der ganz in schwarz gekleidete große Chor. Sie bringen mit ihrem Gesang nicht nur die Halle fast zum Beben, sondern halten Banner, klatschen und bewegen sich, sind der Komet mit ihren Handy Taschenlampen und perfektionieren das, was die professionellen Darsteller singen und spielen. Auf den Monitoren, wo in Großaufnahmen die Darsteller und immer wieder auch Chormitglieder zu sehen sind, kann man die Freude am Singen sehen und durch den mitlaufenden Text auch selbst mit einstimmen oder zumindest mitlesen.
Die Botschaft von Gemeinschaft und Hilfe wird auch gleich praktisch umgesetzt. Während der Aufführung kann für „Brot für die Welt“ gespendet werden. Am Ende der zweiten Aufführung ergibt sich von dem Tag eine Summe von über 12.000 Euro. Und durch den Kauf von „Bethlehem“ Glas-Christbaumkugeln werden Ferienfreizeiten für Kinder aus Kriegsgebieten finanziert.
Die Stiftung Creative Kirche hat wieder ein Projekt geschaffen, dass auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Und wer es leider in Hannover verpasst hat, kann dieses Jahr noch in Dortmund oder Mannheim dabei sein. Für 2025 sind Aufführungen in Braunschweig, München und weiteren Orten geplant. Ob es auch noch möglich ist, als Chorsänger dabei zu sein, kann man auf der Homepage der Stiftung Creative Kirche nachlesen (https://www.chormusicals.de/) und dort auch Tickets kaufen.
Bürgerreporter:in:Regina Tegeler aus Stadthagen | |
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