Reiseziele
An der Maas und ihren Nebenflüssen durch die Ardennen
Der Rhein bietet zwischen Koblenz und Bingen wohl die attraktivste Flusslandschaft Deutschlands. An anderer Stelle habe ich darüber berichtet: Am romantischen Rhein - von Koblenz bis Rüdesheim
Ebenfalls reizvoll ist aber sein größter Nebenfluss mit den verschiedenen Nebenarmen. Das ist die Maas, die westlich der Vogesen in Frankreich entspringt und in der Nähe von Rotterdam in einen Rheinarm mündet, um kurz darauf die Nordsee zu erreichen. Wir haben uns dazu entschlossen, zumindest einen Teil des 874 Kilometer langen Flusses, der die Ardennen streift, kennenzulernen. Dazu führt uns eine viertägige Reise durch Holland, Belgien Frankreich und Deutschland. Alles liegt in diesem Gebiet nah beieinander.
Auch wenn die Ardennen keine spektakulären Berge aufweisen, so bieten sie doch malerische Landschaften. Sie sind ein beliebtes Ziel für Wanderer und auch Abenteurer, gibt es doch in dieser Karstlandschaft jede Menge Höhlen. Von der riesigen Schauhöhle Grotte de Han bis zu den kleineren, die man mit der nötigen Ausrüstung und Erfahrung selbst erkunden kann. In früheren Jahren habe ich es selbst mit Freunden gemacht.
Auch für Geschichtsinteressierte gibt es einiges zu entdecken. Die Region war während des Zweiten Weltkriegs Ort bedeutender Schlachten, darunter die berühmte Schlacht um die Ardennen, an der eine Million Soldaten beteiligt waren. Gott sei Dank ist diese Zeit längst vorbei. Aber sie darf mit ihren Gräueltaten nicht vergessen werden. Heute jedoch geht es dort überall friedlich zu. Die Menschen sind freundlich zueinander, und die schöne Umgebung ist es nicht weniger.
Beginnen wollen wir unsere Tour im holländischen Maastricht. Das ist ein guter Auftakt, denn Maastricht ist eine reizvolle Stadt. Wie es der Name schon sagt, von der Maas durchflossen. Der Stadtkern mit seiner historischen Bausubstanz hat viele schöne Plätze und unendlich viele gemütliche Lokale zu bieten. Ein Cappuccino am Flussufer bietet einen Blick auf die reizvollen Häuserzeilen.
Weniger schön ist der nächste Streckenabschnitt, der uns auf der Uferstraße durch Belgien nach Namür führt, den man aber über die Autobahn auch umgehen kann. Wir wollten ihn jedoch kennenlernen, obwohl dort viel Industrie nebst Atomkraftwerk angesiedelt ist. Doch dann, von Namür an, ändert sich das Landschaftsbild des Flusses vollkommen. Industrie gibt es keine mehr, dafür aber schöne Orte. Natürlich steigen wir zur bedrohlich wirkenden Festung hinauf, die in früheren Zeiten mit ihren Kanonen unerwünschten Schiffen die Weiterfahrt verwehrte, ähnlich der Feste Ehrenbreitstein über Koblenz. Und von dort oben haben wir einen guten Überblick über die Stadt und den Weiterlauf der Maas. Erkennen können wir flussaufwärts, dass der Fluss teilweise von steilen Felswänden eingeengt wird. Übernachten kann man gut in kleinen, preiswerten Airbnb-Zimmern, die überall in Europa zu finden sind.
Am nächsten Tag fahren wir an den fast senkrechten Karstfelsen vorbei, halten mal hier und mal da an und machen eine Wanderung auf die Höhen hinauf, von denen wir auf den Fluss mit seinen vielen Schleifen hinunterblicken können. Am Abend erreichen wir das schöne Städtchen Dinant. Eindrucksvoll schmiegt es sich mit seiner mächtigen Kathedrale an eine hohe Felswand - ein eindrucksvoller Anblick. Die kann durch einen kleinen Pfad durch den Wald erklommen werden. Und natürlich hat man auch von dort oben einen herrlichen Blick auf den Ort und den breiten Flusslauf. Wundern tun wir uns darüber, dass überall im Straßenbild Saxophone zu sehen sind, bis wir erfahren, dass einst ein Adolphe Sax hier gelebt hat, der das Musikinstrument erfunden hat.
Weiter geht’s Maas aufwärts. Wir folgen den Flussschleifen bis Givet, das auf französischem Boden liegt. Auch hier sieht man, wie überall in den Orten der Ardennen, von den Höhen auf die grauen Schieferdächer hinunter, und auch hier darf die übliche Festung nicht fehlen, die einst die Durchfahrt des Flusses bewacht hat. Bei einer Wanderung am linken Flussufer auf die Höhen, erreichen wir die interessanten Ruinen eines Soldatenlagers aus dem 18. Jahrhundert. 20.000 Soldaten hat es einmal als Unterkunft gedient.
Nach einer Nacht in Givet verlassen wir den Ort und es geht, inzwischen wieder in Belgien, quer durch die Ardennen. Freie Flächen mit Feldern, Wälder und kleine Dörfer mit ihren rustikalen aus Naturstein errichteten Häusern wechseln sich ab. Es ist meist keine spektakuläre Landschaft, aber es ist eine schöne Gegend. Und durch die Täler von kleinen Nebenflüssen der Maas, wobei wir Aussichtspunkte mit besonders schönen Blicken auf Flussschleifen ansteuern, immer wieder besonders reizvoll. So auch an dem herrlich gelegenen Ort Bouillon, der inmitten einer engen Schleife des Flüsschens Semois liegt. Das ist Romantik pur. Nicht weniger reizvoll und malerisch ist der Ort La Roche-en-Ardenne. Ebenfalls mit einer Burg in einer Flussschleife der Ourthe gelegen. Dort übernachten wir das dritte Mal. Nach einer Vormittagswanderung die Hänge hinauf fahren wir über Monschau, das zwar besonders schön ist, uns aber wegen der extremen touristischen Vermarktung nicht so gefällt, zurück. Es waren vier schöne Tage in den Ardennen, und wir haben wieder Neues kennengelernt.
Bürgerreporter:in:Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode |
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