Gleitschirmfliegen
Wie ein Vogel in die Lüfte steigen – Bei einem Tandem-Gleitschirmflug ist das für jeden möglich
Ein runder Geburtstag ist immer ein Anlass für ein besonderes Geschenk. Und das habe ich nun zusammen mit einem Sohn und einem Neffen eingelöst. Beim vorigen runden Geburtstag vor 10 Jahren war es ein Tandem-Fallschirmsprung. Dieses Mal sollte es ein Tandem-Gleitschirmflug sein. Beides kann man nicht vergleichen, ist es doch vollkommen anders.
Beim Fallschirmsprung lässt man sich aus 4000 Metern Höhe aus der offenen Flugzeugtür fallen und legt die ersten 2000 Meter im freien Fall zurück. Das ist eine brausende Himmelsfahrt, denn man hat dabei Orkanböen von 200 km/h gegen sich und wird ordentlich durchgerüttelt. Erst danach wird sanft zur Erde gesegelt. Beim Gleitschirmflug merkt man hingegen überhaupt keinen Wind, gleitet man doch mit dem Aufwind durch die Lüfte.
Beim vierten Anlauf sollte es dann endlich klappen, hatte das Wetter zu den zuvor vereinbarten Terminen doch nicht mitgespielt. Aber nun waren es ideale Verhältnisse: Blauer Himmel mit weißen Schönwetterwolken und eine sehr gute Thermik. Das versprach einen schönen Flug, und so sollte es auch kommen.
An einem Nachmittag fanden wir uns auf einem großen Rasenplatz, etwa ein Kilometer im Quadrat, bei Stapelburg am Harz ein. Zunächst schauten wir erstmal, wie andere das bewerkstelligten. Auch wenn man es noch nie gemacht hat, so ist es doch ganz einfach. Dann eine kurze Einweisung zum Startvorgang: Drei große energische Schritte nach vorne, dann einfach weiterlaufen.
Nachdem die beiden jungen Männer vor mir nacheinander einen tollen Flug hatten, war auch ich an der Reihe. Das Fluggeschirr hatte ich mir längst angelegt. Meine professionelle Tandempartnerin in meinem Rücken, waren wir dann bereit.
Ein 700 Meter langes Seil wurde von einem PKW gebracht, dann in unser Geschirr mit einem Karabiner eingeklinkt, und schon konnte es, nachdem der Start freigegeben war, losgehen.
Die drei Schritte nach vorne, weitergelaufen und schon hatten wir keinen Boden mehr unter den Füßen und stiegen in rasantem Tempo steil in die Lüfte hinauf. Dabei war mir dann doch etwas mulmig zumute, da meine Sitzfläche schräg nach unten Richtung Boden geneigt war. Aber natürlich konnte nichts passieren, hing ich doch gesichert in den Gurten.
Nachdem wir in null Komma nichts eine Höhe von 100 Metern erreicht hatten, konnte ich mich aber nach Anweisung meiner Pilotin richtig positionieren und saß nun bequem wie in einem Sessel. Damit war Genießen angesagt. Und wie war das schön! Wie ein Greifvogel schraubten wir uns in der Thermik weiter in die Höhe, mal linksherum, mal rechtsherum. Bei etwa 300 Metern hatten wir unsere Flughöhe erreicht und glitten nun, nicht den geringsten Windhauch spürend, mal hierhin, mal dorthin und wieder zurück. Es war ein Traum. Dabei hatte ich den schönsten Blick auf die Landschaft des Vorharzes, auf mehrere Dörfer, in denen einst unsere Urahnen gelebt haben. Die hätten sich einen solchen Vogelflug nicht im Entferntesten vorstellen können, gab es doch zu deren Zeit noch nicht einmal Flugzeuge.
Nach Süden erhoben sich die Berge des Harzes, weit vom Brocken überragt. Nach Westen ging der Blick Richtung Goslar und Gut Radau, wo ich einst aufgewachsen war. Nach Osten nach Halberstadt und Blankenburg mit der Steilflanke der Burgruine des Regenstein. Und nach Norden Richtung Magdeburg und verschiedensten Höhenzügen. Ich war beeindruckt. Was war das für ein großartiges Gefühl!
Dann, nach etwa einer Viertelstunde, ging es abwärts. Bei der Landung kurz über dem Erdboden die Beine angehoben, und dann schon auf den Hinterbacken durch das Gras gerutscht. Der Erdboden hatte uns wieder, der Vogelflug war beendet. Leider, hätte er für mich doch noch viel länger dauern können. Profis kreuzen natürlich entsprechend länger über den Himmel. Manchmal stundenlang über Hunderte von Kilometern. Beim Sportfliegen müssen sie dann auch spezielle Punkte in der Landschaft ansteuern.
Für uns jedoch hat dieser Flug vollkommen ausgereicht, um mal ins Gleitschirmfliegen hineinzuschnuppern. Ich kann es jedem empfehlen, es ebenfalls einmal zu versuchen. Es ist nicht schwierig, es macht eine Menge Spaß und es ist ein einmaliges Erlebnis.
Gut gelaunt machten wir uns anschließend auf den Rückweg nach Hannover, nun alles aus der Bodenperspektive betrachtend. Aber auch das hat seinen Reiz.
Auch das macht Spaß: Ein Sprung aus den Wolken - Mit 200 km/h dem Erdboden entgegen
Toll. Fast wie Segelfliegen.