Wandern und Bergsteigen im Nationalpark Triglav in den Julischen Alpen - in Sloweniens schönster Natur
Wer im Urlaub von Deutschland mit dem Auto über den Wurzenpass in den Karawanken an die schöne blaue Adria fährt, vielleicht nach Kroatien oder in noch südlichere Regionen, derjenige lässt in der Regel ein Land, auch wenn er es auf dieser Strecke durchfährt, meist links liegen. Das ist Slowenien mit seinen nur zwei Millionen Einwohnern. Viele Urlauber kennen zwar verschiedenste Alpenregionen, die Julischen Alpen in diesem kleinen Land allerdings kaum. Und gerade diese sind es, die mit ihren schönen Flüssen Drau, Save und der kleinen aber unvergleichlich schönen Soca zum Wandern einladen. Da der Großteil der Berghänge bewaldet ist, kann man auch bei den meist hohen sommerlichen Temperaturen im Schatten der Bäume gut unterwegs sein. Sie schützen mit ihrem dichten Blätterdach vor den sengenden Strahlen der Sonne, so dass auch größere Wanderungen kein Problem sind. Wer aber höher hinaus und den einen oder anderen Gipfel erklimmen möchte, der kommt dann doch über die Waldregion hinaus, wo die Temperaturen aber gerade wegen der Höhe auch gut erträglich sind.
Auch wenn auch wir weiter nach Kroatien wollten, so nahmen wir uns für dieses schöne Land doch eine Woche Zeit, um es etwas kennenzulernen. Und es sollte sich lohnen. Die großen Höhlen von Postonia, Scojanska Jama, die größte unterirdische Schlucht der Welt oder die Burg von Predjama, in einer riesigen Grotte an senkrechter Felswand gelegen, haben wir schon vor 40 Jahren besucht. Aber dieses Mal wollten wir uns auf die Julischen Alpen konzentrieren, mit einem Abstecher zum bekannten See von Bled und der Hauptstadt Lubljana mit ihrer schönen Altstadt, die zeitweise unter der Österreichisch-Ungarischen Monarchie auch Laibach hieß.
Das erste nennenswerte Ort, wenn man Österreich vorbei am dunkelgrünen Millstätter See und über Villach verlassen hat, ist am Fuße der Julischen Alpen Kranjska Gora. Mit seinen in der Sonne türkis leuchtenden Badeteichen und der Kulisse hoher Felsgipfel im Hintergrund, bildet es den Auftakt für die Erkundung dieser reizvollen Bergwelt. Von dort windet sich die schmale Straße erst langsam, dann in engen und steilen Kurven 800 Meter zum Vrsik-Pass hinauf. Danach geht es durch das Tal der Soca wieder in vielen Kehren hinunter. Für uns bis zum kleinen Ort Trenta, der unser Stützpunkt für die nächsten Tage war.
Gleich vom Campingplatz „Triglav“ konnte es mit unseren Wanderungen losgehen. Zunächst entlang des Flüsschens Soca, das in Italien, bekannt aus dem 1. Weltkrieg, fanden doch dort viele große Schlachten statt, Isonzo genannt wird. Und dieses Flüsschen zeigt sich von seiner schönsten Seite. Es sprudelt kristallklar das Tal herunter. Aber nicht nur dass, es hat, je nach Untergrund, an vielen Stellen eine intensiv türkise Farbe, die einen staunen lässt. Auch lebt darin, nachdem sie damals durch den Krieg so gut wie ausgerottet war, eine ganz besondere bläuliche Forellenart, eben die Soca-Forelle.
Wenn man den wilden Weg durch den Wald und über Karstgestein flussaufwärts wandert, dann erreicht man irgendwann, zum Schluss mit leichter Kletterei verbunden, eine kleine Schlucht, an deren Ende sich ein tiefer höhlenartiger Spalt befindet. Und wieder staunt man, wenn man dort hinunterblickt. Man hat die Quelle der Soca vor Augen, die dort unten in einem tiefen Türkis bis Dunkelblau leuchtet. Eine eindrucksvollere Quelle haben wir nirgends und noch nie gesehen.
An einem anderen Tag sind wir den Fluss abwärts gewandert. Und dabei zeigt er sich in kleinen Schluchten in einem in der Sonne leuchtendem Türkis, wie es schöner nicht sein kann. Ein Bad darin dauert allerdings nur kurz, bleibt einem doch der Atem weg. Es ist eiskalt, aber gerade deswegen besonders reizvoll.
Aber natürlich wollten wir nicht nur im Socatal unterwegs sein, sondern auch Berge erklimmen. Und da wir uns im Nationalpark Triglav befanden, wollten wir auch dessen höchsten Berg ersteigen. Natürlich den Triglav selbst, der mit 2864 Metern nicht nur der höchste Berg Sloweniens, sondern des gesamten damaligen Jugoslawiens ist. Da es von Trenta aus weit ist, haben wir uns dazu schon nachts um drei Uhr auf den Weg gemacht. Und was war das für eine Nacht! Als wir, nachdem wir schon etliches an Höhe gewonnen hatten, aus dem Wald heraustraten und über eine lange Holzbrücke einen Fluss überquerten, nach links eine Schlucht, nach rechts das Tal, das wir heraufgekommen waren, ging vor uns im V-Ausschnitt hoher Berge der fast volle Mond auf. Er tauchte diese grandiose Landschaft in ein märchenhaftes Licht.
Weiter führte uns der schmale, ausgesetzte Pfad im Zickzack stetig bergauf, während sich die erste Morgenröte zeigte. Über eine Hütte, auf der wir, nachdem es hell geworden war, die ersten wenigen Wanderer antrafen, erreichten wir schließlich durch eine karge Kalklandschaft den Gipfelaufbau des Triglav. Noch ein leichter Klettersteig, dann standen wir nach einem Anstieg von 2300 Höhenmetern auf dem höchsten Punkt Sloweniens, von dem es heißt, dass jeder Slowene ihn einmal in seinem Leben bestiegen haben sollte. Natürlich war auch der Ausblick grandios. Ganz nah die Karawanken, über die die Slowenisch-Österreichische Grenze verläuft, nach Nordwesten die Dolomiten und nach Süden das Mittelmeer mit dem Golf von Triest. Und auch wenn sich auf dem Gipfel nun etliche Bergsteiger versammelten, so waren die doch von anderer Seite den Normalweg heraufgekommen, während wir in einer fast menschenleeren Natur unterwegs gewesen waren. Es war eine eindrucksvolle Tour.
Eine zweite sollte ebenfalls eindrucksvoll sein, wenn auch auf ganz andere Art. Sie führte uns von der Nähe des Vrsic-Passes auf den 2547 Meter hohen Prisank. 1200 Meter müssen dabei erklommen werden, der Großteil über einen mittelschweren Klettersteig. Er sollte uns, nicht weit unterhalb des Gipfels, durch ein Felsenfenster führen, das wir schon von unten als kleines, scheinbar unbedeutendes Loch im Fels ausgemacht hatten. Doch als wir näher kamen, war Staunen angesagt. Es wurde beim Näherkommen immer größer, und der Klettersteig führte schließlich mitten hindurch. Fast 100 Meter über uns befand sich die Decke dieses gigantischen höhlenartigen Raumes. So etwas hatten wir noch nie erlebt.
Nach diesen wunderbaren Naturerlebnissen sollte uns der Weg dann weiter nach Süden führen. An Triest vorbei nach Istrien. Doch das ist eine andere Geschichte. Slowenien aber, ein kleines Land mit schönster Natur und relativ wenig Tourismus, kann ich jedem empfehlen, der es etwas stiller und ruhiger mag. Wir haben dort jedenfalls keinen Touristentrubel und keine Hektik erlebt. Und das war es, was uns besonders gut gefallen hat.
Siehe auch: Rovinj und Piran, die schönsten Orte Istriens
Bürgerreporter:in:Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode |
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