Das darf nie wieder passieren, nie wieder (4): Sinti-Transport nach Auschwitz-Birkenau
Heute, am 3. März 2012, legten, wie in jedem Jahr, Vertreter des Verbandes Deutscher Sinti und Roma, sowie weitere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens mehrere Kränze an der Eingangsmauer zur Gedenkstätte Ahlem nieder, unmittelbar unter einer Mahntafel, die an ermordete Juden in der ehemaligen Israelitischen Erziehungsanstalt (Gartenbauschule) Ahlem erinnern soll.
Zuvor begrüßte die stellvertretende Regionspräsidentin Doris Klawunde (Bündnis 90/Die Grünen) die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung. In weiteren Redebeiträgen gedachten Regine Kramarek (Bündnis 90/Die Grünen), Bürgermeisterin und Ratsfrau im Rat der Stadt Hannover und Herr Öhler vom Forum Sinti und Roma der über 100 hannoverschen Sinti, die am 3. März 1943 vom Bahnhof Hannover-Fischerhof nach Auschwitz deportiert wurden.
Bereits am 1. März 1943 ließ die Polizei das Sinti- und Roma-Sammellager im Altwarmbüchener Moor (Hannover-Lahe) räumen, einen Tag später erfolgte die Verhaftung der Sinti aus Hannovers Altstadt und der Calenberger Neustadt. Nur wenige überlebten den Transport und kehrten später nach Hannover zurück. Über 20000 Sinti und Roma fanden im Zigeunerlager Auschwitz-Birkenau den Tod.
Aus Aktualitätsgründen sei noch diese Nachbetrachtung erlaubt:
Bereits vor 2 Tagen, am 1. März 2012, organisierte das Historische Museum Hannover eine Veranstaltung im Vortragssaal des Hauses. Es wurde an Johann Trollmann erinnert, der im Jahr 1933 Deutscher Meister im Boxen (Halbschwergewicht) wurde und dessen Titel wenig später von den Nationalsozialisten aus fadenscheinigen Gründen für null und nichtig erklärt wurde. Unter der Leitung des Historikers Boris Erkenbrecher berichteten die Familienmitglieder Erika Trollmann, Manuel Trollmann und der Journalist Hans-Jürgen Hermel aus dem Leben des Sinto, der in das KZ Neuengamme transportiert wurde und noch vor Kriegsende im Außenlager Wittenberge verstarb.
Großneffe Manuel Trollmann hob ausdrücklich die Verdienste des hannoverschen Kunstmalers und Karikaturisten Hans Firzlaff hervor. Ohne ihn wäre das Leben von Johann „Rukeli“ Trollmann nie aus dem Schatten der Geschichte geholt worden. „Knock out-Die Tragödie eines Sinti-Boxers“ nennt Firzlaff seine Biografie über den Boxer Trollmann, dessen Familie in Hannovers Altstadt lebte. Bereits 2004 änderte die Landeshauptstadt die Straße „Tiefenthal“, Stichweg von der Burgstraße bis zur Kreuzkirche und Wohnsitz der Familie Trollmann, in „Johann-Trollmann-Weg“ um. Ein weiteres Beispiel dafür, dass Hannover das Projekt „Erinnerungskultur“ sehr ernst nimmt.
In der aktuellen Wochenendausgabe der HAZ (Hannoversche Allgemeine Zeitung) verkündet die Familie Firzlaff in einer Traueranzeige, dass Hans Firzlaff, fast 91-jährig, am 1. März 2012 verstorben sei.
Es gibt mitunter Ereignisse im Leben, die einfach keine Zufälle sein können.
> "in diesem Beitrag ging es mir ausschließlich um Sinti und Roma und deren Leid in der Zeit des Nationalsozialismus."
Das ist ja auch gut so!