Ein Tag im Leben mit Corona
Auch in Zeiten von Corona lassen sich manche Termine nicht aufschieben. Die Pandemie ist noch nicht vorbei – auch wenn ich niemanden kenne, der jemanden kennt, der das Virus gehabt hätte. Und ebensowenig sind die Maßnahmen gegen die Ausbreitung dieser neuzeitlichen Pest aufgehoben.
Öffentliche Verkehrsmittel darf man nur mit Mundschutz betreten, man soll möglichst viel Abstand zwischen sich und die anderen Fahrgäste bringen, und überhaupt sollte man so wenig wie möglich unterwegs sein.
Die Meldungen widersprechen sich. Mal heißt es, die Ansteckungszahlen gingen hoch, mal runter. Mal heißt es, die Schulen und Kindergärten sollten wieder normal öffnen, mal dass gerade Kinder die Krankheit besonders weit übertragen. Was man noch glauben kann und tun darf, bewegt sich hinter einem Schleier, genau wie die ganze Welt, wenn ich den Mundschutz trage, den ich wie einen Maulkorb empfinde.
Am Bahnhof sehe ich ungefähr das, was mein 2. Foto zeigt.
Mit dieser Sicht eine Fahrkarte zu lösen ist ohnehin schon eine Herausforderung. Endgültig surreal wird es, als der Automat meinen Geldschein zwar annimmt, die Münzen aber alle wieder ausspuckt und den Vorgang von sich aus abbricht.
Bestimmt hat der Automat bereits Corona!
Ich schwebe durch den Nebel zum anderen Ende des Bahnsteigs, die Treppe runter und suche den zweiten Automaten. Der ist sogar bereit, mir eine Fahrkarte für 6,60€ zu verkaufen. Sozialverträglich finde ich die Preise nicht mehr.
Dann gehe ich wieder hoch zum Bahnsteig, wo im Nebel ein Schriftzug läuft „…verspätet sich um ca. 5 Minuten…“
Benebelt steige ich am Hasselbrook aus, wo ich in die S-Bahn wechseln muss und stutze. Ich bin offenbar doch in einer anderen Dimension gelandet. (die nächsten beiden Fotos)
Wo ich aussteige, wächst kniehohes Unkraut. Der Zug in eine andere Zeit oder Dimension? Vielleicht bin ich im Endzeitfilm gelandet:
Der Tag, an dem die Menschheit unterging...
…oder so.
Habe ich dafür tatsächlich 6,60€ aus dem Fenster geworfen?
Weiter vorne stutze ich erneut. Ich bin auf Gleis 6 angekommen, neben mir Gleis 7.
Verwirrt zähle ich die Gleise. 1-2-3-4. Vier? Kopfschüttelnd wechsele ich zur S-Bahn und blicke mich um. Die Pisa-Studie kommt mir in den Sinn. Gleis 1, Gleis 5. Interessant. Dann bin ich wohl Gleis 2-4. Ich dachte, ich wäre Charlene. So kann man sich irren!
Und dann sitze ich im Wartezimmer.
(letztes Foto)
…was anderes hätte ich anderes erwarten können?
Ich sage ja: etwas surreal das Ganze.
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Bürgerreporter:in:Charlene Wolff aus Blankenberg |
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