Ein fragwürdiges Denkmal in Hamburg- Ohlsdorf
Es ist erschreckend in seiner Größe – das Denkmal für die Opfer der Bombardierungen 1943 die als « Operation Gomorrah » in die Geschichte eingegangen ist. Wer wie wir davorgestanden ist, die Eichenbalken mit dem Namen der Stadtteile darauf als einzigen Bezug - den kann nur das Grauen erfassen das die Opfer dieser Bombennächte in ihren letzten Augenblicken erlebt haben müssen.
Zwischen dem 24. Juli und 3. August 1943
flogen britische und US-Bomber insgesamt 6 Großangriffe bei denen rd. 8500t Spreng- und Brandbomben abgeworfen wurden. In der Nacht vom 28. auf den 29.Juli kam es dann zu den sog. Feuerstürmen – durch die Flammen und besondere meteorologische Bedingungen entfachten Winde die Orkanstärke erreichten, alles mit sich und in die Flammen rissen. Die Stadtteile Rothenburgsort, Hammerbrook und Borgfelde wurden fast völlig zerstört; auch in Hamm, Eilbek, Hohenfelde, Barmbek und Wandsbek gab es große Zerstörungen. Etwa 30.000 Menschen starben bei diesem Angriff.
Insgesamt verloren bei diesen Angriffen etwa 34.000 Menschen ihr Leben ; die meisten von ihnen wurden auf dem Friedhof Ohlsdorf von 80 KZ-Gefangenen in einem Massengrab beigesetzt, nur die Hälfte konnte identifiziert werden.
Mehr als 1000 KZ-Häftlinge wurden bei den lebensgefährlichen Bergungs- und Aufräumarbeiten eingesetzt.
Die vielfach in Hamburger Betrieben zur Arbeit gezwungenen KZ-Häftlinge aus den umgebenden Straf- und "Sonder" Lagern, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter die ebenfalls zu mehreren Tausenden in den Bombennächten umkamen finden sich hier nicht, sie wurden u.a. an der internationalen Kriegsgräberstätte an der Sorbusallee beerdigt ; ebenso diejenigen von ihnen die bei Bergungsarbeiten in den einsturzgefährdeten Ruinen und Kellern und der Räumung von Blindgängern getötet wurden. Diese Zwangsarbeiter durften übrigens bei Fliegeralarm keine Schutzräume aufsuchen ; sie mußten auch während der Angriffe weiterarbeiten.
Etwa 600 alliierte Crewmitglieder starben
; rd. 170 gerieten in Kriegsgefangenschaft und wurden in das KZ Neuengamme gebracht. Einige der gefallenen britischen Soldaten ruhen ebenfalls in Ohlsdorf auf dem britischen Kriegsgräberfeld des 2. Weltkriegs.
Aus der Vogelperspektive
fällt nicht nur die zentrale Lage dieser im Oktober bzw. November 1943 durch die NSDAP eingeweihten Grabanlage auf während die Anlagen für die Opfer der nationalsozialistischen Terrorherrschaft eher eine Randlage einnehmen sondern auch die Form eines fast gleichseitigen Kreuzes mit mehr als 100m langen Armen das durch den Farbkontrast der Wege und dem angrenzenden Grün sehr an das Balkenkreuz der Wehrmacht erinnert.
Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch einige Tafeln mit den Namen der Bestatteten auf denen diese von ihren Angehörigen oder Freunden als « Gefallene » bezeichnet wurden – wohl ganz im Sinne der NS-Führung die selbst auf die Anbringung von Namen verzichtete und die Opfer als anonymes « Volksschicksal » an der « Heimatfront » im Kampf um den « Endsieg » vereinnahmen wollte.
1947 gab der neue Hamburger Senat
eine Ausschreibung zur Umgestaltung der Anlage heraus, und der Bildhauer Gerhardt Marcks errichtete als Mittelpunkt der Anlage ein Gebäudefragment auf deren Innenseite gegenüber des Eingangs eine Abbildung der griechischen Mythologie entstand. Das Relief „Fahrt über den Styx“ zeigt den Totenfährmann Charon der mit unbewegter, teilnahmsloser Miene ein anmutiges Brautpaar, einen Mann, eine Mutter und Kind und einen Greis über den Acheron setzt, den Strom, der die Oberwelt vom Reich der Schatten trennt. Er wirkt erstarrt und symbolisiert die Gleichgültigkeit des organisierten Massentodes. Die anderen Figuren wirken teilnahmslos und tragen, wie der Bildhauer erläuterte, „das Menschliche unberührt hinüber”. Die Arbeit war lange umstritten da es keinen Bezug auf die Bombennächte als Folge der NS-Herrschaft und des von ihnen angezettelten Krieges gab sondern sie eben als « schicksalhaft » darstellte – es darf angenommen werden daß ein solches Mahnmal ebenso in Warschau, Rotterdam, Coventry und London stehen könnte.
Joseph Goebbels in seiner Rede im Sportpalast am 18. Februar 1943 :
« Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt erst vorstellen können?“ «
Das Volk jubelte. Und es bekam ihn...
Bürgerreporter:in:Edgard Fuß aus Tessin |
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