Wenn Kopenhagen swingt

Nyhavn mit den bunten Häusern ist ein beliebtes Fotoobjekt.
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Was braucht man mehr als eine Gitarre, eine Harke, eine Kordel und eine Holzkiste. Dazu noch zwei skurrile Typen mit Clownsnase und Hut. Der eine haut auf die Saiten, der andere zupft die Kordel und entlockt Harke samt Resonanzkörper-Kiste swingende Töne. Und dänische Kronen füllen das Danke-Töpfchen. Kopenhagen swingt vom Beginn der Ströget, also vom Rathausplatz gleich hinter dem Hauptbahnhof, bis zum Ende beim königlichen Hotel d`Angleterre. Die älteste Fußgängerzone der Welt und noch dazu die längste (1,8 km, mit Nebenstraßen 3,2 km) ist das Herz der dänischen Hauptstadt.

Wer sehen und gesehen werden will, wer die frechste Mode haben muss, ob Glitzer oder „royal skin“, sprich Leder, die knappsten Tops, die witzigsten Schuhe und die tollsten Partykleider oder Glas und Porzellan „Royal Kopenhagen“ als Mitbringsel braucht nur die Ströget rauf und runter zu flanieren. Swingend natürlich, denn an der nächsten Ecke schreien sich die Bob Marleys und Eric Claptons die Kehle aus dem Hals, begleitet vom Klatschen begeisterter Zuschauer. Oder lieben Sie Jazz, dargeboten von einer Blaskapelle in königlichen Kostümen? Ach, Sie lassen sich gern hinreißen vom wilden Trommeln eines superschönen Indianers. Die Girlies liegen ihm schon zu Füßen. Sobald Münzen im Kästchen klingeln, bewegt sich auch die grüne „Freiheitsstatue“ dankend verbeugend. Überhaupt ist Straßenkunst angesagt, vom Pflastermaler bis zum neckischen Luftballon-Häschendreher. Eher belustigend: der Mann, der ein zum Zöpfchen geflochtenes Kinnbärtchen mit Schleife trägt. Kopenhagen macht`s möglich.

Wem der alltägliche Straßen-Sound nicht genügt, sieht sich in Kneipen, Parks, in Kirchen und Konzerthallen um.
Beim Bummel durch Kopenhagen muss man auch reingucken in die Seitenstraßen und Durchgänge. Da ist Klostergaarden von 1768 erhalten - eindeutig, dass es sich um einen ehemaligen Kreuzgang handelt, nun mit Büros und Wohnungen geschickt umbaut. Open-air-Cafés in schattigen Hinterhöfen oder hoch über der Stadt, etwa das Café Anton am Amagertorv, das ist der Platz mit dem Storchenbrunnen, tollen Ausblick inklusive. Den hat man ebenso vom Runden Turm. Seit längerem dürfen Restaurants, Cafés und Bars bis zwei Uhr nachts draußen bedienen.

Trifft man auf einen 2,79 Meter großen Mann, steht man vor dem Museum der Weltrekorde. Ein Erotik-Museum gibt es auch. Ein Grund, weshalb manch einer vor vielen Jahren nach Kopenhagen reiste. Aber heute? Nein, heute macht man von Nyhavn aus eine Kanal- und Hafenrundfahrt bis zur Kleinen Meerjungfrau und isst anschließend in einem der Fischrestaurants von Nyhavn mit den bunten Häuserzeilen. Von außen sehen muss man ein spezielles, eins mit Hunderten von Hummern an der Fassade. Pilestraede, Ny Östergade, Grabrödre Torv geizen nicht mit Restaurants, Tanzbars, Night Clubs. Das Hard Rock Café ist beim Bahnhof um die Ecke, wo auch die Tourist-Information und der Haupteingang zum Tivoli zu finden sind. Den im 18. Jahrhundert gegründeten Vergnügungspark – der weltweit älteste heißt Bakken und befindet sich in Klampenborg nördlich von Kopenhagen - spart man sich für abends auf. Lautes Kreischen zeigt an, dass der Eintritt lohnt. Gut essen lässt es sich mitten im See auf der Fregatte Sankt Georg III.

Eine der Touristenattraktionen ist natürlich die Wachablösung vor Schloss Amalienborg, der Stadtresidenz von Königin Margrethe II. Punkt zwölf Uhr mittags werden die Neugierigen in die Schranken verwiesen: bis hierher und nicht weiter. Beim zwanzigminütigen Spektakel der Fellmützen, bei 30 Grad Hitze und beim leichten Schwanken der königlichen Leibgarde denkt jeder Zuschauer nur daran, ob einen von ihnen der Hitzschlag trifft. Pech, alle stehen`s durch! Besucher stehen`s eh durch. Sie könnten einen Eisdrink nehmen.

Von den königlichen Besitztümern ist der Palast Christians VII., 1794 für den Fürsten Moltke erbaut, zu besichtigen. Hier erlebt man den angeblich schönsten Rokoko-Saal Nordeuropas, ein Rausch von Goldstuck und Spiegeln, und einen Raum voll ungewöhnlich bemalten Porzellans. 1530 verschiedene Pflanzen sollen auf Tellern, Saucieren, Vasen und Tassen abgebildet sein. Es soll aber junge Besucherinnen geben, die nur ein Auge für das Nachbar-Palais haben, in dem der Kronprinz wohnt, wenn er denn zu Hause, das heißt die Flagge gehisst ist. Auch wenn er inzwischen Familienvater ist.

Falls man fußmüde wird und eine 20-Kronen-Münze als Pfand dabei hat, krallt man sich ein Fahrrad und stellt es dort wieder ab, wo man es nicht mehr braucht. Kunstinteressierten sind das „Statens Museum for Kunst“, die „Hirschsprungsche Sammlung“, beide mit Schwerpunkt dänischer Malerei, und die von einer Brauerei gesponserte „Ny Carlsberg Glyptotek“ mit den großen französischen Impressionisten zu empfehlen. In Dänemark muss nämlich eins klar gestellt werden, dass Dänen nie zu viel Bier trinken, sondern immer etwas für die Kunst tun!

Bürgerreporter:in:

Elke Backert aus Hamburg

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