Südtirol erleben - Auf dem Riffianer Waal- und Besinnungsweg
So strahlend blau wie in den vergangenen Tagen ist der Himmel über dem Passeiertal am Morgen des 3. Juli nicht. Die Luft ist sehr warm und schon in der Frühe drückend. Gewitter sind für den Tagesverlauf angekündigt. So wollen wir uns besser in Ortsnähe aufhalten, als auf "Große Tour" zu gehen.
Oberhalb des Ortes Riffian befindet sich auf etwa 600 m Höhe ein ganz besonderer Weg - ein Wanderweg, als Waalweg ausgewiesen, Pilgerweg und "Besinnungsweg" zugleich. Er führt vom Ort aus beim Gasthof "Kreuz" durch die Hohlgasse bergan, vorbei an Gärten, Apfelplantagen, Obsthöfen über einen Wiesen- und Waldweg an einem Weinberg entlang zur Wallfahrtskirche "Zu den Sieben Schmerzen Mariens".
Der steile Anstieg auf einer betonierten landwirtschaftlich genutzten Fahrstrecke zum eigentlichen Besinnungsweg strengt uns bei der Wetterlage sehr an. Wir verpassen die schwer zu erkennende Wegweisung und laufen zu weit die Betonstraße hoch. Linkerseits liegt unterhalb unseres Weges die Kirche des Nachbarortes Kuens. Auf einer Bank machen wir erst mal Pause. An uns vorbeikommende Wanderer fragen wir nach dem Zugang zum Riffianer Besinnungsweg. Sie erklären uns, dass wir bis zum Hof zurück und durch den Garten über die Wiese laufen sollen. So machen wir es und erkennen dann aus der Gegenrichtung kommend die kleine unaufällige Wegmarkierung.
Auf geradezu ebener Wegstrecke wird das Wandern leichter. Damit können wir entspannter unsere Sinne zur Wahrnehmung öffnen und die besondere Sphäre dieses Weges im meditativen Gehen erspüren. So kommen wir zu den besinnungsanregenden Holzstelen, die der Südtiroler Bildhauer Hartmut Hintner aus Gsies gestaltet hat. Sieben Stationen mit Stelen aus Zirbenholz markieren den Leidensweg Marias in zeitgemäßer Darstellung. In einer offenen kleinen Felsenhöhle begegnen wir Maria. Zum Jubiläum "700 Jahre Wallfahrtskirche Riffian" wurde der Besinnungsweg im Jahre 2010 in dieser Weise für Pilger und Wanderer geschaffen.
Wir lassen den Waldweg hinter uns, zwischen Weinberg und Apfelplantagen kommt die Wallfahrtskirche in Sicht. Ein Blick in den Himmel zeigt dunkle, regenschwere Wolken. Da hören wir auch schon erstes Gewittergrollen. Vorbei ist es mit unserem besinnlichen Wandern, wir sollen uns nun im Bergablaufen beeilen und schnellstens zum Schutz ein Dach über dem Kopf finden. Die Pfarr- und Wallfahrtskirche mit ihrem wertvollen Gnadenbild ziehen wir als Schutzraum nicht in Erwägung, wir haben sie und die Friedhofskapelle bereits zuvor zu anderen Anlässen besucht.
An unserer Wegstrecke unterhalb der Kirche liegt am Kirchweg das Gasthaus "Weinberg" mit seinem üppigen, farbenprächtigen Blumenschmuck. Da wollen wir gleich einkehren. Kurz vor dem Gasthaus angekommen, fallen auch schon die ersten Regentropfen. Auf der überdachten Terrasse finden wir einen luftigen Platz, wo wir in Gelassenheit zu Mittag speisen und das Gewitter in Beschaulichkeit abziehen lassen. Wunderschön ist der Ausblick über die jetzt wolkenverhangene, dunstige Landschaft des Meraner Landes. Über den Kirchweg laufen wir zurück zu unserem Riffianer Quartier. Dabei erfreut der Blick auf Gärten und Blüten in ihrer Regenfrische.
Ach ja, da war noch was, die Sache mit dem Waalweg. Wir haben auf unserer Strecke, wie wir es uns vorgestellt hatten, gar kein fließendes Wasser im Bewässerungskanal (Waal) bemerken können. Wie wir erfahren, wurde der Waal bereits in den 1960er Jahren durch ein unterirdisch verlaufendes Rohrleitungssystem ersetzt. Ursprünglich begann der 3,5 km lange Waalweg in 875 m Höhe am Finelebach, der von den Spronser Seen herab kommt. Das Waalwasser floss oberhalb von Kuens und oberhalb von Riffian auf etwa 600 m bis zum Rösslhof. Der Wartungssteig des ehemaligen Waales wurde zum Wanderweg ausgebaut, wird aber heute noch als Riffianer Waalweg bezeichnet und seit 2010 auch als Riffianer Besinnungsweg.
Herzlich grüßt Kirsten Mauss
Bürgerreporter:in:Kirsten Mauss aus Hamburg |
5 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.