Porto, ein einziges Vergnügen
Porto ist Namensgeber des Landes auf der Iberischen Halbinsel, das auf der Landkarte wie ein Anhängsel Spaniens wirkt, aber bitte sehr eigenständig ist!
Porto gibt seinen Namen dem Getränk, das die Deutschen als roten süßen Dessertwein kennen. Doch wie Sherry Fino erhält man auch Portwein als weißen trockenen Aperitif. Die Probe aufs Exempel macht man am besten - in Porto.
„Wir warten sehnsüchtig auf den Euro“, versuchte ein älterer Herr ein Gespräch mit mir. Für die Deutschen sei er zwar nicht vorteilhaft, weiß er, aber das Volk der Portugiesen hole er aus der Armut heraus.
Das geschah etwa zu der Zeit, als Porto zur „Kulturhauptstadt 2001“ gekürt wurde.
Zu Recht, denn Porto, mit 310.000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Portugals, muss sich nicht hinter Lissabon verstecken. Im Gegenteil. Porto ist ein einziges Vergnügen, bequemes, rutschfestes Schuhwerk vorausgesetzt. Denn nur zu Fuß kann man die Stadt am Douro erobern, bergauf, bergab. Man lässt sich einfach treiben, mitreißen vom verwirrenden Labyrinth der Altstadt, vom Charme der mehr oder weniger maroden Häuser in den engen Kopfstein gepflasterten Gassen. Die historische Altstadt wurde übrigens 1996 von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Viele Hausfassaden sind mit reliefartigen Fliesen gekachelt, immer aber fallen sie durch Erker auf, die meist über drei Stockwerke reichen, und durch Eisenbalkone, auf und über denen Wäsche zum Trocknen im Wind flattert, im Winter unter schützenden Planen und Schirmen versteckt. Denn der Regen kommt in Güssen, und Sturzbäche stürzen die Gässchen hinab, so dass selbst die Wasserrinne in der Mitte machtlos ist und allenfalls Gummistiefel eine Chance haben, trockenen Fußes die nächste Kneipe oder Kirche zu erreichen.
Porto ist vielleicht die einzige Stadt, in der man diese gewaltigen Güsse locker und lachend überstehen kann. Auch die Studenten aus Italien und Deutschland machen das Beste draus. Sie verbrüdern sich mit den ebenso durchnässten Touristen und bitten sie zum Aufwärmen in ihre Bude – bei Gitarrenklängen und Vinho verde, jenem trockenen Weißwein aus dem Norden Portugals.
Trotz Auf und Ab in den Gassen darf man das Gucken nicht vergessen. Da versteckt sich ein alter Kolonialwarenladen neben einer Apotheke in schönstem Jugendstil, ein Prachtcafé der Belle Epoque neben dem Monumentalbau eines Warenhauses, dessen Fassade weibliche und männliche Aktskulpturen schmücken. Blaue, Geschichten erzählende Kacheln, Azulejos genannt, geben Kirchen ein ungewöhnliches Aussehen. Besonders romantisch am Abend, wenn die angestrahlten Gebäude geheimnisvoll leuchten.
Gehen wir von der Praca da Liberdade aus, vorbei am Bahnhof Sao Bento, dessen prächtige Historienbilder aus jenen blauen Kacheln zusammen gefügt sind, hinunter zum Douro. Ein Esslokal neben dem anderen am Cais da Ribeira, urig in Gewölben und unter Arkaden, aber nur dem zu empfehlen, der nicht auf den Preis achten will. Günstig, für etwa fünf Euro Fisch satt, die Flasche Wein ebenfalls für um die fünf Euro, und sehr gut isst man dagegen in der Rua da Bandaira im Kathedralen-Viertel.
Überquert man die von einem Schüler Gustave Eiffels gebaute Eisenbrücke Dom Luis, erreicht man Vila Nova de Gaia, die Schwesterstadt, die an die 60 Portweinkellereien beherbergt. Von dort zeigt sich Portos Altstadt malerisch bunt am hohen Fels klebend mit wie eine Festung trutziger Kathedrale und dem Clérigos-Kirchturm, dem höchsten der Stadt, gleichzeitig ihr Wahrzeichen. Am Kai, wo vor 20 Jahren als Symbol nur eine alte Barke ankerte, die in früheren Zeiten die Fässer mit dem Portwein verschiffte, dümpeln heute unzählige – als Werbeträger der Firmen.
Seit die Hafenstadt eine Metro hat, verderben dem Besucher keine aufgerissenen Straßen mehr die Lust am Flanieren. Es ist ein Genuss, mit der Straßenbahn, einem wunderschönen Relikt aus dem 19. Jahrhundert, von der Haltestelle Infante(Börse/Franziskanerkloster) durch eines jener Atmosphäre ausstrahlenden Viertel am Ufer des Douro bis zum Passeio Alegre in Richtung Meer zu fahren. Im noblen Vorort Foz Velha könnte man aussteigen und die Fluten des Atlantiks genießen.
Wirkt sehr einladend auf mich,toller Beitrag!