Pilgermesse in St. Jacobi 2014 - Impressionen

Pilgerwegweiser und Pilgertreffpunkt an der Ostseite der St. Jacobi-Kirche
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  • Pilgerwegweiser und Pilgertreffpunkt an der Ostseite der St. Jacobi-Kirche
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22.02.2014 - Sie kamen von nah und fern - einige von ihnen kamen aus skandinavischen Ländern und von Island. Im Sternpilgern zogen sie aus allen Himmelsrichtungen kommend durch Hamburgs Innenstadt.
Mit dem Einzug der Pilgernden in die St. Jacobi-Kirche begann um 11.00 Uhr der Gottesdienst zur Pilgermesse. Wunderschöne sacrale Gesänge der "Capella Peregrina" erfüllten den Kirchenraum mit Klängen. "Sei gegrüßt, Herr Jesus" sang die Gemeinde und Pastor Patrick Klein sprach begrüßende und einführende Worte.

Pilgerpastor Bernd Lohse hielt eine ebenso inspirierende wie mitnehmende Predigt. Ich lauschte seinen Worten: Pilgern ist Glauben mit den Füßen, ja, mit dem ganzen Körper. Pilgern ist Ehrfurcht vor dem Leben und Ehrfurcht vor der Schöpfung in der Weite der Landschaft. Die äußere Landschaft öffnet den Blick für die innere Landschaft. Pilgernde sind hautnah in Kontakt mit Gottes großartigem Schöpfungswerk - und kommen ins Staunen. Pilgern geschieht immer im Bewusstsein zur Nähe der Natur. Die Natur ist die wahre Heimat der Kultur des Menschen. In Natur und Kultur anderen Menschen auf dem Weg nahe sein und Momente der Gottesnähe spüren - das sind sehr kostbare Erfahrungen. Eindringlich brachte Pastor Lohse sein eigenes Erleben und die Bedeutung des Pilgerns den ZuhörerInnen nahe - und ganz gewiss hat er damit so manchem Pilger und mancher Pilgerin aus tiefstem Herzen gesprochen. "Gott nahe zu sein ist mein Glück!" Die gewählten Worte der Jahreslosung 2014 aus Psalm 73 zur Predigt treffen den Kern. Das Glück der Gottesnähe beim Pilgern in freier Natur zu erfahren, scheint für Menschen unserer Zeit eine starke Antriebskraft zu sein.

"Möge die Straße uns zusammenführen ..." - mit dem Lied, das vielen Menschen als Pilgerlied und Irischer Reisesegen bekannt ist, ging der Pilgergottesdienst der Segnung der Gemeinde entgegen. Im Anschluss an den Gottesdienst folgten viele TeilnehmerInnen einer Einladung zur persönlichen Segnung. Ich erhielt eine Segnung in isländischer Sprache von einer Pastorin aus Island - von Hand zu Hand. Segnungen empfinde ich als etwas Wundervolles.

Im Südschiff wurde anschließend für das leibliche Wohl gesorgt. Zur Stärkung gab es warme Suppe und dazu Pilgerbrötchen in der Form einer Jakobusmuschel gebacken sowie Getränke, Kaffee und eine feine Kuchenauswahl. Ich genoß das Mittagsmahl in Gesellschaft und fühlte mich wohl in der Atmosphäre der Pilgermesse im kirchlichen Raum.

36 Ausstellerstände boten ein vielfältiges Angebot. Hier konnten sich Interessierte über alles rund ums Pilgern informieren - über Wanderstrecken, Übernachtungsmöglichkeiten und Ausrüstung. Ein vielfältiges Literaturangebot war zu bemerken. Auch Assesoires - wie die Jakobus-Pilgermuschel, die als Erkennungszeichen an Rucksäcken getragen wird - gehörten zum Messebild.

Der Fokus der diesjährigen Messe war auf Pilgerwanderungen in nordischen Ländern gerichtet. Der Olavsweg in Norwegen von Oslo / Hamar über das Dovrefjell nach Trondheim wurde 2010 - nach dem Jakobsweg in Spanien mit dem Ziel Santiago de Compostela - als zweiter Pilgerweg zum Europäischen Kulturweg erklärt. Vor etwa 1000 Jahren brachte der kämpferische Wikinger König Olav II das Christentum nach Norwegen. Nach seinem Tod als Märtyrer geschahen Wunder und er wurde heilig gesprochen. Über der Grabstätte des Heiligen Olav wurde der großartige romanisch-gotische Nidaros-Dom in Trondheim errichtet.

An den Messeständen fanden interessante Begegnungen, anregende Gespräche und Austausch von Erfahrungen statt. An einem Stand lernte ich Helfried und Renate Weyer als Autoren von wunderschönen Bildbänden kennen. Auch vom Olavsweg gibt es Bücher von ihnen. Beide Fotojournalisten sind sehr erfahrene Pilgersleute weltweit. Als renommierter Fotograf wurde Helfried Weyer mit dem Kodak-Fotobuchpreis ausgezeichnet. Er schuf die ersten Multivisionsvorträge und gehört zu den erfolgreichsten professionellen Vortragsrednern. Die Internetseite "Olavsweg" zeigt unter "Bilderbogen" eine sehenswerte Galerie mit 33 fantastischen Aufnahmen von der Pilgerstrecke Hamar bis Trondheim.
http://olavsweg.de/wp/?page_id=39
http://olavsweg.de/wp/
http://www.helfried-weyer.de/willkommen.html

Ich freue mich über ein von mir ausgesuchtes Buch: "Aufbruch zur Achtsamkeit - Wie Pilgern unser Leben verändert" von Franz Alt, Bernd Lohse / Helfried Weyer. Die Autoren erzählen darin von ihrem gemeinsamen Pilgern auf dem Olavsweg - "von konkreten Wanderrouten, aber vor allem auch von der Begegnung mit dem eigenen Ich, einer unberührten Natur und mit Gott. Ihre Reise wird zu einem Aufbruch zur Achtsamkeit, der auch im Alltag entdeckt und gelebt werden kann." So las ich auf dem Umschlagtext, der mich zur weiteren Vertiefung anregte. Im Klappentext las ich die Worte von Franz Alt: "Hier und jetzt ist der Weg das Glück. Die wichtigste Wegzehrung heißt: Vertrauen, Hoffnung, Liebe. ... Im Raum der Stille können wir der Stimme unseres Herzens lauschen. Dafür brauchen Menschen die Weite, um frei zu werden, den Weg, um gehen zu können und den Himmel, um ein Ziel vor Augen zu haben." Ich bin gespannt darauf, was ich durch den Inhalt dieses Buches noch erfahren werde.

Im Schäfersaal fanden in 30-minütigen Abständen Vorträge und Bilderschauen statt. Hier erfahre ich Weiteres über den Olavsweg in Bild und gesprochenem Wort. Ich erinnere mich dabei an TV-Beiträge, die N3 2010/11 sendete und damit Aufzeichnungen der Pilgertour mit Pastor Lohse, Franz Alt, den Weyers und anderen TeilnehmerInnen auf dem Olavsweg zeigten. http://olavsweg.de/wp/?cat=12

Am Vortag der Pilgermesse (21. Februar) gab es ein Symposium unter dem Titel "Mit allem Sinn auf dem Weg - Warum Menschen pilgern?" http://olavsweg.blogspot.de/2013/12/pilgermesse-20...

An einem anderen Stand komme ich mit Referenten des Symposiums ins Gespräch, die ihr soziologisches Fachwissen zur "Renaissance des Pilgerns" eingebracht hatten. Die Referenten dieses Vortrages Patrick Heiser und Christian Kurrat sind auch Herausgeber des Buches "Pilgern gestern und heute - Soziologische Beiträge zur religiösen Praxis auf dem Jakobsweg" (2012, 2. Aufl. 2014). Das Werk zur Pilgerforschung geht vertieften Fragestellungen nach: "Wer pilgert? Wie und warum wird gepilgert? Wie unterscheidet sich das Pilgern gestern vom Pilgern heute?" Spannende Fragen, denen ich mit dem Studium des Buches weiter nachgehen werde. "Buen Camino" wurde mir mit der Signatur im Buch gewünscht.

Vom Kloster Nütschau gaben Benediktinerpater Informationen über ihr dortiges Wirken. Ich hatte Gelegenheit, mit Pater Matthäus einige Worte zu sprechen. Als Stätte der Besinnung, Bildung und Begegnung lädt das Kloster mit dem Haus St. Ansgar zu Aufenthalten und Seminaren ein. Das Kloster Nütschau liegt in der Nähe von Bad Oldesloe auf dem Pilgerweg von Lübeck - Hamburg. Dieser ist ein Teil der Via Baltica. Kloster Nütschau ist das nördlichst gelegene Benediktinerkloster. Pilger können nach Voranmeldung im Jugendhaus übernachten. Ich habe schon seit vielen Jahren vor, das Kloster Nütschau zu besuchen. Im Programm entdecke ich Termine für Sonntagnachmittags-Konzerte und einen Tag der Offenen Tür im Juni. http://www.kloster-nuetschau.de/

Mir begegnet eine Frau, die wie ich an einer Vesper in St. Michaelis mit Hauptpastor Alexander Röder und José Ramón Morán am 12.02.2014 teilgenommen hat. Sie erzählte mir, dass sonst auch José bei den Pilgermessen dabei sei - dieses Mal aber leider nicht. Sogleich fällt mir sein Gesang ein "Altissimo Corazon" - Das allerhöchste Herz öffnet sich wie eine Blume dem Licht. Es hätte mich sehr gefreut, José hier wiederzusehen.

Die St. Jabobi-Kirche war schon im Mittelalter ein bedeutender Mittelpunkt für Pilger aus Nordeuropa. Seit 6 Jahren führt die Kirche diese Tradition mit der jährlichen Messe fort. Sie ist zu einem festen Anlaufpunkt für moderne Pilger und Interessierte geworden. Heute gilt diese Pilgermesse als die größte in Deutschland. Mehr als 1.500 Menschen haben die Messe in diesem Jahr besucht. Im Pilgerzentrum von St. Jacobi ist Pastor Bernd Lohse ein erfahrener Ansprechpartner. Das Pilgerzentrum mit seinem Team von Freiwilligen bietet das ganze Jahr hindurch regelmäßige und besondere Programme an. Die seit November 2013 im Turm eröffnete Pilgerkapelle bietet BesucherInnen einen Raum für Besinnung und Gebet. Von hier aus führt eine Wendeltreppe hoch ins Pilgerbüro.

Im Schreiben über meine Impressionen von der Pilgermesse 2014 blicke ich zurück auf einen bunt gefüllten Tag mit vielen neuen Impulsen. Mit diesem Beitrag, der nur einen kleinen Ausschnitt der Veranstaltung beleuchtet, bedanke ich mich bei allen Mitwirkenden. Ich danke Manfred Hermanns, der mich durch die Pilgermesse begleitet hat. Manfred Hermanns unterstützt die Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft seit vielen Jahren durch seine Mitwirkung zusammen mit Klaus Letulé, Lore Kreuzer, Kuba Slawski, Detlef Giering. Mit mehreren Beiträgen über Pilgerwege in Norddeutschland und die einladenden, sehenswerten Baudenkmäler an den Pilgerstrecken hat er auch die Myheimat-Welt bereichert. Ein Beitrag ist dem "Pilgern heute" gewidmet.
http://www.myheimat.de/buchholz-in-der-nordheide/k...
http://www.myheimat.de/hamburg/kultur/pilgern-heut...
Mit der guten Erfahrung "Pilgern verbindet" und vielen Anregungen im Gepäck wird es mich weiterhin beschäftigen und bewegen, dem Glück der Gottesnähe im Pilgern auf die Spur zu kommen.

http://pilgern-im-norden.de/
http://www.jacobus.de/neu/deutsch/index_4_7.html
Nachtrag am 28.02.2014 16:00 Uhr zur lesenswerten Predigt von Pilgerpastor Bernd Lohse: http://www.jacobus.de/neu/pdf/predigt140222.pdf

Nachtrag zur Pilgermesse 2016:
https://www.myheimat.de/hamburg/kultur/pilgermesse...

Herzlich grüße ich ins Myheimat-Land
Kirsten Mauss

Bürgerreporter:in:

Kirsten Mauss aus Hamburg

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