Halle, Halloren und ihr weißes Gold
„Darf ich mich vorstellen“, beginnt der dunkel gewandete und beleibte Herr mit dem schwarz-samtenen Dreispitz den Rundgang durch die sächsische Stadt Halle an der Saale, „ich bin ein Hallore, und was ich trage, ist kein Kostüm, sondern der gute Sonntagsanzug, mein Festkleid.“
Als Halloren werden seit dem 17. Jahrhundert die Salzarbeiter und Mitglieder der Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle bezeichnet, die in eisernen Pfannen Sole zu Salz verkochten, weshalb sie auch Pfänner genannt werden. Die Brüderschaft gehört mit dem Gründungsjahr 1491 zu den ältesten Brüderschaften im deutschsprachigen Raum und kam zu Wohlstand und Macht. Äußeres Merkmal der Halloren ist ihre barocke Kleidung. Als deren Besonderheit gelten die 18 silbernen Kugelknöpfe.
Halle zählt zu den ältesten Salinestädten. An die 100 Siedekothe, schlichte Siedehütten, in denen Sole zu Salz versiedet wurde, gab es auf der mittelalterlichen Thalsaline, die sich im Bereich des heutigen Hallmarktes befand. Salz, das weiße Gold, war und ist ein unverzichtbarer Teil des Lebens. Aber nur sechs Gramm täglich brauche der Körper. 95 Prozent nutze die Industrie unter anderem zur Herstellung von Kunststoff.
„Bitte verwechseln Sie nicht den Namen Halloren mit den Einheimischen. Die heißen Hallenser, und Hallunken mit Doppel-l sind die Zugereisten - also Sie.“
Zu den Knöpfen seines Festkleids gibt der Hallore eine Legende zum Besten. Nixen aus der Saale hätten schwarze Mohnköpfe und Gewürznelken, die sich als Geschenk zu einer Taufe in einem Kästchen befanden, in Silberknöpfe verwandelt. Die Knöpfe seien wirklich etwas Besonderes, und jeder Hallore vererbe sie seinem Sohn. Da er zwei Söhne habe, habe er sie vorsichtshalber im Doppelpack gekauft, um keinen Erbstreit hervorzurufen.
Diese Kugelknöpfe sind auch der Ursprung für die Hallorenkugeln aus Schokolade, eine hallesche Spezialität. Und weil das ein Verkaufsschlager ist, gibt es noch die Hallore-Schlackwurst, das runde Brot Halloren-Kruste und das Hallore-Siedesalz, das seit 1964 nur noch zu touristisch-musealen Zwecken entsteht.
Und - vielleicht am lukrativsten - das Hallore-Salzkristall-Badesalz, gleich in siebenfacher Ausführung, Vanille, Kirsche, Lemongras, Olivenöl, Orchidee, Kokos und Mango. Die entsprechend duftenden Kristalle sollen die Nerven beruhigen und die Muskulatur lockern. Auf ein neues Wellness- und Badevergnügen!
Dass es Führungen auf salzigen Spuren gibt, versteht sich fast von selbst. Hauptsächlich an den Schausiede-Sonntagen, wo am Ende des Rundgangs entlang schönster historischer Baudenkmäler der Altstadt das Technische Halloren- und Salinemuseum auf der Saline-Halbinsel besucht wird und das Schau-Sieden bestaunt werden kann.
www.halloren.com, www.salinemuseum.de, www.halle.de
Übernachtungstipp: MARITIM Hotel Halle, Tel. +49/(0)345/51010, info.hal@maritim.de, www.maritim.de
Bürgerreporter:in:Elke Backert aus Hamburg |
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